22. Kapitel: „Wie läuft es eigentlich mit Kyle..."

22. Kapitel: „Wie läuft es eigentlich mit Kyle…“

 

„Alter das kannst du so nicht schreiben!“ sagte Simmons entsetzt, als er den Satz sah, den Kyle gerade tippte.

„Warum zum Henker denn bitte nicht?“ fragte Kyle und drehte sich auf dem Stuhl nach hinten, wo Simmons und die anderen Jungs standen und sich richtige Formulierungen überlegten. Sam war zwar größtenteils schon fertig gewesen mit dem Artikel aber es fehlte noch der Schluss, den hatten die Jungs gesagt, würde sie übernehmen. Eine absolute Fehlentscheidung, stellte Sam gerade fest. Sie stand nämlich in der Küche und holte gerade jedem ein Bier, während sich die Jungs voll und ganz dem Artikel widmeten. Sam hoffte nur inständig, dass ihre Wohnung heil blieb, denn die Spieler waren bekannt dafür, eine etwas rabiate Form des Umgangs an den Tag zu legen, wenn sie sich uneinig waren.

„Darum, das hört sich ja vollkommen beschissen an!“ antwortete Simmons und ging auf den Stuhl zu.

„Komm, hau ab, ich schreibe weiter!“ Da Kyle offenbar nicht in Streitlaune war, zuckte er mit den Schultern und stand auf, während die anderen drei Jungs etwas betreten dastanden und sich offenbar Formulierungen überlegten die passen könnten. Eigentlich sollte ja Danny, wenn die Jungs mal ganz logisch überlegten, diesen Part übernehmen, da er selber bei der Zeitung war, doch darauf waren die Jungs noch nicht gekommen. Sam brachte ihnen ihr Bier und kurz darauf klingelte es an der Tür.

„Ah Janine ist endlich da!“ sagte sie erfreut und ging auf die Tür zu. Sie wusste jetzt schon, wie Janine reagieren würde, wenn sie die Jungs in Sams Wohnung entdecken würde, doch wenn die einmal drin waren, dann würden sie so schnell wahrscheinlich nicht mehr abhauen.

„Hey!“ sagte Sam fröhlich, als sie ihre Freundin in der Tür stehen sah. Sie war voll beladen mit Anziehsachen, Henry ihr Verlobter ebenfalls.

„Hey, ich musste mitkommen, da meine Liebste ansonsten unter dem Gewicht ihres Kleiderschranks zusammen gebrochen wäre!“ sagte er und betrat als erstes die Wohnung.

„Von Ladies First, hast du wohl noch nie was gehört!“ rief im Janine hinterher und trat anschließend ebenfalls ein. Sam schloss die Tür hinter den beiden und stellte fest, dass ihre Wohnung heute ganz schön voll war. So viele Menschen, waren noch niemals hier gewesen. Sam musste lächeln, weil ihr dieser Anblick mehr als nur gefiel.

„Weißt du Sam, wenn du etwas mehr Klamotten in deinem Kleiderschrank hättest, mit denen man auch was anfangen kann, dann hätten wir diese Sachen alle gar nicht mitnehmen müssen!“ beschwerte sich Janine weiter.

„Aber mit den Lumpen die du besitzt, könnte man ja nicht einmal im Ansatz ein zauberhaftes Outfit zau…“ in diesem Moment brach Janine ab, als sie die fünf Fußballspieler in Sams Wohnzimmer entdeckte, die sich gerade alle über Simmons Schulter hinweg lehnten um einen besseren Blick auf den Bildschirm zu haben.

„Hallo…“ sagte Janine verdattert und sah dann zu Sam hinüber. Sie sagte nichts, doch ihr Blick sagte alles ‚Was tun diese ganzen Jungs hier in DEINER Wohnung??’

Sam zuckte mit den Schultern und nahm Janine dann den Haufen Klamotten ab.

„Du hättest aber nun wirklich nicht gleich alles mitnehmen müssen!“ sagte sie gleichzeitig und ging dann in ihr Schlafzimmer, wo sie die Sachen auf das Bett legte.

„Was wollt ihr denn mit dem ganzen Kram?“ fragte Kyle, der offenbar aufmerksam geworden war auf die Neuankömmlinge. Gerade als er einen Schritt ins Schlafzimmer machen wollte, hielt ihn Sam auf.

„Du weißt doch Kyle, dass du nichts in meinem Schlafzimmer zu suchen hast, verdammt!“ und schob ihn rückwärts wieder hinaus.

„Was hast du Angst, ich könnte jeden Moment über dich herfallen oder was?“ sagte er mit einem gespielt lüsternen Blick doch Sam ging nicht weiter auf den Scherz ein.

„Du hast einfach nichts zu suchen da drinnen, ich hab es dir schon einmal gesagt!“ bei diesem Punkt würde Sam standhaft bleiben.

„Wo soll ich die Klamotten hinlegen?“ fragte Henry, dem anscheinend der Berg langsam zu schwer wurde.

„In mein Schlafzimmer bitte!“ antwortete Sam freundlich und machte ihm die Tür gleich wieder auf, während er wie selbstverständlich hineinging.

„Irgendwas läuft hier doch gerade schief, oder?“ fragte Kyle, der fassungslos daneben stand und Henry dabei zusah, wie er die Klamotten auf das Bett legte.

„Wieso darf er und ich nicht?“ fragte Kyle und richtete seinen Arm auf Henry, der gerade wieder herauskam.

„Weil ER im Vergleich zu dir, ein anständiger und gesitteter Mann ist!“ beantwortete Sam Kyles Frage und lächelte ihm dabei frech ins Gesicht.

„Du weißt schon, dass deine Logik zum in die Tonne hauen ist, oder?“ fragte Kyle Sam, während diese langsam die Tür schloss. „Für dich vielleicht schon, für mich definitiv nicht!“ entgegnete sie und ging anschließend in die Küche zurück.

„Janine, Henry, wollt ihr was trinken??“ fragte sie ihre Freunde.

„Klar ich nehme ein Bier!“ sagte Henry und Janine hingegen erwiderte „Nein ich will nichts. Das einzige was ich möchte ist jetzt mit dir in dieses Schlafzimmer zu gehen und dich mal richtig umzustylen!“

„Umstylen?“ bei diesem Wort waren die Jungs plötzlich alle beim Thema und wandten sich um.

„Wer lässt sich umstylen?“ fragte Martin.

„Unsere liebe Sam hat beschlossen, heute mal ein wenig was aus ihrem Typ zu machen!“ verkündete Janine stolz, während Sam unbehaglich die Arme vor der Brust verschränkte.

„Ach ja??“ fragte Kyle sie mit einem neugierigen Blick.

„Aber warum?“ fragte hingegen Goalie, der gar nicht begeistert zu sein schien. Simmons hingegen hatte nur ein einziges Wort darauf „GEIL!!“

Nur Danny enthielt sich eines Kommentars und nutzte stattdessen die Aufregung, um schnell ein paar Zeilen zu tippen, bevor die Chaoten wieder an den Artikel dachten.

„Macht jetzt kein großes Drama daraus. Wenns mir am Ende nicht gefällt, dann mach ich mich selbst fertig, wenn schon, dann kann man sich halt ausnahmsweise mit mir in der Öffentlichkeit blicken lassen!“ erwiderte Sam auf die Aussagen der Jungs, woraufhin Kyle sagte „Das kann man auch so…“ sich dann jedoch mit weiteren Kommentaren zurück hielt.

„In Ordnung los geht’s!“ sagte Janine, während sie motiviert in die Hände klatschte und dann Sam am Arm packte um sie ins Schlafzimmer zu bringen.

„Ähm Henry, pass du bitte auf die Chaoten auf, ok?“ sagte Sam solange sie noch konnte. Sie hörte nur noch die empörten Rufe der Spieler, dann schloss sich die Tür.

„Wofür braucht Sam überhaupt ein umstyling?“ fragte Kyle Henry, der auf der Couch saß und gemütlich sein Bier trank.

„Keine Ahnung, auf jeden Fall hat sie Janine angerufen und gemeint, sie bräuchte ihre Hilfe. Ich find es gar nicht so schlecht, dass Sam aus ihrem Schneckenhaus ausbrechen möchte…“ erwiderte dieser Schulterzuckend und trank erneut einen kräftigen Schluck.

„Schneckenhaus?“ fragte jetzt Simmons. Mittlerweile saß Danny alleine am PC, was vermutlich auch ganz gut war, dann konnte eigentlich nicht viel schief laufen.

„Ja Sam war nicht immer so in sich gekehrt, hat Janine erzählt!“

„Wie meinst du das?“ fragte jetzt Martin, der sich auf den Boden niedergelassen hatte.

„Naja, Sam war früher anscheinend ganz anders. Nach dem Tod ihrer Eltern ist es wohl ziemlich bergab gegangen mit ihr…“ sagte Henry wie selbstverständlich, während alle anderen plötzlich mucksmäuschenstill waren.

„Tod ihrer Eltern?“ fragte schließlich Kyle, den es mit dieser Offenbarung kalt erwischt hatte. Warum hatte Sam nie was erzählt?

„Ja, als Sam 18 war waren ihre Eltern gerade auf dem Weg, sie von ihrem Abschlussball abzuholen, als sie in einen furchtbaren Autounfall verwickelt wurden und noch an der Unfallstelle starben.“ Sagte Henry, so als müssten die Jungs diese Story eigentlich kennen.

„Da ihre Brüder wohl ziemliche Idioten sind, hatte Sam damals schon alle Vorbereitungen für die Beerdigung selber tragen müssen, das und noch einige andere Dinge haben sie wohl gezeichnet.“ Henry erzählte und erzählte und Kyle wollte mehr wissen, doch plötzlich sah Henry auf.

„Das wusstet ihr doch bestimmt schon, oder?“ fragte er jetzt ein wenig erschrocken. Offenbar war ihm gerade klar geworden, dass er über Sam aus dem Nähkästchen plauderte.

„Ähm nein, das wussten wir nicht!“ sagte Simmons betreten und sah dabei auf den Boden.

„Verdammt…“ murmelte Henry und fügte dann hinzu „Das wisst ihr nicht von mir, verstanden??“ dann stand er auf und brachte seine leere Flasche in die Küche.

„Wusstest du das?“ fragte jetzt Goalie Kyle und auch die anderen Jungs, Danny eingeschlossen, sahen zu ihm hinüber.

Kyle schüttelte langsam den Kopf und sagte „Nein, ich hatte keine Ahnung!“

Die Jungs die in der Regel nichts als Unfug im Kopf hatten, saßen alle stillschweigend da und dachten über das nach, was sie gerade erfahren hatten. Kyle hingegen fragte sich, warum nur Sam sich ihm nicht anvertraut hatte. Vielleicht war sie dafür noch nicht bereit? Er hatte ihr schließlich auch nichts von seiner Familie erzählt. Vielleicht hatte sie den richtigen Moment, den richtigen Ort die richtige Zeit abwarten wollen?!

„Wir dürfen sie nicht darauf ansprechen, ok? Und erzählt das ja nicht weiter!“ sagte er schließlich, als ihm klar wurde, dass Sam wenn sie bereit wäre schon von selbst zu ihm kommen würde. Wenn er oder einer der anderen sie jetzt darauf ansprechen würde, könnte es passieren, dass sie etwas zerstörten was noch gar nicht richtig begonnen hatte.

„Alter, kein Wunder, dass sie manchmal etwas strange ist…“ sagte Simmons und fügte dann hinzu „Klar Kumpel, wir sagen nichts, oder?“ Er sah die anderen drei Jungs an, die betreten zu Boden schauten und fragte noch mal etwas lauter „Oder??“

„Ja klar!“ und andere Zustimmungen waren zu hören und Kyle atmete erleichtert aus. Die Arme Sam. Ihre Eltern waren gestorben, als sie sie hatten holen wollen. So wie Kyle Sam bisher kannte, würde sie sich unglaubliche Vorwürfe deswegen machen, obwohl sie doch eigentlich nichts dafür konnte.

„Sag mal spinnst du? Das ziehe ich keinesfalls an!“ sagte Sam und drückte das pinke, bauchfreie Top von sich weg, als wäre es Gift.

„Ein einfaches NEIN hätte auch genügt…“ sagte Janine ein wenig beleidigt, schnappte sich jedoch gleich das nächste Teil und hielt es vor Sams Körper.

„Sag mal, was macht eigentlich die halbe Fußballmannschaft hier?“ fragte sie so beiläufig wie nur möglich, doch Sam lächelte da sie nur darauf gewartet hatte, dass Janine das Thema anschnitt.

„Keine Ahnung, die standen plötzlich vor meiner Tür weil sie sich „Sorgen“ gemacht haben!“ antwortete Sam. Sie glaubte nach wie vor nicht so ganz, dass das der wahre Grund war. Warum sollten sich die Jungs denn auch Sorgen machen? Sam war stark, sie konnte mit den Dingen um sich herum durchaus umgehen.

„Das ist dann aber wirklich nett von ihnen, oder nicht?“ fragte Janine, während sie ihr das nächste Teil vorhielt.

„Ich weiß nicht, sie sind im Allgemeinen so ganz anders, als ich erwartet hatte. Eben normale Menschen…ich weiß hört sich komisch an!“ sagte Sam und zuckte mit den Schultern, doch Janine schüttelte den Kopf, während sie das nächste Teil packte.

„Ne ich bin da eigentlich deiner Meinung. Wenn man die Spieler so in den Matches oder auf der Straße sieht, umzingelt von Frauen und „Fans“ dann kann man sich schlecht vorstellen, dass hinter diesen Fassaden doch tatsächlich normale Männer stecken.“ Erklärte Janine und traf damit im Grunde genommen die Ansicht, die auch Sam vertrat.

„Wie läuft es eigentlich mit Kyle?“ fragte Janine und tat so, als wäre dies ein mehr als nur langweiliges Thema, doch Sam wusste genau worauf sie hinaus wollte. Aus irgendeinem verrückten Grund, war Janine der Meinung, dass Kyle auf Sam scharf war und dass Sam sich auf ihn einlassen sollte, doch dagegen wehrte sich Sam strickt. Erstens war Kyle nicht auf SIE scharf, zweitens sie nicht auf IHN und drittens: Naja ganz einfach, wenn die beiden ein Paar wären in irgendeiner verrückten Parallelwelt dann mit Sicherheit nicht sehr lange, denn bereits nach kurzer Zeit würden die beiden sich wahrscheinlich zerfleischen. Sie stritten nach wie vor sehr viel, nur lernten sie langsam damit umzugehen. Sam wusste mittlerweile, dass sie nicht jedes Wort von Kyle auf die Goldwaage legen durfte und Kyle wusste, dass Sam manchmal äußerst schlecht drauf war und ihn dann auch mal desöfteren aus der Wohnung schmiss. Er ging zwar nie, wenn sie das tat, aber zumindest konnte sie dann weiterhin Dampf ablassen, während Kyle mit betretendem Gesicht dasaß und die Tortur über sich ergehen ließ.

Kyle war der erste Mensch, der längere Zeit mit Sam verbringen konnte ohne danach schreiend davon zu laufen. Naja geschrien hatte noch niemand, doch davongelaufen waren viele.

„Ganz gut…“ sagte Sam, ebenfalls so beiläufig wie möglich und beantwortete damit Janines Frage, die immer noch im Raum stand.

„Ganz gut kann vieles heißen. Ganz gut, aber er geht mir auf die Nerven. Ganz gut, aber er ist schwul, oder Ganz gut, vor allem im Bett??“ fragte Janine neugierig und verschwunden war die Beiläufigkeit, denn jetzt befanden sich die Frauen genau bei dem Thema, bei dem Janine ankommen wollte.

„Janine verdammt. Du weiß genau, dass ich noch niemals…na du weißt schon.“ Sagte Sam und machte eine wegscheuchende Bewegung. Bei anderen konnte Sam ohne Probleme über Sex und andere Dinge sprechen, doch sobald es sie selbst betraf, wich sie dem Thema aus.

„Du weißt schon ist aber eine ganz natürliche Sache. Und wenn nicht einmal Kyle Thompson Fantasien in deinem Inneren anregt, DANN junge Dame, stimmt was nicht mit dir!“ sagte Janine und hielt ein rotes Kleid nach oben.

„Bitte, hör auf Janine. Bei mir und Kyle geht es um alles andere, nur nicht um das. Ich bin nicht sein Typ und er ist nicht meiner!“ entgegnete Sam und stöhnte dabei entnervt auf.

„Naja, da gibt es ja geteilte Meinungen!“ sagte Janine und wusste anscheinend, dass sie an diesem Punkt das Thema lieber wechseln sollte. Stattdessen konzentrierte sie sich jetzt auf das rote Kleid, welches über zwei Bänder am Nacken zusammengebunden wurde und ansonsten die Schultern und den Rücken frei ließ.

„Ich glaube wir haben dein Outfit gefunden…“ sagte sie entschlossen und hielt es Sam entgegen.

„Auf gar keinen Fall werde ich das…“ weiter kam Sam nicht, denn Janine fiel ihr ins Wort.

„Rot steht dir aber fantastisch und das Kleid bringt deine Figur mit ziemlicher Sicherheit zur Geltung. Außerdem ist es nicht zu auffällig, also für einen entspannten Abend in einer Bar durchaus angemessen. Und den Jungs wird die Kinnlade runterklappen…“ sagte Janine entschlossen, fügte jedoch bei Sams skeptischem Gesichtsausdruck noch hinzu „Zieh es an, wenn es zu heftig ist, dann suchen wir dir was anderes, ok?“ Ein Kompromiss, in Ordnung, damit war Sam einverstanden und so schnappte sie sich genervt das Kleid und fragte sich, warum zum Teufel sie sich das selbst eingebrockt hatte.

„Wie kann man nur so lange brauchen, um sich fertig zu machen?“ fragte Simmons, der bereits voller Eifer auf dem Sofa saß und nur noch darauf wartete, dass es endlich losging. Kyle saß in seinem üblichen Sessel und hatte die Hände ineinander verschränkt. Wie Sam wohl aussah, wenn sie mal etwas aus ihrem Typ machte? Dass Sam eine doch ganz ansehnliche Figur hatte, wusste Kyle ja bereits von ihrem letzten Trip, als er sie im Badeanzug gesehen hatte, aber was er auch tat, er konnte sich nicht vorstellen, dass Sam was anderes trug als ihre zerschlissenen Jeans und einem mehr oder weniger passenden Shirt dazu.

„Also so lange dauert das ja noch gar nicht!“ sagte Martin und sah dabei auf die Uhr.

„Meine Freundin braucht oftmals sehr viel länger…“ fügte er dann hinzu.

Kyle hatte noch einige Zeit über das eben erfahrene nachgedacht und hatte sich dabei ertappt, dass er Mitleid mit Sam gehabt hatte. Doch woher nahm er sich das Recht, Mitleid mit ihr zu haben? Würde er von ihr Mitleid haben wollen, wenn sie erfahren würde, wie es um seine eigene Familie stand? Eher nicht! Deswegen hatte er beschlossen, diese Sachen so weit nach hinten zu schieben, wie nur möglich und Sam ganz „normal“ gegenüber zu treten.

„Na endlich!“ sagte Simmons und sprang auf.

„Sie sind fertig…“ sagte Danny und schien erleichtert zu sein. Kyle sah auf und entdeckte, dass die Tür einen Spaltbreit geöffnet worden war, dann trat Janine nach draußen und schloss sie hinter sich wieder.

„Ok, sie ist fertig und sie sieht fabelhaft aus!“ sagte sie mehr zu Henry als zu irgendwem sonst und plötzlich spürte Kyle eine leichte Aufregung in sich aufsteigen. Sam war eigentlich Sam und er mochte sie auch so wie sie war. Er war sich in diesem Moment wirklich nicht sicher, ob er überhaupt wollte, dass sie ihr Aussehen veränderte, doch es war jetzt sowieso schon zu spät. Die Tür ging auf und als Sam nach draußen trat, schnappten die Jungs nach Luft, während Kyle ein zweites Mal seitdem er Sam kannte, das Gefühl hatte, ihn hätte ein Fausthieb in den Magen getroffen.

„Sam, das ist ja der Wahnsinn…“ sagte Martin und ging auf sie zu um sie näher zu betrachten und auch die anderen Jungs ließen es sich nicht nehmen.

„Das ist doch mit Sicherheit zu viel des Guten…“ murmelte sie beschämt und Kyle sah wie sie langsam rot wurde.

„Nein absolut nicht!“ versicherte Simmons, der sie gerade betrachtete als wäre sie ein Stück Fleisch und er auf Beutejagd.

Alle anderen sagten das selbe, nur Kyle saß stocksteif da und konnte sich kaum rühren. Sam trug ein rotes, knielanges Kleid, welches ihre Figur so perfekt zur Geltung brachte, wie ein Kleid das nur konnte. Ihre Schultern waren nicht bedeckt und er sah, wie zerbrechlich sie plötzlich wirkte. Sie trug ihre Haare offen und anscheinend hatte Janine sie dazu überreden können, ihr Locken in die Haare zu drehen und sie zu schminken. Ihre Augen strahlten und nahmen Kyles sämtliche Aufmerksamkeit in Anspruch. Was geschah nur mit ihm? Wieso nur, schaffte er es nicht aufzustehen und ihr zu sagen, dass sie einfach nur genial aussah? Wieso saß er da wie ein Vollidiot und starrte sie lediglich an? Die wohl wichtigste Frage lautete jedoch, warum zum Teufel er das Gefühl hatte, dass in seinem Inneren gerade eine Achterbahn fuhr? 

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