3. Kapitel

"Sabine!"

Alrich Wren schreckte aus seinem Schlaf auf und befand sich kerzengerade in seinem Bett. Ein Donnern ertönte und er strich sich über die Stirn. Ursa neben ihm bewegte sich und sah schlaftrunken auf.

"Liebling?"

Der Mandalorianer blinzelte und ein Blitz erhellte das Zimmer. Er sah, dass sein Band vom Nachttisch verschwunden war.

"Nein.."

Mit einem Satz war er aus dem Bett, wobei er fast stürzte. Ursa hielt ihn fest.

"Was hast du...?"

"Sabine!"

Mit einem Schlag war auch Ursa wach und beide stürmten aus dem Zimmer. Es ertönte erneut ein lautes Donnern, als sie Sabines erreichten und...ihre Tochter nicht vorfanden. Alrich griff nach dem Stück Papier, welches auf dem Bett lag und las die Zeilen. Er wurde kreidebleich im Gesicht und ließ Sabines Nachricht fallen.

"Nein!"

Ursa nahm es, las es selbst und schlug erschrocken eine Hand vor ihren Mund.

"Nein..."

Sie nahm die Blume vom Bett, die ihre Tochter zuvor noch getragen hatte. Ihr Herz wurde ganz schwer und sie musste an sich reißen nicht ihren Tränen freien Lauf zu lassen. Alrich war schon aus der Tür und humpelte in den Garten. Der Regen war noch heftiger geworden und Blitze erhellten den Himmel.

"SABINE!"

Allein der Donner antwortete ihm. Alrich verlor das Gleichgewicht und stürzte.

"Nein.."

Ursa war sofort an seiner Seite.

"Sie...Wir müssen sie zurückholen.."

Er schüttelte den Kopf.

"Nein...nein, wenn wir das tun, dann verraten wir sie! Dann werden sie sie umbringen!" Er senkte den Kopf. "Wir können absolut nichts für sie tun. Es...es liegt jetzt allein an ihr.. Sabine..."

Doch nur die Blitze und der Donner ertönten.

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Ein lautes Schnauben schreckte Sabine aus ihrem Schlaf. Verschlafen blinzelte sie und schrie fast auf, als sie Phoenix über sich entdeckte, der mit gesenkten Kopf ihre Wange anstupste. Sie schluckte und rang nach Luft.

"Du...meine Güte, jage mir nie wieder so einen Schrecken ein", gab sie zurück und hielt sich die Brust. Das Pferd wieherte nur amüsiert und hob den Kopf. Sabine folgte seinen Blick und erkannte, dass die Sonne dabei war aufzugehen. Das Gewitter war weitergezogen und der Regen hatte aufgehört. Mandalore sei Dank hatte sie letzte Nacht eine kleine Höhle gefunden, wo sie noch ein paar Stunden Schlaf gefunden hatte. Seufzend erhob sich Sabine und trat in der Rüstung ihres Vaters aus der Höhle. Phoenix verharrte neben ihr und beide erblickten den Rauch in der Ferne.

"Das ist es. Der Sammelpunkt der Armee", murmelte sie und schluckte. "Jetzt gibt es kein Zurück mehr."

Das Pferd schnaubte und ließ die junge Frau aufsteigen. Sabine atmete tief durch, sah auf das Band an ihrer Hand und schloss die Augen. Dann gab sie ihrem Freund einen leichten Druck in die Seite und sie steuerten auf das Lager der Rekruten zu.

Mit erhobenen Haupt und einem entschlossenen Gesichtsausdruck ritt Sabine durch das Lager der neuen Rekruten der Armee. Sie brodelte förmlich vor Nervosität und Furcht, aber ihr starker Wille setzte sich durch und sie behielt eine ganz normale Miene bei.

Sei ein Mann. Du weißt was davon abhängt du schaffst das.

Sie erblickte viele andere Rekruten, die bereits dabei waren sich aufzuwärmen oder voreinander anzugeben. Sie hörte wie ihre Mitstreiter über Frauen diskutierten und sich gegenseitig wichtig machten, was ihre Kräfte anbelangte. Nur mit Mühe konnte Sabine nicht die Augen verdrehen.

Männer...

Sie kam vor einem Zelt zum Stehen, welches das Größte von allen war. Das musste das Zelt des Hauptmanns sein. Der Mann, der sie ausbilden und das Sagen haben würde. Sabine wusste noch nicht wer es war, aber sie war sich auch noch nicht sicher, ob sie ihn kennenlernen wollte. Sie ließ Phoenix vor einem Mann zum Stehen kommen, der eine Liste in der Hand hatte und offenbar die Rekruten abhakte.

"Name?"

"Wren. Klan Wren", gab Sabine mit tiefer Stimme zurück. Der Mann sah auf und betrachtete sie einen Augenblick.

"Ich hatte mit Alrich Wren gerechnet. Wer seid Ihr?"

"S--Tristan. Tristan Wren", fing Sabine sich rechtzeitig und hielt den Kopf hoch.

"Tristan Wren? Mir war nicht bekannt, dass die Wren Familie einen männlichen Erben hat."

"Hat sie auch nicht. Ich bin ein entfernter Cousin und nehme den Platz meines Onkels ein. Das dürfte wohl kaum problematisch werden."

Sabine biss sich auf die Unterlippe. Sie und ihr freches Mundwerk. Eines Tages würde es sie noch in den Untergang stürzen! Oder vielmehr würde das schon viel früher passieren, wenn man ihre gegenwärtige Situation betrachtete. Der Mann erblickte ihr Armband und nickte.

"Nein, natürlich nicht. Bringt Euer Pferd weg. Der Hauptmann wünscht alle Rekruten in 10 Minuten angetreten zu sehen."

Sabine nickte.

"Natürlich. Danke."

"Ach und Wren? Ihr solltet euch euer vorlautes Mundwerk abgewöhnen. Damit kommt man hier nicht weit."

Sabine nickte erneut und ritt weg, damit sie Phoenix versorgen konnte.

Tristan Wren. Nicht schlecht...

Die erste Hürde war genommen. Sie war drin.

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"Sir?"

"Ich komme sofort."

Ein junger Mann sah von einer Karte auf und strich sich über sein Gesicht. Die Arbeit eines Hauptmanns war hart und behielt einige schlaflose Nächte für sich, aber sie würde es wert sein. Alles würde das wert sein.

"Damit kriege ich dich Maul. Es ist nur eine Frage der Zeit", murmelte er und warf einen Blick in den Spiegel. Wie immer stach die Narbe, die sich quer über sein linkes Auge zog mehr als heraus und ließ sein Gesicht viel härter wirken. Seine blauen Augen wirkten entschlossen und sämtliche Gefühle schienen in ihnen verschlossen zu sein. Er strich sich über sein schulterlanges, blaues Haar, was er hochgesteckt hatte. Seiner Position gemäß trug er eine Rüstung der Mandalorianer, die silbern war und das Wappen Mandalores inne hatte. Zwei Blaster befanden sich an seinen Hüften und ein grauer, etwas länglicher Gegenstand befand sich auf seinem Rücken. Der Griff schimmerte silbern und war von einer Eleganz, wie sie kaum eine Waffe trug. Der junge Mann nickte und befand, dass er so vor die Rekruten treten konnte.

"Dann mal los..", murmelte er und trat aus seinem Zelt. Doch anstelle von seinen Rekruten, die sich in einer Reihe aufgestellt hatten und ihr Maß an Disziplin zeigten...sah er einen Haufen von raufenden Idioten. Er seufzte. Das würde nicht einfach werden so viel stand fest. Er trat vor den Haufen und augenblicklich sahen die Männer hoch. Wie sie es eigentlich sollten versuchten sie nun sich in eine Reihe zu stellen. Erfolglos wagten sie sich an einer geraden Haltung und einem entschlossenen Aussehen, doch das scheiterte bei den Meisten. Er bemerkte wie der ein oder andere hingerissen war seine Narbe anzustarren, aber das war er nur zu sehr gewohnt. Ihm fiel ein schmächtiger, kleinerer, junger Mann auf, der von den Anderen praktisch niedergestarrt wurde. Doch er blieb standhaft, hielt seinen Kopf erhoben und hatte mit als Einziger eine gerade Haltung.

"Ihr seid hier um den Mand'alor und Mandalore zu dienen. Unserem Land, unserem Volk und unserer Kultur. Das hier wird kein Spaziergang, dass kann ich euch versichern. Ich erwarte das Beste von euch. Ihr seid hier um unser Land zu schützen und zu verteidigen."

Er ging zu einer Vase und holte ein paar Stäbe raus.

"Die erste Lektion..."

Er schmiss diese ihnen zu und kaum einer schaffte es ihn zu fangen und zu packen.

"...ist auf alles gefasst zu sein."

Sabine fing ihren auf und sah ihn entschlossen an. Dadurch streifte der Blick des Hauptmanns sie für einen Moment.

Interessant...

"Gut. Lasst uns beginnen. Wir haben eine Menge Arbeit vor uns."

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"Na toll. Schon einen Tag hier und ich habe mir die Meisten zu Feinden gemacht. Großartig, Wren", murmelte Sabine, als sie sich zurück zu ihrem Zelt schleppte. Sie selbst war nicht unsportlich, eher das Gegenteil, aber bereits vom ersten Tag taten ihr alle Knochen weh. Dem Stöhnen und den schweren Schritten nachzufolgen erging es den Anderen genauso. Ein schwacher Trost. Nicht weit von ihr sah sie zwei Männer, denen es ebenso ging wie ihr. Das waren auch die gewesen, die sie sofort im Visier gehabt hatten. Ein großer Mann mit blondem Haar und einem Bart und ein eher unterbesetzter kleiner Mann mit rötlichem Haar. Kallus und Chopper wie sie vorhin hatte aufschnappen können und sie schienen sich zu unterhalten.

"Hast du sein Gesicht gesehen? Diese Narbe?"

"Und ob. Man sagt, dass er Maul schon selbst begegnet ist und diese Narbe von ihm hat", gab Kallus zurück. "Und das in seinem Alter."

"Er muss schon einiges draufhaben wenn er schon Hauptmann ist. Wie war sein Name noch gleich?"

"Keine Ahnung. Den Gerüchten zufolge hat er keinen, sondern immer nur Decknamen."

Decknamen? Wieso sollte das einer tun?

"Decknamen? Wieso das?"

"Das weiß niemand. Ich habe gehört wie ihn der Aufseher Morgan genannt hat. Anscheinend ist das sein derzeitiger Name."

Sabine erreichte ihr Zelt und die beiden Anderen verschwanden aus ihrer Hörweite. Nachdenklich blieb sie einen Moment draußen stehen und sah dem Sonnenuntergang zu, der sich am Horizont abzeichnete.

"Morgan...ein Deckname, also...aber wieso sollte er das tun? Und seine Narbe..."

Sabine musste zugeben. dass seine Narbe wirklich nicht zu übersehen war, aber das war kein Grund über sie zu urteilen. Sie kannten alle die Hintergründe nicht und wenn er sie wirklich von Maul hatte...wie alt mochte er dort gewesen sein? Soweit sie gesehen hatte konnte er kaum älter als sie sein. Was war seine Geschichte und was steckte wirklich dahinter...?

Sie schüttelte den Kopf.

"Worüber mache ich mir eigentlich Gedanken. Kaum bin ich den ersten Tag hier und ich denke an den Hauptmann. Ich bin hier, um meinen Vater zu schützen und meiner Familie Ehre zu bringen. Darauf sollte ich mich konzentrieren und darauf allein."

Sie verschwand in ihrem Zelt und legte sich schlafen. Die nächsten Tagen würden mehr als genug ihrer Aufmerksamkeit und Kraft erfordern.

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