10 - Tu's endlich

[Louis]

Ich erwachte mitten in der Nacht. Draußen war es stockdunkel und ich brauchte einen Moment, um zu realisieren was mich geweckt hatte.
Es war der Albtraum, der immer wieder kehrte und ich war von meinen eigenen Schreien aufgewacht.
Kalter Schweiß stand mir auf der Stirn, mein Herz raste.

Ich wollte aufstehen, Drogen suchen, doch ich wusste, wenn ich da jetzt allein raus ging, würde es schief gehen.
Im nächsten Moment flog meine Tür auf, das Licht ging an und mitten im Raum stand Harry plötzlich.
Jeden Muskel angespannt, sondierte er den Raum in Sekundenschnelle, ehe er zu mir kam.
„Was ist passiert? Bist du verletzt?" fragte er mich schnell, musterte mich.
„Nein, alles gut."
„Du hast geschrien." Er war besorgt.

Ich seufzte und nickte. „Albtraum."

Harry atmete hörbar erleichtert aus und fuhr sich durch die Haare. Erst jetzt fiel mir auf, dass er oberkörperfrei in Jogginghose vor mir stand. Ich musterte ihn unauffällig.
„Was hast du geträumt?" fragte er mich, was ich mit einem Schulterzucken beantwortete.
„Okay. Ich geh wieder rüber. Ruf an, wenn was ist." sagte er und lief zur Tür.

„Harry." sagte ich und er stoppte in seinen Bewegungen, sah über seine Schulter zu mir.
„Du hast gesagt, ich soll dich ausdrücklich bitten."
Meine Stimme war leise. Ich machte mich wieder lächerlich, doch mein Bedürfnis nach ihm war stärker.
Er überlegte kurz, was ich meinen könnte, dann fiel es ihm offensichtlich wieder ein.

Er machte auf dem Absatz kehrt, setzte sich zu mir auf das Bett und blickte mich dann an. Langsam beugte er sich über mich und machte das Licht im Zimmer aus.
Jetzt war es fast schwarz und ich konnte seine Silhouette erkennen, als meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten. Er saß noch immer da.
Wartete er darauf, dass ich einschlief?
Würde er dann wieder gehen?
Gott im Himmel, mein Gehirn war Matsch wenn er in meiner Nähe war. Ich hasste es.

„Ich weiß nicht, ob du Ja sagen wirst. Aber darf ich dich um noch etwas bitten?"
„Kommt auf die Bitte an." hörte ich ihn sagen.

„Bitte befrei mich von meinen Gedanken." hauchte ich vorsichtig.
Gleich würde er aufspringen und gehen, ich war mir sicher. Wen turnte schon so ein Betteln an?
Doch kaum hatte ich den Gedanken fertig gedacht, spürte ich seine Hand, sie fuhr langsam über meinen Bauch und meine Brust, er fuhr über meine Kehle hoch in mein Gesicht.
Ich schloss automatisch die Augen.
„Wie willst du es genau?" flüsterte er rau, ich schluckte und biss mir auf die Lippe.
„So wie du es mir sagst."

Er zog seine Hand weg und ich hätte am liebsten gemeckert, doch da war sie wieder, griff fest in meine Haare und zog daran.
„Bist du dir sicher?"
„Absolut." antwortete ich wahrheitsgemäß. Und wie ich sicher war.
Er beugte sich zu mir und ich spürte, wie er mit der Zunge meine Kehle entlang fuhr, ehe er leicht in die Haut biss.
Ich stöhnte leise auf.
„Zieh dich aus." raunte er, entfernte sich wieder und plötzlich ging das Licht an.
„Los." forderte er mich auf.
Er kniete auf dem Bett, blickte auf mich hinunter mit diesem ernsten Blick.
Ich tat, was er mir sagte. Ich konnte meinen Kopf ausschalten, er würde mich führen.

Als ich fertig war, nickte er lächelnd und musterte mich von oben bis unten. Er sah, dass ich bereits hart war, dass ich angespannt war und mein Puls sich verschnellert hatte.
All das, obwohl Harry mich kaum berührt hatte.
Ich war absolut hoffnungslos.
Wenn sowas je an die Öffentlichkeit käme, ich würde mir vermutlich die Kugel geben.

„Du bist verdammt sexy, wusstest du das?" fragte er mich, ich vermutete dahinter eher eine rhetorische Frage.
Doch er griff mein Kinn und zwang mich, ihn anzusehen.
„Wusstest du das?" wiederholte er drängend, aber dennoch sanft.
Ich schüttelte den Kopf erst, dann nickte ich aber. „Hab sowas schon mal gehört." erwiderte ich und er schmunzelte, küsste mich.
„Da ist ja das Mundwerk endlich wieder. Mal sehen, was du damit noch so kannst."

Meine Augen wurden groß und ich musste daran denken, wie er mir gesagt hatte, dass er sich vorstellen würde, wie ich ihm einen Blowjob gab.
Okay, offensichtlich war der Moment jetzt gekommen. Gut. Blasen konnte ich.
„Mehr als du denkst."
Er lachte und zog sich nackt aus. „Wollen wir doch erstmal sehen."

Ich wollte mich aufsetzen, doch er drückte mich zurück in die Matratze, positionierte sich über meinem Gesicht und sah zu mir runter.
Die Perspektive war fast zu viel für mich, er war so heiß.
„Mund auf." sagte er und ich folgte seiner Anweisung.
Harry schob sich in meinen Mund und fing direkt an, hineinzustoßen.
Ich schloss die Augen, bewegte den Kopf mit. Das fühlte sich so gut an.
Er bewegte sich schneller und fickte so meinen Mund, bis er laut stöhnte, dann entzog er sich.
Kurz darauf spürte ich seine Finger in meinem Mund und ohne Aufforderung lutschte ich so lange daran, wie er mich ließ.

Dann packte er mich, drehte mich auf den Bauch und glitt mit seinen Fingern in mich, massierte und bereitete mich vor.
„Können wir?" fragte er mich dann, küsste meinen Rücken sanft entlang, ein totaler Kontrast zu seinen eher groben Handlungen.
„Tu's endlich." hauchte ich.

Im nächsten Moment stieß er ohne Vorwarnung in mich, weshalb ich aufschrie und die Finger in die Kissen krallte. Er wartete nicht, sondern bewegte sich sofort hart und schnell.
Er griff in meine Haare, zerrte meinen Kopf mit dem richtigen Maß an Vorsicht zurück. Ich stöhnte unter ihm und rief seinen Namen. Ich war sicher, dass das ganze Hotel uns hören konnte, wieso ich mich versuchte zu kontrollieren.
Doch da hatte ich die Rechnung ohne Harry gemacht.

„Ich will dich hören." knurrte er und automatisch stöhnte ich laut auf und hörte nicht mehr damit auf. Er traf immer wieder meinen Punkt und ich stand kurz davor, als er sich zu mir runter beugte, nah an mein Ohr.
„Und jetzt komm für mich, Louis."
Und das tat ich. Sofort, ohne dass er einmal überhaupt meinen Penis berührt hatte.

Er kam kurz darauf, stöhnte leise meinen Namen, dann zog er sich aus mir und ließ sich neben mich fallen.
Ich atmete schwer, spürte wie er seine Arme um mich schlang und ich konnte nicht anders, als mich an ihn zu kuscheln.
„Gute Nacht, Lou." flüsterte er sanft.

Wann hatte ich das das letzte Mal getan? Es war sehr lange her, dass mich jemand so in den Armen hielt.
Es entspannte und beruhigte mich so sehr, dass ich sofort einschlief und nicht einmal mehr merkte, wie Harry die Decke über uns beide zog.

***

Sanftes Streicheln weckte mich aus meinen Träumen. Ich seufzte auf. Die Finger strichen durch meine Haare, immer wieder.
Müde schlug ich die Augen auf und blickte direkt in Harry's Augen.
„Morgen." nuschelte ich.
„Guten Morgen."
Ich sah mich um und dann wieder zu ihm.
„Du bist wirklich hier geblieben." stellte ich fest. Er nickte und strich weiter durch meine Haare.
„Du hast mich gebeten, das zu tun."

„Tust du jetzt immer, was ich dir sage?" neckte ich ihn. Er entzog mir die Finger und somit auch die Streicheleinheiten.
Na toll.
„Du hast mich gebraucht." sagte er schlicht.
Ich nickte einfach nur.
„Louis, kann ich dich was fragen?"
„Klar."
Wann war ich so handzahm geworden? Das sah mir überhaupt nicht ähnlich, nicht mehr.
„Worum geht's in dem Song?"
„In welchem? Du musst schon spezifischer werden." scherzte ich, um abzulenken. Ich wusste genau, um welchen es ging.
Harry seufzte. „Holding on to heartache."
Und da war sie weg, die Entspannung.

„Das sagt doch der Titel."
„Okay. Und an welchem Herzschmerz hältst du also fest?"
Ich sah an die Decke, ich wollte es ihm nicht erzählen. Keiner wusste etwas davon, wieso also sollte ich Harry das erzählen?
„Was willst du mit der Info? An die Presse verkaufen?"
„Louis..."
„Ist ja gut." murrte ich und verdrehte die Augen. Ich wünschte mich zurück in die Nacht, wo er mir keiner dummen Fragen stellte, sondern mich fickte. Das war eindeutig besser.
„Also?" hakte er vorsichtig nach.

„Ich hab ziemliche Scheisse erlebt. So richtige Scheisse. Und ich komme nicht los von dem Schmerz." gab ich also zu. Er fing wieder an, mich zu streicheln.

„Deshalb die Drogen?"
Ich zog eine Grimasse. „Kann sein?"
„Hast du mal mit jemandem darüber gesprochen?"
Ich schüttelte den Kopf. „Nein."
Harry streichelte mich weiter und ich schloss die Augen. Ich war nicht blöd, ich wusste dass er Nähe nutzte, damit ich ruhiger wurde und er so Informationen aus mir heraus bekam.
Das Dumme war nur: Es funktionierte tadellos.

„Mein Ex hat mich ziemlich kaputt gemacht. Er...er hat mir viel angetan."
Harry stoppte in seinen Bewegungen für einen Moment.
„Angetan?" fragte er leise. Ich nickte einfach, mehr wollte ich ihm nicht erzählen. Es ging ihn nichts an. Ich merkte, dass es mir Last nahm, es mal auszusprechen, wenn es auch nur so vage war.
„Lou, wenn es das ist, was ich denke...dann, dann tut es mir leid wie ich dich heute Nacht behandelt habe."

Fragend sah ich zu ihm. „Was?"
Er sah mich an. „Ich war grob zu dir, ich hab dich nicht gefragt, ob du das willst, was ich da getan habe mit dir."
„Redest du davon, wie du meinen Mund gefickt hast?"
Er sah mich mahnend an, nickte dann aber.
„Unter anderem?"

Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Harry hatte ein schlechtes Gewissen.
„Ich hätte das nicht mit mir machen lassen, wenn ich es nicht gewollt hätte. Ich habe mittlerweile gelernt, dass ich meinen eigenen Willen habe."

Mittlerweile.
Scheiße, jetzt hatte ich mich verquatscht. Ich hatte schon viel zu viel gesagt! Ich ärgerte mich über mich selbst.
„Ähm, das beruhigt mich nicht unbedingt..." sagte Harry und ich seufzte.
„Ich habe dich gebeten zu bleiben, weil du es schaffst, meinen Kopf auszumachen. Im übertragenen Sinne  meine ich. Du machst Sachen mit mir, die ich so nicht kenne, nicht so...sinnlich zumindest."
Man, Tommo, halt endlich dein Maul!
Woran lag es, dass ich ihm bereitwillig so viele Informationen gab?! Das musste aufhören! Meine Vergangenheit war mein Geheimnis.

„Ich gehe jetzt duschen." murmelte ich und stand auf, lief zum Bad und schloss die Tür hinter mir.

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