Der Märchensquad

Nachdem wir gefühlt eine Stunde durch die Stadt gelaufen waren blieb Saturday, wie ich ihn nennen sollte, stehen. Ich schaute ihn an, er lächelte. Er hat die ganze Zeit gelächelt, während er mir verschiedene Sachen erzählte. Beispielsweise das die Organisation, wie er es nannte, bis jetzt 120 Mitglieder hatte oder dass nur er und Jack, der Leiter oder so, die echten Namen der Leute kannten und dass jeder sich einen Spitznamen aussuchen sollte und niemals jemandem seinen echten Namen verraten sollte. Und das machte mich nervös, warum brauchte man das? Was war der Plan? Ich wollte nur aus diesem Internat raus, in dem ich nur bin, weil mein Vater sich einen scheiß um mich kümmert seit meine Mutter gestorben ist.
Dann stellte sich mir die Frage, ob das Kriminelle waren. Ich meine man liest doch oft genug in Büchern über solche Gruppen, aber um darüber nachzudenken war es jetzt wohl zu spät. Ich zerbrach mir den Kopf über einen Spitznamen. Ich wollte nichts Lächerliches nehmen, denn ich befürchtete das man den nicht mehr so einfach ablegen konnte.
Ich dachte über alles Nach. Zeug, das ich von meinem Namen ableitete, da kam ich auf Chair und dachte zuerst das mir das ganz gut gefiel, aber dann nach kurzem überlegen, eher doch nicht so. Ich dachte auch über „airlie" nach, aber der war eigentlich sofort raus. Sonst kam ich nur auf sowas wie „Sirlie" aber weder war ich ein Lügner noch ein Sir also auch nicht.
Dann dachte ich, ich könnte ja was vom Namen meines Vaters ableiten, Robert Sinclair. Aber sobald ich an ihn dachte waren alle Gedanken, die mir kamen Dinge wie „TrippleAsshole" oder „Drecksack10" und darauf hatte ich auch keine Lust.
Als Nächstes schoss mir Luisa Sinclair durch den Kopf. Der Name meiner Mutter. „Isasin" gefiel mir nicht, genauso wenig wie „Luair", aber „Sain" mochte ich. Ich hing noch ein „t" hinten dran und schon hatte ich beschlossen das mein Name „Saint" sein sollte, in gedenken an meine Mutter, eine Frau die auch ohne wirklich gläubig gewesen zu sein eine der heiligsten Frauen, war die, ich jemals kennenlernen durfte und von der ich jemals gehört habe.
Saturday grinste mich belustigt an „Lass mich raten, du hast absolut Gar nichts mitbekommen von dem, was ich gerade gesagt habe?" „Ich muss mich schuldig gestehen. Aber ich darf das, weil, ich bin toll" ich konnte nur hoffen, dass er Humor hatte, immerhin grinste er ja auch die ganze Zeit. Er lachte und meinte, dass das ein absolut einleuchtender Grund wäre einem Haufen von langweiligem Geschwafel nicht zuzuhören. Ich lächelte, erleichtert darüber das er nicht wütend war.
„Also, kurzgefasst. Wir gehen gleich in unseren Treffpunkt, du kannst jederzeit herkommen, wenn du willst, die Türen sind immer offen" er sagte das schon wieder mit diesem lächeln. Es war unnatürlich wie er wirklich durchgehend lächelte und es nervte mich irgendwie. So wie damals beim neunten Doktor in „Doctor Who". Der hat mich auch mit seinem ständigen grinsen genervt. „Du darfst niemandem nach dem echten Namen fragen und deinen echten Namen niemandem verraten. Niemals. Niemandem. Sonst bist du raus" Ich schluckte, denn er war plötzlich ernst geworden und das war seltsam. Noch seltsamer als das ständige lächeln, vielleicht war es auch wegen des ständigen Lächelns seltsam. „Hast du schon deinen Namen?" er schaut mich an und lächelte wieder, ich nickte und sagte: „Saint". Er nickte. Dann hielt er mir eine dunkle Tür auf, vor der standen wir schon die ganze Zeit. Muss seltsam ausgesehen haben.
Ich ging rein und konnte hören das er mir folgte, ich schaute mich um. Wir standen in einem Flur, an den Wänden hingen verschiedene Bilder, alle mit Menschengruppen, aber im Vorbeigehen konnte ich deren Gesichter nicht sehen. „Links, da sind die anderen" hörte ich von Saturday ich schaute nach links, die Tür stand einen spaltbreit offen und durch diesen drang warmes Licht in den Gang. Ich öffnete die Tür und sah als Erstes die vielen Sofas auf denen verteilt ein paar Menschen saßen, alle schauten mich an. Ich lächelte und ging weiter in den Raum, an den Wänden hingen Bilder. Die anderen warteten auf Saturday, der kurz hinter mir in den Raum kam und mich mit den Worten: „Das ist Saint, hat jemand Jack gesehen?" Ein Paar nickten und zeigten in die Richtung einer Tür neben der „Büro" stand. Da ging Saturday hin, er ließ mich da stehen, wo ich war, ich verstärkte den Griff um den Träger meiner Tasche etwas und schaute im kurz hinterher, dann schaute ich mich im Raum um.
Die meisten hatten sich wieder ihren Gesprächen zugewandt aber eine Gruppe lächelte mich an und winkte mich zu ihnen, da ging ich hin. „Hey, Saint, richtig? Ich bin Rumpelstilzchen, kannst aber auch Rumpel sagen. Bist du noch im Internat?". Ich nickte und setzte mich auf einen freien Stuhl, auf den der Typ neben ihm gezeigt hatte. „Dann hast du nicht viel gegessen, hast du Hunger?" Fragte eines der Mädchen, das ebenfalls in der Gruppe saßen. „Geht schon, ich hab mir vorhin was gekauft", sagte ich und legte meine Tasche auf meinen Schoß. Das Mädchen nickte und stellte sich als Rapunzel vor.
Ich unterhielt mich mit der Gruppe und erfuhr, dass sie als Gruppe hergekommen waren und deswegen alle die Namen von Märchenfiguren haben. Neben Rumpel und Rapunzel gab es auch noch Rotkäppchen, Schneewittchen, Prinz Charming, Belle und Robin Hood der von allen aber nur Hoodie genannt wurde. Ich versuchte mir die Namen zu merken aber kündigte schon an das es wohl eine Weile dauern würde bis ich das hinkriegen würde. Wir redeten noch ein wenig über das Internat, ob es sich verändert hatte und scheinbar war es noch schlimmer geworden, seit die gegangen waren. Sie erzählten unter anderem das sie früher öfter mal in den Garten durften und auch abends länger in die Stadt gehen durften, sie waren geschockt als sie erfuhren, dass wir jetzt nur die ganze Zeit im Zimmer saßen.
Ich erfuhr das mein Zimmer mal, das von Prinz Charming war und er erzählte mir das man die kaputte Schublade am Schreibtisch mit einer Büroklammer öffnen könnte und das dort Briefe von jedem drin seien, dem das Zimmer mal gehört hatte, die sollen bis 1840 zurückreichen und ich fragte mich, ob irgendwann in dreißig Jahren jemand diese Briefe finden würde, sie lesen würde und dann meine und die Geschichten der anderen kennen würde. Dasselbe hatte ich mich auch über die Zeitkapsel gefragt die mal im Internat vergraben wurde, aber die Briefe, die da drin waren, wurden alle vom Direktor durchgelesen und wer was geschrieben hat was ihm nicht passte, musste mit einer Strafe rechnen. Deswegen steht da lauter Müll drin. Das das Internat total toll ist und das die Lehrer alle wirklich sehr engagiert sind zum Beispiel. Natürlich war das totaler Rotz und der Direktor wusste das auch. Aber weil er einige Briefe vorgelesen hatte in seiner Rede, die jetzt im Internet irgendwo in einer verlassenen Ecke von YouTube rumschwirrte, die jeder Schüler des Internates einmal angeklickt hatte damit zumindest einige wenige Views auf dem Video waren und der Direktor zufrieden war. Wahrscheinlich schaute er es heute noch jeden Tag.
Ich wurde irgendwann echt müde, aber weil morgen Samstag war und ich da den ganzen Tag schlafen konnte, weil samstags nirgends eine Anwesenheitspflicht war, nicht mal beim Essen, beschloss ich das ich noch wach bleiben würde und erst morgen im Internat schlafen würde. Ich aß etwas von meiner Käsestange und redete weiter mit dem Märchensqaud, wie sie sich nannten.
Ich genoss es endlich mal mit jemandem lachen zu können und ich fühlte mich fast schon so als wäre alles wie früher, als Mum noch lebte, als Dad mich noch nicht hasste, als ich noch Freunde hatte und nicht den ganzen Tag in diesem Internat sitzen musste wo ich nichts zu tun hatte, als mir mehrfach durchzulesen, was wir zuvor in der Unterrichtszeit gelernt hatten oder zu zeichnen, aber nicht viel denn, wenn ich zu viel Papier verbrauchen würde dann würden die mir auch noch das verbieten, mein letztes Hobby.
Ich beobachtete wie Belle sich an Prinz Charming lehnte und langsam einschlief, wie Rapunzel und Rumpelstilzchen sich immer wieder gegenseitig beleidigten und danach beide darüber lachten und fühlte mich willkommen. Aber ich wusste auch, das es nicht immer so sein konnte, denn ich musste wieder ins Internat zurück, sonst würde mein Vater mich von da wegholen und mich in ein anderes schicken das noch besser überwacht wurde und noch strenger war. Also genoss ich die Zeit, die ich hier hatte in vollen Zügen.
Als alle aus dem Märchensquad schlafen gegangen waren kam Saturday wieder zu mir, er meinte das Jack mit mir sprechen wollte. Ich stand auf und folgte ihm in das Zimmer mit dem Schild „Büro" neben der Tür. Am Schreibtisch, der in dem Raum stand ein junger Mann, vielleicht 20.
„Hallo Saint, Saturday hat mir erzählt, dass du jetzt zu uns gehörst und ich würde gerne wissen warum in letzter Zeit so wenige mit einem Zettel vor dem Laden saßen, da sich die Umstände im Internat soweit ich weiß nicht gebessert haben". Ich schaute ihn verwirrt an „Naja, die Zettel sieht ja fast niemand weil, die fast sofort abgenommen werden, ich wurde mal um 3 Uhr Morgens dafür aufgeweckt, da habe ich einen der Zettel mitgenommen". Er nickte und dachte nach, dann fragte er: „Hast du eine Idee wie wir mehr Leute erreichen können?" „Schiebt die Zettel unter der Tür durch?" für mich war das eine verdammt offensichtliche Lösung. „Würdest du das für uns tun?" Für Jack scheinbar auch, er wollte nur das ich die Idee von selbst hatte. „Ich kann nicht, die Türen zum Gang werden über Nacht abgeschlossen und sonst werden meistens die Gänge überwacht" ich hoffte, dass er das verstand. „Was meinst du mit meistens" „Naja, nicht wenn alle in der Kirche sind" „Siehst du? Da kannst du doch" er wollte wohl wirklich, dass ich diese Zettel verteilte. „Ich kann aber nicht jedes Mal Blau machen, wenn ich in die Kirche müsste. Das fällt auf. Alle zwei Monate mal kaufen, die mir eher ab wenn mir schlecht ist oder so." „Alle zwei Monate ist völlig ausreichend" „Dann geht das Klar". Ich konnte nicht glauben was ich da gerade zugestimmt hatte, wenn ich dabei erwischt werden würde wie ich diese Zettel verteilte würden die mich Köpfen.

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