»9«
[Jungkook]
Nach einer sehr langen, schlaflosen Nacht, in der mich Gedanken aller Art plagten und davon abhielten, auch nur eine Stunde an Schlaf zu bekommen, kriegte ich mich nur sehr schwer hoch aus dem Bett, als am frühen Morgen die Sonne langsam aufging und Licht in mein Zimmer brachte, das mindestens genauso schlimm auf mich wirkte, wie die Gedanken. Nur seufzend stolperte ich mehr oder weniger mit nur halb offenen Augen ins Badezimmer, wo ich meine Kleidung einfach von meinem Körper streifte, ehe ich mich dann unter die Dusche stellte.
Für gewöhnlich hatte ich es ganz gern, so richtig heiße Duschen zu nehmen, aber ich musste irgendwie wach werden, weshalb ich das Wasser so kalt machte, wie es nur überhaupt ging. Beinahe schrie ich schon vor Schreck, denn es fühlte sich an, als würden Steine nach mir geworfen werden, schließlich war mein Körper ganz warm geworden, da ich die Decke beim Schlafen immer bis an mein Kinn zog und eine zweite Decke über meinen liegen hatte. Eigentlich war ich gar nicht so eine Frostbeule, aber wenn es ums Bett ging, hatte ich es am liebsten so warm wie nur überhaupt möglich.
Mir tat einfach alles weh und ich wollte am liebsten einfach Zuhause bleiben, aber ich konnte Namjoon nicht im Stich lassen, weshalb ich gegen die Müdigkeit und Antriebslosigkeit kämpfte, mich irgendwie auch fertig machte, bevor ich dann meine kleine Wohnung verließ. Ich hatte Glück, denn ich lebte relativ nah bei Namjoon, was für mich bedeutete, dass ich nur fünf Bushaltestellen mitfahren musste, damit ich dann bei meinem besten Freund sein würde. Als ich erst da war, musste ich erstaunt feststellen, dass der weiße Van, in dem wir immer rumfuhren, nicht vor der kleinen Werkstatt war, in der wir arbeiteten, wenn wir mal nicht bei Kunden Zuhause waren.
„Vielleicht hat er ja verschlafen", murmelte ich leise vor mich hin und musste ein wenig grinsen, weil ich mir dadurch erhoffte, dass ich ihn gemein wecken könnte, aber nicht einmal nachdem ich den Code zu seiner Wohnungstür eingab und diese betrat, fand ich ihn. Er war weder in seinem Schlafzimmer, noch im Bad oder sonst wo in seiner ziemlich schön eingerichteten, aber unglaublich unordentlich gehaltenen Wohnung. Aus diesem Grund rief ich den Älteren einfach an, aber es ging sofort der Anrufbeantworter ran, weshalb ich anfing mir Sorgen zu machen. Vielleicht war ja etwas passiert und ich konnte ihm jetzt nicht helfen, weil ich nicht wusste wo er war.
Meine Sorge hielt aber nicht lang an, so groß sie auch war, denn als ich wieder nach unten in die Werkstatt ging, fand ich eine kleine Notiz auf einem der Arbeitstische, die an mich ging, schließlich stand mein Name darauf. Ich nahm sie und las sie laut vor.
„Du brauchst erst einmal nicht zur Arbeit zu kommen, ich nehme mir frei und schließe in der Zeit die Werkstatt", stand auf dem Zettel. Normalerweise sprachen wir im Voraus darüber, wann wir unsere zwei Wochen einsetzen würden, die wir uns im Jahr frei nahmen. Da Namjoon selbstständig war, konnte er darüber eigentlich bestimmen, wie ihm lieb war, aber wir hatten uns auf zwei Wochen geeinigt, die wir am Stück frei hatten und die Werkstatt schlossen. Anderweitig hatte wir beide jeweils noch eine Woche getrennt voneinander frei, ich meist Anfang des Jahren und Namjoon Ende des Jahres. Nun befanden wir uns aber mitten im Jahr und bald würden wir uns eigentlich zusammensetzen, um zu besprechen, wann genau unsere zwei Wochen beginnen würden, dieses Mal schien mein Chef und gleichzeitig bester Freund das wohl allein entschieden zu haben.
Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich dabei ganz komisch und obwohl ich vorhin noch das Verlangen hatte, einfach Zuhause zu bleiben, wollte ich jetzt lieber alles andere tun, als den ganzen Tag in meinen eigenen vier Wänden zu verbringen, wo die Mittagssonne dafür sorgte, dass ich mich wie in einem Ofen fühlte. Nun war ich frei für zwei Wochen und konnte tun, was auch immer ich mochte, zwar keinen ganzen Urlaub, da mir dafür das Geld fehlte, aber ich konnte allein in ein Freibad, eine Wanderung in den Bergen weit hinter Seoul oder hinaus auf's Land zu meiner Großmutter, die ich schon seit Jahren nicht mehr besucht hatte. Die Möglichkeiten standen mir alle offen, aber nach einem ganzen Tag, an dem ich Zeit zum Nachdenken hatte, fand ich mich am späten Abend auf einer Bank in einem der Parks von Seoul wieder, mit einem Eis in der Hand, welches mich wieder an Duri erinnerte, obwohl ich so gut wie möglich versuchte, nicht an die Kinder eines fremden Mannes zu denken, aber es fiel mir wirklich schwer, da die beiden wirklich sehr speziell waren. Nicht nur gut erzogen, sie waren einfach besonders.
Aber auch Taehyung war nicht ganz ohne, immerhin vertraute er einem mehr oder weniger komplett fremden Mann dabei, sein eigen Fleisch und Blut an. Diese Familie insgesamt schien mir irgendwie komisch, aber auf eine positive Weise. Vielleicht waren sie einfach nur offener als ich, es war kein großes Ding und weil ich so verschlossen war, fühlte es sich so unglaublich an, aber ich hatte sowas noch nie zuvor gehört oder gesehen, außer in den ganzen Dramen, die ich jedes Mal schaute, wenn wir in der Werkstatt waren, wo Namjoon extra einen Fernseher hingestellt hatte, damit wir uns beim stundenlangen Arbeiten im Sitzen nicht langweilen würden.
Kopfschüttelnd stand ich seufzend von der Bank auf, immerhin hatte ich auch mein Eis schon fertig gehabt. Mich hielt hier draußen nichts länger, weshalb ich den nächsten Bus Nachhause nahm. Während der Fahrt entschied ich mich dann letztendlich doch dazu, ab morgen aufs Land zu Großmutter zu fahren, weshalb ich ihr Zuhause mit einem Bild, welches ich von mir machte, von den Neuigkeiten erzählte.
Halmeoni-! Morgen will ich gern Japchae und auch Hühnchen! Am liebsten auch ganz viel von deinem selbstgemachten Kimchi!!
———
An die, die es nicht wissen: Halmeoni heißt Großmutter und Japchae sind Süßkartoffelnudeln mit ganz viel Gemüse, welches in so Streifen geschnitten ist
Soll wohl eines von Jungcocks ( 🌚 ) favorite foods sein 😌✋🏻
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top