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[Jungkook]

Zwar blieb ich bei Bewusstsein, aber konnte kaum noch überhaupt selbst aufrecht sitzenbleiben, so schwindelig mir durch meine schrecklichen Gedanken geworden war, als der Polizist gerade an der Tür geklopft hatte. So benebelt wie ich da also angelehnt an die Fassade des Hauses meiner Großmutter saß, konnte ich nicht zu dem etwas älteren Mann sprechen, weshalb Taehyung das für mich übernehmen, während ich nur hoffen konnte, dass es gute Nachrichten geben würde. Letztendlich gab es aber gar keine, denn der Polizist war nicht wegen meiner Großmutter und Tante gekommen.

„Er wollte nur sichergehen, dass die Kinder nicht ganz allein hier im Auto wären und fragte nach, was die Situation gerade ist", erklärte mir Taehyung über den Polizisten, der wie wohl jede Nacht einen Rundgang durch die Nachbarschaft machte und dabei gesehen hatte, dass Duri und Mirae alleine im Auto waren und schliefen. „Ist es okay, wenn ich die beiden reinbringe, solang wir hier auf deine Familie warten?", fragte mich der Ältere noch. Wirklich Worte konnte ich nicht über die Lippen bringen und nickte daher nur, sodass wenig später schon die Kinder in einem der Zimmer lagen, welches letztendlich meines für die paar Tage geworden wäre.

Wenig später schon, setzte sich der Mann wieder zu mir auf die Terrasse und hielt mir ein Glas Wasser hin. „Du bist ganz blass und solltest was trinken", meinte er und sobald ich das Glas in meine zittrige Hand genommen hatte, merkte ich, dass etwas am Nacken immer wieder meine Haut berührte. „Es ist unglaublich, welche Reaktion du zeigst. Dein Körper glüht bereits, daher solltest du am besten versuchen, dich zu beruhigen", sagte Taehyung und ich sah dann, dass er ein mit kühlen Wasser befeuchtetes Handtuch immer wieder gegen meine Haut drückte.

Anstatt zu bewirken, dass meine Körpertemperatur sich dadurch senken würde, merkte ich bereits, wie die Hitze mir in den Kopf stieg, ich wahrscheinlich knallrot wurde und ich nun auch wirklich wahrnahm, wie warm mir eigentlich war. Auch die Luft blieb mir fast schon weg, als ich den Mann anschaute, wie er mir ganz nah war und mit diesem Tuch über meine Haut ging. Ein lautes Schlucken und ich schaute zur Seite, kniff die Augen zusammen und biss mir auf die Unterlippe.

„Es braucht dir nicht unangenehm sein, dass ich das mache. Ich bin ein Vater und auch wenn meine Kinder noch sehr jung sind, habe ich durch sie gelernt, mich wirklich um Menschen zu sorgen und daher sorge ich mich auch um dich. Dazu fühle ich mich irgendwie auch schuldig, denn wärst du früher hier hergekommen, dann wäre all das hier sicherlich nie passiert. Ich fühle mich wirklich unglaublich schlecht", teilte Taehyung mir mit und seufzte. Für einen Augenblick hörte er auch, meine Haut mit dem Tuch zu berühren, welches er um seine Hand gewickelt hatte und auch wenn mir so unangenehm warm geworden war dadurch, dass seine Fingerspitzen immer wieder mal meine Haut streiften, sehnte ich mich im Inneren aus irgendeinem Grund aber weiterhin nach diesen Berührungen und fühlte mich ganz zurückgezogen, als sie nicht mehr an mir waren.

Kopf schüttelnd schaute ich hinunter auf meine Hände und versuchte diese Gedanken zu vergessen, denn ich befand mich hier nicht in irgendeiner schnulzigen Romanze, sondern dem echten Leben.

„Nein, es ist alles gut", murmelte ich nur, denn mehr konnte ich nicht über meine Lippen bringen. So wie ich gerade war, konnte ich Taehyung nicht sagen, dass er sich nicht schlecht fühlen brauchte und dass er keine Schuld daran hatte, dass meine Großmutter und Tante nicht Zuhause waren, obwohl sie mich eigentlich erwarteten. Auch konnte ich ihm nicht sagen, dass es mich nicht störte, dass ich zu spät hergekommen war, da ich statt früher hier gewesen zu sein, einen Tag mit seiner kleinen Familie verbrachte und so viel unternahm, wie schon lange nicht mehr, mich so sehr darüber freute und wirklich glücklich war.

Nein. Nichts davon konnte ich ihm sagen, also war es klar, dass er zweifelte und sich schlecht fühlte. Mir blieb also nichts anderes übrig, als den Kopf in den Nacken zu legen, zu seufzen und meine Augen wieder zu schließen.

Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie lang wir hier einfach so in der Stille der Nacht saßen, während die Grillen in den Büschen ihre Feier feierten und einen grellen Ton von sich gaben, der eigentlich nervig klingen sollte, jedoch so beruhigend auf meine chaotischen Gedanken wirkte. Zu dem fühlte es sich so unglaublich gut an, mal die frische Landluft einzuatmen, statt ständig die Abgase der Autos in Seoul einzuatmen.

„Du Bengel! Da bist du ja!", träumte ich, während ich noch meine Augen geschlossen hatte, von der Stimme meiner Großmutter. Dass es aber kein Traum war, realisierte ich, als ich einen Schlag auf meine Schulter spürte, der natürlich nicht wehtat, mich aber aus der Trance raus riss, in der ich mich gerade befand. Sobald ich meine Augen dann geöffnet hatte, sah ich, dass meine Großmutter wie die noch so junge Frau die sie war vor mir stand, die Hände in die Hüften gestemmt. Sie war sicherlich wütend, weil ich so spät war, aber daran konnte ich gerade gar nicht denken, da ich mich nach all der Sorge, die ich mir gemacht hatte, so erleichtert fühlte, dass mit ihr alles gut zu sein schien.

„Wo wart ihr? Ich hatte eine Todesangst!", meinte ich, während ich die alte Dame fest drückte, dabei mit Tränen in den Augen und fast schon gebrochener Stimme, weil ich kurz davor war, anzufangen zu schluchzen wie ein Kind.

„Deine Großmutter soll endlich mal auf mich hören!", hörte ich dann auch die nervige, aber dennoch liebliche Stimme meiner Tante, die mich an das Geräusch der Grillen erinnerte. „Schon seit Wochen sage ich ihr, sie soll zum Arzt gehen, weil ihr Handgelenk angeschwollen ist, aber trotzdem stand sie heute den ganzen Vormittag für dich in der Küche und hat gekocht!"

„Und wo wart ihr dann jetzt? Die Praxen haben doch schon lang nicht mehr auf, es ist bestimmt schon kurz vor Mitternacht", stellte ich fest. Meine Tante fing daraufhin an zu lachen. „Schon vergessen, dass wir hier auf dem Land sind? Dein Großmütterchen kennt den Nachbarn, der mal ein Arzt war, sehr gut und wir gingen dorthin, aber die beiden fingen dann an wie Jugendliche zu turteln! Das war schrecklich!"

Auch ich konnte nun lachen, da sich all meine Sorge beseitigte mit den locker gesprochenen Worten meiner Tante, die sich trotz ihres Alters dennoch selbst aufführte wie eine jugendliche, sich auch so anzog, obwohl sie auf dem Land lebte. Das brachte sie dann wohl auch dazu, ihren abgehoben Blick auf Taehyung zu richten, der neben mir stand, mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen und sich vor meiner Großmutter verbeugte.

„Und wer ist dieser schnuckelige Typ, den du uns hier aus der Großstadt mitbrachtest?", fragte Tantchen und hielt ihre Hand Hand wie die elegante Dame, die sie nun mal war, hin, in Erwartung Taehyung würde diese annehmen, aber er behielt seine respektvolle Art an und begrüßte sie ebenso mit einer Verbeugung, um zu zeigen, dass er wohl deutlich jünger als die Schwester meiner Mutter war und somit keinerlei Interesse hatte.

Weil ich zum ersten Mal erlebte, wie meine Tante direkt vor meinen Augen einen deftigen Korb bekam, konnte ich mich nicht wirklich länger zurückhalten und fing laut an zu lachen.

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Der Oma geht's gut 👐🏻 .... Aber das heißt natürlich nicht, dass auch alles gut sein wird 🌚

Ach... ich gebe euch einfach mal so einen Tipp, euch vielleicht ein wenig darauf vorzubereiten auf das, was alles noch kommen wird :3

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