Allerlei Achtbeiniges
Trigger-Alarm
Wer mit unseren Insekten und Spinnentieren auf der Erde nicht klarkommt, wer beim Gedanken an Schlangen Schweissausbrüche hat, der sollte dieses Kapitel eventuell auslassen. - Ich wollte es nur gesagt haben.
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Ein Dromedar hat vier Beine - damit es deren acht sind, braucht es zwei Dromedare (ich kann Mathe). In der Wüste gibt es aber auch allerlei Bewohner, die sich auf sechs oder acht Beinen bewegen; oder auch solche, die gar keine Beine haben. Ich spreche von unzähligen Käfern, Skorpionen, Spinnen und Schlangen.
Viele von ihnen sind Jäger, die mit ihrem Gift die Beute betäuben. Oft ist das Gift für uns Menschen nicht weiter gefährlich, aber es gibt auch Ausnahmen. Zweimal hatten wir Kontakt mit solchen sehr giftigen Kollegen aus der Tierwelt.
Der schwarze Skorpion
Am zweiten Übernachtungsort in der Hammada fanden wir beim Eindunkeln einen schwarzen Skorpion (siehe Titelbild; Foto von researchgate.net; Skorpione gehören zu den Spinnentieren mit 8 Beinen). Leider ging dann alles sehr schnell. Ich hätte gerne noch ein Foto gemacht, doch unser Dromedarführer Baziz hatte das schöne Tier bereits totgeschlagen. Aus der Toscana bin ich es mir gewohnt, dass in den Schränken und Kleidern dann und wann ein kleiner, schwarzer Skorpion herumkrabbelt; doch noch nie zuvor hatte ich in freier Natur ein so grosses Tier gesehen. Der Skorpion war um die zehn Zentimeter lang und seine filigranen Scheren sahen sehr gefährlich aus.
Auf meine Frage hin, warum er das Tier nicht einfach weggebracht habe, erklärte mir Baziz, dass diese Skorpione für uns Menschen meistens nicht sehr gefährlich seien, doch man wisse es nie genau - es gebe auch immer wieder Todesfälle. Für die Dromedare hingegen sei es gefährlicher. Wäre er in deren Nähe gekommen oder hätte gar eines von ihnen gestochen, hätten wir vorerst nicht weitergehen können. Ohne Arzt in der Wüste sollte man sich auch als Mensch besser nicht von einem Skorpion stechen lassen. Die schwarzen Tiere seien weit giftiger als die grünen - er wollte kein Risiko eingehen. Mir hat das Tier dennoch irgendwie leid getan.
Die schwarz-weiße Spinne
Am ersten Abend in der Sandwüste, bei den kleinen Dünen, hatten wir soeben unser Küchenzelt fertig aufgebaut und die Lounge eingerichtet. Plötzlich rannte eine ziemlich große Spinne über den Lagerplatz. Sie flüchtete, als wir in die Nähe kamen und verkroch sich unter dem Rand der Tragekörbe. Wiederum griff Baziz zum Stock und schlug die Spinne unter dem Rand herab.
Was dann geschah, hatte ich in meinem ganzen Leben bisher noch nicht erlebt. Die Spinne war groß, etwa sieben oder acht Zentimeter im Durchmesser, wenn man die Beine mitrechnet. Doch im Vergleich zu uns, war sie klein. Dieses kleine Tier beschloss, auf uns loszugehen. Sie stellte sich einige Sekunden auf die hinteren vier Beine und hob die vorderen gefährlich hoch, als wolle sie kämpfen. Dann rannte sie los. Einer nach dem anderen wurde angegriffen und wir mussten fliehen. Die Spinne trieb uns davon wie der Wolf die Schafe. Das war die kurzzeitige Hektik, die ich im anderen Kapitel erwähnte.
Es gelang Baziz den Stock als Hauptfeind gelten zu lassen, er entfernte sich vom Lager, den Stock hinter sich herführend - die Spinne folgte dem Stock. Etwas weiter weg, am Rand einer kleinen Düne wurde dann auch dieser giftige Wüstenbewohner erschlagen. Baziz erklärte uns danach, dass diese Spinnenart im Land eingewandert sei und sie sehr giftig seien. Wenn wir von ihr gebissen worden wären, dann hätten wir einen Hubschrauber herbestellen müssen - ich kontrollierte noch zweimal, ob das Tier auch tatsächlich tot sei. Dieses Erlebnis hat mich sehr beeindruckt. Geschlafen habe ich dennoch sehr gut.
Der Skarabäus und seine Freunde
Als ich am Morgen mein Bett im Sand wegräumte, blieb eine rechteckige Fläche von der Größe meines Teppichs ohne Wanderspuren. Der Rest der Düne war vollkommen mit kleinen, sehr regelmäßigen Fusspuren versehen; es erinnerte mich an ein Mosaik. Die Spuren waren von Käfern. Der Skarabäus, ein großer, schwarzer Käfer ist nachtaktiv und auf der Suche nach Nahrung. Er geht dabei eher nervös die Düne rauf und runter - und hinterlässt eben diese Spuren. Ich schmunzelte. Viele solche Käfer müssen unterwegs gewesen sein, um diese Menge an Spuren zu hinterlassen. Es ist witzig, ihm beim Krabbeln zuzusehen. Ich weiß nicht, ob das alles Skrabäus-Käfer sind. Da wüsste ein Käfer-Spezialist bestimmt mehr - aber mir gefällt der Name für die schwarzen Krabbler.
Schlangen
Solche haben wir keine gesehen; nicht mal Spuren. Es gebe viele Schlangen, aber nur zwei giftige Arten, haben wir uns erklären lassen. Da ich auch in Italien Schlangen auf dem Grundstück beobachtet habe, hätte ich gerne eine gesehen. Ein nächstes Mal vielleicht.
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Abschließend denke ich aber immer noch, wir Menschen sind wohl die giftigste aller Arten in der Wüste. Wir vergiften nicht nur die Beute sondern auch die Umgebung und die Natur. Und wir haben nur zwei Beine. Das macht mich dann doch immer wieder nachdenklich.
'Skarabäus', der süße Krabbler; 6 Beine - Insekt; © Bruno Heter 2024
Die angriffige Spinne; 8 Beine - Spinnentier; © Bruno Heter 2024
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