Stimme


Hellooooo und herzlich willkommen zum neuen Kapitel!
Leider mit einer Woche Verzögerung, da einfach mal wieder so viel passiert ist, dass meine helfende Hand und ich über den Feiertag hinweg (Tag der deutschen Einheit) so viel zu tun hatten bzw. war ich auch richtig fett krank, dass es einfach mit letzter Woche Sonntag nichts geworden ist T_T
Es tut mir sehr leid!

Aber nun genug von mir, viel Spaß mit dem Kapitel!

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Zoé hatte ein ungutes Gefühl, als sie am nächsten Morgen zur Schule ging. Shinichi war natürlich bei ihr, doch sie hätte viel lieber zu Hause bleiben wollen. Ihre Mutter hatte sie jedoch zur Schule geschickt, ohne Wenn und Aber. Die Nacht hatte Shinichi auf dem Gästefuton verbracht, den sie extra für ihn vorbereitet hatte. Es war definitiv anders, als in seiner Villa zu übernachten, aber sie konnte es nicht ändern.

Noch bevor sie die Schule erreichten, spürte Zoé erneut dieses mulmige Gefühl in ihrem Magen. Sie sah sich suchend um, was Shinichi sofort bemerkte. „Was ist los?", fragte er, doch zunächst reagierte Zoé nicht. Erst als er mit der Hand vor ihrem Gesicht wedelte, schreckte sie auf. „H-hm?", murmelte sie verwirrt und schaute ihn mit großen Augen an, bevor sie den Blick abwandte.

„Du siehst aus, als würdest du nach jemandem suchen", stellte Shinichi fest und ließ seinen Blick ebenfalls umherschweifen. Zoé wusste selbst nicht genau, was los war. Es fühlte sich an, als würde sie beobachtet, aber sie konnte es nicht genau erklären. Sie seufzte tief und wandte sich wieder an Shinichi. „Lass uns weitergehen", sagte sie leise und setzte sich in Bewegung. Shinichi zögerte einen Moment, schaute sich noch einmal um, und folgte ihr dann.

Auch als sie in der Schule ankam, ließ das mulmige Gefühl Zoé nicht los. Sie wechselte ihre Schuhe, ging zum Klassenraum und setzte sich an ihren Platz. Müde legte sie ihren Kopf auf den Tisch. Obwohl sie in der Nacht besser geschlafen hatte, kreisten ihre Gedanken unaufhörlich. All die Probleme schienen sich anzuhäufen, als würde das Fass bald überlaufen. Egal, was sie dachte oder sagte, sie wollte es nicht erleben, wenn es so weit war.

Shinichi setzte sich ebenfalls auf den provisorischen Platz, der ihm zugewiesen worden war. Auch er war tief in Gedanken versunken und suchte nach einem Weg, um zurückzukehren. Er sorgte sich um seine Familie, seine Freunde und alles, was damit zusammenhing.

Bevor der Unterricht begann, entschied sich Zoé, noch einmal auf die Toilette zu gehen. Zum Glück sprach sie niemand an, als sie die Korridore entlangging. Sie war immer noch von den Ereignissen des Vortages aufgewühlt und wollte nichts weiter, als in Ruhe gelassen zu werden. Auch wenn sie wusste, dass sie sich nicht ewig verstecken konnte, war sie froh, dass zumindest jetzt niemand auf sie zukam.

Zoé war hin- und hergerissen. Auf der einen Seite wollte sie Shinichi helfen, wieder zurück in den Manga zu gelangen, wo er hingehörte. Auf der anderen Seite wünschte sie sich, dass er bleiben könnte, auch wenn das völlig unmöglich schien. Ihre Gefühle für ihn waren stark, sie mochte ihn wirklich sehr. Doch das Beste für ihn war es, zurückzukehren. Der Gedanke daran, dass er für immer in ihrer Welt bleiben könnte, war verlockend, aber auch beängstigend.

Als sie die Tür zur Toilette öffnete, vergewisserte sie sich, dass sie allein war. Das letzte, was sie jetzt brauchte, waren neugierige Mitschülerinnen. Sie stellte sich vor den Spiegel und betrachtete ihr Spiegelbild. Ohne ihre Brille wirkte ihr Gesicht ungewohnt, fast fremd. Sie hatte ihre langen Haare zu einem Zopf gebunden, damit sie sie nicht störten. Ihre Augen sahen müde aus, als hätte sie die ganze Nacht wachgelegen. Dabei hatte sie eigentlich besser geschlafen als in den Nächten zuvor. Doch ihre Gedanken waren wie ein Sturm, der sich nicht beruhigen ließ.

Zoé atmete tief ein und aus, versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Was konnte sie tun? Welche Möglichkeiten hatte sie? Eigentlich hatte sie geglaubt, dass der Kuss Shinichi zurück in seine Welt schicken würde. Es hatte zumindest funktioniert, ihm im Schlaf ihre Gefühle zu gestehen, auch wenn sie das nicht so nennen wollte. Doch es musste mehr geben, irgendetwas Dramatischeres, das ihn aus dem Konzept bringen könnte. War die Realität etwa so anders als die Manga-Welt , dass solche Gesten hier nicht funktionierten? Ein verzweifeltes Seufzen entfuhr ihr, und sie schüttelte leicht den Kopf.

Das Klingeln des Handy unterbrach die Stille. Zoé fuhr zusammen, ihr Herzschlag beschleunigte sich. Handys waren in der Schule verboten und sie hatte es eigentlich nur aus Gewohnheit dabei. Schnell sah sie sich um, um sicherzustellen, dass niemand in der Nähe war, bevor sie es aus ihrer Tasche zog. Auf dem Display leuchtete eine unterdrückte Nummer auf. Wer konnte das sein? Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend nahm sie das Gespräch an. „Hallo?", sagte sie zögernd, doch es kam keine Antwort. „Hallo? Wer ist da?", wiederholte sie, ihre Stimme unsicher.

Plötzlich erschienen Worte direkt vor ihr im Spiegel, als hätte jemand sie dort hineingeschrieben. Eine unheimliche, verzerrte Stimme erklang aus dem Hörer. „Wo bist du?" Die Worte flimmerten auf der spiegelnden Oberfläche, als wären sie in Nebel eingraviert. Vor Schreck machte Zoé einen Schritt zurück, ihre Augen weiteten sich. Was ging hier vor sich? „Wie hat er es geschafft zu entkommen?", fuhr die Stimme fort. Jede Silbe pulsierte wie ein Echo in ihrem Kopf.

Zoé spürte, wie ihr der Atem stockte, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Die Stimme war nicht menschlich, sie klang bedrohlich und fremdartig. „Ich wollte dich doch töten. Und ihn auch", das leise, kalte Lachen, welches folgte, ließ Zoé zusammenzucken. Jedes gesprochene Wort erschien im Spiegel, als wäre der Spiegel ein Fenster zu einer anderen Welt. Es war beängstigend. Surreal. Ihr ganzer Körper zitterte, und sie konnte die Gänsehaut auf ihren Armen spüren. Sie war nicht nur verängstigt, sie war panisch.

Ohne weiter nachzudenken, legte Zoé auf und starrte auf das Handy in ihrer Hand, als ob es ein gefährliches Tier wäre. Ihr Atem ging schnell und flach. Ihr Herz schlug wie wild in ihrer Brust, als wäre sie vor etwas Unsichtbarem davongelaufen. Sie fühlte sich, als würde die Luft um sie herum dicker werden. Als würde sie jeden Moment ersticken. „Was... was war das?", flüsterte sie. Unfähig, die Worte laut auszusprechen. Sie fühlte sich gefangen, als wäre sie in ein Netz aus Angst und Schrecken geraten, aus dem es kein Entrinnen gab.

Sollte sie Shinichi davon erzählen? So etwas hatte sie noch nie erlebt. Mit dem Handy in der Hand lief sie panisch aus der Mädchentoilette und direkt in jemanden hinein. Bevor sie richtig reagieren konnte, wich sie zurück und sah erschrocken die Person an, in die sie hineingerannt war. Das Gesicht kam ihr bekannt vor und doch konnte sie sich nicht entsinnen, wer dort vor ihr stand. Wo waren sie sich begegnet? Oder bildete sie sich jetzt auch noch ein, einen Fremden zu kennen? Verzweifelt rieb sie sich über die Stirn, merkte, dass sie aus Angst sogar angefangen hatte zu schwitzen. Der Fremde musterte sie aufmerksam. „Geht es dir gut?" Seine Stimme klang sanft, aber besorgt. Behutsam hob er die Hand und legte sie sachte auf ihre Stirn „Bist du schon wieder krank?"

Da der Schreck immer noch tief saß, sah Zoé ihn mit großen Augen an. Schon wieder krank? Wovon redete er? Es dauerte einen Augenblick, bis es ihr wieder einfiel. Wenn auch nur schwammig, denn die Begegnung zwischen den Beiden fühlte sich an, als wäre es schon Monate her. Er war der, der sie zu dem Arzt gebracht hatte! Kurzerhand wich sie einen Schritt zurück, sodass sie die Wand hinter sich spürte.

„Ich bin nicht krank!", sagte sie und wäre sich am liebsten durch die Haare gefahren, aber ihr Zopf saß fest, sodass dies nicht möglich war. Und erst in diesem Augenblick fiel ihr etwas auf. Sie war in der Schule. Wieso hatte sie ihn hier noch nie gesehen? Und nicht nur das, wieso schien er auch dieses Mal besorgt, um sie zu sein?

Das Gefühl, in Sicherheit zu sein beruhigte sie langsam. Doch das hielt nicht lange an, denn in dem Moment wo ihr Handy erneut klingelte, ließ sie es vor Schreck fallen. Fast so, als wäre es plötzlich zu heiß zum Festhalten. Er seufzte leise, beugte sich hinunter und hob ihr Handy auf. „Handys sind ohnehin in der Schule verboten. Du kannst es dir bei Schulschluss bei mir abholen." Dass er ihr Handy nahm, war nicht wirklich gut. Schließlich brauchte sie das für den Fall der Fälle, ihre Eltern würden anrufen. Aber dass eine unterdrückte Nummer anrief und sie dann auch noch so in Panik versetzte... Als wäre das alles nicht bereits schlimm genug. Sie blickte ihm entgegen, nicht sicher, was sie tun sollte. „Wer bist du, dass du das einfach entscheiden kannst? Ich meine... es war ja nicht wirklich beabsichtigt..." Sie rieb sich die Arme. Die Situation in der Toilette nagte richtig an ihr und verunsicherte sie.

„Ich bin Aushilfslehrer hier an der Schule," sagte er, während er eine Hand lässig in die Hüfte stemmte. „Wenn du später dein Handy abholst, können wir uns darüber unterhalten." Zoé sah ihn skeptisch an und zog die Augenbrauen hoch. „Du bist Aushilfslehrer?" Sie schüttelte den Kopf, als könne sie es kaum glauben. „Egal, ich habe gerade wirklich keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen," murmelte sie und trat an ihm vorbei. Sie ging ein paar Schritte, hielt kurz inne, als würde sie etwas sagen wollen, entschied sich dann jedoch dagegen und eilte in ihre Klasse.

Als sie den Raum betrat, sah sie sofort, wie Shinichi erneut von einer Gruppe Mädchen umringt war. Sie seufzte leise und ging rasch zu ihrem Platz, setzte sich und legte ihren Kopf auf den Tisch. Es würde ohnehin nicht mehr lange dauern, bis es zur ersten Stunde klingelte. Als die Mädchen schließlich zu ihren Plätzen zurückkehrten, warf Shinichi ihr einen längeren, fragenden Blick zu, der sie für einen Moment irritierte, bevor der Lehrer den Raum betrat.

Zu ihrer Überraschung trat allerdings der Unbekannte, den sie vorhin getroffen hatte, in die Klasse. „Danke fürs Zeigen, jetzt weiß ich, wo ich hinmuss," sagte er lächelnd zu ihrem eigentlichen Lehrer, bevor er den Raum allein betrat. Vorne an der Tafel angekommen, nahm er einen Kreidestift zur Hand und schrieb in großen, klaren Buchstaben seinen Namen. „Guten Morgen. Mein Name ist Hoshizora, Yukio. Für die nächste Zeit werde ich den Unterricht eures Lehrers übernehmen." Sein Blick wanderte über die Klasse, während ein selbstbewusstes Lächeln seine Lippen umspielte.

Sie hatte den Kopf immer noch auf dem Tisch liegen, als er hereinkam und sich vorstellte. Sie hob den Kopf und sah ihn mit offenem Mund an. Das darf doch alles nicht wahr sein! Sie verzog direkt das Gesicht und ließ ihn, ohne einen Kommentar einfach wieder auf den Tisch fallen. Zoé wollte nicht sagen, dass es ihr unangenehm war, ihn schon vorher begegnet zu sein. Und dass sie ihm was schuldig war. Aber es fühlte sich definitiv nicht gut an, ihn hier zu sehen. Vor allem aber, weil sie ihn schon beim letzten Mal ziemlich gutaussehend fand. Und ihn jetzt als Lehrer zu haben- wenn auch nur als Aushilfslehrer... Sie wünschte sich für einen kurzen Augenblick, dass das alles nur ein Traum war, aus dem sie jeden Moment aufwachen würde.

„Hatte euer Lehrer euch schon gesagt, was als nächstes Thema auf euch zukommt?" Zoé hörte gar nicht mehr richtig zu, sie schloss ihre Augen und versuchte über etwas anderes nachzudenken. Dabei fiel ihr ein, dass das auf der Toilette passiert war, noch nicht bei Shinichi angekommen war. Sie hatte zwar versprochen, keine Geheimnisse zu haben, aber das war verdammt gruselig! Sollte sie es ihm erzählen oder besser nicht? Wie würde er darauf reagieren oder wusste er vielleicht sogar etwas mehr als sie selbst?

Die Blondine richtete den Kopf doch endlich auf und widmete ihre Aufmerksamkeit Shinichi, der zwei Reihen vor ihr saß und genau zuhörte. Es fühlte sich nicht fair an, alles auf ihren Schultern zu tragen. Und sie machte sich Sorgen. Nicht nur um Shinichi, sondern auch um sich selbst. Wieso wollte sie jemand töten? Das ergab keinen Sinn. Verzweifelt biss sie sich auf die Lippe und merkte dabei nicht, dass es so fest war, dass sie in Sekundenschnelle blutete. Sie wandte ihren Blick ab und seufzte schwer.

Herr Hoshizoras Blick glitt langsam durch die Klasse, während er jeden Schüler kurz musterte. In den Gesichtern spiegelte sich Verwirrung wider – offenbar hatte der ursprüngliche Lehrer sie nicht vorgewarnt. „Gut, dann machen wir es so," begann er, wobei sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen legte. „Schlagt euer Schulbuch auf und schaut euch die Themen an, die noch ausstehen. Findet heraus, welches Thema logischerweise als nächstes dran wäre, und lest die Einleitung dazu. Selbstständig und in Ruhe. Wenn ich zurückkomme, könnt ihr mir hoffentlich ein paar meiner Fragen beantworten."

Nachdem er diese Anweisungen gegeben hatte, wandte er sich zielstrebig zu Zoé. Offenbar hatte er bemerkt, dass sie verletzt war. „Kommst du bitte mit mir?" Seine Stimme klang sanft, doch es war ein festerer Ton als der, den er vor der Stunde hatte.

Zoé blickte auf, als Herr Hoshizora vor ihr stand, und ihre Augen wurden groß vor Überraschung. Sie war unfähig, etwas zu sagen, denn sie spürte die Blicke der anderen auf sich gerichtet. Sie nickte nur stumm. Ohne ein Wort stand sie auf und ging langsam zur Tür, wobei sie Shinichi einen kurzen, flüchtigen Blick zuwarf, bevor sie den Raum verließ. Ihr Gesicht brannte vor Scham – wie peinlich war das bitte?! Jetzt war sie sicher, dass es auffallen könnte, dass sie sich vielleicht schon einmal begegnet waren. Sie hatte immer noch nicht bemerkt, dass sie blutete, und lehnte sich seitlich an die Tür, unsicher darauf wartend, dass er erklärte, warum er mit ihr sprechen wollte. Vielleicht wollte er ihr ja nur das Handy zurückgeben ? Bevor die Tür vollständig ins Schloss fiel, spürte sie Shinichis Blick, der unverwandt auf ihr ruhte.

„Folge mir bitte," sagte Yukio knapp, ohne eine weitere Erklärung, und ging voraus in eines der Krankenzimmer. Der Raum war leer, und er begann, in einem Schrank nach ein paar Tüchern und Pflastern zu suchen. „Setz dich," forderte er sie mit einem Ton auf, der keinen Widerspruch zuließ.

Zoé begann, innerlich Panik zu verspüren. Was wollte er von ihr? Warum hatte er sie in ein Krankenzimmer gebracht? Zögernd setzte sie sich hin, ihre Gedanken rasten. Sollte sie ihn duzen, weil sie sich schon begegnet waren, oder ihn siezen, da er nun ihr Lehrer war? Und warum hatte Shinichi sie vorhin so seltsam angesehen? Mit leiser, fast schüchterner Stimme fragte sie schließlich: „Habe ich etwas angestellt?"

Der junge Mann warf ihr einen kurzen, prüfenden Blick zu und schüttelte den Kopf. „Nein. Also... irgendwie schon. Du blutest." Mit ein paar sauberen Tüchern, einer Salbe und einem Pflaster kam er zu ihr, setzte sich auf einen Stuhl vor ihr und rückte etwas näher heran, wobei er seine Brille zurechtrückte. „Dann wollen wir mal," murmelte er leise und griff nach einem Tuch. „Nicht erschrecken." Seine Stimme war jetzt sanfter. Behutsam legte er eine Hand an ihr Kinn, zog sanft ihre Lippe herunter und begann vorsichtig, das Blut abzutupfen.

„Sieht aus, als hättest du dir auf die Lippe gebissen. Du solltest etwas vorsichtiger sein," sagte er ruhig, während er die Wunde begutachtete.

Je näher er kam, desto nervöser wurde sie. „Ich blute?", sofort wollte sie sich an die Lippe fassen, doch das ließ sie dann bleiben, wollte nicht, dass es noch schlimmer wurde. Sie hatte sich sehr wohl gebissen, aber dass es so schnell blutete... Verlegen sah sie zur Seite und versuchte zu ignorieren, dass ihre Wangen sich rot färbten. „Es ist zu viel in meinem Kopf, hab wohl nicht aufgepasst. Es wird nicht mehr vorkommen", seufzte sie und schloss einfach erschöpft die Augen. „Maaan, ich weiß doch auch nicht, was mit mir los ist! Ist es für dich nicht schlimm, hier zu stehen und mich als Schülerin zu haben, obwohl du noch was gut bei mir hast?", sie sah ihn direkt an, dann aber wieder weg, weil es ihr doch zu nah war.

„Wieso habe ich denn noch was gut bei dir? Weil ich dir letztens geholfen habe?", er kramte die nächsten Sachen heraus. Dass sie redete, sorgte dafür, dass sie wieder etwas blutete. Also tupfte er es erneut weg, desinfizierte die Wunde dann und klebte ein Pflaster drauf, welches extra für die Lippe gedacht war. Es ging nicht schnell ab und war Wasserfest. Auf dem Pflaster hatte er noch eine Salbe draufgegeben, die zur Wundheilung half.

Sie sah ihn wieder an. „Ja natürlich, du hast mir schließlich geholfen, als ich krank war. Und deswegen... hast du noch was gut bei mir", erklärte sie es ihm und hätte sich am liebsten direkt wieder auf die Lippen gebissen, während er sich um sie kümmerte. „Macht dir das gar nichts aus, mir zum zweiten Mal zu helfen?"

Irgendwie erinnerte sie das an Shinichi. Schließlich hatte sie ihm zwei Mal das Leben gerettet. Ob er sich bei ihr auch so fühlte, wie Zoé es bei Yukio tat? Automatisch wanderte ihr Blick wieder zur Seite. „Warum tust du das für mich? Ich habe es schon beim letzten Mal nicht verstanden und sogar den Arzt gefragt..." für einen kurzen Moment war, das aus der Toilette vergessen. Und nicht nur das, auch war für einen kurzen Moment das ganze Drama aus ihrem Leben verschwunden.

„Würdest du jemanden Bluten lassen? Oder bewusstlos auf dem Boden liegen lassen?", die Fragen kamen zügig aus seinem Mund heraus und er rutschte mit dem Stuhl ein Stück von ihr weg, da er fertig mit der Wundversorgung war. „Vor allem, wenn du weißt, dass du helfen kannst?"

Sie sah ihn schweigend an. Natürlich würde sie helfen, was auch sonst? Hatte sie auch schon bei Shinichi getan. „Nein", murmelte sie. „Ich würde natürlich helfen... also war die Frage völlig unnütz", sie seufzte und schüttelte nur den Kopf. „Tut mir echt leid", seufzte sie entschuldigend. „Eigentlich bin ich nicht so, ich weiß nur einfach nicht, wo mir der Kopf steht. Es fühlt sich nicht danach an, als wäre er angewachsen", versuchte Zoé direkt zu überspielen. Seitdem Zoé in den Manga gezogen wurde, war alles in ihrem Leben kompliziert geworden. Nicht nur dass sie alles vernachlässigte, auch zwischenmenschliche Beziehungen waren ein Ding, die sie verunsicherte. Und dann fiel ihr wieder ein, dass sie Shinichi noch von dem Vorfall erzählen musste. Sofort wurde sie wieder blass.

Yukio sah sie für einen Moment schweigend an, als würde er nach den richtigen Worten suchen. „Weißt du," begann er schließlich und sah ihr tief in die Augen, bevor sein Blick kurz auf den Boden wanderte. „Manchmal haben Menschen einfach so eine Phase, vor allem, wenn sie nach einem Anruf so aussehen wie du vorhin. Wenn du darüber reden möchtest, bin ich da. Ich höre zu."

Zoé starrte ihn überrascht an, sie war sprachlos. „Was?" war das Einzige, was sie hervorbrachte, während ihr Verstand noch versuchte, das Gesagte zu verarbeiten. Sie blinzelte ein paar Mal und fühlte sich innerlich zerrissen. „Danke, das ist wirklich nett... ehrlich," murmelte sie schließlich. „Ich würde dein Angebot gerne annehmen, aber..." Sie zögerte, unsicher, wie sie fortfahren sollte. Die Wahrheit war zu kompliziert – wie sollte sie ihm alles erklären? Shinichi, die Tatsache, dass er nicht real war... es schien unmöglich, dass in Worte zu fassen. Sie senkte den Blick und seufzte leise. „Es ist einfach zu kompliziert. Vielleicht komme ich irgendwann darauf zurück."

Sie fühlte sich unsicher und wusste nicht, ob sie ihm wirklich vertrauen konnte. Vertrauen war schon immer ein heikles Thema für sie, besonders nach den Ereignissen auf der Toilette. Mit einem schwachen Lächeln fragte sie: „Findest du es nicht komisch, dass ich jetzt deine Schülerin bin?"

Yukio lächelte sanft und rückte seine Brille wieder zurecht. „Verstehe. Vielleicht ein anderes Mal, wenn du so weit bist. Aber alles in sich hineinzufressen, wird mit der Zeit schwerer, als darüber zu sprechen." Dann dachte er über ihre Frage nach und schüttelte den Kopf. „Eigentlich sollte es komisch für mich sein, aber das ist es nicht. Es ist ein Teil meines Studiums, und dass ich dich schon vorher getroffen habe, war reiner Zufall. Jetzt ist es nun mal so. Man muss nur vorsichtig damit umgehen, denke ich. Wenn herauskommt, dass ich dich ‚kenne', könnte das problematisch werden. Vielleicht werde ich dann an eine andere Schule versetzt. Und ehrlich gesagt, habe ich wenig Lust, mich an eine neue Umgebung zu gewöhnen."

Er lachte leise und fügte hinzu: „Zumal dies hier meine alte Schule ist. Ich kenne sie wie meine Westentasche. Es wäre schade, mein Wissen woanders weitergeben zu müssen, wenn ich es doch hier einbringen kann."

Zoé sah ihn an, dann musste sie lachen. „Dann werde ich so tun, als würde ich dich nicht ‚kennen'. Damit du keine Probleme bekommst!" als der Satz ausgesprochen war, stand sie auf. „Sollen wir... Später trotzdem reden? Nach dem Unterricht? Wegen des Handys?", sie sah ihn kurz verunsichert an. Natürlich war das immer noch in ihren Kopf präsent.

Er lächelte sie an, als er aufstand, nachdem sie ihre Frage gestellt hatte. „Natürlich," antwortete er mit einem spielerischen Ton in der Stimme. „Es sei denn, meine Schülerin möchte ihr Handy gar nicht zurückhaben." Man konnte deutlich den neckenden Unterton in seinen Worten hören.

Zoé spürte, wie eine Erwiderung auf ihrer Zunge lag. So halb merkte sie, dass er sie neckte, doch bevor sie reagieren konnte, war Yukio bereits auf dem Weg aus dem Raum und ging zurück Richtung Klassenraum. Sie hatten bereits genug Zeit vertrödelt, und er ließ ihr keine Chance mehr, darauf einzugehen. Den Rückweg über schwiegen sich beide an.

Sie setzte sich auf ihren Platz und sah kurz zu Yukio, ehe ihr Blick auf Shinichi fiel, der zu ihr nach hinten sah. Und für einen kurzen Moment war es, als würde die Zeit stehen bleiben, denn Zoé merkte, dass in seinem Blick ein gewisses Etwas lag. Was es war, konnte sie nicht erklären. Schnell wandte sie sich wieder ab und legte ihren Kopf in ihren Armen auf dem Tisch ab. Aber bis zum Schulende ließ sie das nicht mehr los.

Als es dann schließlich zum Schulschluss klingelte, packte sie schnell ihre Sachen zusammen. Gerade als sie alles zusammengepackt hatte, schnappte sich Shinichi ihre Hand und zog sie mit sich auf den Flur und in den nächsten leeren Gang. Völlig überrascht folgte Zoé ihm und sah ihn irritiert an. „Was ist passiert?", fragte er sofort nach, sodass Zoé erstmal gar nicht wusste, wovon er redete. Das aus der Toilette hatte sie ihm immer noch nicht erzählt, aber das würde sie jetzt wohl auch nicht können. Irgendwas schien ihn schließlich zu ärgern. Er kam ihr näher, sodass er sich ihren Mund genauer anschauen konnte, was Zoé direkt in Verlegenheit brachte und zurückweichen ließ. Was machte er? Warum kam er ihr so nah? Zoé merkte, dass ihre Wangen heiß wurden und sie ihn verlegen ansah. „Was machst du?", fragte sie leise. „Ich habe mir nur auf die Lippe gebissen", murmelte sie dazu. „Und dein Lehrer kümmert sich darum? ", er zog eine Augenbraue hoch, was Zoé verwirrte. Was sollte das? „Bist du etwa eifersüchtig?", fragte sie irritiert und mit einem wütenden Unterton nach. Shinichi schwieg. Doch das bestätigte Zoés Vermutung, sodass ihr Herz anfing schneller zu klopfen. „Was?", sie hielt sich beide Hände vors Gesicht und lief rot an. „Nein, das geht nicht! Du darfst das nicht und du weißt genauso gut, wie ich, warum!"

Sie wirkte aufgebracht, natürlich. Aber Eifersucht war so ein starkes Gefühl, welches sie direkt verunsicherte. Am liebsten wollte sie sich rechtfertigen, doch sie ließ es. „Schlag dir das einfach aus dem Kopf! Bitte...", forderte sie ihn auf. „Es ist nicht wie du denkst, Zoé!", sagte er. „Ich mag dich, aber nur auf freundschaftliche Weise . Ich habe die Sorge, dass du das Ziel aus den Augen verlierst", erklärte er und Zoé presste die Lippen direkt aufeinander. Oh, das war ja mehr als peinlich. Die Blondine hatte direkt falsch interpretiert.

„Vergiss was ich gesagt hab", sagte sie direkt und wich ihm aus, um an ihn vorbeizugehen. „Ich muss noch mein Handy holen", sagte sie dann verlegen und lief weiter zum Lehrerzimmer. Den ganzen Weg über war sie verlegen, das sah man ihr auch an, als sie nach dem Klopfen ins Zimmer trat und sich kurz nach Yukio umsah.

Als sie ihn entdeckte, ging sie mit geröteten Wangen auf ihn zu. Shinichi stand direkt an der Tür und wartete, während er die Situation beobachtete. Zoé verbeugte sich kurz. „Ich wollte nur mein Handy holen", sagte sie leise und hoffte, dass das höflich genug war, um nicht aufzufallen.

Er hob den Blick von seinem Buch, das eindeutig zu seinen Uni-Unterlagen gehörte, und schob seine Brille mit einem kurzen Handgriff wieder zurecht. „Achte darauf, dass es nicht noch einmal passiert, Asui," sagte er in einem kühlen Ton, ohne ein Lächeln. Hier, im Lehrerzimmer, hatte er eine deutlich distanziertere Art, mit ihr umzugehen.

Er öffnete eine Schublade neben sich und zog ihr Handy heraus, welches er ihr wortlos reichte. „Falls noch etwas sein sollte, kannst du jederzeit zu mir kommen." Seine Stimme war ruhig, doch die Andeutung in seinen Worten war klar. Er bot ihr erneut seine Unterstützung an, ohne es zu offensichtlich zu machen. Nur sie verstand die tiefere Bedeutung seiner Worte, die auf ihr vorheriges Gespräch anspielten.

„Vielen Dank", sagte sie leise und richtete sich wieder auf, um ihr Handy zu nehmen. Dass es für sie schwierig werden könnte, ihn zu kontaktieren, wenn er nicht in der Schule war, daran dachte sie nicht. „Einen schönen Nachmittag noch", wünschte sie ihm höflich und ging dann eilig zur Tür und an Shinichi vorbei. Dieser blieb noch kurz stehen, sah Yukio an, dann folgte er Zoé und schloss hinter sich die Tür. Zoé sah ihr Handy an, was ihr so viel Angst machte, dass sie es direkt einsteckte. Dann ging sie weiter, um endlich nach Hause zu kommen. „Wir müssen überlegen, wie wir dich zurück nach Hause bekommen. Im besten Falle, ohne, dass ich auch wieder reingezogen werde", sagte sie leise und lief zu den Fächern.

Shinichi folgte ihr. Zusammen zogen sie ihre Schuhe um und machten sich dann auf den Weg nach Hause. „Ich habe eine Idee", sagte er dann nachdem sie fast bei ihr zu Hause waren und den ganzen Weg schweigend gelaufen waren. Überrascht sah sie ihn an. „Wie?", fragte sie daher schnell, sodass sich ihre Stimme fast überschlug. „Vielleicht muss es etwas sein, was mich so überrascht. So wie ... ein Cliffhänger", sagte er nachdenklich. Zoé dachte auch darüber nach. „Aber beim letzten Mal hat es nicht funktioniert.", sagte sie und sah ihn an. „Was meinst du?", wollte er wissen. „Na du weißt schon!", rief sie aufgebracht. Doch Shinichi stand voll auf dem Schlauch. „Was meinst du?"

Sie lief rot an. „Na der Kuss!" schnell räusperte sie sich. „Hat wohl nicht ausgereicht", sagte er belustigt. Dass sie rot anlief, fand er niedlich. „Was dann?", seufzte sie nur und hatte keinerlei Idee, was sie tun könnte. „Was ist, wenn es etwas anderes sein muss?", fragte er direkt nach und blickte Zoé fragend an. Sie standen inzwischen direkt vor ihrem Haus. „An was denkst du?", fragte sie direkt interessiert nach. Doch Shinichi schwieg.

„Was ist, wenn es nur endet, wenn der Manga endet?", fragte er nach und Zoé dachte über seine Worte nach. Was meinte er damit? Wie wollte er das beeinflussen? „Da fällt mir noch was ein. Wir haben ja gesagt, keine Geheimnisse", murmelte Zoé leise. Dann zögerte sie, während sie ihm entgegenblickte. „Vor dem Unterricht, ist was unheimliches passiert", fing sie an. „Es war, als wäre ich wieder im Manga gewesen... Möglicherweise gibt es immer noch den Mörder, der hinter dir her ist, und jetzt auch hinter mir", sagte sie, sodass Shinichi die Augen aufriss. „Was?!"

Zoé hob direkt ihre Hände in die Luft. Doch er redete direkt weiter. „Warum hast du nichts gesagt?" Ihr fielen jedoch nicht die richtigen Worte ein. „Es ist so kompliziert, dass ich es dir nicht sagen konnte. Zumindest nicht direkt. Aber ich hab's dir jetzt gesagt!" Sie funkelte ihn an, während sie vor ihm stand und ihre Hände an die Hüften legte.
„Was hat er gesagt?", fragte Shinichi, während er Zoé ansah. „Warum du noch lebst und ich auch... und... wo wir sind", sagte Zoé und senkte ihren Blick. Eine unangenehme Gänsehaut breitete sich auf ihrem Körper aus. Allein das nochmal durchzugehen war unheimlich. Shinichi legte seine Hand an sein Kinn. Während sie beide dort standen und darüber nachdachten, überlegte Zoé erneut, was sie tun konnte, um das ganze aufzuhalten.

Und das Einzige, was ihr erneut einfiel, hatte schon beim ersten Mal nicht funktioniert. Aber jetzt, wo sie ihm das gebeichtet hatte, er abgelenkt war und... sie eine kurze Zeitspanne hatten, trat sie auf ihn zu, nahm sein Gesicht in ihre Hände und küsste ihn erneut. Erschrocken riss er die Augen auf. Sie hielt den Kuss nicht wirklich lange, aber scheinbar reichte es aus.
Hinter ihm tauchte ein ‚Fortsetzung folgt' auf. Erleichtert und gleichzeitig von sich und ihn überrascht, verschwand Shinichi einfach vor ihren Augen. Sein Blick sah entsetzt aus. Hatte das wirklich ausgereicht?

Doch gerade, als sie erleichtert seufzte, packte jemand ihre Hand, drehte sie um und griff nach ihrem Kinn, um sie erneut zu küssen. Und dieses Mal war sie es, die erschrocken aussah.

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