02

Have fun :)

Yuki

Am nächsten Morgen wurde ich an Pierre gekuschelt wach. Dieser strich mir sanft durch die Haare und beobachtete mich mit einem Lächeln auf den Lippen. "Gut geschlafen?", wollte er wissen und zog seine Hand aus meinen Haaren zurück. "Weitermachen", murmelte ich und schloss meine Augen müde.

Pierres Geruch lullte mich ein und beruhigte mich so sehr, dass der Schlafmangel der letzten Tage seinen Tribut fordert. "Wir müssen bald aufstehen, heute ist das Rennen", flüsterte Pierre leise und hatte wieder begonnen durch meine Haare zu streichen.

Ich gähnte und drehte mich auf den Rücken "Apropos Rennen. Sollten wir nicht eigentlich Konkurrenten sein?", wollte ich wissen und wischte mir den Schlafsand aus den Augen. "Auf der Strecke vielleicht, aber was wir privat sind sollte unabhängig von unserem Job sein", erklärte er, was mich beruhigt seufzen ließ "Okay", erwiderte ich.

Eine Weile herrschte Schweigen zwischen uns "Lass mich bitte nicht fallen, wenn wir gleich aufstehen", murmelte ich dann. Pierre hörte auf mich zu streicheln und sah mich fragend an "Was?", ich sah an die Decke und versuchte meine Tränen zurück zuhalten "Bitte lass mich nicht fallen, wenn das hier vorbei ist und wir los müssen. Ich kann das nicht nochmal", hauchte ich verzweifelt.

Ich konnte nicht schon wieder Energie und Hoffnung in eine Person investieren, nur damit die dann wieder aus meinem Leben verschwindet. Jetzt verließen doch vereinzelt Tränen meine Augen. Pierre sah mich alarmiert an.

"Hey, nicht weinen. Ich verspreche dir, dass ich dich nicht alleine lasse. Okay, spätestens im Rennen muss ich dich alleine lassen, aber nur temporär. Ich verspreche dir, dass wir allerspätestens heute Abend wieder kuscheln können. Dass willst du doch oder? Körperliche Nähe?", ich nickte und klammerte mich verzweifelt an ihn, als er sich über mich beugte um mich zu umarmen.

"Alles gut Yuki, ich bin bei dir und ich werde bei dir bleiben okay?", murmelte er beruhigende Worte. "Versprochen?", hauchte ich, sofort verstärkte sich die Umarmung "Versprochen", bestätigte er mir. Pierre schaffte es in Rekordgeschwindigkeit meine Tränen zu stoppen.

Ich wusste dass wir eigentlich los mussten, doch Pierre schien gerade gedanklich unsere Termine zu verschieben. Denn mit keinem Wort erwähnte er den Zeitdruck den wir langsam bekamen. Stattdessen stellte er sicher, dass ich mich wohlfühlte und alles okay war. Ich rechnete ihm diese Geduld hoch an und spürte wie mein Vertrauen in ihn tiefer wurde.

"Wärst du bereit mir zu erzählen was passiert ist, dass du zum einen gestern diese Panik bekommen hast und zum anderen jetzt fast sofort nach dem aufwachen angefangen hast zu weinen?", fragte Pierre irgendwann vorsichtig nach. Ich kuschelte mich schnell näher an ihn und versuchte die Erinnerungen nicht zu präsent werden zu lassen.

"Mein Ex ist passiert", murmelte ich leise. Pierre begann Kreise auf meinen Rücken zu malen, die mich wohl beruhigen sollten und ihre Wirkung mit keiner Sekunde verfehlten. Ich entspannte mich zusehends und fühlte mich wohl in Pierres Armen. Pierre fragte nicht weiter nach, wofür ich ihm echt dankbar war. Ich nahm mir noch ein paar Minuten um mich endgültig zu beruhigen, dann löste ich mich von Pierre "Wir müssen los", erklärte ich auf seinen fragenden Blick hin. Er lächelte und setzte sich ebenfalls auf "Nur wenn du dich dazu bereit fühlst. Das Rennen beginnt um 15 Uhr, alles was davor ist kann man verschieben"

Ungläubig sah ich ihn an "Wir können doch nicht erst zum Rennen da auftauchen", murmelte ich, doch Pierre schien das ernst zu meinen "Yuki, wenn es dir nicht gut geht, bleiben wir hier. Mag sein, dass wir dann Ärger kriegen, aber es ist wichtiger, dass es dir gut geht", ich nickte leicht und lehnte mich wieder an ihn "Nur fünf Minuten", murmelte ich und versuchte das Gefühl seiner Nähe in meinen Erinmerungen zu speichern. Schließlich löste ich mich und murmelte "Okay, dann auf in die Schlacht", Pierre grinste und zusammen machten wir uns so schnell fertig wie noch nie.

Ich spaßte mit Pierre rum und eliminierte dass erste Mal seit der Trennung den Gedanken an ihn aus meinem Kopf. "Ey pass auf, du machst sie kaputt", schrie ich und schubste Pierre von der Waage. Dieser sah mich empört an "Ey, ich muss mich wiegen, mein Trainer braucht die Daten", ich grinste und zog sein Shirt hoch "Ohja, ich sehe wieso. Da würde ich auch ein Protokoll haben wollen", sagte ich grinsend und tätschelte seinen Bauch.

Pierre schob meine Hände weg "Ich bin nicht dick, du Idiot", lachte er und zog das Shirt wieder runter. Ich grinste und zog mein Shirt hoch "So muss das übrigens aussehen", informierte ich ihn. Er betrachtete meinen Bauch und sagte dann Todernst "Ohje, da muss ich definitiv noch mehr essen", ich schlug lachend gegen seine Schulter "Arsch", grinste ich.

Trotzdessen, dass wir rumgealbert hatten waren wir relativ schnell fertig um zur Strecke zu fahren. Pierre fuhr uns, während ich ein Blick auf mein Handy warf und sofort Bauchschmerzen bekam. Ich hatte jede Menge verpasste Anrufe und Nachrichten von allen möglichen Teammitgliedern. Pierre schien das zu merken und nahm mir schnell mein Handy aus der Hand. "Darum kümmer ich mich", erklärte er.

Wenig später kamen wir zusammen in den Meetingraum, wo uns alle sauer ansahen. "Sorry", wollte ich schon beginnen, doch Pierre unterbrach mich. "Sorry für die Verspätung, mir ging es echt nicht gut und als Yuki mich so gefunden hat, wollte er mich nicht alleine lassen. Es wird nicht wieder vorkommen", erklärte er.

Sofort waren die Blicke nicht mehr sauer, sondern besorgt. "Geht es dir jetzt besser?", wollte Franz sofort wissen. Pierre nickte und schenkte ihm ein Lächeln "Ja, es geht wieder", er zog mich zu unseren Plätzen und beruhigte alle anderen mit wenigen, knappen Worten.

Mir selbst fehlte noch die Sprache. Er hatte nicht nur für mich gelogen, er hatte quch die komplette Schuld auf sich genommen. Erstaunt sah ich ihn an, was er mit einem Lächeln quittierte.

Das Rennen lief gut, für mich und für Pierre. Er war direkt hinter mir und versuchte immer wieder mich zu überholen, doch ich hielt mich konstant vor ihm. Wir waren auf P6 und P7, was wirklich gute Plätze waren. Wieder sah ich im Rückspiegel, wie Pierre zum überholen ansetzte.

Ich ging möglichst mittig in die Kurve, um es ihm schwer zumachen. Er überholte noch während der Kurve, beim beschleunigen war ich schneller und zog an ihm vorbei. Auch Pierre gab jetzt Gas und wollte an mir vorbei, mit seinem vorderen Reifen berührte er meinen hinteren und ich konnte im Rückspiegel verfolgen, wie er von der Strecke abkam und im Kies zum stehen kam.

Ich selbst fuhr die nächste Runde in die Box und ließ den Reifen tauschen. "Wo ist Pierre?", wollte ich übers Radio wissen "Der musste seinen Wagen abstellen", wurde mir erklärt. In mir breiteten sich Schuldgefühle aus. Wegen mir musste Pierre sein Rennen beenden, er war garantiert sauer auf mich. Wenn er sauer auf mich war würde er mich nicht sehen wollen. Ich hatte es versaut.

"Bitte konzentriere dich Yuki", erinnerte man mich. Ich nickte leicht und fuhr das Rennen souverän zu Ende P9 kam am Ende raus. Ein Ergebnis, dass in Ordnung war.

Die Interviews, die Meetings und alle anderen Termine hatte ich ohne Pierre. Also fuhr ich alleine zum Hotel und versuchte mich mit dem Gedanken anzufreunden, dass Pierre mich nicht mehr sehen wollte. Der Gedanke tat weh und ich wollte nicht dass es so war. Doch ich hatte sein Rennen ruiniert, er musste sauer auf mich sein.

Ich war unter mein Bett gekrochen, etwas dass ich immer tat wenn mir alles zu viel wurde. Mit dem Bett über mir fühlte ich mich sicherer. Die Decke hatte ich mitgenommen und mich in ihr zusammengerollt. Immer weiter entfernte sich meine Wahrnehmung von der Realität. Ich hatte schon wieder einen Menschen aus meinem Leben vergrault. Wieso stand ich mir immer selbst im Weg?

Ich hatte das Zeitgefühl verloren und hatte weder das Klopfen, noch das Öffnen der Tür wahrgenommen. Irgendwann spürte ich Arme um meinen Körper. Warte, Arme? Irritiert sah ich mich um.

Ich war immer noch unter dem Bett, eingewickelt in meine Decke. Doch es lag noch jemand mit mir unter dem Bett und hatte das Knäuel aus Decken, dass ich nach außen abgab, in seine Arme geschlossen. Ich erkannte den Geruch "Pierre?", fragte ich leise.

"Ja, ich bin es Yuki. Wieso liegst du unter deinem Bett und warum hast du die Tür nicht geöffnet?", ich schluckte. Ich hatte sein Klopfen ignoriert, spätestens jetzt hatte ich es mir mit ihm verspielt. "Tut mir leid", murmelte ich leise und stellte mich auf eine Abfuhr ein. "Du brauchst dich nicht entschuldigen, die Frau an der Rezeption hat sich breit schlagen lassen mir einen zweiten Schlüssel zu geben. Wollen wir das Bett vielleicht richtig benutzen?"

Ich nickte leicht und kroch dann mit ihm zusammen aus meinem selbst gebauten Rückzugsort hervor. Pierre schloss mich, kaum dass wir standen, wieder in seine Arme. "Ich weiß ich hab es verkackt, es tut mir leid, ich kann verstehen wenn du mich jetzt hasst. Immerhin habe ich dein Rennen ruiniert, da musst du mich mich hassen und wenn du mich hasst, dann willst du bestimmt auch keine Zeit mit mir verbringen. Dass ist okay, ich komme damit klar"

Pierre strich mir eine Träne von der Wange "Kommst du nicht", murmelte er und zog mich näher an ihn "Und jetzt hör auf so einen Mist zu reden. Ich bin nicht sauer auf dich. Das war ganz normales Racing und eher mein Fehler als deiner. Immerhin war ich der, der rüber gezogen hat. Dich trifft keine Schuld und ich will ganz sicher bei dir sein. Was auf der Strecke passiert, bleibt auch da", erklärte er.

Ich sah ihn überfordert an "Wäre dein Ex sauer auf dich?", fragte er leise nach. Ich nickte leicht und versuchte mir nicht vorzustellen wie sein vor Wut verzerrtes Gesicht mich anblickte. "Okay, dann merk dir eins Yuki. Ich bin nicht er und ich werde immer ein sicherer Hafen für dich sein. Egal was passiert, du kannst immer zu mir kommen. Bevor du dich also das nächste Mal unter deinem Bett versteckst, rede bitte mit mir, ja?", ich nickte immer noch überfordert, weil er mich nicht anschrie.

Pierre lächelte leicht. Er musste gute Miene zum bösen Spiel machen. Dass war die einzige plausible Erklärung für sein Verhalten. Pierre hob die Hand, sofort zuckte ich zurück und kniff die Augen zusammen. Ich wusste es, er würde mich doch noch schlagen.

"Oh Yuki", hörte ich ihn murmeln und beobachtete argwöhnisch seine Hand, die immer noch auf Höhe meines Gesichtes schwebte "Darf ich deine Haare zur Seite streichen?", holte er sich jetzt eine Erlaubnis für die nächste Bewegung. Ich nickte, doch behielt die Hand im Auge. Pierre bleib bei der Strähne, die in meine Augen gefallen war und senkte seine Hand dann wieder "Was hat er nur mit dir gemacht?", hauchte er besorgt und nahm mich dann ein weiteres Mal in den Arm.

°°°

Armer Yuki :( ich will ihn in den Arm nehmen, aber das geht schlecht.. sad. Da mein Zug mittlerweile 105 Minuten Verspätung hat, habe ich jede Zeit der Welt gehabt euch dieses Kapitel zu schreiben. Also hat diese enorme Verspätung auch was gutes.

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