Unsicherheiten

Zoé schwieg, als ihr Vater mit langsamen, bedächtigen Schritten auf das Sofa zuging, auf dem sie saß. Er wirkte müde, die Sorgenfalten auf seiner Stirn hatten sich vertieft, und seine Augen verrieten eine Mischung aus Erleichterung und Ernst. Zoé ahnte, dass gleich eine Standpauke auf sie zukommen würde, und wappnete sich innerlich dafür. Als er vor ihr stehen blieb, sah er sie einen Moment lang schweigend an, bevor er in einem strengen Ton sagte: "Zoé."

Sie erwartete eine lange Liste von Vorwürfen und tadelnden Worten. Doch zu ihrer Überraschung sagte ihr Vater: "Ich bin froh, dass du wieder da bist." Zoé starrte ihn an, unfähig, sofort zu reagieren. Die Worte trafen sie unvorbereitet, und für einen Augenblick blieb ihr der Mund offenstehen. Die Sorge in seinen Augen ließ ihr Herz schwer werden.

Zoé überlegte, ob sie ihren Eltern von dem Jungen erzählen sollte, der sich oben in ihrem Bett versteckt hielt. Doch sie entschied, dass es jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war. "Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht", schluchzte ihre Mutter plötzlich, und ihre Stimme brach unter den Tränen. Zoé sah zu ihrer Mutter hinüber, die neben ihr auf dem Sofa saß. Doch sie schwieg weiterhin. Es war, als wären die Worte in ihrem Hals stecken geblieben, unfähig, herauszukommen.

Ihr Vater setzte sich in den Sessel gegenüber von Zoé und ließ seinen Blick nicht von ihr ab. Er schien etwas sagen zu wollen, zögerte jedoch, als wüsste er nicht, wie er beginnen sollte. Eine Weile saßen sie so, stumm, bis er schließlich seinen Blick von ihr abwandte und in die Ferne starrte, als könnte er dort die richtigen Worte finden.

Zoé fühlte eine Unruhe in sich aufsteigen. Schließlich platzte die Frage aus ihr heraus, die sie schon so lange beschäftigte: "Wollten meine leiblichen Eltern mich nicht? Haben sie mich deshalb zur Adoption freigegeben?" Die Worte klangen kälter und schärfer, als sie es beabsichtigt hatte. Es war, als würde jemand anders durch sie sprechen.

Ihre Mutter legte sanft eine Hand auf Zoés Schulter und sah sie mit einem traurigen, aber aufrichtigen Blick an. "Wir wissen gar nichts über deine leiblichen Eltern", begann sie leise, als wollte sie die Schärfe aus Zoés Worten nehmen. Zoé spürte, wie etwas in ihr zusammenbrach, als ob all die Fragen, die sie so lange unterdrückt hatte, nun zu einer Last wurden, die sie nicht mehr tragen konnte.

"Wir wissen, dass sie dich aus persönlichen Gründen zur Adoption freigeben mussten", fuhr ihre Mutter fort. "Die genauen Umstände kennen wir nicht. Wir haben auch nie Kontakt zu ihnen gehabt." Ihre Stimme klang betrübt, als ob es sie schmerzte, Zoé nicht die Antworten geben zu können, die sie so dringend brauchte.

Zoé schluckte hart und fühlte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Warum sie jetzt weinte, konnte sie nicht sagen. Es war nicht eine einzige Sache, sondern all die Gefühle, die sich über die Jahre aufgestaut hatten. Sie sah ihren Vater an, und für einen Moment schien es, als würde er in ihren Augen die gleiche Verzweiflung sehen, die sie fühlte. Er stand auf, kam zu ihr und setzte sich neben sie. Nun saßen ihre Eltern rechts und links von ihr, eine Mauer des Trostes, die sie in ihre Mitte nahm.

Als sie Zoé weinen hörten, legten beide ihre Arme um sie. Zoé ließ den Tränen freien Lauf und vergrub ihr Gesicht an der Schulter ihres Vaters. "Ihr werdet trotzdem immer meine Eltern bleiben, oder?" fragte sie mit erstickter Stimme, ihre Angst und Unsicherheit lagen offen in diesen einfachen Worten.

Ihre Mutter zog sie noch fester an sich, und Zoé spürte, wie auch sie zitterte. "Natürlich, Zoé", sagte sie mit sanfter Stimme, die von ihren eigenen Tränen erstickt war. "Wir werden immer für dich da sein." Ihr Vater legte seinen Arm um Zoés Schultern, und sie fühlte die Stärke und Liebe, die von ihm ausging. Sie lehnte ihren Kopf an die Schulter ihres Vaters und atmete tief ein. Langsam kehrte eine Ruhe in ihr ein, die sie seit langem nicht mehr gespürt hatte. Ihr Herz fühlte sich leichter an, nicht mehr so schwer und belastet.

Zoé wusste, dass sie an diesem Abend keine weiteren Antworten erhalten würde. Ihre Eltern hatten ihr alles gesagt, was sie wussten, und mehr konnten sie ihr nicht geben. Also ließ sie das Thema ruhen, zumindest für jetzt. Ihr blieb nichts anderes übrig, als die Unsicherheit zu akzeptieren und darauf zu vertrauen, dass sie mit der Zeit die Antworten finden würde, die sie suchte.

Etwas später ging Zoé wieder in ihr Zimmer zurück. Das Licht war immer noch ausgeschaltet, und die Dunkelheit lag wie eine Decke über dem Raum. Sie schlich sich leise hinein, um Shinichi nicht zu wecken, ging vorsichtig zum Nachttisch und schaltete das kleine Licht ein. Der schwache Schein beleuchtete den Raum, gerade genug, um ihn zu erkennen. Shinichi lag auf der anderen Seite des Bettes, leicht auf die Seite gedreht, und atmete ruhig und gleichmäßig. Für einen Moment blieb Zoé stehen und beobachtete ihn. Sein friedliches Gesicht, die sanften Züge und das leichte Heben und Senken seiner Brust ließen sie innehalten. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihr aus, aber gleichzeitig begann ihr Herz schneller zu schlagen.

Zoé riss sich von dem Anblick los, nahm ihre Schlafsachen und schlich ins Bad, um sich fertig zu machen. Im Spiegel sah sie ihr eigenes Gesicht, die geröteten Wangen und die leicht zitternden Hände. Sie putzte sich die Zähne, zog sich um und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Was machte dieser Junge nur mit ihr? Das Herzklopfen in ihrer Brust wollte einfach nicht aufhören.

Als sie schließlich zurück in ihr Zimmer ging, fiel ihr Blick erneut auf das Bett. Es war groß genug für zwei Personen. Sollte sie sich einfach dazulegen? Sie zögerte. Es war ja nichts dabei, redete sie sich ein. Sie nahm die Decke, die sie für Gäste im Zimmer hatte, und legte sich auf die freie Seite des Bettes. Mit zitternden Händen zog sie die Decke über sich, schaltete das Licht aus und schloss die Augen. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und jeder Atemzug fühlte sich an, als würde er die Stille des Zimmers durchbrechen.

Zoé lauschte dem ruhigen Atem von Shinichi neben ihr, das regelmäßige Heben und Senken seiner Brust. Sie versuchte, sich zu beruhigen, doch ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander. Die Nähe zu ihm machte sie nervös und das Bewusstsein, dass sie nicht allein war, ließ sie nicht zur Ruhe kommen.

Irgendwann, nachdem sie sich unzählige Male hin und her gewälzt hatte, schien Zoé doch eingeschlafen zu sein. Sie wurde durch ein Klopfen an der Tür geweckt. „Zoé, du musst aufstehen, es ist schon nach sieben", hörte sie die gedämpfte Stimme ihrer Mutter durch die Tür dringen. Noch halb im Schlaf murmelte sie ein „Mhm" und kuschelte sich an die Wärmequelle neben sich. Ein zufriedenes Seufzen entkam ihren Lippen, und für einen Moment wollte sie einfach nur die Wärme genießen.

Doch irgendetwas war anders. Langsam öffnete Zoé ihre Augen und starrte direkt in zwei strahlend blaue Augen. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, dann begann es, wie wild in ihrer Brust zu hämmern. Die Realität traf sie wie ein Schlag und sie realisierte mit einem Mal, was für eine Situation das gerade war. Mit einem Schrei sprang sie zurück, das Herz raste, und sie fiel vor Schreck aus dem Bett. Ein schmerzhafter Aufprall auf dem Boden ließ sie aufkeuchen. Über ihr hörte sie Shinichi leise lachen, und die Röte stieg ihr vor Scham ins Gesicht. „Alles okay bei dir?" hörte sie ihre Mutter besorgt von draußen rufen. Zoé schloss für einen Moment die Augen und versuchte, das Herzklopfen in ihrer Brust zu beruhigen, bevor sie eine Antwort herausbrachte.

Zoé rief schnell: „Ja, alles gut", zurück und lauschte, doch von ihrer Mutter kam keine Antwort mehr. Sie atmete tief durch, um ihr Herz zu beruhigen, das immer noch wie verrückt schlug und stand vom Boden auf. Ihre Wangen brannten vor Scham, als sie Shinichi ansah, der immer noch lachend im Bett saß. Das Lachen in seinen Augen brachte sie nur noch mehr aus der Fassung.

„Wie lange warst du schon wach?", fragte Zoé und versuchte, so ruhig wie möglich zu klingen. Shinichi hörte auf zu lachen und schien kurz nachzudenken. „Ich bin schon eine Weile wach", sagte er und zuckte mit den Schultern. „Etwa eine Dreiviertelstunde. Ein Handy hat ein paar Mal vibriert, aber ich konnte nicht heraushören, woher es kam."

Zoé runzelte die Stirn und sah sich im Zimmer um, bis ihr Blick auf ihre Jacke fiel. Sie ging darauf zu und holte ihr Handy aus der Tasche. Als sie auf den Bildschirm schaute, sah sie die Liste der verpassten Anrufe und Nachrichten: zwölf Anrufe von ihren Eltern, sehr viele unbekannte Nummern, die sie versucht hatten zu kontaktieren und einige Nachrichten, dessen Inhalt sie versuchte auszublenden. Zoé seufzte tief und fühlte, wie sich ein Knoten in ihrem Magen bildete. Sie schaute auf die Uhr – es war jetzt sieben Uhr dreizehn. Sie legte das Handy zurück in die Jackentasche und blickte zu Shinichi hinüber, der sie immer noch ansah. Er saß inzwischen aufrecht im Bett, und Zoé fragte sich unwillkürlich, wie viel er von den Gesprächen gestern Abend noch mitbekommen hatte.

Plötzlich hörte sie, wie die Haustür ins Schloss fiel und kurz darauf ein Motor startete. Ihre Eltern mussten wohl das Haus verlassen haben. Zoé sah zu Shinichi hinüber. „Du kannst gerne ins Bad gehen. Ich lege dir alles bereit. Wegen neuer Kleidung...", ihre Gedanken überschlugen sich fast. Sie hatte nichts, was sie ihm anbieten konnte... „Ich wasche deine Kleidung schnell und schmeiß sie in den Trockner. Was anderes kann ich dir leider nicht anbieten.", sie sah ihn entschuldigend an, bemüht, ihre Stimme ruhig und gefasst klingen zu lassen, obwohl ihr Herz immer noch schneller schlug. Sie ging zur Tür und fügte hinzu: „Du kannst dir auch so lange Zeit lassen, wie du willst." Dann verließ sie das Zimmer und ging ins Bad, um alles vorzubereiten. Ihr Kopf fühlte sich leicht benommen an, als hätte sie die ganze Nacht nicht geschlafen.

Im Bad legte sie ein frisches Handtuch zurecht und holte eine neue Zahnbürste aus ihrer Verpackung. Sie legte sie sorgfältig auf die Ablage über dem Waschbecken, ihre Hände zitterten leicht. Der Gedanke, dass Shinichi hier war, in ihrem Haus, in ihrem Zimmer, war immer noch schwer zu fassen. Und dann diese Nähe im Bett... Ihr Herz begann wieder schneller zu schlagen, als sie daran dachte.

Sie ging zurück zur Tür, hielt kurz inne und steckte dann ihren Kopf ins Zimmer. „Das Bad ist direkt gegenüber. Ich habe ein Handtuch hingelegt und eine neue Zahnbürste für dich. Ich gehe in der Zeit nach unten und mache etwas zu essen." Shinichi war inzwischen aufgestanden und nickte ihr zu, ein dankbares Lächeln auf den Lippen. „Danke", sagte er leise. Zoé spürte, wie ihr Herz einen kleinen Sprung machte, als sie das Zimmer verließ und die Tür hinter sich schloss. Sie ging die Treppe hinunter, ihr Herzschlag langsam wieder normalisierend und begann, in der Küche alles für das Frühstück vorzubereiten. Doch die Gedanken an Shinichi und das Herzklopfen wollten einfach nicht ganz verschwinden.

Doch als sie gerade dabei war, etwas zu essen zu machen, hörte sie, wie oben das Wasser lief und ging wieder nach oben. Sie blieb aber vor der Badezimmertür stehen. Dann atmete sie tief durch und lief erstmal ins Schlafzimmer ihrer Eltern. Im Kleiderschrank nahm sie eine bequeme Hose und ein Pullover ihres Vaters heraus, was anderes hatte sie leider nicht. Auch eine Unterhose folgte. Peinlich berührt ging sie dann mit der Kleidung zurück zum Bad. Es war ihr wirklich super unangenehm. Immerhin hatten Ran und sie die gleiche Größe. So war es leicht, die Kleidung zu leihen. Aber Ihr Vater war ein ganzes Stück größer und breiter als Shinichi.

Zoé lauschte an der Badezimmertür, als das Rauschen des Wassers plötzlich verstummte. Ein Gefühl von Unsicherheit überkam sie, und sie klopfte zögernd an die Tür. Ihr Herz klopfte, und sie spürte eine nervöse Spannung in ihrem ganzen Körper. „Ich lege dir hier ein paar Sachen hin", rief sie durch die geschlossene Tür. Ihre Stimme klang fest, doch innerlich fühlte sie sich alles andere als ruhig. „Keine Sorge, ich komme nicht ins Bad. Ich... warte unten—"

In diesem Moment wurde die Tür abrupt geöffnet. Zoé stockte der Atem, als sie unerwartet direkt vor Shinichi stand. Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung, und sie blieb wie angewurzelt stehen. Sie hatte nicht damit gerechnet, ihn so plötzlich zu sehen. Shinichi stand im Türrahmen, ein Handtuch lässig um seine Hüfte geschlungen. Seine dunklen Haare waren noch nass, und Wassertropfen liefen langsam über seine Schultern und die muskulöse Brust hinunter. Der Anblick ließ Zoé unwillkürlich den Atem anhalten.

Shinichi lächelte sie an, ein verschmitztes, warmes Lächeln, das ihr Herz noch schneller schlagen ließ. Er nahm die Kleidungsstücke entgegen, die sie ihm reichte, und schien ihre Verlegenheit zu bemerken. Zoé spürte, wie ihr Hals trocken wurde, als ob sie durch eine Wüste wanderte. Ihre Gedanken schwirrten wild durcheinander, und sie hatte das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen. Ein heißes, prickelndes Gefühl stieg ihr in die Wangen, und sie wusste, dass sie knallrot geworden sein musste, vermutlich so rot wie eine reife Tomate.

Panisch, dass er ihr Unbehagen bemerken könnte, drehte Zoé sich hastig um. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie befürchtete, Shinichi könnte es hören. Sie eilte die Treppe hinunter, ihre Schritte so schnell, dass sie beinahe ins Stolpern geriet. „Danke", rief Shinichi ihr noch hinterher, seine Stimme klang amüsiert und warm zugleich. Zoé hörte, wie die Badezimmertür wieder geschlossen wurde, als sie gerade die letzte Treppenstufe erreichte.

Unten angekommen, versuchte Zoé, ihre Gedanken zu ordnen und ihre Atmung zu beruhigen. Sie lehnte sich für einen Moment gegen die Wand, schloss die Augen und zwang sich, tief einzuatmen. Doch das Bild von Shinichi, wie er im Türrahmen stand, ließ sie nicht los. Sein Lächeln, die Wassertropfen auf seiner Haut, die Art, wie er sie angesehen hatte, all das hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt.

Zoé versuchte, sich auf das Frühstück zu konzentrieren, das sie vorbereitet hatte. Sie deckte den Tisch, stellte die Teller und Tassen bereit und bereitete das Essen vor, doch ihre Gedanken kehrten immer wieder zu Shinichi zurück. Warum ließ er sie so nervös werden? Warum klopfte ihr Herz jedes Mal schneller, wenn sie ihn sah? Sie schüttelte leicht den Kopf, als ob sie damit die verwirrenden Gedanken vertreiben könnte. Doch das Gefühl in ihrer Brust blieb. Seit wann reagierte sie so doll auf ihn? Sie konnte es sich selbst nicht so recht erklären und das machte sie nervös.

Als sie das letzte Gedeck auf den Tisch stellte, hörte sie, wie die Badezimmertür geöffnet wurde. Schritte waren zu hören, die sich der Treppe näherten. Zoé richtete sich auf, atmete tief durch und zwang sich, ruhig zu bleiben. Sie war entschlossen, sich nichts anmerken zu lassen. Sie wollte nicht, dass Shinichi bemerkte, wie sehr er sie aus der Fassung brachte. Doch als sie die Schritte hörte, die näher kamen, fühlte sie, wie das Herz in ihrer Brust erneut schneller schlug, wie ein Trommelschlag, der nicht enden wollte.

Zoé drehte sich um, gerade als Shinichi die Treppe hinunterkam. Er trug die Kleidung, die sie ihm gegeben hatte, und seine Haare waren nun trocken, leicht zerzaust. Er lächelte, und in seinen Augen blitzte etwas auf, das Zoé nicht deuten konnte. Ein warmer Schauer lief über ihren Rücken, als sie versuchte, seine Miene zu lesen. „Frühstück ist fertig", sagte sie und bemühte sich, ihre Stimme fest und kontrolliert klingen zu lassen. „Setz dich doch."

Shinichi nickte und nahm am Tisch Platz, seine Augen ruhten weiterhin auf Zoé. Sie setzte sich ihm gegenüber, und für einen Moment herrschte eine angenehme Stille, unterbrochen nur vom Klingen der Tassen und Teller. Zoé spürte, wie ihre Anspannung allmählich nachließ, und ein leises Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Vielleicht, dachte sie, konnte dieser Morgen doch noch ganz normal verlaufen, trotz der aufgewühlten Gefühle in ihrem Inneren.

Sie beeilte sich jedoch mit dem Essen. Zoé nutzte die Gelegenheit, um nach oben zu gehen und sich für die Schule fertig zu machen. Sie stand auf, ging zur Tür und sagte: „Ich werde jetzt kurz ins Bad gehen und mich fertig machen." Mit diesen Worten verschwand sie aus der Küche. Es war ihr so unangenehm in seiner Nähe zu sein, nachdem es diese merkwürdigen Momente zwischen ihnen gab, die sie sich nicht erklären konnte.

Im Badezimmer angekommen, hatte sie sich ihre frische Schuluniform geholt und bemerkte, dass Shinichi seine Kleidung ordentlich zusammengefaltet auf den kleinen Schrank gelegt hatte. Sie beschloss, die Wäsche später für ihn zu waschen. Ohne viel Zeit zu verlieren, zog sie sich aus und stellte sich unter die Dusche. . Während sie das warme Wasser auf ihrer Haut spürte, kreisten ihre Gedanken um Shinichi. Was sollte sie mit ihm machen, solange sie in der Schule war? Zoé wusste nicht, was klüger wäre.

Nachdem sie sich abgetrocknet und ein Handtuch um den Kopf gewickelt hatte, zog sie ihre Schuluniform an. Während sie sich die Zähne putzte, sah sie ihr eigenes Spiegelbild an. Ein paar blonde Strähnen schauten unter dem Handtuch hervor, also beschloss sie, ihre Haare zu föhnen. Bei ihrer Haarlänge dauerte das etwas länger. Sie summte gedankenverloren eines ihrer Lieblingslieder, während sie darüber nachdachte, was ihre Lehrer wohl sagen würden, wenn sie Shinichi einfach mit in die Schule brachte. Wenn sie ihn allerdings zu Hause ließ, bestand die Gefahr, dass ihre Eltern früher zurückkamen und ihn entdeckten. Was würden sie dann denken? Dass er ein Einbrecher war? Der Gedanke daran ließ Zoé schmunzeln. Welches jedoch rasch wieder verschwand und sie den Kopf schüttelte.

Endlich waren ihre Haare trocken. Da sie sich so beeilt hatte, lockten sie sich sogar leicht. Zoé verließ das Bad, um wieder in ihr Zimmer zu gehen. Sie nahm ihre Jacke und ihre Schultasche und ging zurück nach unten. In der Küche angekommen, sah sie kurz und flüchtig zu ihm, der sein Teil des Frühstücks bereits aufgegessen hatte.

Während sie in das letzte Brötchen hineinbiss, sah sie auf die Uhr. „Ich glaube, wir müssen los", sagte sie und stand auf. Shinichi nickte und folgte ihr in den Flur. Zoé warf ihm einen fragenden Blick zu, aber er lächelte nur. Zoé ging zur Haustür, und Shinichi folgte ihr. „Wir sollten einfach zusammen zur Schule gehen", schlug sie vor, und Shinichi nickte. „Wenn das für deine Lehrer okay ist?", fragte er. Zoé nickte. „Besser, als wenn du hierbleibst und meine Eltern dich finden und für einen Einbrecher halten oder so", lachte sie. Shinichi schien den Witz nicht ganz so lustig zu finden, denn er schwieg und zog seine Schuhe an.

Zoé zog ebenfalls ihre Schuhe an, und gemeinsam verließen sie das Haus. Sie schloss die Tür hinter sich ab, und die beiden machten sich auf den Weg zur Schule. Sie waren erst ein paar Schritte gegangen, als Zoé plötzlich etwas einfiel. ", murmelte sie leise und versuchte, den Gedanken schnell wieder zu verdrängen.

Als sie bei der Schule ankamen, spürte Zoé die Blicke der anderen Schüler auf sich. Viele Augenpaare richteten sich auf sie und Shinichi, was sie unsicher machte. Zoé war es nicht gewohnt, so im Mittelpunkt zu stehen. Mit gesenktem Kopf ging sie an den anderen Schülern vorbei und betrat das Schulgebäude. Shinichi folgte ihr. Beim Umziehen der Schuhe sah Zoé ihn an und sagte verlegen: „Tut mir leid, ich hätte wissen müssen, dass wir so viel Aufmerksamkeit bekommen, wenn wir zusammen das Schulgelände betreten." Shinichi schüttelte nur den Kopf und lächelte. „Mach dir keine Gedanken darüber. Ich bin es nicht anders gewöhnt. An meiner Schule stehen die Mädchen Schlange, wenn ich mal wieder auftauche", sagte er in einem beruhigenden Ton und versuchte offensichtlich, sie zu trösten. Zoé fühlte sich durch Shinichis Worte etwas beruhigter, auch wenn die Situation immer noch ungewohnt war. Sie nahm einen tiefen Atemzug, bereit für den Schultag, der vor ihr lag.

Das klügste war es jetzt, erstmal dem Lehrer darüber zu informieren, was los war und wieso Zoé jemanden mit an ihre Schule brachte. Auch das Outfit, was er trug... Zoé musterte Shinichi für einen kurzen Moment. Selbst darin sah er großartig aus. Plötzlich nahm sie sein Handgelenk und zog ihn sanft mit sich zum Lehrerzimmer. Er würde hoffentlich einfach eine Schuluniform bekommen, solange er hier war.

Zoé trat leise an die Tür des Lehrerzimmers und klopfte zögerlich an, bevor sie sie vorsichtig aufschob. Der Raum war erfüllt von gedämpften Gesprächen und dem leisen Rascheln von Papier. Einige Lehrer sahen auf, als sie eintrat, und ihr Klassenlehrer bemerkte sie sofort. Mit einem fragenden Blick kam er auf sie zu und bemerkte sogleich Shinichi, der dicht hinter ihr stand. Er sah ihn kurz verwundert an, als versuche er, die Situation einzuordnen.

Zoé schluckte nervös, bevor sie begann, die vorbereitete Erklärung herunterzurattern. „Das ist Shinichi, ein Verwandter von uns. Er wird für eine längere Zeit bei meiner Familie bleiben müssen und er sollte ja trotzdem zur Schule gehen. Wäre es möglich, dass er vorübergehend mitkommen könnte?" Ihre Stimme zitterte leicht, während sie sprach, doch sie bemühte sich, ruhig und überzeugend zu klingen.

Ihr Lehrer runzelte die Stirn und überlegte einen Moment. Dann nickte er langsam, auch wenn die Skepsis in seinen Augen nicht ganz verschwand. „Vorläufig ist das in Ordnung", sagte er schließlich. „Aber ich werde das noch mit dem Rektor besprechen müssen, um sicherzustellen, dass alles geregelt ist."

Zoé atmete erleichtert aus und bedankte sich bei ihm. „Danke, das bedeutet mir sehr viel", fügte sie hinzu, bevor sie sich umdrehte und mit Shinichi im Schlepptau das Lehrerzimmer verließ. Doch sie wurden nochmal aufgehalten, denn eine Lehrerin hatte noch eine Schuluniform für Shinichi dabei. Diese reichte sie ihm und dann konnten sie gehen. Kaum hatte sich die Tür hinter ihnen geschlossen, entspannte sich Zoé sichtlich. „Geschafft", sagte sie, ihre Stimme war nun deutlich gelöster, und sie streckte sich, als würde sie die Anspannung der letzten Minuten abwerfen wollen.

Shinichi sagte nichts, aber sie konnte seine Präsenz dicht neben sich spüren. „Dann lass uns mal gehen und den Alltag überleben", fügte sie hinzu, bevor sie den Weg zu ihrem Klassenzimmer einschlug. Es sollte eigentlich nicht großartig anders sein als der von Shinichi oder Conan. Jedoch war auch ihr Alltag anstrengend und nervenaufreibend. Die Korridore der Schule waren bereits von Schülern bevölkert, die sich auf den Unterricht vorbereiteten, und Zoé spürte einige neugierige Blicke, die ihnen folgten, als sie nebeneinander hergingen.

Der Weg zum Klassenzimmer verlief schweigend, doch es war ein Schweigen, das nicht unangenehm, sondern fast beruhigend wirkte. Es war, als hätten sie beide eine unausgesprochene Übereinkunft getroffen, dass Worte in diesem Moment überflüssig waren. Doch kurz bevor sie die Tür zu ihrem Klassenzimmer erreichten, spürte Zoé plötzlich eine Hand, die sanft ihr Handgelenk umfasste. Überrascht drehte sie sich um und sah direkt in Shinichis blaue Augen, die sie ruhig, aber intensiv anblickten. „Was ist?", fragte sie verwirrt, während sie versuchte, die Bedeutung seiner Geste zu ergründen.

Shinichi hielt für einen Moment inne, als würde er nach den richtigen Worten suchen, bevor er ein sanftes Lächeln aufsetzte. „Danke, dass du das alles für mich tust", sagte er mit einer Stimme, die von einer Mischung aus Dankbarkeit und tiefer Zuneigung erfüllt war.

Zoé konnte nicht anders, als ebenfalls zu lächeln. Ihr Herz fühlte sich plötzlich leichter an, als sie die Aufrichtigkeit in seinen Worten spürte. „Dafür brauchst du dich nicht zu bedanken, Shinichi", erwiderte sie schnell, ihre Stimme war warm und beruhigend. Sie wollte ihm klar machen, dass es für sie selbstverständlich war, ihm zu helfen, auch wenn sie selbst nicht genau verstand, warum ihr das so wichtig war.

Dann drehte sie sich wieder zur Tür des Klassenzimmers, öffnete sie und trat ein. Shinichi folgte ihr dieses Mal nicht, sondern drehte nochmal um, damit er sich die Schuluniform anziehen konnte. Kaum war sie im Raum, spürte Zoé die Blicke ihrer Klassenkameraden auf sich. Der Raum schien für einen Moment stillzustehen, als alle Augen Zoé gerichtet waren. Sie konnte die Mischung aus Neugierde und Überraschung in den Gesichtern ihrer Mitschüler sehen, und sie wusste, dass dieser Tag sicherlich nicht so ruhig verlaufen würde, wie sie es sich gewünscht hatte. Trotzdem verspürte sie eine leise Zufriedenheit. Als sie sich zu Shinichi umdrehte, merkte sie, dass er nicht da war. Dann fiel ihr aber ein, dass er sich noch die Schuluniform anziehen musste, also war ihr klar, dass er wiederkommen würde. Und das war auch einige Minuten später der Fall.

Zoé fand bereits, dass Shinichi auch in der Kleidung ihres Vaters gut aussah, aber jetzt mit der Schuluniform ihrer Schule. Mit dem weiß und grün, sah er noch besser aus. Für einige Sekunden starrte sie ihn an. Doch als ihr klar wurde, was genau sie da machte, raufte sich die Blondine ihre Haare und versuchte sich mit irgendwas abzulenken. Doch ihr Blick wanderte fast wie automatisch immer wieder zu Shinichi herüber.

Der Unterricht verlief ruhig und entspannt, wie jeder andere Tag auch. Zoé konnte beobachten, wie einige Mädchen aus ihrer Klasse neugierige und vielsagende Blicke in Richtung Shinichi warfen, der aufmerksam und konzentriert zwei Reihen vor ihr saß. Er schrieb fleißig mit, als wäre er schon immer ein Teil der Klasse gewesen. Sie seufzte leise. Es war fast schon vorhersehbar gewesen. Mit seinem guten Aussehen und seiner ruhigen Ausstrahlung zog er die Aufmerksamkeit der Mädchen auf sich, als wäre es das Natürlichste der Welt.

Als es endlich zur Pause klingelte, versammelte sich sofort eine Gruppe von Mädchen um Shinichi. Sie umringten ihn, lachten über seine Worte und schienen nur darauf bedacht, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Zoé sah kurz zu ihm hinüber, spürte einen leisen Stich in ihrer Brust und wandte sich dann ab. Sie hatte keine Lust, Teil dieser Aufregung zu sein und machte sich schweigend auf den Weg aus dem Klassenzimmer.

Zoé ging direkt in das Musikzimmer, das glücklicherweise leer war. Der vertraute Duft nach Holz und Notenpapier empfing sie und sie fühlte sich sofort ein wenig wohler. Hier, in diesem Raum, konnte sie ihre Gedanken ordnen und sich auf das konzentrieren, was sie am meisten liebte: die Musik. Sie ging zu einem der Schränke, öffnete ihn und holte die Violine heraus. Einen Moment lang hielt sie das Instrument in den Händen, überlegte, was sie spielen könnte, doch ihr fiel nichts Passendes ein. Seufzend legte sie die Violine zurück und setzte sich stattdessen an das Klavier.

Ihre Finger glitten, wie von selbst über die Tasten, als eine sanfte, melancholische Melodie den Raum erfüllte. Die Musik drückte all das aus, was sie fühlte, aber nicht in Worte fassen konnte. Während sie spielte, begann Zoé leise zu singen, ihre Stimme verschmolz mit den Klängen des Pianos. In diesem Moment vergaß sie alles um sich herum. Die Schule, die Mädchen, die Shinichi umringten, und die Verwirrung, die sie in letzter Zeit so oft verspürt hatte. Es war, als würde die Musik all ihre Sorgen fortspülen und ihr für einen Moment Frieden schenken.

Die letzten Töne verhallten und Zoé öffnete die Augen, eine einsame Träne rollte ihre Wange hinab. Sie wischte sie hastig weg, als sie plötzlich Applaus hörte. Erschrocken drehte sie sich um und sah Shinichi in der Tür stehen. Ein warmes Lächeln spielte um seine Lippen, während er auf sie zukam. Zoé spürte, wie ihr Herz schneller schlug, je näher er kam. Es war, als würde die Zeit für einen Moment stillstehen. Shinichi trat direkt vor sie und streckte die Hand nach ihr aus. Seine Augen suchten ihren Blick und als er sanft eine Träne von ihrer Wange wischte, spürte Zoé, wie ihr Herz einen Sprung machte. Ihre Gefühle überschlugen sich und sie verstand nicht, warum allein seine Nähe solche Emotionen in ihr hervorrief. Doch in diesem Moment war das nicht wichtig. Sie war einfach nur froh, dass er da war, und dass er sie verstand, ohne dass sie ein Wort sagen musste.

Zoé stand immer noch unter dem Einfluss der eben gespielten Melodie, als sie Shinichi fragte: „W-was machst du da?" Sie konnte nicht glauben, dass sie gestottert hatte, und fragte sich sofort, warum sie das tat. Shinichi wischte mit seinem Daumen sanft über ihre Wange, bevor er seine Hand wieder zurückzog. „Du hattest da eine Träne", erklärte er leise und sah sie dabei aufmerksam an. Verlegen schaute Zoé weg und versuchte, die aufsteigende Hitze in ihren Wangen zu ignorieren. „Tut mir leid, ich wollte dir damit nicht zu nahetreten", fügte er schnell hinzu, als er ihre Reaktion bemerkte. Zoé schüttelte den Kopf. „Schon gut", murmelte sie, stand auf und verließ den Musikraum. Shinichi folgte ihr wortlos.

Während sie die ersten Treppenstufen hinunterging, sagte Zoé plötzlich: „Du bist beliebt." Ein zustimmendes Geräusch kam von Shinichi, der hinter ihr ging. „Bist du sauer auf mich?", fragte er, als Zoé die letzte Treppenstufe erreichte. Überrascht drehte sie sich um und sah ihn verwirrt an. „Wieso denkst du das?", fragte sie zurück, während sie zu ihm hochsah. Shinichi stand noch ein paar Stufen höher und war ohnehin größer als sie, was ihn in diesem Moment noch beeindruckender wirken ließ.

Er schien einen Moment zu zögern, bevor er auf sie zukam und sie plötzlich in die Arme nahm. Zoé konnte kaum reagieren, so schnell war es passiert. Mit weit aufgerissenen Augen stand sie da, überrascht von der unerwarteten Umarmung. Die Hitze stieg ihr ins Gesicht und sie spürte, wie ihre Wangen rot wurden. Gerade als sie versuchte, etwas zu sagen, bemerkte sie, dass Schüler die Treppe herunterkamen und sie verwirrt musterten. Andere standen weiter oben und fingen an zu tuscheln, als sie die Szene entdeckten. Zoé fühlte sich, als würde sie im Mittelpunkt eines ungewollten Dramas stehen.

„Eh... ehm...", stammelte sie, doch ihre Stimme versagte ihr. Schließlich drückte sie Shinichi sanft, aber bestimmt von sich weg und schaute zur Seite, um die neugierigen Blicke der anderen zu meiden. „Ich denke, wir sollten in die Klasse gehen", sagte sie schließlich und drehte sich um. Mit schnellen Schritten ging sie die letzten Stufen hinunter und betrat den Flur, der zu ihrem Klassenzimmer führte. Die Blicke, die auf ihr ruhten, fühlten sich wie kleine Nadeln an, die in ihre Haut stachen. Zoé senkte den Kopf und konzentrierte sich darauf, nicht zu stolpern. Sie wollte aus dieser Situation heraus. Wieso hatte er das gemacht? Suchte er ihre Nähe? Sie rieb sich gestresst die Stirn.

Doch gerade, als sie das Klassenzimmer fast erreicht hatte, spürte sie, wie jemand ihr Handgelenk packte und sie zur Seite zog. Ein überraschter Schrei entfuhr ihr, doch er wurde abrupt erstickt, als eine Hand ihren Mund bedeckte. Mit einem leichten Stoß wurde sie in einen leeren Klassenraum geschubst und fiel auf den Boden. Sie keuchte und blickte entsetzt auf, unfähig, die Situation zu begreifen.

Zoé spürte die wachsende Anspannung im Klassenzimmer, als sie von der Gruppe der drei Mädchen angebrüllt wurde. Ihre Stimmen waren scharf und voller Verachtung. „Du kleine Schlampe! Du tust ja gerade so, als wärst du Super süß, um dich an diesen heißen Typen ranzumachen!" Ihre Worte hallten in Zoés Ohren wider, und sie hob den Kopf, nur um die wütenden Gesichter der Mädchen zu sehen. Jede von ihnen trug eine dicke Schicht Schminke, die ihre Zornesfalten nur noch betonte.

Mit einem schnellen Ruck rappelte sich Zoé auf, doch der Mädchen in der Mitte ließ sie keine Chance zur Reaktion. Mit einem entschlossenen Schritt trat sie vor Zoé, baute sich drohend vor ihr auf und schubste sie brutal zurück auf den Boden. Zoé landete mit einem dumpfen Knall auf die kalte Oberfläche und blieb dort liegen, unfähig, sich zu bewegen. Die Verachtung der Mädchen war fast greifbar, während sie weiter auf sie herabsahen.

„Was glaubt diese Hure eigentlich, wer sie ist?!" Das rechte Mädchen schrie, ihre Stimme klang wie eine schneidende Klinge. Das linke Mädchen ergänzte schrill: „Wir wollen dich nicht in seiner Nähe sehen, Bitch. Und wenn doch, dann werden wir es dir zeigen und dann wird es nicht nur beim Schubsen bleiben." Ihre Drohungen waren unmissverständlich, und ihre Gesichter waren von einem Hass verzerrt, der Zoé den Atem nahm.

Mit einem höhnischen Lachen drehten sich die drei Mädchen um und verließen das Klassenzimmer. Der Raum wurde still, nur noch von dem hallenden Echo ihrer Schritte und dem Kichern der Mädchen begleitet. Zoé zog ihre Beine an, legte ihren Kopf auf ihre Knie und versuchte, den aufkommenden Tränen Einhalt zu gebieten. Die Worte, die Drohungen, und vor allem die brutale Art der Mädchen, all das schien sie in ihrem Innersten zu treffen und sie wie eine Welle zu überwältigen.

Was war nur los mit ihr? Warum fühlte sich das so schmerzhaft an? Die Tränen, die sie so verzweifelt zurückhalten wollte, brannten hinter ihren Augen. Sie konnte die Wut und das Unverständnis kaum ertragen. Was war nur los? Sie war sonst auch sehr emotional, aber gerade war einfach alles zu viel für sie. Es fühlte sich alles so schmerzhaft und unbegreiflich an. Als würde sich eine Schlinge um ihren Hals befinden und sich langsam, aber sicher die Luft abschnüren. Mit zitternden Händen rappelte sie sich erneut auf, wischte sich mit einem Ärmel über die feuchten Augen und versuchte, ihre Fassung wiederzugewinnen. Sie musste sich zusammenreißen, musste es so aussehen lassen, als wäre nichts passiert.

Als sie das Klassenzimmer verließ, um in ihren regulären Klassenraum zu gehen, fühlte sie die neugierigen Blicke der wenigen Schüler, die noch im Flur standen. Sie ignorierte sie, versuchte, sich auf ihre Schritte zu konzentrieren und ihre Emotionen zu verbergen. Mit einem schweren Herz und einem Kopf voller Gedanken setzte sie sich leise an ihren Platz und starrte aus dem Fenster. Die Ankunft von Shinichi an seinem Platz ließ sie spüren, wie sehr sein Blick auf ihr ruhte.

Sie wollte ihn in dieser Situation nicht ansprechen, wollte keine weitere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Als der Lehrer den Raum betrat und der Unterricht begann, verschwand die Welt um Zoé herum fast. Der Unterricht verlief wie gewohnt, doch ihre Gedanken waren alles andere als ruhig.

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