26. Kapitel: „Ich verschließe mich doch nicht..."
26. Kapitel: „Ich verschließe mich doch nicht…“
Sam wachte am nächsten Morgen auf und wusste, dass nur noch zwei Tage zwischen jetzt und der nächsten Bustour nach Knoxville lagen. Die Fahrt würde glücklicherweise nicht lange dauern, da Knoxville nur knapp 120 Meilen entfernt von Hiltons lag. Dennoch hatte der Coach sich entschieden am Abend nicht mehr zurück nach Hiltons zu kehren, sondern erst am nächsten Tag die Heimreise anzutreten.
Sam sah sich die neuste Ausgabe der College Zeitung an, in der die nächsten Portraits der Jungs abgebildet waren. In dieser Woche waren zwei Spieler dran gewesen, mit denen sie bisher eher wenig zu tun gehabt hatte. Erik und Mike waren zwei eher unauffällige, nicht immer im Vordergrund stehende Spieler. Erik studierte Literatur, während Mike sich mit Sportwissenschaften auseinander setzte. Die beiden setzten keine große Hoffnung nach ihrem letzten Studiensemester, welches sie jetzt antraten, einen Vertrag für eine der größeren Mannschaften zu ergattern und so konzentrierten sie sich neben dem Fußball stark auf ihr Studium. Viele der anderen Jungs, soviel wusste Sam mittlerweile, studierten nebenbei, während Fußball ihre Hauptleidenschaft war. Die meisten hofften einfach, früher oder später davon leben zu können. Sam hatte irgendwann einmal im Internet recherchiert und herausgefunden, dass nur ein Bruchteil der Spieler, die im Collegefußball erfolgreich gewesen waren, einen festen Vertrag bekamen und dann anschließend von dem Geld leben konnten.
Kyle war ebenfalls einer dieser Spieler der darauf hoffte, irgendwann in seinem Leben ein bekannter Fußballspieler zu werden, doch standen die Chancen eher schlecht als Recht. Gesprochen hatten Sam und Kyle jedoch noch niemals darüber, was ihre jeweiligen Zukunftspläne waren. Warum auch?
Während Kyle, wenn er überhaupt einen Vertrag bekommen würde, wahrscheinlich weit weggehen würde, würde Sam höchstwahrscheinlich erst einmal in der Nähe bleiben und sich mit der Anstellung bei einer kleinen Lokalzeitung zufrieden geben. Sie hatte nicht die illusionsreiche Vorstellung, gleich bei der Washington Post, oder der New York Times anzufangen.
Wenn sie so an Kyle dachte, seine Pläne für die Zukunft, dann drifteten Sams Gedanken automatisch zu dem Kuss ab, der am letzten Abend geschehen war. Sie konnte sich jedoch den Kopf so viel zermartern wie sie wollte, letztendlich würde sie niemals erfahren, weshalb Kyle sie überhaupt geküsst hatte. Die größere Frage, die sie im Moment beschäftigte war jedoch, wie sie ihm nur gegenüber treten konnte. Es war ihr peinlich was gestern geschehen war und noch peinlicher wäre es ihr, zuzugeben, dass es ihr peinlich war. Sie war eine erwachsene Frau, 23 Jahre alt, und würde irgendjemand erfahren, dass sie gestern ihren ersten richtigen Kuss erlebt hatte, einen den sie genossen hatte, dann würde sie wahrscheinlich nur belächelt werden. Doch es war nun einmal so und Sam wusste nicht, wie man sich in solch einer Situation verhielt.
Henry und Janine hatten beide gestern Abend noch versucht, Sam zu beruhigen und ihr zu erklären, dass solch ein Kuss tatsächlich im Eifer des Gefechts geschehen konnte, doch Sam hatte das nicht nachvollziehen können. Wie denn auch?
Außerdem hatte Henry ihr erklärt, sie solle einfach ganz lässig mit Kyle umgehen, so tun als wäre nichts geschehen wenn sie sich sicher war, dass sie nichts für Kyle empfand. Sam war sich in dieser Hinsicht sehr sicher und so hatte sie genickt und dann das Thema gewechselt, da es ihr unangenehm gewesen war, mit Henry und Janine darüber zu sprechen. Die beiden wussten, dass sie sich liebten und würden in ein paar Monaten heiraten! Was wussten die schon von bedeutungslosen Küssen?
Klar wusste Sam genau, wie die Sache mit Janine und Henry angefangen hatte. Die beiden hatten sich gehasst, waren niemals miteinander zu Recht gekommen, bis sie festgestellt hatten, dass sie sich im Bett hingegen sehr gut verstanden. Daraus war dann Liebe geworden. Doch so was geschah sonst nur in Filmen, Büchern oder eben bei Janine und Henry. Selbst ein Blinder hätte damals bereits gesehen, dass die beiden zusammen gehörten.
Es klopfte an Sams Tür und sie erschrak, weil sie nicht mit Besuch gerechnet hatte. Vor allem nicht so früh! Es war gerade mal 8 Uhr am morgen und Sam war gerade dabei gewesen, sich eine Tasse Kaffee einzuschenken, als sie von ihren Gedanken eingenommen worden war. Sie stellte die Tasse, die sie immer noch in der rechten Hand hielt auf den Tresen und ging auf die Tür zu. Im Endeffekt konnte nur eine einzige Person davor stehen, denn sonst kannte sie niemanden, der so ungebeten und spontan, in der Früh vorbei sehen würde. Ihre Vermutung bestätigte sich in der Sekunde, in der sie die Tür öffnete und Kyle mit einer Schachtel in der Hand davor stehen sah. Als er sie erblickte, mit verwüsteten Haaren, einem dicken flauschigen Wollbademantel und ihren Bob der Baumeister Hausschuhen, lächelte er.
Kyle hatte sich dazu entschlossen, voll auf Konfrontation zu gehen. Er kannte Sam gut und wusste, wenn er nicht gleich den ersten Schritt auf sie zumachte, sie sich ihm gegenüber verschließen würde. Er hatte es an ihrem Verhalten gestern Abend gemerkt und wusste es auch von den letzten Malen, bei denen sie sich in die Haare bekommen hatten. Sam war stur. Sie würde niemals nachgeben, also musste Kyle dies selber in die Hand nehmen.
Am Morgen, als er aufgewacht war, hatte er sich selbst immer noch nicht erklären können, was nur in ihn gefahren war, doch er wusste, dass er Sam als Freundin behalten wollte, also war er aufgesprungen, ins Bad geeilt, hatte sich schnell geduscht und war anschließend zum Bäcker um die Ecke gegangen wo er einen ganzen Karton voller Donuts gekauft hatte, die er Sam als Friedensangebot bringen wollte. Natürlich würde er einen Teufel tun und die Sache von gestern noch einmal ansprechen, doch wollte er wieder Normalität in ihre Beziehung bringen. Es grauste ihm davor, sollte er es nicht hinbekommen, dass dieser seltsame, äußerst vorsichtige Tanz umeinander auftauchen könnte, den Menschen veranstalteten wenn sie etwas getan hatten, was ein Fehler gewesen war. So wie dieser Kuss am gestrigen Abend.
Als er vor Sams Tür gestanden war, hatte er gespürt, wie sein Herz ein wenig schneller zu schlagen begonnen hatte doch er hatte die leichte Nervosität heruntergeschluckt und an die Tür geklopft.
Eine vollkommen verschlafene und beinahe verkatert erscheinende Sam öffnete ihm die Tür und sein Blick glitt einmal von unten nach oben. Dann lächelte er und sagte „Guten Morgen, na gut geschlafen?“
Ohne eine Einladung abzuwarten, betrat er die Wohnung und ging prompt in die Küche, wo er sich eine Tasse aus dem Schrank holte, sich Kaffee eingoss und sich dann mit der Tasse und den Donuts auf den Weg ins Wohnzimmer machte. Sam kam schlurfend hinter ihm her.
‚Einfach cool bleiben, Junge…’ sagte er sich selbst und nahm die Fernsteuerung um den Fernseher einzuschalten. Dies würde die drückende Stille ein wenig füllen die unweigerlich irgendwann entstehen würde. Doch nicht jetzt, denn Kyle hatte etwas zu besprechen.
„Wir haben in einer Stunde Training! Was los? Du siehst aus als hätte dich ein Bus überrollt.“ Er sah kurz zu Sam hinüber, die ihn ein wenig misstrauisch begutachtete, jedoch anscheinend nichts Verdächtiges fand, denn sie näherte sich ihm und ließ sich dann auf das Sofa niederfallen.
„Tequilaabend mit Janine!“ teilte sie ihm Kommentarlos mit und Kyle fragte sich, wann zum Teufel Janine noch vorbei gekommen war? Es war ungefähr zehn oder elf gewesen, als er Sam zuhause abgeliefert hatte.
„Oh ok, das erklärt einiges!“ sagte er jedoch stattdessen, denn er konnte sich eigentlich ja auch schon denken, weshalb Janine dagewesen war.
„Und seid ihr zu irgendeiner Erkenntnis gekommen?“ fragte er und zielte mit dieser Frage darauf ab, dass Frauen generell untereinander zur Flasche griffen wenn sie etwas Wichtiges zu besprechen hatten. Damit konnte er jetzt herausfinden, ob sie auch über ihn gesprochen hatten.
Sam zuckte mit den Schultern und sah geistesabwesend auf den Fernseher. Erst jetzt erkannte Kyle die dunklen Augenringe unter Sams Augen.
„Ich weiß nicht wie, aber sie hat mich doch tatsächlich dazu überredet, weil ich doch die erste Brautjungfer bin, eine rosanes, hautenges und noch dazu schulterfreies Kleid zur Hochzeit anzuziehen.“
Kyle hatte gerade einen Schluck von seinem Kaffee genommen und verschluckte sich jetzt daran, weil er sich das Lachen nicht verkneifen konnte.
„Was ist daran so witzig?“ fragte Sam, als Kyle sich von seinem beinahen Erstickungstod wieder erholt hatte, sein Lachanfall hingegen war noch nicht überstanden.
„Du und ein rosanes Kleid…das passt wie die Faust aufs Auge!“ brachte er hervor.
„Die Faust aufs Auge kannst du gleich haben, wenn du nicht die Klappe hältst!“ sagte Sam trocken und erhob sich dann.
„Ich kanns nicht ändern. Janine wünscht sich mich als Brautjungfer und die hat bekanntlich das zu tun, was die Braut möchte. Aber ich sags dir, wenn sie mir auch noch Blumen ins Haar flechten lassen will, dann bin ich raus!“
Ohne auch nur ein weiteres Wort drehte sie um und ging auf ihr Schlafzimmer zu. Kyle sagte nichts und beruhigte sich stattdessen wieder. Sam in einem rosanen Kleid, war ein Witz, das wusste er selber ganz genau, doch in seiner Vorstellung sah sie fantastisch darin aus.
Keine Minute später kam Sam wieder aus dem Schlafzimmer und trottete auf das Badezimmer zu.
„Was machst du?“ fragte Kyle, weil er sich ein wenig überflüssig fühlte, doch Sam entgegnete nur „Duschen!“ und schloss dann hinter sich die Tür. Zwei Minuten später hörte Kyle, wie die Dusche aufgedreht wurde.
Am Abend des nächsten Tages, war es immer noch irgendwie seltsam, mit Kyle alleine irgendwo zu sein, doch der bemühte sich so sehr, die Normalität zwischen ihnen beiden wieder herzustellen, dass Sam gar nicht anders konnte als es zu versuchen. Doch war ihr eine Sache aufgefallen: Sie vermied es Kyle irgendwie anzufassen. Jedes Mal wenn er sie aus Versehen irgendwo berührte, erschien es ihr beinahe so als würde ein kleiner Stromschlag ihren Körper hinauf wandern und ein wohliges Gefühl machte sich in ihrer Magengegend breit. Da sie dieses Gefühl jedoch nicht haben wollte, da sie ganz genau wusste was es zu bedeuten hatte, blieb sie Kyle jetzt immer einige Schritte fern. Dieser hatte wohl gemerkt, dass irgendwas nicht stimmte, doch hütete er sich davor irgendwas zu sagen. ‚Kluger Junge!’ dachte sich Sam.
Im Moment war sie gerade dabei, ihren Koffer für den zwei Tagestrip zu packen und wusste, mal wieder, nicht was sie mitnehmen sollte. Janine saß neben ihr auf dem Bett. Sie hatte darauf bestanden ihrer Freundin zu helfen, wahrscheinlich jedoch nur, weil sie sie aushorchen wollte und weil Henry mal wieder auf Geschäftsreise war. Das bedeutete Sturmfreie Bude für Janine. Seltsamerweise verbrachte sie diese Abende immer in Sams Wohnung.
„Das hier wäre doch niedlich!“ sagte Janine und hielt ein dunkelrotes Korsett nach oben. Sam verdrehte die Augen.
„Für was soll das denn bitte gut sein? Du weißt ich ziehe so einen Schrott nicht an!“ Janine runzelte die Stirn und ließ das Korsett beleidigt in ihren Schoß fallen.
„Sam, das hab ich dir letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt!!“ bei dieser Aussage lächelte Sam „Ich weiß. Und du weißt, dass es mir von Anfang an nicht gefallen hat!“
„Hast du schon mal gehört, dass man einem geschenkten Gaul nicht ins Maul sieht?“ fragte Janine beleidigt und packte das Korsett wieder weg.
„Hab ich auch nicht. Ich habe es dankend angenommen und dir höflich mitgeteilt, dass das wohl niemals jemand an mir sehen wird!“ sagte Sam mit zuckersüßer Stimme und ging dann zum Kleiderschrank, wo sie zwei Paar Jeans herausholte.
„Sag mal, ist dir nicht heiß in diesen Dingern?“ fragte Janine sie entsetzt und blickte nach draußen.
„Wir haben im Moment über 30 Grad im Schatten Sam. Zumindest kurze Hosen oder ein leichtes Sommerkleidchen, wären doch wirklich nicht zu viel verlangt!“
Sam hatte ihre Freundin gehört, packte jedoch die beiden Paar dennoch ein.
„Janine du weißt genau, dass ich es hasse solche Dinge zu tragen und jetzt hör auf, ständig an mir herumzunörgeln!“ sagte Sam mit einem Blick auf ihre Freundin, die noch zerknirschter auf Sams Bett saß.
Einige Sekunden vergingen und Sam genoss das Schweigen, prompt wurde es jedoch wieder unterbrochen.
„Ok ich gebs ja zu, ich vermisse Henry!“ sagte Janine und sah auf ihre zusammengefalteten Hände, die sie in ihrem Schoß liegen hatte.
„Wieso das denn? Er ist doch erst den zweiten Tag weg!? Warum genießt du nicht einfach mal die Zeit, wenn er nicht da ist?“ fragte Sam, weil sie nicht nachvollziehen konnte, wie man so abhängig von einem Menschen sein konnte.
„Wenn du einmal den Richtigen gefunden hast wirst du verstehen, was ich jedes Mal durchmache wenn Henry wieder für eine Woche abhaut!“ sagte Janine und wirkte dabei ein wenig genervt.
„Ich weiß, du kannst es nicht nachvollziehen, was Henry und ich haben Sam, aber auch nur weil du dich selbst davor verschließt!“ fügte sie hinzu und brachte so ihre Freundin zum inne halten.
„Was soll das denn bitte bedeuten? Ich verschließe mich doch nicht. Es ist mir nur noch nicht der Richtige über den Weg gelaufen. Da kann ich nichts dafür und das weißt du!“ sagte Sam und bemerkte sehr wohl, den etwas zickigen Tonfall.
„Ach bitte. Vor einigen Wochen hätte ich dir da wohl Recht gegeben. Jetzt aber nicht mehr. Du verschließt nicht nur dich selbst davor jemanden zu finden, sondern auch gleichzeitig deine Augen vor dem offensichtlichen! Ich sage ja nicht, dass du und Kyle gleich heiraten sollt, aber ein kleines Abenteuer, welches dich einfach mal lockerer werden ließe, würde dir gut tun!“ sagte Janine und stand dann vom Bett auf.
„Ein kleines Abenteuer? Janine tickst du jetzt nicht mehr richtig? Ich soll ein kleines Abenteuer mit Kyle erleben? Selbst wenn ich dazu bereit wäre, wäre er selber das noch lange nicht! Wir zwei sind uns durchaus einig, wie wir in Zukunft miteinander interagieren wollen und SEX gehört da sicherlich nicht mit dazu! Du weiß doch genau, dass ich…na du weißt schon. Wie kommst du darauf, dass ich ausgerechnet mit Kyle mein erstes Mal haben möchte?? Arghh….lass mich bitte endlich mit diesem Thema in Ruhe, ich kanns nicht mehr hören!“ Sam schmiss ihren Pulli, den sie in der Hand gehabt hatte und den sie in den Koffer hatte packen wollen, auf das Bett und stürmte aus dem Zimmer und auf den Balkon zu. Sie brauchte jetzt dringend frische Luft.
„Sam jetzt bleib gefälligst stehen! Ich sage doch nicht, dass du gleich mit ihm ins Bett springen sollst, das hast du dir jetzt selber zusammengebastelt. Was ich aber sage ist, dass du dich einfach mehr trauen sollst, ein wenig aus dir heraus kommen sollst. Er tut dir gut, das musst du selber zugeben! Aber du musst es auch zulassen, ihm die Chance geben, dein Leben ein wenig leichter zu machen!“ Sam hatte sich am Geländer festgekrallt und versuchte ruhig ein und auszuatmen. Würde sie jetzt genauer darüber nachdenken, dann wüsste sie, dass Janine Recht hatte. Sam war eingerostet gewesen, verschlossen und einsam. Sie hatte stets Janine gehabt, sich jedoch dennoch immer alleine gefühlt. Seitdem sie regelmäßig Zeit mit den Jungs verbrachte wurde sie lockerer und die Zeit mit Kyle? Sie wusste, dass sie ihr gut tat. Er forderte sie stets auf seine eigene Art und Weise heraus. Kitzelte Reaktionen aus ihr hervor, die sie selbst niemals erwartet hätte.
Sie hatte es sich an dem Tag bereits gedacht, als er sie geküsst hatte und sie war sich nach wie vor sicher: Etwas hatte sich verändert. Denn noch vor einigen Wochen, hätte sie Kyle eine mitgegeben. Jetzt, hatte sie bereitwillig einen Neuanfang gewagt. Dieser Neuanfang hatte jedoch die Erinnerungen nicht vertreiben können. Sie spürte, wie sich ein Arm um ihre Schultern legte und genoss die Nähe ihrer Freundin, obwohl sie doch eigentlich wütend auf sie war.
„Ach Süße…ich meine es doch nicht böse. Ich will nur das Beste für dich und das weißt du. Dieser Mann wäre im Moment einfach das Beste für dich, das musst du nur noch verstehen!“
„Das Beste. Er wäre nicht das Beste für mich. Es ist gut so, wie es im Moment ist. Ich bin es Leid über eine Sache zu diskutieren, bei der ich sowieso weiß, dass es nicht so ist. Janine, du hast dich da in etwas verrannt und so wie ich zugeben soll, dass er mir gut tut, so musst du zugeben, dass du selber keine Ahnung hast, was er will und was er nicht will. Du kennst ihn nicht!“
Sam hatte ruhig gesprochen und ihre Freundin stellte fest, dass es einfach keinen Zweck hatte.
Janine war sich sicher, aus irgendeinem Grund hatte sie das Gefühl, dass an ihrer Vermutung irgendwas dran war, doch ihre Freundin war noch nicht bereit dazu das zu sehen. Janine hatte Sam und Kyle zusammen beobachtet in der letzten Zeit. Sie waren immer vertrauter miteinander umgegangen, hatte sich wie selbstverständlich berührt. Mal an der Schulter, am Arm. Sie wirkten so gelöst, wenn sie beieinander waren, nur anscheinend sahen es die beiden noch nicht und Janine würde einen Teufel tun und sich da einmischen. Sie wusste noch zu gut, aus Henry und ihrer Anfangszeit, dass Kuppler niemals erfolgreich waren und mit viel Pech sogar Dinge zerstörten, die doch eigentlich sein sollten.
Kyle saß auf dem Balkon und hatte bereits gehört, dass sich bei Sam in der Wohnung jemand stritt, doch hatte er nicht verstehen können um was es ging. Als Sam jedoch auf ihrem Balkon auftauchte, zog er sich schnell zurück, damit sie ihn nicht entdeckte. Kurz darauf hörte er Janine und was sie sprach. Die Frauen sprachen über einen Mann, einen Mann für Sam. In Kyles Innerem zog sich irgendetwas zusammen und er ging einige Schritte zurück, bis er schließlich in sein Wohnzimmer trat in welchem es, im Vergleich zum Balkon, angenehm kühl war.
Sam sollte sich einem Mann hingeben? Wen hatte sie denn kennengelernt? Janine war ihm bisher immer sehr sympathisch gewesen, doch wenn sie Sam dazu überreden wollte, mit einem Kerl in die Kiste zu steigen, der nicht gut für sie wäre, dann wüsste Kyle nicht, was er tun würde. Sam war seine Freundin und er wollte nicht, dass sie von irgendjemandem verletzt wurde. Offensichtlich war Sam jedoch, wie immer, bei klarem Verstand, denn sie hatte Janine ja eindeutig gesagt, dass das nichts werden würde. Seltsamerweise war Kyle erleichtert, doch er würde jetzt Augen und Ohren offen halten. Den Typen, der eventuell dabei war, Sam für sich zu erobern, den wollte er gerne kennenlernen.
Doch was war, wenn Janine doch noch erfolgreich sein sollte? Was war, wenn Sam ihren Verstand ausschaltete und auf ihre Freundin hörte? Kyle packte seinen Schlüssel und stürmte aus der Wohnung, lief ein Stockwerk weiter nach oben und klopfte an die Tür, bevor er überhaupt wusste, was er sagen sollte, warum er gekommen war. Doch er wollte Janine daran hindern, weiter auf Sam einzureden. Erst wenn er diesen Kerl kennengelernt und ihn für gut genug befunden hätte, könnte Sam ihn sich krallen. Er wollte ja schließlich nur das Beste für sie.
„Ja?“ fragte eine Stimme, bevor die Tür überhaupt geöffnet wurde und Kyle rief „Ich bins, los komm schon, mach auf!“ Die Tür wurde geöffnet und Sam sah durch den Schlitz, ihre Stirn gekraust.
„Hey!“ sagte Kyle fröhlich und atmete dabei noch ein wenig schwer. Schließlich war er gerade in einem Affentempo die Treppe hinauf gesprintet.
„Kyle was willst du hier? Musst du nicht packen?“ fragte Sam ihn und öffnete dann die Tür ganz. Eine Wortlose Einladung herein zu kommen, wie Kyle mittlerweile wusste. Er nutzte die Chance und betrat den Gang, am Ende entdeckte er Janine die breit grinste.
„Hey Kyle!“ sagte sie und winkte ihm leicht zu, bevor sie merkte wie blöd diese Geste war und ihre Hand schnell hinter dem Rücken versteckte.
„Was treibt dich zu uns?“ fügte sie hinzu und ging dann in die Küche.
„Naja, mir war langweilig. Koffer sind gepackt und ich sitze wie auf Kohlen…ich brauch einfach ne Ablenkung!“ erläuterte er aus dem Stegreif, während Janine wieder aus der Küche trat und ihm eine kühle Coladose überreichte. Kyle nahm sie dankend entgegen und drehte sich dann zu Sam um, die vor der, mittlerweile wieder, verschlossenen Tür stand und die beiden eingehend betrachtete. Dann schüttelte sie den Kopf und ging an Kyle vorbei. Als sie ihn jedoch kurz mit ihrem nackten Arm streifte, war es für Kyle ein Gefühl, als hätte ihm jemand mit der Faust in den Magen geboxt. Er spürte wie sich ein Kribbeln von der Stelle ausbreitete und wie ein Verlangen in ihm aufkeimte, sie am Arm zu sich zurück zu ziehen und…
„So und was machen wir jetzt?“ fragte Janine und unterbrach glücklicherweise die mehr als nur unangemessenen Gedanken. Er schüttelte leicht den Kopf und merkte, dass sich etwas in seiner Hose geregt hatte. Verdammt. Er hoffte stark, dass dies jetzt niemandem auffiel.
„Keine Ahnung, schlag was vor!“ sagte er so ruhig wie möglich und ging schnell in die Küche, wo er sich hinter der Theke verstecken konnte. Verdammt, diesen Trip sollte er dringend dafür nutzen, eine Frau klar zu machen, denn ansonsten würde er noch durchdrehen!
„Wie wäre es damit. Wir sehen uns einen Film an?“ fragte Janine und lächelte ihn und Sam, die mittlerweile in der Tür ihres Schlafzimmers stand, an.
„Oder!“ sagte Sam und hob ihren Finger an „Ihr zwei seht euch den Film an, während ich weiter packe, denn ich bin immer noch nicht fertig!“ und schon drehte sie um und verschwand in ihrem Zimmer, während sie Janine und Kyle alleine zurück ließ.
„Was ist denn mit der los?“ fragte Kyle Janine, obwohl er es doch eigentlich wusste.
„Ach keine Ahnung. Sie scheint ein wenig gereizt zu sein!“ antwortete Janine beiläufig.
„Ja das ist mir aufgefallen. Aber die Frage lautet: Warum?“ Als Kyle merkte, dass sich wieder alles gelegt hatte, schritt er aus der Küche hervor und ging an Janine vorbei auf den Balkon.
„Vielleicht hat sie ja ihre Tage bekommen!“ sagte Janine und Kyle drehte sich misstrauisch um. Warum wollte sie ihm nicht erzählen um was, oder besser gesagt um wen, es wirklich ging?
„Ja vielleicht…“ murmelte Kyle und schwor sich herauszufinden, welcher Kerl gerade dabei war, ihm Sam wegzuschnappen.
______________________________________
Hier noch ein Kapitel für diese Woche;D Ich hoffe es gefällt, nächste Woche gehts dann weiter;D
Kommentieren und Abstimmen (wie immer;D) bitte nicht vergessen!!
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top