23 - Pinke Rosen
[Louis]
Freitag Vormittag fand ich mich in Las Vegas in einem Hotelzimmer wieder, neben Harry liegend in einem King Size Bett. Der Lockenkopf tippte bereits auf seinem Handy herum, als ich die Augen aufschlug und ich murrte leise wegen der unangenehmen Lichtquelle.
Die Jalousien hatten wir zugezogen, als wir gestern Nacht anreisten, damit wir ausreichend Schlaf bekamen.
Harry blickte zu mir und lächelte. "Guten Morgen."
Ich brummte nur, zog mir die Decke über den Kopf.
Sein leises Lachen ertönte. "Ich muss gleich los." sagte er, was mich dazu brachte den Kopf wieder rauszustecken und ihn schmollend anzusehen.
"Ich will nicht, dass du gehst."
Er legte das Handy weg, legte sich auf die Seite und stützte den Kopf in seiner Hand ab. "Ich will ja auch nicht ohne dich gehen."
Ich nickte leicht, sah ihn weiter mit traurigen Augen an, was er damit quittierte, dass auch er mich nun bedrückt ansah.
"Ich wünschte, du würdest mitkommen. Dann müsste ich mir keine Sorgen machen, dass dir etwas zustoßen könnte." sagte er.
"Harry, ich habe doch Paul" antwortete ich ihm, doch er schnaubte nur.
"Bitte, als ob der dich genau so beschützen kann wie ich." murmelte er und massierte sich die Nasenwurzel resigniert.
"Das wird schon" sagte ich und küsste ihn kurz.
"Lou, übrigens" begann er seinen Satz, sah mir in die Augen dabei. "Ich weiß, der Zeitpunkt, dir von meiner Reise zu erzählen, war vielleicht blöd gewählt."
Ich runzelte leicht die Stirn. "Wieso?" fragte ich ihn.
"Naja, so unmittelbar nach dem Sex. Blödes Timing eigentlich. Ich hätte auch noch warten können."
Nun musste ich lachen und schüttelte den Kopf.
"Wie du vielleicht weißt, habe ich keine Ahnung von den Regeln einer harmonischen Beziehung. Abgesehen von den Offensichtlichen, natürlich."
"Die da wären?"
"Treue, Vertrauen, Ehrlichkeit?" antwortete ich ihm und ließ es wie eine Frage klingen. Er nickte zufrieden und machte eine Handbewegung, um mir zu bedeuten, dass ich weitersprechen sollte. Ich musste leise lachen.
"Jedenfalls, es ist alles gut. Ich nehme dir weder den Zeitpunkt übel, noch dass du rüber fliegst. Der Anlass ist wunderschön." sprach ich weiter.
Harry lächelte sofort. "Ja, sie heiratet ihren Jugendfreund, Michael. Sie sind jetzt sieben Jahre zusammen. Wir dachten, er fragt sie nie." sagte er schmunzelnd.
"Nun hat er das ja offensichtlich."
"Nein" sagte Harry und lachte. "Sie hat ihn gefragt. Es war lustig, denn er hatte ebenfalls einen Ring dabei und sie planten den Antrag parallel zueinander am selben Tag und am selben Ort."
Ungläubig lachte ich. "Sie scheinen perfekt füreinander!"'
"Ja, das sind sie wirklich" antwortete er. "Er ist ein bisschen unseriös finde ich, er ist Influencer" Harry verzog das Gesicht. "Aber solange sie glücklich ist."
Ich nickte. "Mein Job ist eigentlich auch unseriös."
Er schüttelte den Kopf. "Nein, das ist was anderes. Du übst ein Handwerk aus, die Stimme ist dein Werkzeug. Ein sehr sehr Gutes, im Übrigen." Er küsste mich. "Aber du verkaufst deine Seele ja nicht wegen einem Shampoo und dreißig Prozent Rabatt für deine Follower."
Er betonte die Worte leicht angewidert und konnte nicht verstecken, dass er diese Art von Jobs absolut lächerlich fand. Aber ich konnte ihn verstehen. Auch ich fand das Business seltsam.
Und für einen Mann, der aus dem Krieg wieder kam, musste das alles noch viel bescheuerter klingen.
Wieder musste ich leise lachen und kuschelte mich an meinen Bodyguard / festen Freund. Es war komisch das so zu nennen. Gelogen war es aber nicht. Er strich mit der Hand sanft über meinen Arm.
"Ich werde mich jetzt fertig machen, Love. In zehn Minuten muss ich los." sprach er leise.
Ich nickte, löste mich aber nicht von ihm. Harry küsste meine Stirn sanft. "Pass auf dich auf, okay? Ich werde umkommen vor Sorge."
Ich nickte. "Alles gut, Hazza."
"Hazza?!" hakte er lachend nach und ich lachte auch. "Klingt nicht so richtig nach hartem Kerl, oder? Ich lass mir was anderes einfallen."
"Nein" sagte er sofort. "Es gefällt mir. Nenn mich wie du willst, Lou." sagte er und hauchte einen Kuss auf meine Lippen, eher wirklich aufstand, um sich zurecht zu machen.
Fünfzehn Minuten später umarmte er mich fest und küsste mich zärtlich. "Bis dann, Love." flüsterte er gegen meine Lippen.
„Bleib vielleicht doch hier." murmelte ich, weshalb er leicht grinste und meine Wange küsste.
„Ich bin im Handumdrehen wieder zurück." antwortete er mir mit sanfter Stimme.
Ich lächelte ihn an, dann ging er wirklich und ich blieb allein zurück. Es fühlte sich blöd an, doch ich war entspannt.
Was er nicht wusste - ich würde nach dem Konzert in den Privatjet steigen und nach England fliegen. Um nichts in der Welt würde ich ihm diesen Wunsch abschlagen. Und auch wenn er mich nicht angebettelt hatte, dass ich ihn begleiten sollte, so wusste ich, dass es das war, was er wollte.
Das Konzert war natürlich wichtig und ich freute mich auch darauf. Heute würde ich zuerst in einem Studio in der Stadt sein, denn ich hatte zwei neue Songs, die wir für mein nächstes Album aufnehmen wollten. Natürlich war die Planung meines Albums in vollem Gange, Studioaufnahmen während einer Welttournee waren nichts Außergewöhnliches, man musste im Zeitplan bleiben.
Also machte ich mich fertig, zog mir einen von Harry's Hoodies über und schrieb Paul, dass er mich bitte abholen sollte.
Zu meiner Überraschung merkte ich, dass meine Stimmung nicht mehr ganz so gut war, wie mit Harry an meiner Seite und es störte mich gewaltig, dass ich wieder in die altbekannten Gefühle rutschte.
Das sollte nicht so sein und ich rief Niall an.
"Morgen" sagte dieser verschlafen.
"Hey Niall. Kannst du mit mir ins Studio fahren?"
"Jetzt? Was? Wieso?" Okay, er hatte offensichtlich wirklich geschlafen und ich fühlte mich schlecht.
"Sorry, wollte dich nicht wecken" murmelte ich deshalb.
Niall gähnte mir in mein Ohr und ich schmunzelte.
"Ist Harry schon weg?"
"Ja, ist er" antwortete ich.
"Ich bin gleich da."
Lächelnd legte ich auf und war dankbar, dass Niall mich so gut kannte und verstand. Auch wenn er hin und wieder Entgleisungen hatte und selbst offensichtlich genug Probleme hatte, so war er mir dennoch immer ein sehr guter Freund.
Als es schließlich kurz darauf an meiner Tür klopfte und Paul davor stand, gemeinsam mit Niall, machten wir uns auf den Weg in das Tonstudio.
Es war ein ruhiger und entspannter Tag. Ich sang die Songs ein, wir feilten an dem Instrumentalpart und an der Melodie, selbst Niall diskutierte mit.
Wir rauchten den ein oder anderen Joint, doch im Großen und Ganzen hielt ich mich sehr zurück im Vergleich zu vorher, dachte an Harry und dass er vermutlich vor Sorge sterben würde, wenn er wüsste, dass ich komplett zugedröhnt wäre.
"Er tut dir gut." Niall holte mich mit seine Worten aus meinen Gedanken und ich sah ihn fragend an. "Wieso?"
"Du hast nur einen Joint geraucht, und dann noch zwei mal bei mir gezogen. Normalerweise wärst du jetzt schon bei Nummer drei oder vier. Ich sehe das als Fortschritt."
Kurz dachte ich über seine Worte nach, bevor ich nickte. "Stimmt."
"Immerhin einer von uns" bemerkte er und zog an der selbstgedrehten Tabak-Gras-Mischung. Ich musterte ihn kurz, ehe ich einen Blick auf die Uhr warf.
"Wir müssen los, Niall. Soundcheck fängt gleich an."
Mein bester Freund nickte, bewegte sich aber nicht.
„Ihr seid fest zusammen, richtig?"
Ich sah zu ihm und versuchte abzuschätzen? Auf was er mit der Frage hinaus wollte.
„Ja, sind wir." sagte ich schlicht, sein Blick fand meinen und er lächelte.
„Endlich, Tommo."
Ich zog eine Augenbraue hoch und lachte verunsichert, stand auf und checkte mein Handy, weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte.
Sich zu öffnen war nicht so einfach wie mit Harry. Es war bei Niall einfacher, als bei anderen, aber dennoch schwer.
Mit Harry war alles so viel einfacher. Ich verspürte großen Drang, ihn anzurufen.
Harry.
„Aber wenn er dir wehtut, dann zögere ich genauso wenig wie damals."
Niall's Stimme war ernst geworden, sodass ich von einem Handy aufsah und ihn anblickte.
Er sah mich mit finsterem Blick auch an, ehe er weitersprach.
„Guck mich nicht an wie ein Eichhörnchen. Ich werde dich für immer beschützen vor bösen Jungs."
Meine Lippen formten ein V, während ich versuchte, ein breites Lächeln zu unterdrücken. Er versuchte so grimmig zu gucken, dass es zum Schreien war.
„Vor den bösen Jungs?" fragte ich, noch immer kämpfte ich mit meiner Mimik.
„Ganz genau, Louis." antwortete er nickend.
Der volle Vorname. Nun musste ich laut lachen, was Niall dazu brachte, die Augen zu verdrehen.
„Nimm mich in ernst, Man!" maulte er.
„Gott, Niall. Tu ich doch!" lachte ich weiter, lief zu ihm und legte meine Arme von hinten um seine Schultern und lehnte meinen Kopf an seinen.
„Du machst sie alle für mich fertig. Ich weiß doch." nuschelte ich. „Du bist der beste Freund, den sich ein britischer Kleinstadtjunge nur wünschen kann."
Niall schnaubte.
„Er tut dir doch gut. Du bist seit Jahren nicht mehr kuschelig geworden. Schmusekatze."
Schnaubend löste ich mich von ihm. „Fick dich!" sagte ich halbherzig und lachte aber gleich darauf, weil er eben recht hatte. Niall drehte sich zu mir und grinste mich wissend an.
„Und, wann geht dein Flieger heute?"
Ich tat, als wüsste ich nicht wovon er sprach und sah ihn unschuldig an.
„Welcher Flieger?"
„Na der Flieger, der dich nach England bringt zu deinem Mann."
Ich wurde leicht rot, winkte ab und schlug ihm auf die Schulter.
„Also?"
„Gleich nach dem Konzert." knurrte ich unzufrieden, weil Niall mich so gut kannte und ich das hasste.
Der Junge vor mir brach in schallendes Gelächter aus.
***
Gefühlt unendlich viele Stunden später schloss ich die Tür des Taxi's, wurde begrüßt von einem Mix aus Regen und Sonne, während ich mich zu dem Haus, in dem mein Freund nun war, drehte.
Es war schon bald Mittag und ich hoffte inständig, dass der Zeitplan hingehauen hatte, den ich mit Zayn ausgearbeitet hatte.
Dieser hatte irgendwie mit Harry's Mutter Kontakt aufgenommen und sie hatte ihm schließlich den Zeitplan durchgegeben und Zayn hatte sich um
den Rest gekümmert.
Das war nett von ihm gewesen und ich hatte beschlossen, ab sofort ein bisschen netter zu ihm zu sein.
Die Tür des kleinen Hauses öffnete sich und eine Frau mittleren Alters steckte den Kopf durch. Genau wie Harry es immer tat. Das war auf jeden Fall seine Mutter Anne.
Sie winkte ihn zu sich heran, Louis setzte sich in Bewegung und ging zu ihr.
„Hi, Louis!" flüsterte sie. „Was für eine wundervolle Überraschung, ich bin Anne!"
„Hi Anne, schön Sie kennenzulernen!" sagte ich freundlich und sie strahlte mich an.
„Komm rein. Sie sind in Gemma's Zimmer und streiten sich über die Blume für sein Revers!" sagte sie und rollte mit den Augen, was mich schmunzeln ließ.
Sie zeigte mir den Weg und als ich leise nach oben schlich, konnte ich die beiden hören.
„Verdammt, die Deko ist pink, mein Strauß ist pink und rosa, jetzt Steck dir die verdammte pinke Rose an das verdammte Sakko und gib endlich Ruhe!!"
Das war eine Frauenstimme und sie hatte so ein derbes Mundwerk, es musste sich um die offensichtlich gestresste Braut handeln.
„Gems, warum nicht die weiße?"
Harry. Mein Herz hüpfte einen mächtigen Satz. Seine Stimme klang, als wäre er völlig genervt.
Ich grinste.
„Es ist meine Hochzeit!" rief Gemma hysterisch und ich musste mir ein Lachen verkneifen.
Sie war mir unfassbar sympathisch.
„Harry, es ist ihre Hochzeit. Ich wette, die pinke Blume sieht toll an dir aus!" sagte ich, während ich den Raum betrat.
Zwei dunkelhaarige Köpfe fuhren herum und sahen mit großen Augen zu mir.
Harry's Blick wurde sofort weich und er sah mich fast schon erschüttert an. „Du bist ja hier" stellte er mit leiser Stimme fest und ich nickte, sah ihn mit einem warmen Lächeln an.
„Überraschung."
Er wollte gerade aufstehen, doch Gemma stieß einen spitzen Schrei aus.
Harry seufze und sah mich entschuldigend an.
„Ich hätte dir wohl sagen sollen, dass Gemma hier ein riesiger Fan von dir ist, es tut..."
„Louis Tomlinson ist in meinem Zimmer!!" schrie sie plötzlich und ich zuckte leicht zusammen. Heilige Scheiße.
„Ähm, ja. Hi. Glückwunsch zum heutigen Tag." sagte ich lächelnd und ein wenig unsicher.
Gemma schien ungesund hohen Puls zu haben und wirkte, als würde sie gleich umfallen.
„Beruhig dich!" knurrte Harry sie an, weshalb sie den manischen Blick von mir löste und ihn ansah. „Hast du das für mich arrangiert?"
„Was? Nein!" sagte er sofort entrüstet.
Ich lachte leise. „Das war meine Idee. Ich muss auch leider heute Abend direkt wieder zurück, doch ich wollte es mir nicht nehmen lassen, euch zu überraschen." erklärte ich seelenruhig und Gemma strahlte mich völlig verzückt an.
Harry stand auf, kam auf mich zu und nahm mein Gesicht in seine Hände, presste seine Lippen auf meine. Sofort erwiderte ich den Kuss.
„Hi, Love." flüsterte er gegen meine Lippen.
„Hallo, Engel."
Seine Augen leuchteten vor Freude und Erleichterung und ich wusste, ich hatte die richtige Entscheidung getroffen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top