»31«
[Jungkook]
,,Wieso wolltest du in mein Zimmer?", fragte ich leise murmelnd und schaute dabei weiterhin nicht hoch in die Augen des Mannes, in denen ich mich jedes Mal verlor, wodurch ich anfing, ihm wie dumm ins Gesicht zu starren.
,,Ich habe dein Schluchzen gehört und mir Sorgen gemacht. Wieso weinst du denn? Habe ich etwas getan?", fragte er, aber ich traute nicht, die wahre Antwort zu geben.
,,Also ich schaue gerade nur ein Drama und die eine Stelle hat mich so traurig gemacht", murmelte ich leise vor mich hin und schaute weiterhin nur auf den Boden. So sah ich auch, dass Taehyung einen Schritt zurück machte, da wir noch immer sehr dicht beinander standen, nachdem er in mein Zimmer gestolpert war. ,,Es ist nicht deinetwegen", meinte ich in zittriger Stimme, da ich noch immer zu weinen drohte. ,,Nur das Drama."
Dass der Mann mir nicht glaubte, war mir klar, aber sagen tat er nichts, immerhin schnallte er schnell, dass ich nicht darüber reden wollte, wenn ich schon eine Lüge dafür auftischte. Dabei beließen wir es daher, ohne eine Verabschiedung ging er Nachhause und ließ mich hier einfach zurück, sodass ich mich unter meiner Decke verschanzte und einfach nur weinte als sei ich ein kleines Kind, dem gerade auf dem Spielplatz ein Lollipop geklaut wurde. Peinlich.
[...]
Die letzten ungefähr zehn Tage waren auch nicht mehr anders verlaufen, denn beinahe jede Nacht musste ich mit anhören, wie Jin-Nyun die Sterne sah. Sie stöhnte so laut, dass es beinahe durch das ganze Haus schallte und interessierte sich scheinbar nicht einmal dafür, dass jede Person es hören konnte, die sich hier befand.
In all diesen Tagen verzichtete ich auch darauf, gemeinsam zu Frühstück zu Essen oder zu Abend, da ich immer die Angst hatte, dieser Frau über den Weg zu laufen, die aus einem mir wirklich unerklärlichen Grund dafür sorgte, dass ich mein Leben gerade noch mehr hasste, als sonst schon. Vielleicht mochte ich Taehyung ja einfach so sehr, dass es mich eifersüchtig machte, ihn an der Seite eines anderen Menschen zu sehen, der dann auch eine Frau war und zu dem noch meine Stiefschwester. Gleichzeitig aber, konnte ich mir darin nicht sicher sein, da ich nicht wirklich wusste, wie sich wirkliche Liebe anfühlte und ob das, was ich immer merkte, wenn ich mich in seiner Nähe befand, auch Liebe genannt werden konnte, immerhin wusste ich bis heute nichts wirklich über ihn, kannte nicht seine Geschichte oder irgendwas anderes, als seinen Namen, die Kinder und seine Adresse.
Ich wusste nicht einmal, wie alt genau er war. Nur wusste ich, dass er älter als ich war.
Eigentlich wollte ich der ganzen Sache liebend gern ein Ende setzen, mich trauen und endlich zu ihm sprechen, jedoch war mir sehr wohl bewusst, wie falsch das sein würde. Auch wenn ich sie nicht kannte, war Jin-Nyun meine Stiefschwester und ich würde mir in dieser Familie definitiv keine Freunde machen, wenn ich versuchen würde, mich an ihren festen Freund heranzumachen, nur weil er mal ein wenig seine Loyalität ihr gegenüber verlor und mir Komplimente machen. Ich durfte mir darauf nichts einbilden, aber mir gefiel die Vorstellung von einer Beziehung zu Taehyung einfach zu sehr.
,,Worüber denkst du so vertieft nach?", hörte ich plötzlich Seojoons Stimme und erschrak, da er einfach so in mein Zimmer gekommen war. ,,Ach nichts", murmelte ich nur und zu meinem Glück, vertiefte er es nicht weiter. ,,Mama hat erzählt, dass du kein Handy mehr hast und die ganzen letzten Tage nur in deinem Zimmer verbrachtest, also dachte ich mir, es wäre vielleicht etwas Gutes, was mit mir zu unternehmen."
,,Und was genau?", fragte ich leise nach und schaute meinen Stiefbruder an, der sich zu mir auf das Bett gesetzt hatte, mit einem wirklich herzlichen Lächeln, welches ein wenig Licht in mein dunkles Zimmer brachte. ,,Shoppen? Danach vielleicht irgendwo zu Abend essen? Ich habe einen Freund, der eine Mall besitzt, in die wir gehen könnten, wenn du das magst. Dort gibt es viele Läden, auch eine Arcade-Halle und ein schönes Restaurant auf dem Dach, mit Ausblick über den riesigen Park, der in der Nähe liegt."
Auch wenn ich mich nicht wirklich danach fühlte das Haus zu verlassen, wollte ich der Freundlichkeit des Mannes nicht einfach absagen, weshalb ich mich wenig später, nachdem ich mich fertig gemacht hatte, schon in einem seiner Autos befand, die auf dem großen Platz vor dem Haus geparkt waren. Mit Blick in die Zukunft, da wir ja einkaufen gehen würden, nahm er einen SUV, mit genügend Platz im Kofferraum, was mich ein wenig beunruhigte, da ich nicht einschätzen konnte, wie viel Geld dieser Mann wohl ausgeben wollte und konnte, wenn er schon so viele Autos hatte.
Mit meiner Befürchtung, dass wir beinahe einen ganzen Laden im Auto haben würden, lag ich natürlich richtig, denn alles, was ich auch nur kurz anschaute, weil es interessant aussah, ließ Seojoon sofort auf unsere Rechnung setzen und in meiner Größe einpacken. Nie hatte jemand so viel Geld für mich ausgegeben oder mir solch eine Geste gezeigt, wodurch ich mich natürlich vollkommen überfordert fühlte und ebenso etwas zurückgeben wollte. Da ich aber nicht viel Geld hatte, blieb es nur dabei, dass ich Seojoon ein Eis spendierte, immerhin kostete das Essen im Restaurant einfach viel zu viel und ein wenig was ansparen wollte ich ja definitiv noch, damit ich bald wieder in meine eigene Wohnung ziehen könnte.
,,Hat dir der Tag heute denn gefallen?", fragte mich mein älterer Stiefbruder, während wir am Abend durch den Park gingen. Die Sonne war bereits untergegangen, was dafür gesorgt hatte, dass sich über uns ein wunderschöner Sternenhimmel bildete, da wir uns in einem Stadtteil befanden, in dem der Smog in der Luft nicht allzu dicht war. Überall im Park waren auch wunderschöne Lichterketten, es gab schöne Skulpturen zwischendurch und es gab mir wirklich romantische Gefühle, auch wenn ich niemanden hatte, mit dem ich die Romantik auslebte.
,,Ich fühle mich immer noch schlecht, weil du so viel Geld ausgegeben hast, für das du bestimmt viel arbeiten musstest", erzählte ich dem Braunhaarigen. ,,Aber das Essen war sehr lecker und ich mag es hier im Park auch sehr. Danke, dass du mich aus meinem Zimmer-", sagte ich noch und wurde aber unterbrochen, weil mich jemand, der mir sehr schnell entgegen gelaufen kam, anrempelte, sodass ich, mitsamt meines Eises, auf den Boden viel und mir die Knie aufschürfte.
,,Pass doch auf wo du hingehst!", rief Seojoon der Person hinterher. Sie war eine Frau, das konnte ich in letztem Moment noch erkennen, weshalb ich selbst nichts sagte und es einfach so hinnahm, denn ich wollte nicht noch so weit absinken, um eine Frau anzuschnauzen.
Leider war die ganze Sache aber zu nah an einem Drama, denn aus welchem Grund auch immer, kam Taehyung plötzlich aus dem Nichts zu uns.
,,Habt ihr Jin-Nyun gesehen?", fragte er. ,,Sie ist irgendwie sehr wütend auf mich geworden und ich habe sie hier noch langlaufen sehen."
Und anstatt mir aufzuhelfen oder sich drum zu sorgen, dass ich hier mit zerrissener Hose und blutenden Knien auf dem Boden lag, da er ja selbst mal sagte, wir seien Freunde, interessierte er sich nur für diese Frau, die wohl diejenige Person war, die mich anrempelte. Länger konnte ich meine ganzen Emotionen also nicht in mir halten und brach daher wieder wie ein Kleinkind in Tränen aus, kam mithilfe von Seojoon auch wieder auf die Beine, ließ ihn aber zurück, weil ich, so schnell es in meinem Zustand ging, an Taehyung vorbei humpelte, einfach in den Park hinein, ohne mich hier auszukennen oder einen bestimmten Weg anzuschlagen.
Ich wollte einfach nur weg von hier.
–––
Der Taehyung, den ich gerade hier schreibe, ist selbst mir ziemlich unsympathisch gerade. Hoffentlich ändert sich das bald... 🧐
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