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[Jungkook]

„Ahjussi!!!", hörte ich die beiden Kinder beinahe schon im Chor schreien, als Taehyung und ich uns von der Werkstatt auf den Weg in Richtung Auto machten. Er hatte fast schon direkt vor der Tür geparkt gehabt, weshalb Duri und Mirae mich sofort gesehen hatten, keine zwei Sekunden mehr warten konnten, sich abschnallten und aus dem Auto rannten, direkt in meine Richtung, wie sie es am ersten Tag schon gemacht hatten, als wir uns kennenlernten. Vor allen Duri freute sich sehr darüber mich zu sehen, denn nachdem er meine Beine umarmte, streckte er wieder seine Arme aus, damit ich ihn auf den Arm nehmen könnte. Natürlich tat ich das dann auch.

„Na hallöchen Duri!", sagte ich lächelnd und tippte dem kleinen einmal auf seine Nase, wodurch er sofort anfing zu lachend, ehe er dann seine dünnen Ärmchen um meinen Hals schlang, um mich noch einmal zu umarmen. Mirae war zwar nur zwei Jahre älter als ihr Bruder, verhielt sich aber schon um einiges reifer, weshalb sie sich respektvoll vor mir verbeugte beim begrüßen, anders als ihr Bruder, der genauso wie sein Vater wohl sehr gern den Kontakt zu dem Körper anderer Menschen suchte. „Schön dich zu sehen Mirae!"

„Jungkook sagte, er kommt heute mit uns mit Eis essen!", erzählte Taehyung seinen Kindern mit einem fröhlichen Lächeln auf seinen Lippen und sorgte dafür, dass sie sich sehr freuten, wieder in die Hände klatschten und Mirae hüpfte sogar vor Freude. Es war schön mit anzusehen, dass ich der Grund war, weshalb jemand sich so glücklich fühlte und irgendwie gab mir das eine Menge Sicherheit, vor allem wenn ich mit den Kindern war, sodass ich auch mit dem Sprechen kaum meine Probleme mehr hatte und einfach alles geradewegs heraussagen konnte, ohne dabei störende Gedanken zu haben oder den Mut in einer Tour zu verlieren und somit einfach ruhig zu bleiben.

„Eigentlich wollte ich meine Oma besuchen, aber als euer Papa mir sagte, das ihr hier seid, habe ich mich sehr gefreut und wollte sofort zu euch!", meinte ich zu den beiden. So war es zwar nicht abgelaufen, aber etwas in mir sagte mir, dass es das Richtige war, so etwas zu sagen, wie ein Instinkt. „Was ist eure Lieblingssorte? Und wie viele Kugeln schafft ihr? Ich schaffe bestimmt die meisten!", versicherte ich den Kindern, die das als Wette annahmen und anfingen Bewegungen mit ihren Händen zu machen, um mir somit zu zeigen, dass sie eine Kugel schaffen würden, die größer war als ihr eigener Körper. „Dann kriegt ihr die größten Kugeln! Ihr schlagt mich, ich schaffe leider nur zwei!"

Während ich so zu Mirae und Duri sprach, nahm ich war, dass Taehyung mich die ganze Zeit über sehr fokussiert anschaute, dabei auch stets ein schwaches Lächeln auf seinen Lippen trug. Es fühlte sich an, als würde er mich so anschauen, weil er stolz auf mich war, obwohl es nichts gab, worüber er stolz sein konnte. Irgendwie wirkte es auch ziemlich selbstsicher, als hätte er etwas bestätigt bekommen, aber letztendlich freute er sich sicherlich einfach nur darüber, dass ich ihm zugesagt hatte, mit seinen Kindern Eis essen zu gehen.

Lange warteten wir dann auch nicht mehr, stiegen wieder alle gemeinsam ins Auto und fuhren in die Innenstadt, aber natürlich in einen Bezirk, in dem es Läden gab, in denen nur ein Kleidungsstück mehr kostete als drei Monate Miete meiner Wohnung. Taehyung wusste, was er hatte und war sich auch nicht zu stolz, um das zu zeigen, schließlich hatte er ziemlich modische Kleidung an, dafür dass er ein Psychologe oder so war. Für gewöhnlich waren die ja alt, so dachte ich, und hatten so einen komischen Kleidungsstil.

„Benehmt euch Kinder, ja?", hörte ich den Vater ein letztes Mal sagen und sah, wie er durch den Rückspiegel schaute. Ein „Ja" im Chor später, befanden wir uns dann auch schon in dem Eiscafé, welches auf der Dachterrasse eines der Bürogebäude hier war. Zwar war ich ein Handwerker und hatte oftmals Situationen zu meistern, bei denen ich vielleicht auf eine Leiter klettern musste, aber das war nicht zu vergleichen mit einem Hochhaus, von dem aus die Menschen noch kleiner aussahen als Ameisen.

So bekam ich ganz weiche Knie, als wir uns unserer Platzes näherten, der sich direkt an der Scheibenfront befand. Ohne es mir anmerken zu lassen, wagte ich es gar nicht erst, auch nur ein einziges Mal nach unten zu schauen und versuchte ganz sicher und stark zu wirken, so hatten mich die Kinder nämlich im Blick und das fand ich auch gut so. Sobald wir uns hingesetzt hatten, war es dann auch gar nicht mehr so schlimm und mit der Zeit, die ich Taehyung direkt vor mir, Mirae neben mir und Duri links gegenüber von mir sitzen hatte, bekam ich auch den Mut und schaute hin und wieder mal durch die Scheiben hindurch nach draußen, erkannte die wunderschöne Aussicht Seouls von oben und musste feststellen, dass es wirklich schön war, hier oben zu sein. So freute ich mich dann auch sehr darüber, die Chance bekommen zu haben, an solch einen Ort zu kommen und bedankte mich einmal leise bei Taehyung, ohne dass die Kinder was davon mitbekamen.

Ich war so fokussiert darin, diesen Tag zu genießen und mit dieser kleinen Familie etwas zu unternehmen, bei der ich mich so wohl fühlte, obwohl ich sie gar nicht wirklich kannte, sodass ich die Zeit vollkommen aus den Augen verlor. Nachdem wir im Eiscafé waren, kam von meiner Seite aus der Vorschlag, in einen Park zu gehen, wo wir ein Werbeplakat für einen Kinofilm sahen, den wir dann auch gemeinsam schauten und danach bekamen wir alle Hunger und aßen in einem wirklich sehr schönen Restaurant in Gangnam zu Abend, ließen uns dabei auch viel Zeit.

Erst als ich einen Anruf bekam, wurde ich zurück in die Realität geholt, dass ich noch ein eigenes Leben hatte, welches ich für einige Stunden vollkommen vergessen hatte. Meine Großmutter hatte mir mehrere Nachrichten geschrieben und fragte, wann ich denn endlich kommen würde, wodurch ich realisierte, dass ich beide Busse und somit die Chance verpasst hatte, heute noch zu ihr zu fahren.

„Was mache ich jetzt bloß? Morgen fahren die Busse nicht", sagte ich leise vor mich hin und seufzte leise. Auch Taehyung schien nun zu realisieren, dass wird die Zeit verplant hatten und ich seinetwegen die Busse verpasste.

„Es tut mir wirklich leid Jungkook, das war nicht meine Absicht", sagte er. „Lass es mich gut machen, ja? Ich fahre dich selbst dorthin! Das geht ohnehin schneller als mit dem Bus und ist meines Erachtens auch sicherer!"

———
Ach lieber Jungcock, es ist doch alles gut! Fühl dich bloß wohl in dieser kleinen Familie, denn auch du wirst irgendwann mal ein Teil davon sein.........hoffentlich... 🤗

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