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[Jungkook]
Mit einer gepackten Tasche, fuhr ich mit dem Bus erst einmal in die Werkstatt, da ich gestern vergessen hatte, alle Sachen aus den Steckdosen zu ziehen, falls es einen Sturm geben und Wasser ins Gebäude dringen würde. Namjoon hatte das ebenfalls vergessen gehabt, also dachte ich mir, dass ich mich einmal in meinem Leben verantwortungsbewusst verhalten sollte, da mein Chef ohnehin schon sehr wütend und auch enttäuscht auf mich war, obwohl ich nicht wirklich verstand, wieso er das war, da ich ja eigentlich nichts falsches gemacht hatte, aber ich wollte mir deswegen jetzt auch nicht wieder den ganzen Tag lang den Kopf zerbrechen.
,,Und das hier noch", meinte ich noch und zog das letzte Kabel aus der Steckdose hinaus, ehe ich mich mit meiner Tasche über der Schulter vor die Tür stellte und ein letztes Mal meinen Blick schweifen ließ, um auch wirklich sichergehen zu können, dass ich alles erledigt hatte. Dann schon schaltete ich die Alarmanlage an, immerhin hatten wir hier Maschinen und Werkzeuge die einen hohen Wert hatten und da schon einmal bei uns eingebrochen wurde, wollten wir einfach auf Nummer sicher gehen.
Eigentlich war ich dann auch bereit meine Reise zu meiner Großmutter anzutreten, immerhin fuhr nur zweimal am Tag ein Bus auf's Land rauf und da ich keine Lust hatte, in der Nacht dort anzukommen, war ich ganz früh aufgewacht, um den ersten der beiden Busse zu bekommen. Dazu musste ich auch runter zum großen Bahnhof, damit ich ihn bekommen würde, was noch einmal mindestens eine halbe Stunde von hier entfernt war, weshalb ich ein ganzes Abenteuer noch vor mir hatte. Ein Blick auf meine Armbanduhr, die mein Vater mir geschenkt hatte, als ich achtzehn wurde, verriet mir, dass es auch schon mehr als nur Zeit war, mich auf den Weg zu Bushaltestelle zu machen, da ich keine Minute zu spät kommen durfte.
Weil mein Leben es einfach nicht wollte, dass ich auch nur einen stressfreien und normalen Tag hatte, musste Taehyung unbedingt direkt vor meiner Nase stehen, als ich die Tür öffnete. Da er selbst die Hand an die Tür gelegt hatte und eben eintreten wollte, befanden sich zwischen unseren Gesichtern nur wenige Zentimeter, wodurch auch eine Duftwolke von seinem süßlichen, aber dennoch stark männlichen Parfüm in meine Richtung kam. Ich hatte mich dazu auch noch ein wenig erschreckt und beinahe geschrien, zu meinem Glück aber, konnte ich das noch zurückhalten, sonst wäre diese ganze Situation noch peinlicher geworden, als sie es ohnehin schon war.
,,Herr Kim?", murmelte ich schüchtern vor mich hin, zitterte auch schon und schaute bereits in alle anderen Richtungen, denn als unsere Blicke aufeinander getroffen waren, setzte mein Herz aus irgendeinem Grund für einen ganzen Moment einfach aus. ,,W-Was machen Sie hier?", fragte ich stotternd und spielte bereits nervös mit meinen Fingern hinter meinem Rücken.
,,Ich dachte wir wären schon beim Du", antwortete der Mann lachend. Er hatte ein sehr charmantes Lachen, das musste ich ihm lassen. ,,Bist du gerade bei der Arbeit? Es sah erst einmal nicht so aus, als wäre hier jemand drin, aber dann habe ich was gehört und wollte reinkommen, weil ich nach dir Suche. Dein Partner antwortet nicht auf meine Anrufe."
,,Ja, also-...", fing ich an zu sagen, aber hielt mich selbst im Inneren dann wieder davon ab, auch nur ein weiteres Wort zu sagen, denn mir fielen nicht die richtigen Dinge in den Sinn, für diese Situation. Außerdem war es mir irgendwie unangenehm, so vor Taehyung zu stehen, warum auch immer. ,,Wir machen Urlaub!", konnte ich aber noch sagen, um den Mann nicht ganz im Dunkeln tapsen zu lassen.
,,Ah, ist er schon los? Es ging immer nur wieder die Mailbox ran. Eigentlich wollte ich auch ohnehin eher mit dir sprechen und nicht mit ihm, aber deine Kontaktdaten standen nicht auf der Seite von eurer Website", erklärte mir der Dunkelhaarige. ,,Mein Sohn Duri redet schon seit zwei Tagen ständig von dir und von irgendeinem Versprechen, hat deswegen auch schon geweint, weil er meinte, du würdest das Versprechen vergessen. Was genau meint er? Ich verstehe es nicht so ganz."
Obwohl ich mich nicht traute, ihm in die Augen zu schauen, sorgten seine Worte dennoch dafür, dass ich meinen Blick hob und unsere Blicke somit so aufeinander trafen. Sofort blieb mein Atem weg und ich fühlte mich, als würde sich etwas um meine Brust legen und mich daran hindern, richtig atmen zu können.
,,Das Versprechen?", nuschelte ich ganz leise. ,,Duri erinnert sich daran?", fragte ich nur, weil es mich wirklich überraschte. Eigentlich hatte ich erwartet, dass das Kind es vergessen hatte, schließlich war es noch ganz jung und es war nur ein einfaches Versprechen. Eis war scheinbar dann aber doch nichts ganz so Einfaches. ,,Duri und Mirae haben erzählt, dass Anna sie immer vernachlässigt und wollten gern ein Eis mit mir essen, aber dazu hatten wir keine Zeit. Daher habe ich ihnen versprochen, beim nächsten Mal mit ihnen in die Stadt zu gehen und ein Eis zu essen."
,,Ein Eis essen? Und Anna vernachlässigt sie?", fragte der Vater und schien nun etwas besorgt zu sein, aber das war auch verständlich, schließlich wusste er wohl nicht, dass er keine ganz so gute Nanny für seine Kinder angestellt hatte. ,,Ich weiß, das kommt sehr plötzlich, aber du hast nun ja frei und ich habe das Gefühl, dass Duri noch explodieren wird, wenn du das Versprechen nicht einlöst. Kann ich bitte nur heute wieder nach deiner Zeit fragen? Ein einziges, letztes Mal."
,,Auch wenn ich das gern für ihn tun würde, fährt mein Bus zu meiner Großmutter bald und der Nächste ist erst spät am Abend, der fährt dann die ganze Nacht durch", erzählte ich ihm. ,,Ich muss jetzt auch wirklich los, es tut mir sehr leid!", sagte ich noch und wollte schnell an dem Älteren vorbeigehen, aber bevor ich das tun konnte, spürte ich wie vor zwei Tagen schon wieder einen sehr festen Griff an meinem Arm, der mich zurückhielt.
,,Nur heute, wirklich! Es dauert nicht lang, die Kinder sind gerade im Auto und warten. Ich fahre dich dann auch zur Haltestelle", versicherte Taehyung mir und schaute mich ziemlich verzweifelt an. Irgendwas in mir sagte mir, dass ich nicht ablehnen sollte, obwohl es das Schlauste zu sein schien. Dennoch, so wie er mich anschaute und mich drum bat, konnte ich einfach nicht anders und nickte daher.
,,Also gut, dann gehen wir jetzt ein Eis essen", meinte ich und seufzte, aber trug dennoch ein schwaches Lächeln auf den Lippen, denn irgendwie freute ich mich schon darauf, Duri und Mirae wieder zu sehen.
,,Wirklich? Du machst das wirklich für die Kinder und mich?", fragte er mich und ich sah wie die Sonne hinter dem Horizont wieder aufging, seine Augen strahlten wie sein Lächeln. ,,Ich danke dir so sehr!", meinte er noch und wie aus einer instinktiven Reaktion, schloss er mich in eine kurze Umarmung.
War er in Amerika großgeworden oder wieso war er so körperkontaktfreudig?
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Die nächsten Kapitel werden sehr interessant und ich bin mir auch sehr sicher, dass sie euch gut gefallen werden *grinst*
Es wird super!
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