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[Jungkook]

„Hast du alles?", fragte ich Namjoon ein letztes Mal, bevor ich dann die Türen zum Lagerraum unseres weißen Vans schloss, da er leicht nickte, als er in meine Richtung schaute, während er sich bereits auf dem Weg zum Eingang des Hauses befand, in das wir heute gehen würden. Es war eine relativ schöne Nachbarschaft, wahrscheinlich waren die Einwohner auch alle beglückt mit gut bezahlten Berufen, waren sicherlich auch alle die perfekte Vorzeigefamilie, wie man es schon aus Filmen kannte.

Für gewöhnlich dachte ich nie so negativ über unsere Kunden, schließlich waren sie diejenigen, die meinen Lebensunterhalt bezahlten und dafür sorgen, dass ich ein Dach über dem Kopf, essen in der Küche und Kleidung zum Anziehen hatte, aber manchmal überkam es mich einfach, wenn wir uns in Gegenden aufhielten, von denen ich ganz genau wusste, dass dessen Anwohner uns nur von der Seite - wenn überhaupt - anschauen würden, während sie ihre Anweisungen gaben. Meist gingen sie dann wieder und ließen uns unsere Arbeit machen, gaben uns das Geld für den Job, waren sich dann aber viel zu Etepetete, um ein auch nur ein kleines ,Dankeschön' über ihre Lippen gehen zu lassen. Die meisten eher wohlhabenderen Leute waren eben nicht allzu wohlhabend wie sie versuchten deutlich zu machten, lebten sehr wohl über ihre finanziellen Mittel hinaus, nur um ein starkes Bild von sich zu geben und hatten deswegen die Nase ganz weit oben, wenn sie ganz einfachen Handwerkern wie mir begegneten.

Für sie passte ich einfach in das typische Bild dieser unteren Mittelschicht, denn ich hatte Tattoos, die für sie als sehr vulgär wirkten, dazu auch gepiercte Ohren und ebenfalls ein Piercing an meiner Augenbraue, rauchte in meinen Pausen und trug meiste Zeit, weil ich eben den Großteil meiner Zeit arbeitete, dementsprechend auch arbeitstaugliche Kleidung. Ungepflegt, dreckig und einfach nur räudig, dachten sie sich sicherlich, dabei achtete ich trotz körperlicher Arbeit stets daran, sehr gepflegt zu bleiben und bekam auch ständig Komplimente dafür, dass ich immer gut roch und hin und wieder mal konnte es sich die ein oder andere Kundin auch nicht verkneifen, mir ein Kompliment für mein Aussehen zu geben, das ich ebenfalls immer in Topform hielt, da ich mich so wohler fühlte.

„Du benimmst dich dieses Mal besser, haben wir uns verstanden?", fragte Namjoon mich mahnend und als dass es eine wirkliche Frage war, war es eher ein Befehl mit Rückführung auf das letzte Mal, dass wir in solch einer Gegend waren.

Vielleicht hatte ich nicht gerade das größte Selbstbewusstsein und war die meiste Zeit auch eher scheu, was fremde Menschen anging, aber wenn ich meine Schübe hatte, in denen ich impulsiv handelte und wie eine ausgewechselte, plötzlich so selbstsichere Person war, konnten meine Worte es wirklich in sich haben.

So war es auch bei einer Frau Park, dessen Sohn Park Jimin, den ich aus früherer Schulzeit kannte, sich erlaubte Witze über Namjoon und mich zu machen, da wir in seinen Augen nur Handwerker waren. Mir waren seine Kommentare so sehr zu Kopf gestiegen, dass ich mich nicht mehr zurückhalten konnte und eine komplette Szene schob als wären wir vor Gericht gewesen und ich, als Anwalt, müsse mein Ego, als mein Mandant, verteidigen.

Naja, wirklich mit einem Anwalt verteidigen, konnte ich mich nicht, immerhin kamen aus meinem Mund alle zwei Wörter mal eine immer schlimmer werdende Beleidigung, bis Namjoon seine Hand auf meine Lippen geschlagen hatte und mich somit davon abhielt, mich weiter in die Situation zu steigern. Wer weiß, wie das noch geendet wäre.

Letztendlich hatte Frau Park natürlich die Fehler ihres Sohnes, der schon immer mit dem Geld seiner Eltern im Arsch ein verwöhntes Leben lebte, einfach übersehen und ließ uns nach unserer Arbeit ohne Bezahlung das Haus verlassen. Mein Chef und gleichzeitig auch bester Freund war offensichtlich nicht allzu begeistert von meiner Reaktion, auch wenn er Verständnis dafür hatte. Dennoch mahnte er mich.

„Ich mach schon nichts", murmelte ich nur und wagte es gar nicht mehr aufzuschauen, nachdem Namjoon bereits geklingelt hatte. Meinem Aussehen kam meine übliche Persönlichkeit gar nicht gleich. Ich sah aus wie der Typ Mensch, der eigentlich immer etwas zu sagen haben sollte, dabei hielt ich mich fast immer sehr ruhig und nur wenige Worte verließen meinen Mund, außer ich war vollgepumpt mit plötzlicher Energie, oder so. Ich hatte keine Ahnung, was genau das war, aber es war mir egal, denn die Ärzte wussten es genauso wenig.

„Ah endlich seid ihr da! Ich dachte noch ich werde hier verrückt, weil ich die Probleme bei mir im Keller nicht wirklich lösen konnte", sagte ein Mann geradewegs heraus, als er uns die Tür öffnete. Keine Begrüßung, das fing schon mal gut an. Aber ich nahm es ihm nicht wirklich übel, denn auch wenn ich es mir nicht wirklich eingestehen wollte, weil ich unseren Kunden Augenblick für einen Arsch hielt, war er dann doch ziemlich attraktiv. Zu dem gefiel mir seine Stimme, denn sie war ganz tief, zugleich aber sehr sanft. Ich mochte solche Stimmen wirklich sehr.

„Sie sagten am Telefon nur es sei ein Notfall, daher wussten mein Partner und ich gar nicht so wirklich, wie wir uns vorbereiten sollten", erklärte Namjoon dem Fremden, während dieser uns sein Haus einfach so mit Schuhen betreten ließ. Das lag wohl daran, dass er nirgends Teppich ausgelegt und sicherlich eine Putzkraft hatte, die im Nachhinein alles wieder sauber machen würde.

„Stimmt, das habe ich ganz verpeilt! Es tut mir wirklich leid", meinte der Herr und brachte mich somit in ziemliche Verwunderung, denn auch wenn er nur wenige Worte nutzte, schien er die Entschuldigung auch wirklich so zu meinen. „Mein Kellergeschoss ist ausgebaut zu einem Büro und nach dem starken Regen hat eines der Fenster dort nachgelassen und nun besteht das Risiko, dass bei jedem weiteren Regen all meine Dokumente hinüber gehen würden. Ich weiß nicht genau wie schlimm es ist und ob man es einfach so wieder reparieren kann oder ob es ganz getauscht werden muss. Wissen Sie, ich bin vom Beruf Psychologe und daher habe ich nicht wirklich viel Ahnung von handwerklichen Dingen, daher habe ich lieber die Finger davon gelassen."

Er hatte sicher viel zu erzählen, denn er hörte beinahe gar nicht auf zu sprechen. Doch als er es tat, setzte sich ein breites Lächeln auf seine Lippen, während er in genau diesem Moment zum ersten Mal zu mir schaute, immerhin war ich kleiner als Namjoon und fiel nicht direkt auf, wenn ich hinter ihm stand.

Irgendwie war es ganz komisch, als er mich in diesem Moment so anlächelte und aus dem nichts kam in mir eine enorme Nervosität hoch, weshalb ich meinen Blick von dem Braunhaarigen abwandte und so tat, als würde ich mich im großen Flur umschauen.

Ganz unauffällig natürlich.

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Ihr seid nicht ready, das weiß ich ganz sicher! Ihr seid sowas von nicht ready für alles, was ich in diese Story mit einbringen werde :3

Und ich wollte mich einfach mal für den enormen Support beim ersten Kapitel bedanken! Ich habe echt nicht erwartet, dass nach so langer Zeit, in der ich inaktiv war, noch so viele Leute meine Stories lesen würden! Omg und all die Kommentare!!! Ich habe mich so sehr gefreut die alle zu lesen 🥺

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