04

An alle eine schöne Adventszeit ab morgen :)

Yuki

'Pierre' schoss es mir durch den Kopf, ich brauche ihn. Ich hatte eine Attacke, schon wieder. Dieses Mal war es schlimmer als die letzten Male. Ich bekam keine Luft und spürte wie die Panik langsam zu einem ernsthaften Sauerstoffmangel führte. Mir war schwindelig, ich nahm alles nur noch verschwommen war und mitten drin diese unfassbare Panik, die sich immer weiter um mich drum schlang und fest im Griff hatte.

Ich stolperte durch den Paddock. Mir war bewusst, dass mich jeder sehen konnte und trotzdem bekam ich diesen Gedanken nicht richtig zu fassen. Ich spürte wie mein Körper sich immer mehr verkrampfte und trotzdem konnte ich meine Muskeln nicht dazu bringen sich zu entspannen. Wo war Pierre?

Ein Reporter hatte unbewusst einen Trigger Punkt getroffen und jetzt hatte ich den Salat, ich musste zu Pierre. Meine Gedanken galten nur noch dem Franzosen, der erst seit wenigen Stunden mein Freund war und doch schon einen festen Anker darstellte.

"Yuki?", nahm ich eine Stimme war, konnte sie aber nicht zu ordnen "Was ist los? Du bist ganz blass." Ich sah mich suchend um, doch erkannte niemanden. "Hey, hier bin ich", hörte ich die Stimme wieder und spürte wie jemand mein Gesicht in seine Hände nahm und zu sich drehte. Ich nahm rot war. Alles war immer noch undeutlich und verzerrt, außerdem schaffte ich es nach wie vor nicht mein Gehirn mit genug Sauerstoff zu versorgen.

"Pierre", brachte ich hervor. "Hat er dir nicht Bescheid gesagt? Ihm ging es nicht gut, weshalb er schon zum Hotel gefahren ist." Daran erinnerte ich mich schwammig. "Sag mal, nimmst du mich überhaupt wahr?", ich brachte keine Antwort zustande. "Wie viele Finger zeige ich?", ich erkannte nicht mal mehr Umrisse. "Oh Gott, natürlich, wieso ist mir das nicht früher aufgefallen. Verdammt, du hast eine Attacke, von denen Pierre erzählt hat."

Da war er wieder der Name, der in Großbuchstaben in meinen Kopf geschrieben stand. "Pierre", brachte ich hervor. "Nein, ich bin Charles, zu Pierre können wir gerade nicht, aber du musst dich beruhigen", wurde ich erinnert. Ich sah mich wieder suchend um, doch erneut wurde mein Kopf festgehalten.

"Komm mit", wurde ich aufgefordert und dann zog jemand an meinen Arm, ich stolperte hinter her und nahm wahr, dass die Reize von außen sich schnell auf ein Minimum reduzierten. "Setz dich hin", ich folgte der Aufforderung und verfehlte jede Sitzmöglichkeit, weshalb ich unsanft auf dem Boden aufkam, was sofort einen Schmerz durch mein Handgelenk schickte, welches wohl als erstes den Boden berührt hatte.

"Hey, pass auf", hörte ich wieder diese Stimme, die mich nicht in Ruhe lassen wollte und von der ich nicht mal sicher wusste, ob sie real war. "Hier, halt das bitte", wurde gesagt und schon hielt ich etwas in der Hand, was aber augenblicklich wieder runterfiel. "Verdammt", ich hatte immer noch Mühe zu atmen. Etwas Kaltes wurde unter mein Shirt geschoben. Normal hätte ich es unangenehm gefunden, jetzt war ich dankbar für diese Reizstimulierung.

"Pierre? Ich weiß dir geht es nicht gut, aber Yuki geht es auch nicht gut und ich dringe nicht mal im Ansatz zu ihm durch. Kannst du mit ihm sprechen, wenn ich dich auf Lautsprecher stelle?" Ich konzentrierte mich auf die Kälte an meinem Bauch und spürte, wie meine Gedanken minimal klarer wurden.

"Yuki?", hörte ich eine andere Stimme. "Pierre", schoss es sofort aus mir heraus. Er war hier, ich konnte ihn hören. Er hatte mich gefunden "Ich.. Hilfe", brachte ich über meine Lippen.

Ich bin hier, du bist bei Charles, du kennst ihn, er ist ein Freund und du kannst ihm vertrauen. Er wird dich jetzt in den Arm nehmen, sowie ich es immer gemacht habe, okay? Natürlich wird er das nur tun, wenn du es ihm erlaubst, würdest du das tun? Ihm erlauben dich zu umarmen?

Ja.

Okay, sehr gut, dann kommt Charles jetzt zu dir und setzte sich hinter dich. Seine Arme werden sich um dich legen und dann atmen wir alle zusammen. Sitzt du Charles?

Ja, ich bin hinter ihm.

Okay, dann atmest du jetzt mit mir ein Yuki. Charles wird es ebenfalls tun, dann spürst du die Bewegung auch. Also: ein... und aus... sehr gut. Nochmal: ein... und wieder aus.

Es dauerte doch irgendwann war ich wieder her meiner Sinne und nahm endlich wahr, dass Pierre nur übers Telefon da war. "Danke", murmelte ich peinlich berührt und rückte sofort von Charles ab. Zwischenzeitlich hatte ich mir eingebildet, dass es Pierres Körper war, der sich um mich geschlungen hatte.

Charles warf mir ein Lächeln zu. "Gerne, mach dir keine Gedanken, dass muss dir nicht peinlich sein. Hast du noch Termine, oder soll ich dich zu Pierre bringen?", ich sah auf das Handy, durch welches Pierre uns hören konnte. "Ich hab noch Termine", murmelte ich unzufrieden mit der Tatsache.

Vermutlich würde ich schon Ärger bekommen, weil ich das Interview einfach abgebrochen hatte. "Yuki, du weißt was ich dir zum Thema Bereitfühlen gesagt habe", ertönte Pierres Stimme. Dieser schien ganz genau zu wissen, was in mir vorging.

"Ich werde aber Ärger bekommen." Charles zog sich aus dem Gespräch zurück und hörte uns einfach nur zu. "Wenn du dich in der Lage fühlst, den Rest abzuarbeiten, dann tu das. Aber ich bitte dich, es nicht nur zu tun, weil du denkst du musst. Deine mentale Gesundheit ist genauso wichtig, wie deine körperliche und mit einer physischen Krankheit würdest du auch an keinen Termin mehr teilnehmen müssen."

Ich sah zu Charles, dieser nickte zustimmend. "Pierre hat recht, du musst auf dich aufpassen und selbst an erste Stelle stellen. Ich kann zu Franz gehen und ihm Bescheid sagen, dass es dir auch nicht gut geht und ich dich ins Hotel bringe. Du sahst vorhin wirklich nicht gut aus, sodass er mir durchaus glauben würde." Ich sah wieder zu dem Handy, das Pierre symbolisierte und hörte dann in mich hinein.

Ich fühlte mich ausgelaugt, erschöpft und spürte, dass mein Körper nach Ruhe und Sicherheit verlangte. Beides Dinge, die Pierre mir geben könnte. Dann dachte ich daran die Interviews weiter zu führen, die Meetings zu machen und mit all den Menschen zu interagieren. Sofort wurde mir schlecht, alles in mir zog sich zusammen und ich spürte wie ich wieder verkrampfte.

Nein, ich konnte jetzt nicht weiter machen, als wäre alles gut. Ich brauchte Pierre gerade. "Ich will ins Hotel", erklärte ich und sah zu Charles, welcher mich lächelnd an sah und dann hoch zog. "Ich bringe ihn", erklärte er Pierre. "Danke, dass du da warst Charly", bedankte Pierre sich, bevor er auflegte.

Zehn Minuten später saß ich neben Charles in seinem Auto und verließ so das Gelände. Charles hatte alles geklärt und mir versichert, dass ich keine Probleme kriegen würde. "Wie geht es eigentlich deiner Hand?", wollte er wissen. Ich erinnerte mich an den Schmerz, den ich vorhin wahrgenommen hatte und sah auf mein Handgelenk.

"Weiß nicht, tut nicht weh", er nickte. "Das ist gut", jetzt nickte ich und ab da schwiegen wir. "Den Weg zu Pierre findest du alleine?", ich nickte und bedankte mich für seine Hilfe und das fahren. "Nicht dafür, du bist für Pierre wichtig und deswegen auch für mich." Ich lächelte und ging dann ins Innere und auf direktem Weg zu Pierres Zimmer. Dieser erwartete mich schon und zog mich in eine Umarmung.

"Es tut mir leid, dass ich nicht bei dir war", murmelte er an meinen Nacken und drückte mich fest. "Nicht schlimm, kannst du ja nichts für. Wie geht es dir?", er kuschelte sich näher an mich. "War schon besser", gab er zu und ich legte besorgt meine Arme auf seinen Rücken, während ich ihn ins Innere schob.

"Was hast du denn?" Pierre löste sich. "Weiß nicht, irgendwie von allem etwas. Vermutlich ein grippaler Infekt, wurde mir gesagt. "Ich will dich nicht anstecken, also ist es vielleicht besser, wenn wir ein bisschen Abstand halten", murmelte er und trat sofort ein paar Schritt zurück. Ich verdrehte die Augen "Schwachsinn, komm her."

Mir fiel auf, dass wir plötzlich die Rollen getauscht hatten und er jetzt derjenige war, der zum einen anhänglich war und zum anderen plötzlich gutes Zureden brauchte. "Ich will dich wirklich nicht anstecken." Ich lächelte leicht. "Nett von dir, ich will dich jetzt trotzdem bei mir haben." Pierre sah mich erstaunt an. "Was?", fragte ich sofort verunsichert, hatte ich was falsch gemacht?

"Nichts, ich mag es, wenn du mir sagst, was du willst", erklärte er und kam mir endlich wieder näher. "Oh, dann will ich, dass wir uns jetzt ins Bett legen und ausruhen", er nickte und zog mich zu besagtem Bett.

Heute war er es, der sich an mich kuschelte und ich genoss es, das er jetzt offensichtlich auch Nähe brauchte und anhänglich war. Es gab mir das Gefühl genauso gebraucht zu werden, wie ich ihn brauchte. Ein angeschlagener Pierre gefiel mir auf jeden Fall.

"Pierre?", fragte ich irgendwann leise. "Hm?", ich hörte aus seiner Stimme deutlich heraus, dass er kurz vorm schlafen gewesen war, etwas, das auch für mich zählte. "Kannst du mir einen Gefallen tun?", sofort nickte er. "Klar, welchen?"

Ich schluckte. "Kannst du bitte kein Sex mit mir haben, wenn ich schlafe?" Er spannte sich spürbar an und setzte sich auf. Oh nein, war er jetzt sauer? War er jetzt enttäuscht? "Bist du enttäuscht?", wollte ich wissen und sah auf meine Hände. "Wenn du unbedingt willst, ist es okay, ich habe nur.. also weil ich..", stotterte ich mir zu Recht. "Ich bin nicht enttäuscht Yuki", stellte er klar.

Ich sah ihn überfordert an. "Bist du dann sauer?", schlussfolgerte ich. "Nein.." Ich unterbrach ihn "Es tut mir leid, ich wollte dich nicht sauer machen. Ich kann damit leben, wenn du es tust. Es ist okay." Pierre unterbrach mich. "Ich bin nicht sauer", fuhr er schnell und laut dazwischen. Ich zuckte zusammen und sah ihn erschrocken an. "Du schreist? Ich wusste, du bist sauer." Pierre vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

"Hör mir zu Yuki. Ich bin nicht sauer auf dich. Ich bin auch garantiert nicht enttäuscht. Ich bin einfach nur entsetzt. Entsetzt, weil du das Gefühl hast, mich darum bitten zu müssen. Ich bin entsetzt, weil er mit dir Sex hatte, während du geschlafen hast und ich bin entsetzt, dass du nicht zu wissen scheinst, dass es selbstverständlich ist, nicht mit einem Sex zu haben, wenn der schläft. Ich bin aber keinesfalls auf dich sauer oder von dir enttäuscht. Ich bin wenn überhaupt traurig, dass du solche Erfahrungen machen musstest."

"Oh", murmelte ich und sah ihn hoffnungslos überfordert an. "Dann willst du nicht mit mir schlafen, während ich schlafe?" Er schüttelte den Kopf. "Nein, auf gar keinen Fall." Ich nickte leicht. "Danke." Pierre schüttelte den Kopf. "Nein, das ist nichts wofür du dich bedanken solltest, das ist selbstverständlich."

"Können wir wieder kuscheln? Das war schön", bat ich leise. Er nickte sofort und nahm mich in den Arm. "Ich will, dass du weißt, dass du bei mir sicher bist und dass dir nichts passieren wird, was du nicht willst", murmelte er und ich nickte leicht. "Ich weiß, dass ich bei dir sicher bin."

°°°

Ein weiterer Einblick in Yukis Vergangenheit und seine damit verbundene Psyche, to be honest, er tut mir extrem leid :(

Wieder vielen Dank an  die es sich zur Aufgabe gemacht hat, dafür zu sorgen, dass ihr die Kapitel möglichst fehlerfrei lesen könnt :) 


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