5. Kapitel
Das gemeinsame Beisammensein am Lagerfeuer war schon in den nächsten Tagen fast ganz vergessen. Ezra hatte eine Botschaft von seinem Vorgesetzten den General erhalten und daraufhin hatte die ganze Truppe ihre Zelte abgebrochen und unternahm nun mehrere Tagesritte zum Lager des Generals. Sabine konnte sich kaum dem aufstrebenden Enthusiasmus und der Begeisterung der Anderen entziehen. Sie konnten es kaum erwarten in die Schlacht zu ziehen und nach Hause als Kriegshelden zu kommen. Sabine dachte eher daran, was sie Zuhause erwarten könnte. Und wenn sie ehrlich war...dann wollte sie gar nicht darüber nachdenken. Himmel, es stand noch nicht mal fest, ob sie das Ganze überhaupt überleben würde. Während die Anderen schon halb feierten, ritt Sabine weiter und betrachtete abermals den Hauptmann. Er ritt neben einem Boten, einem weiteren Soldaten, auf den sie bisher noch kein Blick werfen konnte. Er hatte die Nachricht zu ihnen gebracht. Ihr Blick blieb erneut an Ezra hängen und sie senkte sofort den Kopf. Was machte sie nur da? Sie war hier kein tollpatschiges, pubertierendes Schulmädchen, nein sie war hier als Mann und noch dazu als Krieger, also hatte sie nicht ihren Vorgesetzten zu bewundern. Doch Sabine, nicht Tristan, Sabine konnte kaum die aufsteigende Röte unterdrücken, wenn sie an ihren Abend am Feuer zurückdachte. Ezra war da kein Hauptmann gewesen, nein. Er..er war einfach so unglaublich offen, nett und einfach...einfach ein Mensch gewesen. Sie hatten miteinander gesprochen, aber...aber nichts als Vorgesetzter und Untergebener. Nein, sondern als Menschen. Als gleich ebenbürtige Menschen.Sie seufzte leise, als sie an ihn dachte und wie jedes Mal hatte sie diese wunderschönen, blauen Augen vor sich, die sie einfach nur anblickten und sie hatte das Gefühl, dass..
"Tris? Tristan?"
Sabine schreckte aus ihren Gedanken auf, griff Phoenix an den Zügeln und lenkte ihn wieder, sodass er nicht vom Weg abkam. Sie sah hinter sich.
"Ja, Chopper, was gibts?"
Er schmunzelte.
"Du scheinst ja ziemlich in Gedanken gewesen zu sein. Was Bestimmtes?"
Augenblicklich und ohne das sie es verhindern konnte, errötete Sabine.
"Was? N-nein, nein ich.."
Kallus lachte, der neben Chopper herritt.
"Lass ihn doch, Chop. Bestimmt denkt er an seine Herzensdame. Keine Sorge, Tris. Sobald du nach Hause kommst wird sie dir zur Füßen fallen. Es sei denn, sie ist identisch mit meiner. Dann hast du ein Problem."
Die beiden Männer lachten und Tristan tat es zum Schein mit. Doch Sabine verdrehte innerlich nur die Augen.
Herzensdame? Wohl eher der Hauptmann...
Sie hörte lustlos den Gesprächen ihrer zwei neuen...Freunde zu und ritt Ezra nach bis dieser beschloss eine Rast einzulegen. Er und der Fremde stiegen zuerst ab, die Anderen taten es ihnen nach. Sabine stieg ab und dehnte sich etwas, da sie ganz schön steif von dem langen Ritt war.
"Tristan?"
Sie hörte Ezras Stimme hinter sich und drehte sich langsam um.
"Sir, ich..."
Ihr blieb das Wort im Hals stecken, als sie sah wer dieser Fremde war, der die Nachricht gebracht hatte.
"Captain, ich darf Ihnen einen meiner besten Rekruten vorstellen. Tristan Wren."
Sabine blickte direkt in die grünen Augen von Zeb Jarrus.
###
"Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?!"
Sie waren außerhalb der Hörweite der Anderen und der Captain hatte "Tristan" darum gebeten mit ihm ein paar Schritte zu gehen. In Kurzfassung hatte Sabine Zeb alles erzählt. In dem Moment wo sie und Zebs Blicke einander begegnet waren hatte sie schon gedacht, dass nun alles aus wäre. Das es das gewesen wäre und er sich verraten würde. Doch das war nicht der Fall gewesen.
"Nicht so laut", zischte Sabine und seufzte. "Was hätte ich denn tun sollen? Ich konnte meinen Vater nicht gehen lassen."
"S- Tristan, ist dir bewusst, was du da tust? Du wirst dafür hingerichtet", gab Zeb leise zurück und schüttelte den Kopf. "Du hast den Verstand verloren."
Sabine nickte.
"Vielleicht. Aber wer sagt, dass das etwas Schlechtes sein muss?"
"Du überlebst keinen Tag."
Die Mandalorianerin sah ihn an.
"Ach ja?"
Zeb wollte etwas entgegnen, doch da hatte Sabine ihn schon entwaffnet.
"Du solltest anfangen auf mich zu setzen."
Sabine warf ihm seine Waffe zu und hob eine Braue. Zeb sah auf die Waffe, dann zu Sabine.
"Okay, wow. Du hast dich verändert."
"Ich weiß. Hältst du dicht?"
Zeb nickte.
"Natürlich. Aber sei vorsichtig."
Sabine schnaubte.
"Das muss ich sein."
Langsam gingen sie wieder zu den Anderen zurück, dabei bemerkte Sabine, dass Zeb Ezra beobachtete. Wie die ganze Zeit schon zuvor.
"Woran denkst du?", fragte sie ihn leise. Der Krieger zögerte einen Moment, dann schüttelte er den Kopf.
"Ach...an nichts. Komm, Wren."
Es tat ihm im Herzen weh zu sehen, dass dieser junge Mann seinem Bruder zum Verwechseln ähnlich sah. Dev hatte genau dieselben Augen wie sein kleiner Neffe. Allein der Anblick schmerzte ihn besonders. Denn so dachte er auch an seinen Bruder und dessen Frau, die seit Mauls Überfall nie wieder glücklich gewesen waren und jeden Tag an ihren Sohn dachten.
Sabine seufzte und nutzte die Gelegenheit um selbst etwas Energie aufzutanken bevor es weiterging. Ihnen stand noch ein anstrengender Ritt bevor.
###
Schock. Wut. Trauer. Fassungslosigkeit.
Das waren die Emotionen, die die Soldaten empfanden, als sie an dem Lager des Generals ankamen, welches an einem Dorf grenzte.
Von dem Lager und dem Dorf war nur noch Schutt und Asche übrig. Es war bis auf die Grundmauern niedergebrannt worden und von den Bewohnern und den Soldaten war keine Spur mehr. Es war alles weg. Alles in einem einzigen Feuer verschwunden.
Ezra stand wie erstarrt da und blickte auf die Überreste des Dorfes. Niemand in seiner Gruppe wagte es ein Wort zu sprechen. Es hatte ihnen allen die Sprache verschlagen und sie rangen um ihre Fassung. Ein langes Schweigen entstand, wo sie alle nur auf die Spuren von Mauls Hass und Rachesucht sahen. Das Ausmaß seiner Zerstörungswut. Ezra schloss die Augen.
"Maul wird dafür bezahlen. Für alles." Er lenkte sein Pferd um und sah auf seine Truppe. "Wir reiten weiter bis zur Hauptstadt. Maul wird dafür büßen."
Für einen Moment war Sabine fasziniert und sogleich fürchtete sie sich vor dem Ausdruck in seinen Augen. Seine blauen Augen schienen dunkel geworden zu sein und praktisch Feuer gefangen zu haben, so wild war seine Entschlossenheit in ihnen zu sehen. Zeb fiel fast vom Pferd, als er das sah. Genau denselben Ausdruck kannte er von Kanan. Er starrte Ezra, der seiner Gruppe nur das Zeichen zum Weiterreiten gab, an und für einen Moment schienen jegliche Gedanken aus seinem Kopf verschwunden zu sein konnte. Konnte...konnte es sein, dass dieser Dev in Wahrheit..?
Sabine folgte mit Phoenix langsam und senkte nur betrübt den Kopf. Selbst Kallus und Chopper hielten ausnahmsweise mal den Mund und schienen ebenfalls zu trauern. Wie sie alle. Ezra atmete tief durch und fasste sich an seine Kette. Er würde Maul stoppen und verhindern, dass dem Rest von Mandalore dasselbe Schicksal ereilen würde wie dem Dorf, der Einheit und seinen Bewohnern.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top