Special: Wölfin
K A R I N A
Die schwarze Farbe tropfte ihr in den Nacken und hinterließ Flecken auf ihrem Top.
Man sollte meinen, sie wäre daran gewöhnt sich die Haare zu färben, schließlich tat sie das fast jeden Monat, doch Karina fehlte das Händchen eines Stylisten.
Sie war einfach nur froh, wenn keine Flecken zu sehen waren.
Karinas neuer Look war schwarz. Fast, wie ihre natürliche Haarfarbe, die sie seit Jahren mit allen möglichen Chemikalien veränderte.
Ihre langen Finger fuhren durch das kinnlange Haar und wenn ihr hier und da eine Strähne nicht gefiel, wurde diese gnadenlos gekürzt.
Mit hochkonzentrierter Miene, wickelte sie eine Tüte um ihren Kopf und wischte sich das verlaufende Augen-Makeup ab, da klopfte es an der Badtür.
"Ilya ist zurück." Kündete eine weibliche Stimme an und Karina hatte den Raum binnen Milisekunden durchquert und riss die Tür auf.
Nara hob eine Augenbraue und nickte dann auffordernd. Ihr dichtes, eigentlich dunkles Haar war blondiert und zeigte noch immer die Spuren eines verblassten Grünstichs. Karina beneidete Naraveja wegen ihres natürlich robusten Haars immens.
Ihre Eltern stammten aus dem östlichen Russland, fast schon der Mongolei, und waren wie so viele dem Ruf nach Arbeit in die Stadt Sakratan gefolgt.
Karina hatte Nara bereits als Kind kennengelernt, damals hatten sie zusammen auf den Straßen der Slums mit Murmeln gespielt, nun mordeten sie Seite an Seite.
"Wo ist er?" Fragte Karina, während sie an Naras Seite durch das Loft marschierte. Nun, es war vielleicht kein glänzendes Luxusappartment, aber dafür das renovierte Obergeschoss einer Lagerhalle, die Karinas Zwecken nur allzu dienlich war.
"Unten. Er hat einen dabei. Er wartet nur dass du kommst.... warte," Nara hielt inne und schnappte sich eine Mütze, die sie Karina über den Kopf stülpte, "jetzt siehst du seriöser aus."
"Ich danke dir." Antwortete Karina sarkastisch und sah kurz zu den fünf Gestalten auf dem Sofa, die allerdings keine Reaktion zu zeigen schienen. Wahrscheinlich erzählte Alexej wieder irgendeine Geschichte und alle starrten ihn dabei fasziniert an, weil er hübsche Augen hatte.
"Ein Polizist? Was soll ich mit einem Polizisten, Ilya?" Fragte Karina, absichtlich nicht auf russisch, damit der Cop sie auch ja verstand.
Ilya sprach nicht viel.
Seine wunderschöne Erscheinung, bezeichnet durch das blasse doch elegant geschwungene Gesicht, die violetten Augen und die Anmut seiner Bewegungen, wurde lediglich gestört durch den todbringenden Ausdruck in seinen Zügen. Dieser reichte völlig aus, um einen jeden auf Abstand zu halten und falls dies nicht reichte, so kam Ilyas größtes Talent zum Vorschein: Schmerz.
Ilya kannte Karina auch von der Straße, doch nicht von so einer, wie auf der sie mit Nara gespielt hatte.
Nun, deutete er schweigend auf einen Tisch, wo alles sorgsam aufgereiht war, was der Polizist bei sich getragen hatte.
"Aha. Geb die Geräte an Alexej und bringe ihn dazu mir alles über seinen Aufenthalt in meiner Gegend zu verraten."
Ilya räusperte sich, klang dabei fast schon stolz und lächelte sie leicht an. Karina bemerkte das Blut an seinem neongelben Hemd und grinste, "Gute Arbeit, Ilya. Nara, lasst mich mit ihm alleine."
Der Polizist wirkte erleichtert als Ilya verschwunden war. Ein Fehler.
Karina seufzte und streckte ein wenig die steifen Glieder, "Ich werde dich jetzt töten. Ich habe ein scharfes und ein stumpfes Messer. Eines bringt dich schnell um, das andere sorgt dafür dass du an deinem Blut erstickst." Sie veranschaulichte dies, indem sie beide Klingen durch seine gefesselten Oberschenkel rammte und sie dort erstmal stecken ließ, während der Polizist schrie, "Wenn du mir bei meinem kleinen Geheimnis hilfst, nehme ich das scharfe Messer und es geht ganz schnell, ja?"
Dem Mann liefen Tränen über die Wangen, doch Karina fehlte für soetwas die Geduld. "Die Polizei sucht doch sicher diese Aktivstengruppe? Ihr seid dabei sehr schlecht, aber ihr versucht es zumindest, richtig?
Nun, ich suche sie auch. Beziehungsweise, suche ich nach jemanden bestimmten, doch das tut nichts zur Sache.
Ich frage mich, wie können diese Leute, die aus dem Nichts aufgetaucht sind, soviel ins Wanken bringen? Die unantastbare Stadt wird instabil. Sag mir, wird man es nicht wahnsinnig leicht haben, wenn alle ihren Blick auf diese Trottel gerichtet haben?"
"W...Was willst du, verdammt? Das ist doch keine Frage! J-ja, vermutlich schon..."
Karina schnalzte mit der Zunge und der Mann hielt inne. "Frustrierend, oder nicht? Ich hasse es, wenn man mir die Show stiehlt." Karina fehlte mal wieder die Geduld und statt die Messer zu benutzen, brach sie dem Mann das Genick.
Sie bemerkte, dass Nara seelenruhig zurück kam. "Alexej hat eine Verbindung hergestellt und ..."
"Sind wir in den Nachrichten?" Rief eine amüsierte Stimme vom Eingang der Halle, die so gar nicht zu der blutigen, bulligen Gestalt passte, die hereingeplatzt kam. "Die Bombe ist wunderbar explodiert. Mitten auf dem Platz. Das müssen die doch gezeigt haben?" Erzählte Fedor euphorisch und Karina sah zu Nara, die den Kopf schüttelte.
"Sorry, Fedor. Bomben sind außer Mode. Versuch es lieber mit einem Überfall voller Cyborgs. Vielleicht sind wir dann mal einen Schritt voraus." Meinte sie dann.
Nara legte den Kopf schief, "Der Regierung oder dieser Aktivistengruppe?"
"Was?" Karina starrte sie an und machte dann eine wegwischende Handbewegung, "Beide. Ach, du weißt, was ich meine."
Nara seufzte, "Seit du das von deinem kleinen Bruder weißt, vergleichst du uns mit diesen ...-"
"Nein. Diese Gruppe schadet unserem Plan, mit ihrem Plan. Deshalb müssen wir sie überwachen und Nachforschungen anstellen. Alexej soll aufhören zu quatschen und sich an die Arbeit machen. Ich will alles wissen. Und ich will wissen, wie ich meinen Bruder kriege. Er verschwendet dort sein Potenzial."
Nara seufzte und beäugte nur kurz den toten Polizisten, "Fed, bringst du den da weg?" Meinte sie, dann schloss sie zu Karina auf und legte einen Arm um sie, "Ist dein Bruder nicht... erwachsen und kann eigene Entscheidungen treffen?"
Karina lachte, "Machst du Witze? Ich hab ihn schon länger im Blick und dieser Junge ist eine einzige tickende Zeitbombe. Wer auch immer diese Gruppe leitet, - ich möchte wissen, wer das ist, Alexej! -, weiß das entweder noch nicht oder ignoriert es ganz gekonnt. Aber ich will sehen, was passiert, wenn diese Bombe hochgeht."
Sie konnte es nicht leugnen. Sie liebte Zerstörung.
Aus Zerstörung entstand entstand etwas Neues.
Anarchie bot Hoffnung, Zerstörung eine Zukunft und sie würde all dies über Sakratan bringen.
Aber Karina hatte nicht immer eine treu ergebene Gefolgschaft mit terroristischen Ambitionen und radikalen Mitteln hinter sich gehabt.
Auch sie war erst aus einem dunklen Loch gekrochen, ehe sie an Macht kam. Bereute sie, dass sie ihre Geschwister in einer kaputten Familie zurückgelassen hatte? Nein.
Aber ihren kleinen Bruder Zac hätte sie im Nachhinein gerne mitgenommen, denn seit sie, verkleidet in der Uniform eines Wächters neben Fedor, eine grotesk verstümmelte Leiche auf dem Boden einer Gefängnisdusche betrachtet hatte, wusste sie, dass in ihm mehr steckte, als sie geahnt hatte.
Doch sie hatte ihre Chance verpasst und nun hatte sie einen lästigen Kloss am Bein: Eine Gruppe von Aktivsten, die ihre eigenen Pläne verfolgten.
Karina mochte es nicht, wenn jemand ihr Vorhaben kreuzte.
Früher oder später würde sie wohl mit ihnen vorlieb nehmen müssen.
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und da spoiler blöd sind, gibt es auch keine :)
höhö
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