»4«

[Jungkook]

„Ach Gott, es tut mir so leid, dass ich Sie einfach so ungebrochen habe", sagte Herr Kim und seufzte dann einmal. „Für gewöhnlich bin ich so beschäftigt mit Arbeit, dass ich eine Nanny habe, die sich um meine Kinder sorgt, da ich alleinerziehend bin und viel zu tun habe, jetzt kam gerade aber der Anruf, dass sie krankgeschrieben ist und meine Kinder nicht von der Tagesbetreuung abholen kann."

Weil der Mann aufhörte zu sprechen und mich einfach nur anschaute, dachte ich er erwarte eine Antwort von mir, aber ehrlich gesagt fiel mir nicht sonderlich viel in den Sinn gerade, dass ich auf seine Worte antworten könnte. Ich verstand auch gar nicht so wirklich, was er mir sagen wollte damit, schließlich war ich nur der Handwerker und hatte kein Interesse an dem Privatleben meines Kunden.

„Wie sieht's unten aus? Dauert es noch lang oder wolltet ihr gerade schon gehen? Mir bleibt jetzt nämlich nichts anderes übrig, als selbst loszufahren und meine Kinder abzuholen", teilte mir der Vater mit und seufzte daraufhin ein weiteres Mal. Weil er jetzt gehen wollte, bedeutete das für uns, dass wir ebenfalls gehen müssten, schließlich konnten wir ja nicht einfach so hier bleiben in seinem Haus, wenn er selbst nicht da war. So viel Vertrauen gab es zwischen unseren Kunden uns nun auch wieder nicht und das lag hauptsächlich an all den Einbrüchen die über all die Jahre stattgefunden hatten, bei denen die Kriminellen sich als Handwerker verkleidet hatten.

Aber dass wir hier jetzt aufhören müssten, obwohl Namjoon gerade einen Anruf tätigte, für heute schon ein neues Fenster zu organisieren, würde mir nicht gut angerechnet werden, weshalb mir schnell etwas einfallen musste, damit mein Partner nicht wütend auf mich werden würde, immerhin hatte ich ihm versichert, mit Herrn Kim zu reden und ihn zu erzählen, dass wir definitiv heute noch das Fenster fertigbekommen.

Gerade als unser Kunde also nach unten gehen wollte, um meinen Chef davon zu berichten, dass wir an dieser Stelle nicht mehr weiterarbeiten könnten, fand eine Kurzschlussreaktion in meinem Kopf statt und ich war wieder wie ausgewechselt, wodurch ich wohl genügend Mut hatte, um nach dem Arm des Mannes zu greifen, wie er es bei mir bereits getan hatte, als er angerufen wurde. Jedoch blieb es mir nur bei diesem Griff, denn ich brachte kein Wort über meine Lippen und schaute nur weiter in die dunkelbraunen Augen des Mannes, welcher sicherlich sehr verwirrt von mir war. Das sagte sein Blick jedenfalls aus.

„Bleiben Sie hier! Ich kann Ihre Kinder abholen", meinte ich dann einfach.

Am liebsten hätte ich mich aus reiner Vernunft selbst dafür geschlagen. Gleichzeitig aber schien es das Richtige zu sein und aus irgendeinem Grund fühlte ich mich auch nicht schlecht damit, das gesagt zu haben. Es war wohl meine Krankheit oder der Fehler, den ich in meinem Kopf hatte, der dafür sorgte, dass ich so handelte. Im einen Moment war ich schüchtern, ich sprach kaum ein Wort und wenn ich es tat, stotterte ich wie verrückt, aber im Anderen war ich wie ein neuer Mensch, plötzlich ganz selbstbewusst und sicher in dem, was ich tat.

„Wie bitte?", fragte Herr Kim und schaute mich weiterhin nur verwirrt an. „Ich weiß ja nicht, ob sie meine Kinder an Sie geben würden", meinte er, weshalb ich mich mit der Zeit wieder etwas aufrechter hinstellte und auch seinen Arm losließ. Gerade als ich bereits anfing im Inneren zu kochen, weil ich dachte, er würde mich für mein Aussehen verurteilen, begann der Ältere wieder zu sprechen. „Sie sehen sehr jung aus und weder die Leute bei der Betreuung, noch meine Kinder kennen Sie. Sie müssen wissen, ich habe sehr hartnäckige Kinder und ich möchte Ihnen auch auf keinen Fall zur Last fallen, immerhin arbeiten Sie gerade."

„Womit zur Last fallen?", fragte Namjoon plötzlich, der gerade die Treppen hochkam und mich mindestens genauso verwirrt anschaute, wie Herr Kim es tat. Auch wenn wir schon seit Jahren beste Freunde waren und zusammen arbeiteten, hatte ich eine Menge Respekt vor ihm, weshalb ich mich sofort gerade hinstellte wie eine Kerze. „Mit gar nichts! Herr Kim meinte gerade, wir sollten gehen, also lass uns das auch tun!"

Es war mir einfach zu unangenehm, noch weiter hier zu stehen, denn auch wenn es kein allzu großes Thema war, fühlte ich mich gekorbt dafür, dass ich ein Angebot machte, das aber nicht angenommen wurde. Vielleicht lag das auch daran, dass ich das sonst nur sehr selten tat und für gewöhnlich es keine Fremden waren, mit denen ich aus dem Nichts so offen sprechen konnte.

Aus diesem Grund aber, fühlte ich mich verpflichtete dazu, mich direkt neben Namjoon zu stellen, meine Hände an seinen Arm zu legen und zu versuchen, ihn wieder in Richtung Keller zu bringen, aber er blieb standhaft und zog seinen Arm weg.

„Aber Jungkook, ich bin gerade hoch gekommen, um Herrn Kim zu erzählen, dass wir heute noch das Fenster reparieren können", berichtete mein Kollege, wodurch natürlich auch das Interesse bei unserem Kunden geweckt wurde. „Heute schon?", fragte dieser daher nach. „Es sah sehr schlimm aus, daher dachte ich, dass das Fenster höchstwahrscheinlich komplett ersetzt werden muss!"

Stolz stellte sich Namjoon nun mit erhobener Brust wieder vor Herrn Kim und trug dabei ein schwaches Lächeln auf seinen Lippen.

„Ich habe einen Freund, der Fenster verkauft und da bei Ihnen im Keller keine besonderen Fenster eingesetzt wurden, die wir noch bestellen müssten, rief ich bei ihm an und er versicherte mir, dass ich das heute noch bei ihm abholen könne", erzählte mein bester Freund unserem Kunden, der sehr zufrieden mit der Idee war und dieser deswegen auch sofort zustimmte, sodass nur wenige Minuten wieder nur Herr Kim und ich im Flur standen, da Namjoon allein losfuhr.

„Ich habe eigentlich noch etwas zu tun, kann ich Sie daher vielleicht drum bitten, meine Kinder abzuholen? Ich gebe Ihnen auch mein Auto, da Sie sonst keine Möglichkeit dazu hätten, zur Betreuung zu fahren", sagte Herr Kim und schaute mich dabei relativ verzweifelt an. Es war alles wohl sehr dringend und er fühlte sich sicherlich auch schlecht damit, mich zu fragen, obwohl ich es ihm, sehr impulsiv, selbst angeboten hatte.

Aus diesem Grund blieb mir nichts anderes, als zuzusagen, aber das konnte ich nur mit einem schwachen Nicken machen und nicht wirklich mit Worten, da all die Impulsivität und der Mut meinen Körper wieder verlassen hatten.

„Ich danke Ihnen wirklich vielmals! Es ist noch ein wenig Zeit bis Sie sie abholen müssen. Wollen Sie sich in der Zeit vielleicht etwas frisch machen? Ich gebe Ihnen auch etwas anderes zum Anziehen, ich stelle mir die Arbeitskleidung sehr unbequem vor und der Werkzeuggürtel sieht aus sehr schwer aus."

Auch dazu konnte ich nicht nein sagen, schließlich wollte ich nicht einfach so bei der Betreuung seiner Kinder auftauchen, als sei ich soeben erst aus einem verdreckten loch gekommen. Aber ich hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass ich nur wenig später schon bei einem wildfremden Mann im Haus im Badezimmer stehen würde, mit Handtüchern in der Hand, weil ich das Angebot bekam, zu duschen.

———
Mhhh, ich fühle mich danach, hier nicht einfach einen cut für heute zu setzen und gebe euch daher noch ein zweites Kapitel! :3

Das kommt aber erst später hehe :3

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top