»22«
[Jungkook]
,,Ich habe dich so sehr vermisst, mein geliebter Sohn", sagte meine Mutter und schloss mich sofort in ihre Arme, um mir eine von aufgesetzter Freundlichkeit geprägten Umarmung zu geben, dich selbst aber nur halbherzig erwiderte, da ich mich keineswegs darüber freute, an diesem Punkt angekommen zu sein.
Zwar hatten wir uns nie wirklich gestritten, jedoch wandte ich mich von ihr ab und wir lebten uns auseinander, jedenfalls tat ich das, aber da sie meine Mutter war und selbst nicht realisierte, was sie mit ihrer neuen Ehe tat, dachte sie wohl ich würde sie nach wie vor genauso sehr mögen, wie ich es als Kind tat. So gesehen tat sie ja nichts Falsches. Sie hatte einen neuen Mann kennengelernt, der sie, begründet, glücklicher machte, als mein leiblicher Vater es tat und nun gab er ihr das Leben, was sie sich schon immer wünschte.
Wieso also hasste ich sie dafür so sehr? Ich wusste es nicht wirklich.
Vielleicht, weil ich mir im Inneren noch so sehr wünschte, meine Familie von damals wieder zu haben, mit meinem Vater, meiner Mutter und mir, wie wir ständig zusammen was unternahmen. Zwar musste ich oft zu irgendwelchen Ärzten und ich hörte es auch, wie es zwischen ihnen krachte, weil mein Vater keineswegs stolz auf einen Sohn wie mich war, obwohl er mich liebte. Niemand wollte so jemanden wie mich als Kind, schließlich war ich darauf ausgerichtet, ein niederes Leben zu führen, da ich mit meinem mentalen Standpunkt nichts erreichen konnte.
„Schön dich endlich kennenzulernen! Bisher habe ich nur Bilder von dir gesehen, aber jetzt sehe ich dich endlich mal in Person! Deine Tattoos sind richtig stark!", sagte Seung-Ho. Wer hätte gedacht, dass die eigene Mutter mal einen solchen Mann heiraten würde? Er war sicherlich schon fünfzig Jahre alt, aber lebte wohl seine goldene Zeit durch, redete mir auch viel zu jugendlich angehaucht, dafür dass er bereits Falten um die Mundwinkel, die Augen und auf der Stirn hatte. Aber wer war ich, um sowas schlecht an jemandem anzumerken? Ich hatte Tinte unter meiner Haut, was keineswegs gesund war und sicherlich seine Folgen haben würde, je älter ich werden würde.
„Sehr schön", murmelte ich nur leise und seufzte dann, während ich meinen Blick einmal durch den Eingangsbereich des Hauses warf. Während ich die letzten Jahre von einem mickrigen Gehalt in einer winzigen Wohnung lebte, die ich gerade so noch bezahlen konnte, mich jeden Tag von Nudeln oder Pizza ernährte, lebte meine Mutter in diesem riesigen Haus und hatte bestimmt sogar Personal, das für sie kochte.
Was hatte ich denn erwartet? Sie war verheiratet an einen Unternehmer und Politiker mit einem Einkommen, das wahrscheinlich so hoch war, dass ich in meinen Träumen nicht einmal so viel verdienen würde.
„Los! Wir haben schon extra für dich ein Zimmer einrichten lassen! Einige Sachen fehlen noch, aber bisher ist alles nötige drin", meinte Mama und legte ihre Hände an meinen Arm, um mich nach oben zu bringen, in eines der Zimmer die dort waren. Was genau jetzt fehlen sollte, wusste ich nicht, denn in diesem unglaublich großen Zimmer befand sich sogar schon ein Fernseher mit einer Konsole. Zu dem hatte ich einen eigenen, begehbaren Kleiderschrank, den ich nicht einmal zu einem Zehntel mit meiner Kleidung füllen konnte und auch ein eigenes Bad grenzte direkt daran, welches eine Dusche und auch eine Badewanne hatte, einen riesigen Spiegel und ein großes Waschbecken.
Wie auch bei Taehyung, war beinahe alles weiß mit schwarzen oder goldenen Akzenten, viel weißer oder schwarzer Marmor. Das war wohl wirklich gängig bei den Wohlhabenden.
„Danke Mama", flüsterte ich beinahe schon vor mich hin und sorgte dann dafür, dass sie endlich ging und mich alleine ließ. All das hier war sehr überwältigend für mich und ein Bett zu haben das bestimmt fünf Leute unterbringen konnte, fühlte sich für einen Mann wie mich einfach nicht richtig an. Das hier war nicht mein Leben und ich fühlte mich nicht wohl damit, in einem solchen Haus zu leben, ein solches Zimmer zu haben, aber eine andere Wahl hatte ich wohl nicht, also musste ich mich entweder daran gewöhnen oder auf der Straße leben.
Da hier alles möbliert und selbst jedes erdenkliche, elektronische Gerät wiederzufinden war, konnte ich sicherlich viel aus meiner alten Wohnung verkaufen und somit wenigstens ein bisschen was an eigenem Geld dazuverdienen, solang ich noch keinen Job hatte. Natürlich würde ich all das später wieder brauchen, wenn ich genügend Geld hätte, um in eine eigene Wohnung zu ziehen. Bis es aber dazu kommen würde, konnte es noch dauern.
„Wie konnte es nur zu all dem kommen?", fragte ich mich selbst, als ich mich auf das unglaublich weiche Bett setzte, dass sich an meinem Hintern anfühlte wie eine Wolke. Zwar hatte ich viele Gedanken, aber je bequemer ich positionierte, desto weniger wurden es. Dazu wurde ich auch immer und immer schläfriger, sodass ich in einen Halbschlaf döste, da ich einfach sehr erschöpft war.
Obwohl ich nicht wirklich träumte, glaubte ich Taehyungs Stimme zu hören, während ich da so lag und dazu auch die, dieser jungen Frau, die ich bei ihm getroffen hatte. Das nahm aber schnell ein Ende.
Unwissend, wie viele Stunden ich wirklich im Bett verbracht hatte, ging ich wieder aus meinem Zimmer hinaus, da es draußen bereits dunkel geworden war und mein Magen sich mit einem lauten Knurren meldete. Auch wenn dies das Haus meiner Mutter und ihres Ehemannes, somit also meines Stiefvaters, war, fühlte ich mich hier nicht Zuhause genug, um einfach in die Küche gehen zu können und mir dort etwas aus dem Kühlschrank zu nehmen.
Nachdem ich aber meinen Weg nach unten gefunden hatte, erkannte ich, dass das gar nicht nötig war, denn tatsächlich gab es hier Personal, das gerade den Tisch zum Abendessen deckte und es waren drei Teller dort, was hieß, dass auch für mich dieses Essen gemacht wurde.
Dann aber wurden auch ein vierter und sogar ein Fünfter Teller an den Tisch gelegt, was mich ein wenig verwirrte, da ich nicht wusste, wer noch mit uns essen würde. Ob ich wohl Stiefgeschwister hatte?
———
Nun geht's wieder los! Jungkook machte heute wohl den ersten Schritt in sein neues Leben, wie es aber scheint, wird Taehyung so schnell kein Teil davon sein... oder.... Naja, wer weiß schon, was passieren wird 🤷🏼♀️
Ach ja! Ganz viele von euch haben im letzten Kapitel einen sehr wichtigen Hinweis übersehen!! Ich rate euch dringend dazu, nochmal drüber zu gehen und zu gucken, ob es euch vielleicht auffällt 😉
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