H&M, Frühstücksdate und Morgenruhe
a/n: liest das hier eigentlich noch irgendjemand?
& wirklich ganz ganz kleine triggerwarnung (homophobia/ bad eating habits/ probably bad coping mechanism) & danke danke danke für 3k reads
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Mein Pa versucht mich zu erreichen.
Mit jeder neuen Welle von Panik, drücke ich seine Anrufe weg.
Schließe ihn aus.
Die gesamte Welt.
Die restliche Woche gehe ich nicht mehr in die Schule.
Meine Tante bringt mir morgens ein Tablett mit Frühstück, nur um es abends durch ein ebenfalls gefülltes zu ersetzen.
Ich schlafe viel, esse wenig und trinke noch weniger.
Von kontinuierlichen pochenden Kopfschmerzen verfolgt, verbringe ich den ganzen Tag im Bett, tue nichts und will es auch nicht. Will gar nichts mehr.
Nur noch nicht mehr existieren.
Nachts liege ich wach im Bett, bin müde und schlafe nicht. Schaue aus dem Fenster und beobachte mein Handy, wie es die ersten Tage mein Zimmer aller zwei Stunden hell erleuchtet hat.
Irgendwann waren es dann drei Stunden, dann vier, dann fünf, dann sechs und dann nicht mehr. Dann war es dunkel.
Ich war allein.
Bin allein.
Ich weiß nichtmal warum ich meinen Vater ignoriere. Warum ich nicht mit ihm reden will.
Vielleicht ist es mir unangenehm, fast schon peinlich. Vielleicht kann ich es einfach nur nicht ertragen seine Stimme zu hören, von Erinnerungen eingeholt zu werden.
Vielleicht will ich auch mit niemandem reden und er ist der Leidende. Derjenige, der ohne Grund ausgeschlossen, ignoriert, verbannt wird.
Ich hasse mich dafür.
Ich finde selbst nichtmal eine triftige Begründung für mein Verhalten. Kann nichtmal mir selbst erklären, warum ich so handle, geschweige denn irgendwem anders.
Ich bin geschafft, genervt und müde. Alles tut mir weh; vom Nichtstun.
Meine Glieder schmerzen und jede Bewegung fühlt sich viel zu falsch und erzwungen an. Fällt mir viel zu schwer.
Ich kann nicht mehr, will es nicht mehr. Möchte aufgeben. So so gern.
Doch dann kommt Cliff. Setzt sich zu mich auf mein Bett und ist da, wenn ich aufwache. Ist da, wenn ich Minuten später wieder einschlafe und ist da, wenn ich verschwitzt und sicherlich mittlerweile schon übel riechend vollkommen panisch nach seiner Hand greife, wenn mich mein Verstand einholt, mich zwischen Realität und Vergangenheit und Kindheit und Mom hin und her wirft.
Er ist da, wenn mir der Magen knurrt, weil ich seit länger als vierundzwanzig Stunden nichts gegessen habe und ich mir leise fluchend die kalte Suppe reinzwinge, bevor mir viel zu schlecht wird, weil mein Körper plötzlich nichts mehr gewöhnt ist. Er ist da, wenn ich keine Kraft finde, überhaupt auszustehen um Zähne zu putzen und ist da, wenn ich mich nicht bessern will.
Und er bleibt da- abgesehen von den Nächten, in denen ich von Albträumen gequält und grauenvollen Gedanken verfolgt im Dunklen aufwache und erst wieder in Gesellschaft am nächsten Morgen einschlafen kann -bis ich mich nach anderthalb Wochen wieder einigermaßen fit genug fühle, um zur Schule zu gehen.
Livia schreibt mir immer, war auch ein paar Mal da, doch irgendwie hab ich sie meistens 'verpasst' oder ihren Besuch zwischen meinen Schlaf- und Wachphasen nicht wahrgenommen. Dadurch fühle ich mich noch schlechter.
Ich bin kein guter Freund. Sie verdient sowas nicht. Mich nicht. Etwas besseres.
Jemand besseres.
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Cliff und Livia lernen sich das erste Mal richtig kennen - und in meinem bewussten Beisein, als wir gemeinsam mit der Bahn zu H&M fahren. Also in die nächste größere Stadt, damit wir dort dann zu H&M gehen können.
Nicht direkt mit dem Zug zu H&M...
Die beiden glauben, dass mich so ein kleiner 'Ausflug' auf andere Gedanken bringt und ich mich so nicht immer in meinem Zimmer verschanzen kann.
Ich bin natürlich wie immer grundlos nervös.
Kann meine Füße kaum stillhalten und weiß nicht wohin mit meinen Händen.
Auf den Tisch? In meinen Schoß?
Sollte ich mein Handy rausholen? Oder lieber nicht? Cliff ansehen? Lieber doch nicht? Aus dem Fenster sehen? Es bleiben lassen? Ich weiß es nicht.
Ich glaube, mir sieht man meine Nervosität auch leicht an, denn Cliff schiebt seinen Fuß gegen meinen, sodass sich unsere Knöchel berühren.
Ich presse meine Lippen aufeinander und sehe ihn dann doch an. Atme aus.
Dankbar.
Seine Augen liegen ebenfalls auf mir und mustern mich. Analysieren jede minimale Bewegung.
Cliff sitzt gegenüber von mir, weil er meinte, dass er nur rückwärts in der Bahn fahren könne. Ich nicht.
Aber das ist auch eigentlich ganz gut so.
Ich kann ihn so nämlich beobachten, ohne dass es komisch rüberkommt; so aussieht, als würde ich wie ein bekloppter Stalker nichts anderes zu tun haben.
Leider fällt uns beiden kein Gesprächsthema ein, weshalb es ziemlich ruhig ist, abgesehen von dem Rattern des Zuges und dem peitschendem Regen an den Fensterscheiben.
Die Stille wird langsam unangenehm, weshalb ich unruhig in meinem Sitz hin- und herrücke, als fände ich keine gemütliche Position, aber eigentlich doch nur der Situation entkommen will.
Wäre Livia mit hier, dann wäre es sicher leicht ein Gespräch aufzubauen, doch sie steigt später erst mit zu uns.
Irgendwie weiß ich in letzter Zeit nicht, wie ich mit gegenüber von Cliff verhalten soll.
Er hat mich in meinen fast schon schlimmsten
Zuständen gesehen und meine schlechte Laune ertragen. War wortlos einfach für mich da und ich weiß nicht wie ich seine Höflichkeit einschätzen soll. Frage mich warum er geblieben ist, wenn andere schon längst die Nerven verloren hätten. Ich kenne seine Intentionen nicht und weiß auch generell nicht, was ich machen soll und vor allem, wie ich ihm zeigen kann, dass ich so so dankbar bin.
Ich atme leicht zittrig aus und sehe aus dem Fenster. Es regnet und die Scheiben sind beschlagen. Mit meinem Zeigefinger male ich ein kleines Herz und merke, wie sich einer meiner Mundwinkel hebt.
Vielleicht wird der Tag gar nicht so schlecht. Ich muss nur meine Nerven beruhigen.
"Essen wir dann nachher gleich was? 'Hab noch nicht gefrühstückt", fragt mich Cliff und sieht zu meinem gezeichneten Herz.
"Mh", mache ich zustimmend. "Ich auch nicht..."
Danach; Schweigen.
Cliffs Hand liegt auf dem kleinen Tisch so nah an meiner, dass ich meinen kleinen Finger nur einige Millimeter bewegen müsste, damit sie sich berührten.
Ich will es, doch traue mich nicht.
"Was ist?" Cliffs Stimme ist soft.
"Was soll sein?" Ich sehe ihn an.
Cliff trägt wieder seine schwarze Baskenmütze. Die, die er auch im Museum getragen hat.
Die, die ihn wieder so gut aussehen lässt.
"Du... schaust so traurig, verloren-"
"Hm" Ich ziehe meine Hand zurück und drehe dann nervös an meinen Ringen.
"Hey... uhm..." Cliff zieht meine Fußknöchel zu sich "Was willst du später werden?"
Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. "Was?"
"Was machst du nach der Schule? Wenn du dein Abi hast?"
"Oh.. ich äh", stamme ich. "Werd wahrscheinlich studieren. Irgendwas mit Kunst oder Literatur. Ich weiß es noch nicht wirklich"
Hab ehrlich gesagt keinen Plan.
"Du?"
"Ich denke, dass ich 'ne Ausbildung zum Koch mache oder so" Cliff sieht aus dem Fenster. " ' Will nicht studieren. Hab langsam genug vom vielen Lernen und könnte so viel Theoretisches nicht noch länger aushalten."
Ich kann mich dahinter verstecken. Traue mir selber kaum Praktisches zu.
Dann steigt Livia ein und ich atme erleichtert aus.
Livia lässt ihren Blick zu auffällig an ihm auf- und abschweifen und grinst dann breit. "Schöne Mütze", meint sie und nickt Cliff zu.
Erleichtert atme ich auf. Sie mag ihn.
...
H&M.
Eigentlich mag ich H&M ja auch.
Ich bin mit Cliff und Livia hier.
Livia hält mir einen Pullover hin. Er hat eine ganz blasse rosa Färbung und der Stoff ist dick.
Und Cliff ist irgendwo.
ich fühl' mich ein bisschen verloren.
verloren ohne dich.
"Den zieh' ich nicht an!", protestiere ich, als ich einen Weg aus meinem Kopfchaos finde und verschränke meine Arme vor der Brust.
"Ach komm schon", bettelt sie und sieht mich mit ihren großen, dunklen Augen an.
"Vergiss es"
"Warum denn nicht?"
"Ich-..." Um ihren weiteren Aufstand aus dem Weg zu gehen, presse ich einfach meine Lippen aufeinander und reiße ihr dann den Hoodie aus der Hand.
Ich will auch nicht allzu lange mit dem rosafarbenen Pullover rumlaufen, weshalb ich sofort zu den Umkleidekabinen gehe.
Während ich warte, da alle besetzt sind, bekomme ich ein paar komische Blicke zugeworfen, doch versuche sie zu ignorieren.
Ich presse meine Lippen aufeinander und schließe kurz die Augen. 3,14159265359...
Als ich den Hoodie an hab und mich im Spiegel betrachte stelle ich fest, dass ich rosa gar nicht so schlimm an mir finde.
Da Livia draußen warten muss, verlasse ich kurzerhand die Umkleidekabine und verliere all mein Selbstbewusstsein, als mich wieder einige schräg beäugen.
Meine Schultern straffend atme ich aus und gehe zu meiner besten Freundin.
"Via", sage ich zögernd und will eigentlich nicht, dass sie mich sieht.
"Mhm?", macht sie und schaut von ihrem Handy zu mir auf. Livia lässt ihren strahlenden Blick an mir auf und abschweifen, dreht mich ein wenig hin und her und grinst dann.
Ihre kirschroten Lippen entblößen eine Reihe weißer Zähne und ich versuche mir nicht anmerken zu lassen, dass sie und ihr dämliches Lächeln mich irgendwie noch nervöser machen. Noch nervöser, als ich so schon bin. Als ich immer bin.
"Wow! Das steht-", fängt sie an, doch wird von einem Mann, vielleicht Mitte dreißig, unterbrochen. Er quatscht ihr einfach dazwischen, als wäre das hier sein Gespräch.
"Du siehst aus wie 'ne verdammte Schwuchtel, man. Zieh' das lieber wieder aus." Die Hand, die er auf meine Schulter gelegt hat, drückt ein wenig zu. Ein wenig zu fest.
"Glaub' mir, wenn du nicht wie so 'ne scheiß Schwulette rumrennen willst, dann verschwindest du lieber ganz schnell wieder in der Umkleide und lässt den Fetzen hier." Sein Blick liegt auf mir. Schwer wie Blei. Ich drohe unterzugehen. Erdrückt zu werden. Zu ersticken. Qualvoll. Langsam.
Ich schließe meine Augen, nachdem ich sehe, dass er auch Livia irgendwie die Sprache verschlagen hat.
"Was is' nun, man? Geh schon" Ich werde leicht geschüttelt und in Richtung der Männerumkleiden geschubst, doch ich bekomme das nicht wirklich mit.
Mein Kopf hat ausgesetzt und nur noch meine wackligen Beine, die mich Gott sei Dank noch aufrecht stehen lassen, sind der Grund, weshalb ich nicht zusammenklappen und im Erdboden versinken kann.
Ich will versinken. Tiefer, als die Menschen es je geschafft haben zu graben, sodass ich verbrenne.
Mich in Luft auflöse und das Leben - diesen elendig langsamen Sterbeprozess - ein Ende setze.
...
„Es war doch nur ein verdammter rosafarbener Pullover!", regt sich Livia weiter auf und schiebt sich dann eine weitere Sushi-Rolle in den Mund, um ihre Frustration zu verarbeiten.
"Wäre ich da gewesen, dann hätt' ich ihm so gerne eine reingehauen", grummelt Cliff vor sich hin und ich schenke ihm ein erschöpftes, aber wirklich dankbares Lächeln.
Auch Cliff versenkt seine Gabel nochmals in der Schüssel mit Nudeln und Frühlingsrollen vor ihm, bevor er seinen Ärger runterkaut.
Ich wollte nichts.
Das Ereignis liegt mir noch wie Blei im Magen, sodass ich mich wahrscheinlich übergeben hätte.
...
Am Abend schreibt er mir dann. Ich antworte sofort. Habe eigentlich schon irgendwie auf eine Nachricht gewartet.
[05.11.; 19:20] Cliff: hast du morgen früh zeit?
[05.11.; 19:20] October: denke schon
[05.11.; 19:20] October: warum?
...
Das Café ist lichtdurchflutet. Ausnahmsweise scheint mal die Sonne richtig, es regnet nicht und alles fühlt sich warm an.
Wir sitzen an der Fensterfront und können auf die Straße sehen. Doch mein Blick bleibt immer nur bei Cliff.
Er sieht wieder unerlaubt gut aus und ich kann nicht wegschauen.
Nicht wegschauen von seinem Haar, dass in der Morgensonne glänzt. Nicht wegschauen von seinen Augen, von seinen Wimpern, seinen Lippen... Sie sehen so weich aus, dass ich das Bedürfnis verspüre meine Hand auszustrecken um sie mit meinen Fingerspitzen zu berühren. Mit meinem Daumen seine Unterlippe nachzufahren und-
"Mach ein Foto, hält länger", murmelt Cliff plötzlich und ich verschlucke mich an meinem Sandwich.
Heute hatte ich sogar ein wenig Appetit.
"Okay", meine ich, bevor ich es bereuen kann und hole mein Handy raus.
Cliff kann nicht schnell genug reagieren, weshalb ich einfach ein paar Bilder mache und sie mir dann lächelnd anschaue.
...
Als wir dann ungefähr anderthalb Stunden später in der Bibliothek unserer Schule sitzen, bin ich müde. Nicht so sehr wie Cliff, aber doch schon sehr.
Ich gähne und schaue zu Cliff, der gegenüber von mir mit seinem Kopf auf verschränkten Armen vor sich hin döst.
In meinem Bauch breitet sich ein wohliges Gefühl von Wärme aus.
Ich muss lächeln und schaue mir dann die Bilder auf meinem Handy an, die ich im Café gemacht habe.
Es sind mindestens hundert geworden.
Die meisten sind nur Cliff. Meine halbe Galerie ist schon voll mit Bildern von ihm, doch es sind auch einige Fotos von uns beiden.
Auf fast allen konnte immer einer von uns sein Lachen nicht verkneifen, doch trotz dessen, dass sie verwackelt und überhaupt nicht ernst sind, mag ich sie am meisten.
Cliff sieht auf allen so perfekt aus, dass es schon fast wehtut. Generell sieht er in letzter Zeit immer viel zu gut aus.
Ich frage mich, warum nicht schon alle Mädchen über ihn hergefallen sind, doch verdränge diesen Gedanken in die hinterste Ecke meines Gehirns.
Ich sehe zu Cliff. Verliebe mich ein wenig mehr in den Anblick und vielleicht auch ein wenig in ihn.
Seine Lippen sind leicht geöffnet und er hat gerötete Wangen.
Ich atme schwer aus und lege mein Handy weg, nachdem ich noch ein Schnappschuss mache.
Gedankenverloren sehe aus dem Fenster. Meine eine Hand in Cliffs Haaren vergraben. Die andere blättert unbeachtet in meinem Notizbuch herum.
Ich seufze und richte meinen Blick wieder auf die Seiten vor mir. Alles ist voll geschrieben und ich sehe nicht durch.
Irgendwie hilft es mir heute nicht mein Kopfchaos aufs Papier zu bringen. Es bleibt Chaos.
Nach einigen weiteren Seiten stoße ich dann auf den Brief. Meine Fingerkuppen fahren vorsichtig darüber.
Ich bin der Lösung des Rätsels, wer der Absender ist, noch keinen Schritt näher.
Doch dann stocke ich in meiner Bewegung.
Lieblingsperson.
Ich schaue zu Cliff, fange wieder mit seinen Haaren zu spielen an, als sich ein Lächeln auf seinen Lippen bildet.
W-
Es fühlt sich komisch an. Irgendwie nicht richtig.
Ich will ihm nahe sein. Viel viel näher, als ich es sein könnte. Als ich es sein dürfte.
..
"Ich mag das... Das Alleinsein mit dir", murmle ich, als er aufwacht und schaue ihn an; liebe diesen Anblick.
"Du bist doch immer allein", grinst mich Cliff noch leicht schlaftrunken an.
"Das stimmt doch gar nicht. Wie kommst du darauf?!", frage ich gespielt empört, doch gebe ihm innerlich recht.
"Weil du keine Freunde hast", lacht er leise und seine Stimme klingt so verdammt rau.
Ich schlucke.
-
Tuesday lerne ich heute, ironischerweise an einem langweiligen Donnerstag, kennen.
Ich sitze alleine in der Cafeteria und stochere in meinen Nudeln vom Vortag herum. Hunger hab ich keinen.
Mit einem gut gelaunten und langgezogenen "Hallo", lässt sich Tuesday mitsamt Wanderrucksack auf meinen Tisch plumpsen.
Erschrocken zucke ich ein wenig zusammen.
Seinen blaubeerfarbenen Haare, die eher lila aussehen, sind auf vielleicht fünf Millimeter kurz rasiert.
Die vertikalen, blauen Streifen seines Hemdes harmonieren überhaupt nicht mit der waldgrünen Hose die er trägt, doch an ihm sieht es irgendwie nicht schlimm aus.
"Hallo..?", gebe ich zögernd zurück und sehe ihn vielleicht auch ein bisschen zu verwirrt an. Ich hab ihn noch nie zuvor gesehen.
"Tuesday", stellt er sich grinsend vor und hält mir seine Hand hin. Die bunten Konzertarmbändern an seinem Arm irritieren mich ein wenig.
"October", murmele ich dann, sehe ihm in seine hellblauen Augen und frage mich, was ihn wohl jeden Morgen zum Aufstehen motivieren mag; woher er diese gute Laune hat.
Danach schütteln wir uns ganz awkward die Hände, bevor er seine Füße mit auf den Tisch zieht und es sich im Schneidersitz gemütlich macht.
Überfordert betrachte ich seine gelben Vans und dann die hochgekrempelten Hosenbeine.
Irgendwie ist mir jetzt endgültig der Appetit vergangen und ich verschließe meine Tupperdose wieder.
"Keinen Hunger mehr?", fragt Tuesday und deutet auf die Nudeln.
"Ne", seufze ich und will einfach nur wegrennen. Ich kann nicht mit neuen Leuten reden. Oder mit Leuten generell.
"Kann ich?"
"Äh.. K-Klar", meine ich und schiebe ihm mein Mittagessen zu. Schaue trotzdem ein wenig fragend; skeptisch.
Diese Situation ist irgendwie komisch.
Ich wünschte Cliff oder wenigstens Livia wäre hier.
Tuesday ist mir zu viel. Er ist zu bunt, zu präsent, als dass er in meine Welt passen würde.
Ich presse meine Lippen aufeinander und schlucke schwer.
Meine Gedanken rasen viel zu schnell und ich werde nervös.
Ein wenig unwohl rutsche ich auf meinem Stuhl hin und her, doch kann mich nicht ablenken. Also schaue ich wieder zu Tuesday auf, der jedoch an mir vorbeiguckt, während er meine Nudeln schlürft.
Er scheint auf etwas fixiert zu sein. Oder auf jemanden.
"Der sieht aber grimmig aus", meint er dann und kaum ein paar Sekunden später, spüre ich schon eine warme Hand auf meiner Schulter.
Kaffeegeruch verbreitet sich. Ich atme erleichtert aus.
"Hi", höre ich Cliff sagen und möchte meinen, dass er eine Spur zu bitter klingt, um irgendjemandem noch von seiner gespielten Freundlichkeit überzeugen zu können.
Zur Antwort bekommt er wieder nur ein langgezogenes und überaus fröhliches "Hallo" von Tuesday.
Dieser wird ein wenig zu auffällig von Cliff beäugt, der mich noch immer an der Schulter berührt. Festhält.
"Was gibts?", will der Neue wissen und zieht eine seiner dunklen Brauen hoch.
"W-... Wer bist du?"
"Tuesday", seufze ich und ernte einen fragenden Blick von Cliff.
"Was?"
"Hi, Tuesday Villan mein Name. Bin neu hier", stellt er sich nochmals vor und fügt mit nachdenklichem Blick noch ein "im Fernsehen klingt das cooler", an.
Cliff scheint nicht sehr viel von Tuesday zu halten, als er ihn noch einmal scharf beäugt, bevor er sich rechts neben mich setzt. Sehr dicht, neben mich.
Mich stört es nicht.
Auch nicht, als er meine Hand nimmt und anfängt mit meinen Fingern zu spielen.
"Whatever...", murmelt Tuesday dann und zieht meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn. Er stochert in meinen - obwohl - wahrscheinlich jetzt eher seinen Nudeln herum und brummt zufrieden vor sich hin.
Irgendwie erinnert er mich an einen schlaksigen Grizzlybären oder eine Eule, ich kann mich noch nicht entscheiden.
Eine Weile beobachte ich ihn, dann schaue ich kurz zu Cliff, der damit beschäftigt ist, den Neuen mit bösen Blicken zu durchlöchern und nebenbei immer noch die Ringe an meinen Fingern dreht, sich dann einen nimmt und selber ansteckt.
Das ist mittlerweile der vierte Ring, den er mir abknöpft, aber ich bin ihm nicht böse.
Ich mag es, wenn er meine Ringe trägt.
Als Tuesday dann nach einer gefühlten Ewigkeit fertig mit Essen ist, seufzt er gesättigt und glücklich bis über beide Ohren und sieht mich dann mit gefalteten Händen an.
"Wir sind jetzt Freunde", meint er, klopft mir auf die Schulter und geht dann, nachdem er elegant vom Tisch springt.
Cliff schnaubt verächtlich und ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.
So einfach ist das also Freunde zu machen.
Ich staune.
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a/n: also ich mag ja tuesday
aber ansonsten bin ich irgendwie überhaupt nicht zufrieden mit dem kapitel,, bin trotzdem froh das endlich kinda fertig zu haben, nach meiner langen schreibblockade
sonstige anmerkungen und andre thoughts, die ihr mit mir teilen möchtet?:
vielen dank fürs lesen
ly xx
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