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[Jungkook]
Auch, wenn ich eigentlich dachte, dass es meinen Beinen gut gehen würde, tat es letztendlich, als wir wieder von der Bank aufstanden, so doll weh, dass ich kaum noch alleine stehen konnte, weshalb Seojoon es für eine gute Idee hielt, mich ins nächste Krankenhaus zu fahren, da die Arztpraxen alle nicht mehr geöffnet waren.
Es dauerte zum Glück nicht allzu lang, bis ich an der Reihe war und so schlimm war es nun auch nicht, da ich keine Folgen von meinen Verletzungen tragen würde, weil sie nur sehr oberflächlich waren. Somit reichte es, dass der Arzt ein Verband um meine Knie machte und ich durfte wieder Nachhause. Während Seojoon und ich aber auf dem Weg zum Ausgang des Krankenhauses waren, hörte ich eine bekannte Stimme und humpelte mit meinen Krücken daher in die Richtung, von der die Stimme ausging, bis ich letztendlich Yeona sah, die sich gerade mit einem Arzt stritt.
Einige Zeit blieb ich so da und wartete, bis sie fertig mit ihrer Diskussion sein würde, damit ich zu ihr gehen konnte, um zu fragen, was los sei.
,,Ich habe dir doch von dem einen Kind erzählt, für das ich hier verantwortlich sein sollte", meinte die junge Frau und ich nickte als Antwort lediglich. ,,Der Junge hatte eben einen Anfall und musste sofort auf die Intensivstation gebracht werden, wo wir ihn gerade mit Geräten weiter aufrechterhalten, wobei sein Körper aber immer schwächer wird. Wenn wir nicht sofort einen Eingriff starten, wird es definitiv nicht gut enden."
,,Wie meinst du das?", fragte ich etwas unsicher und auch nervös, da ich mich keineswegs gut bei der ganzen Sache fühlte. Zu sehen, wie besorgt und aufgeregt Yeona war, hatte zur Folge, dass auch ich mich nicht gerade besser fühlte. ,,Er kann gelähmt werden oder im schlimmsten Fall sterben. Wir müssen sofort eingreifen, aber der behinderte Vater geht nicht an sein verdammtes Telefon. Wir können nichts ohne seine Einwilligung machen und wenn er nicht bald mal rangeht und hier aufkreuzt, wird er der Schuldige am wohlmöglichen Tod seines Sohnes sein. Und dann hat dieser Mann es mit mir zu tun, das sage ich dir!"
,,Und was kann man stattdessen machen? Es muss doch eine Möglichkeit geben, bei der ihr den Eingriff auch ohne die Einverständniserklärung des Vaters machen könntet, schließlich steht hier das Leben eines sehr jungen Menschen auf dem Spiel", sagte ich und versuchte nachzudenken über mögliche Dinge, die man machen könnte. ,,Die Mutter? Was ist mit der Mutter? Oder vielleicht andere Familienmitglieder?"
,,Die Mutter ist schon verstorben, daher wird das nichts. Mit anderen Familienmitgliedern funktioniert es auch nicht, da es ein Erziehungsberechtigter sein muss, der die Papiere unterschreibt und uns das O.K. gibt", erklärte Yeona mir, aber ich hatte kein bisschen Verständnis dafür. Ich konnte einfach nicht nachvollziehen, weshalb es solche Regeln gab, wenn es um Leben und Tod ging. ,,Warte kurz hier, ich werde nochmal versuchen den Vater zu erreichen und wenn es dieses Mal nicht funktioniert, dann kontaktiere ich einfach die Polizei, damit sie ihn fündig machen und herbringen."
,,Alles wird gut", hörte ich Seojoon leise sagen, als er seinen Arm um mich legte und mir somit ein wenig Stützung gab, da ich auf den Krücken noch nicht allzu gut stehen konnte. ,,Ich bin mir sicher, dass sie den Vater erreichen können und das Kind wieder gesund wird", versuchte der Ältere mir zu versichern. Ich konnte mir nicht wirklich erklären, wieso ich überhaupt so besorgt hier stand, dass mein Stiefbruder mich trösten musste, schließlich kannte ich das Kind nicht und hatte mit der ganzen Sache auch nichts zu tun. Aus irgendeinem Grund aber, musste ich die ganze Zeit an Duri denken, der ein so lebensfrohes Kind war, dass es mich in tausend Teile zerreißen würde, ihn in solch einem Zustand mal zu sehen. Oder auch Mirae, welche sich ebenso immer darüber freute, wenn sie mich sah, obwohl sie nicht mein Kind war.
Irgendwie komisch.
Weil bereits eine halbe Stunde vergangen war, setzte Seojoon und ich uns auf eine der Bänke, die hier im Flur waren und warteten weiterhin auf Yeona, die aber nicht wiederkam. Vielleicht hatte sie den Vater erreichen können und machte sich jetzt bereit, um dem Arzt während der Operation zu assistieren. Vielleicht aber auch kontaktierte sie nun, wie angekündigt, die Polizei, damit diese den Mann hier hinschleppen würden.
Letzteres war es nicht, da ich dem Vater bald schon begegnete. Wie es der Zufallen vielleicht wollte, war es nicht das erste Mal, dass ich diesem Mann begegnete. Auch heute nicht, denn ich war ihm bereits über dem Weg gelaufen.
,,Bitte sag mir, dass es nicht Duri ist, der gerade da drinnen liegt", meinte ich sofort, als ich Taehyung plötzlich vor mir sah. Er schien vollkommen aufgelöst zu sein, war blass wie eine Leiche, hatte plötzlich ganz glanzloses Haar und dachte in der Eile wohl nicht einmal daran, das Hemd wieder richtig zuzuknöpfen, welches er trug. Ich ging davon aus, dass er wohl bei Jin-Nyun war und somit die Anruf vom Krankenhaus gekonnt überhörte, weil er anderweitig beschäftigt war.
,,Wo muss ich hin? Wo ist mein Sohn?", fragte er vollkommen ratlos in den Raum hinein und schien Seojoon und mich wohl gar nicht wirklich wahrzunehmen. Ich konnte ihm nicht weiterhelfen, da ich keine Ahnung hatte, wo Yeona war, weshalb ich einfach ruhig auf meinem Platz sitzen blieb, bis wenige Momente später die Frau zu uns kam, sich aber nur für wenige Sekunden blicken ließ, da sie Taehyung ziemlich unsanft am Arm packte und hinter sich her zog. Vielleicht lag es daran, dass sie sehr an dem Kind hing, eine gute Krankenschwester war und sich um ihre Patienten kümmerte, aber nie zuvor hatte ich gehört, wie eine Schwester jemanden so anschrie, wie Yeona es gerade tat. Sie hielt sich definitiv nicht zurück.
,,Lass uns jetzt lieber gehen Jungkook, ich glaube wir haben hier nichts länger zu suchen", meldete Seojoon sich irgendwann und griff schon nach meinem Arm, um mir auf die Beine zu helfen, aber ich zog diesen wieder zurück und schüttelte eifrig den Kopf. ,,Auf keinen Fall werde ich jetzt gehen, wenn es Duri ist, der gerade da drinnen liegt und um sein Leben kämpft!", entgegnete ich noch und sorgte dafür, dass mein Stiefbruder mich ziemlich verwirrt anschaute.
Ich konnte es mir doch auch nicht erklären, wieso ich dieses Kind so in mein Herz geschlossen hatte, obwohl ich es gar nicht wirklich kannte. Grundlos passierte es wohl mit der Minute, die ich ihn damals zum allerersten Mal sah und es wurde immer mehr, je öfter wir uns begegneten. Er hatte etwas Spezielles an sich, was eben einfach dafür sorgte, dass man ihn sofort sehr gern mochte und auch ich war Teil der Menschen, die diesen kleinen Jungen unglaublich gern hatten und somit das beste für ihn wollten.
Auch wenn ich in keiner Position dazu war oder das Recht dazu hatte, etwas zu sagen, nahm ich mir schon vor, Taehyung meine ehrliche Meinung ins Gesicht zu sagen. Während er Sex mit einer dreckigen Schlampe hatte, die meine Stiefschwester sein musste, lag sein Sohn hier beinahe am Sterben im Krankenhaus. Jetzt war aber noch nicht der richtige Zeitpunkt dazu, da der Kleine sich gerade im Operationssaal befand.
Seojoon hatte mir bevor er ging noch geholfen zum Wartebereich für Operationen zu gelangen, wo Taehyung bereits saß, mit dem Gesicht in seine Hände versenkt und definitiv stumm vor sich hin weinend. Ich war wütend, obwohl ich es nicht sein sollte, aber konnte nicht anders und setzte mich direkt neben ihn, legte meine Hand auf seinen Rücken und strich sanft drüber. ,,Es wird alles gut werden", murmelte ich leise und versuchte selbst nicht allzu besorgt zu klingen, auch wenn ich am Liebsten los geweint hätte. Für den Augenblick hielt ich es für richtig, für den Vater des Kindes da zu sein, das ich so gern hatte.
,,Nichts wird wieder gut", hörte ich den älteren Mann in seine Hände hinein schluchzen und merkte seine bebende Brust an meine Hand, als er noch stärker weinte als zuvor. ,,Das alles hier ist meine Schuld! Wäre ich früher gekommen oder an seiner Seite geblieben, dann wäre es nie so schlimm geworden, wie es jetzt wohl ist!"
,,Taehyung, beruhige dich, sonst wirst du Duri keine Hilfe sein, wenn du weiterhin so negativ denkst", meinte ich und gab dem Mann einen sanften Schlag auf den Rücken. ,,Es klingt dumm, aber gerade du als Psychologe solltest es doch wissen, dass es nichts bringt, wenn man negativ denkt. Wenn du hier weiterhin so sitzt und weinst, verschwendest du nur deine Energie, die du brauchst, um nachher deinen Sohn wieder glücklich in-", erklärte ich, wurde aber von einer Krankenschwester aufgehalten, die gerade aus dem Operationssaal gerannt kam.
,,Sind Sie der Vater von Kim Duri?", fragte sie und schien sichtlich in Panik zu sein, dazu sehr nervös, da sie hektisch atmete und nicht wirklich ruhig stehenbleiben konnte. Taehyung nickte nur. ,,Ihr Sohn verliert gerade eine große Menge Blut und wir brauchen einen Spender, so schnell es nur geht. Mit der Blutgruppe 0- kommt auch nur jemand infrage, der dieselbe Blutgruppe trägt. Besitzen Sie diese Blutgruppe oder kennen Sie jemanden, der sie hat?", fragte die Schwester.
,,Eine Blutspende? Stirbt er? Sie müssen meinen Sohn retten, koste es was es wolle!", entgegnete der Vater und sprang verzweifelt auf, beantwortete keine der Fragen und konnte der Schwester somit nicht weiterhelfen. Aber ich konnte ihr helfen, da war ich mir sicher.
,,Ich trage diese Blutgruppe", meinte ich und stand nun ebenfalls auf, auch wenn es mir wegen der starken Schmerzen an meinen Knien wirklich schwerfiel und ich auch ohne mich an Taehyung abzustützen, der nun auch seinen Arm instinktiv um meine Taille legte, nicht allein stehen konnte. ,,Ich habe auch keine Krankheiten oder sonstiges und dazu noch nie in meinem Leben Sex gehabt, also sollte ich doch eigentlich spenden können, oder nicht?", fragte ich und schaute die Krankenschwester so hoffnungsvoll an, wie Taehyung mich anschaute.
,,In welcher Verbindung stehen Sie denn zum Patienten? Sind Sie Blutsverwandt oder haben Sie eine anderweitige Bindung zu ihm?", fragte sie mich, aber ich konnte ihr keine wirkliche Antwort geben, aus Angst, man würde mich als Spender ablehnen, wenn ich doch die einzige und letzte Chance für diesen kleinen Jungen war.
,,Also eigen-", fing ich gerade an zu sagen, wurde aber von Taehyungs tiefer Stimme und seinem plötzlich festen Griff an meiner Hand unterbrochen. ,,Er ist mein Verlobter."
–––
Denkt ihr, die Krankenschwester kauft ihm das ab? Wenn ja, wird Jungkook Duri dann auch retten können? Lasst uns gemeinsam die Daumen drücken!
(und bitte hasst mich nicht zu doll für dieses Kapitel ;-;)
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