»19«
[Jungkook]
Es waren nur zwei Tage vergangen, aber ich fühlte mich, als hätte ich bereits schon seit sechs Monaten nichts Produktives gemacht, schließlich lag ich die ganze Zeit in meinem Bett und schaute mich durch die Bilder irgendwelcher Idols auf Instagram durch, fühlte in gewisser Weise irgendwie auch Neid, da sie das machten, was sie liebten, dafür eine Menge Geld verdienten und sogar Fans hatten. Derweil wusste ich nicht einmal, ob es etwas gab, dass ich wirklich mochte, wenn ich es tat oder auch nur gut darin war. Ich hatte keine Talente, tanzte nicht gut, hatte beim Singen eine schiefe Stimme, ein Schauspieler war ich nicht, wirkliche Intelligenz für einen komplexeren Beruf besaß ich ebenso wenig und nicht einmal die Fähigkeit in eine führende Position zu gehen, hatte ich.
In solchen Momenten sah ich auch Leuten wie Taehyung hinterher, die so viel in ihrem Leben erreicht hatten, weil sie schlau und ehrgeizig waren. Sie kämpften für das, was sie hatten und setzten sich wirklich dafür ein, damit sie in der Position stehen könnten, in der sie heute waren, während ich mir nie wirklich die Mühe gemacht hatte, einen guten Beruf für mich zu finden und die Richtung dann anzustreben, zu studieren oder eine Ausbildung zu machen. Länger wollte ich darüber aber auch nicht mehr nachdenken.
„Ich dachte wir würden bei dir im Büro sein", murmelte ich leise, als ich Taehyung gerade in meine etwas heruntergekommene Wohnung ließ. „Es kam so plötzlich, dass du meintest, du würdest herkommen, dass ich nicht einmal richtig Zeit hatte, aufzuräumen oder irgendwelche Snacks oder so zu kaufen."
„Das ist nicht schlimm, ich werde ja nicht lang hier sein. Bevor wir anfangen mit unseren Sprechstunden, müssen wir noch beide gemeinsam einen Vertrag unterschreiben, in dem wir uns mit unserer Unterschrift das Versprechen geben, dass die Inhalte der Sprechstunden unter uns bleiben und keine dritte Partei Teil daran haben wird", erklärte der Mann mir, während er sich in meiner kleinen Wohnung umschaute, die insgesamt vielleicht so groß war, wie sein Schlafzimmer allein.
„Ah, stimmt. An sowas habe ich gar nicht erst gedacht", meinte ich nur und bot dem Älteren an, sich auf das Sofa zu setzen, das ich hatte. Wir setzten uns dann gemeinsam auch darauf, ehe er mehrere Zettel rausholte, die ich nicht lesen brauchte, da er mir erzählte, was darauf stand. Ich unterschrieb einfach alles, was ich unterschreiben sollte, denn ich vertraute ihm und hatte keine Zweifel daran, dass ich hier an einen Kredithai gebunden werden würde oder so, schließlich war Taehyung ein Psychologe und kein Schwindler. „Und wegen der Bezahlung musst du dir keine Sorgen machen. Schick diesen Zettel per Post an deine Krankenkasse und sie werden das für dich übernehmen."
„Okay, danke", meinte ich nur leise. Das konnte schwierig werden, denn ich war nicht angemeldet bei einer Krankenkasse. Der Beitrag den man dafür leisten musste, war zu hoch und somit hatte ich keine Krankenversicherung. „Kann man das auch machen, wenn man neuer Kunde wird?", fragte ich. Auch wenn ich noch keine Aussichten für ein Einkommen hatte, mit dem ich mir die Kasse finanzieren würde, musste ich mich wohl für die Sprechstunden dort anmelden.
„Wieso fragst du denn sowas? Bist du nicht schon angemeldet bei einer Krankenkasse, obwohl du als Handwerker arbeitest?", fragte der Mann mich und schien deutlich verwundert darüber zu sein. Ich schüttelte den Kopf.
„Selbst kann ich mir sowas nicht leisten. Solang ich mit Namjoon als Handwerker gearbeitet hatte, hatten wir da irgendsoeine Versicherung, dass wir die Arztbesuche und so bezahlt bekamen, wenn wir uns bei der Arbeit verletzten", erzählte ich. „Aber da die Werkstatt nicht mehr existiert, habe ich diese Glück nicht mehr und muss mich selbst um diese Dinge kümmern."
„Die Werkstatt gibt es nicht mehr? Wie kann das sein?", fragte Taehyung mich und schaute nun nicht mehr verwirrt und verwundern, sondern auch besorgt. „Vor zwei Wochen waren wir beide doch noch dort und jetzt existiert sie nicht mehr? Seid ihr nicht auf das Geld angewiesen? Was ist passiert?"
„Namjoon war sehr wütend auf mich, an dem Tag, an dem ich deine Kinder abgeholt habe. Seitdem haben wir nicht mehr miteinander gesprochen und neuerdings hat er die Werkstatt geschlossen", sagte ich seufzend. „Er hat mehr Geld als ich, so war er auch in der Lage, ein eigenes Unternehmen zu gründen, somit war nur ich angewiesen auf das Geld, welches wir bekamen. Jetzt muss ich gucken, ob ich irgendwo einen kleinen Job finde, um wenigstens noch über die Runden kommen zu können, da ich sonst aus der Wohnung raus muss."
„Wir haben uns ganz kurze Zeit nur nicht gesehen und es ist bereits so viel bei dir im Leben passiert, das ist unglaublich", gab Taehyung in einem bedrückten Ton von sich. Er kannte sowas sicherlich nicht und verstand es nicht, weil er eine Menge Geld hatte und sich nicht ständig denken musste, wo er an Neues herankommen würde, um an Essen zu gelangen und das Dach über dem Kopf bezahlen zu können. Sein Leben war beinahe sorglos, so schien es jedenfalls aus finanzieller Perspektive betrachtet. „Aber was ich gern anmerken würde: Ist dir aufgefallen, dass du schon seit Anfang an normal zu mir sprichst und keine Probleme damit hattest, deine Worte zu verfassen? Du hast auch nicht ein einziges Mal gestottert."
„Echt nicht?", fragte ich leise nach, da ich da gar nicht wirklich drüber nachgedacht hatte. Aber wo ich mich jetzt an die letzten Minuten zurückerinnerte, fiel es mir wirklich auf, dass ich nun auch vor Taehyung kein Problem mehr hatte, offen zu sprechen. „Zuvor konnte ich das nur, wenn die Kindern in meiner Anwesenheit waren", erzählte ich daher. Mein Gegenüber fand das wohl sehr interessant, er lächelte auch schwach.
„Dann sind meine Kinder und ich wohl etwas Besonderes für dich", meinte er nur und grinste weiterhin vor sich hin, während er seinen Blick durch mein Wohnzimmer wandern ließ. Er dachte wohl viel nach, während er meine ärmlichen Verhältnisse sah.
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Sorry, dass am Samstag nichts kam! Hatte es total verplant gehabt 🥴🥴
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