~Kapitel 91~

"Äh.. ich hab gesagt, ich kann Computer programmieren", stellte ich richtig und versuchte meine Konzentration somit wieder auf Jack's Frage zu richten.

"Ist das nicht das Selbe?", harkte er nach und mir wurde so langsam bewusst, dass die Jungs allesamt angespannt und nervös wirkten.

"Ist es nicht. Kann mir einer sagen, was hier los ist?", wollte ich wissen und sah ratlos zwischen ihnen hin und her.
Mein Blick blieb wieder bei Shawn hängen, der nun die Zähne zusammen biss und die Hände zu Fäusten ballte.

"Ich wusste, dass sowas passieren würde. Aber ausgerechnet jetzt?", knurrte er aggressiv und ich sah hilfesuchend zu Connor, doch selbst er wirkte kühl.

"Dass was passiert?", harkte ich aufgeregt nach.

"Benton", knurrte Shawn wütend.

"Huh?" gab ich überfordert von mir und verstand rein gar nichts mehr.

Jack legte einen Arm auf meinen und schob mich somit ein Stück von den Anderen weg. Es blieb kurz ruhig und er schien nachzudenken.

"Wie viel aus Shawn's Vergangenheit weißt du?", fragte er direkt und ich zuckte mit den Schultern, immerhin konnte ich nicht wissen, ob das Alles war.

"Er hat mir von seinem besten Freund, den Anschuldigungen und dem Gangleben erzählt", fasste ich kurz zusammen und hoffte inständig, damit nicht mehr verraten zu haben, als Jack selbst wusste, denn ich würde niemals etwas weitererzählen, was Shawn mir anvertraute.
Nur wirkte die Situation so, als wäre das hier das gerinste Übel.

"Christopher Benton, erinnerst du dich an ihn? Er hat gegen Shawn gekämpft, als du damals dabei warst. Er hat den Fight abgebrochen", erzählte Jack und mir ging ein Licht auf.

Benton war der Typ, gegen den Shawn verloren hatte und der ihn zu allem Überfluss auch noch zu diesem beschissenen Autorennen aufgefordert hatte. Wir hatten uns danach heftig gestritten und ich bin den Rest nach Hause gelaufen.

"Ja, ich erinnere mich. Was hat das mit seiner Vergangenheit zutun?", harkte ich nach.

In mir breitete sich bereits Panik aus, ich hatte Angst zu hören, was Jack zu sagen hatte, denn der allgemeinen Stimmung zu urteilen, konnte es sich um nichts Gutes handeln.
Und dies gepaart mit dem Wissen um Shawn's Vergangenheit rief eine riesige Panik in mir hervor.

"Shawn und Chris waren in der selben Gang. Als Shawn ausgestiegen ist, war das zwar für die Meisten in Ordnung, doch Chris gehörte zu denen, die seinen Austritt als eine Art Verrat angesehen haben.
Für Viele ist dieses Leben in einer Gang wie eine Familie, für Shawn war es quasi nur das Mittel zum Zweck zu überleben. Chris scheint das Ganze anders gesehen zu haben.
Deshalb gab es schon im Ring und außerhalb immer wieder Rivalitäten und Auseinandersetzungen zwischen den Beiden.
Ich weiß nicht, wieso Chris so darauf fixiert ist, sich an Shawn zu rächen. Es ist nicht so, als hätten die Beiden damals irgendeine besondere Verbindung gehabt", erzählte mir Jack und nur teilweise war ich in der Lage ihm zu folgen.

Christopher Benton ist also der Grund für die heutige Stimmungslage. Und Shawn kannte ihn von früher.

"Ist Chris noch in der Gang?", wollte ich wissen und Jack schüttelte den Kopf.

"Soweit ich weiß nicht. Nachdem Shawn die Gang verlassen hat, hat sich alles nach und nach im Sand verlaufen. Sogar deren Oberhaupt hat eine Frau gefunden und wollte dann nichts mehr mit Allem zutun haben. Ich denke damit waren nicht unbedingt Alle zufrieden", gab Jack schulterzuckend von sich.

"Das heißt er könnte Shawn dafür verantwortlich machen, dass sich seine Familie aufgelöst hat", fasste ich zusammen und Jack nickte zustimmend. Mein Gott war das Alles verwoben und kompliziert.

Ich war mir sicher, längst nicht Alles zu wissen und selbst jetzt war mein Kopf schon überfordert, das Ganze zu ordnen.

"Aber wieso haben jetzt Alle so schlechte Laune?", harkte ich weiter nach, denn das brachte mich in der Frage, was hier abging, nicht viel weiter.
Jack kratzte sich verlegen am Nacken, er wusste wohl, dass mir das Folgende nicht gefallen würde.

"Es sieht wohl so aus, als hätte Benton belastende Beweise gegen Shawn", sagte er und meine Gesichtszüge entwichen.

"Wie bitte?", gab ich mit trockenem Hals von mir. Ich musste mich räuspern, doch auch das half nicht gegen das Kratzen in meinem Hals.

"Chris hat Beweise für die Straftaten, die Shawn während der Gang Zeit begangen hat. Du weißt schon, Bilder, Videos, Dokumente und son Scheiß", erklärte er und mir blieb der Atem weg. Mein Herz begann mir gegen die Brust zu klopfen und ich hielt mich an der Wand fest.

"Was soll das bedeuten, Jack? Huh? Was willst du mir sagen?", harkte ich nun aufgeregter, beinahe aggressiv nach. Dieser fuhr sich durch die Haare und wich meinem Blick aus.

"Die Sache ist.. würde das Alles raus kommen, könnte er eventuell mit einem blauen Auge davon kommen, wenn er vor Gericht muss.
Aber aufgrund seiner Vorgeschichte mit der Anklage wegen Mord, könnte sich das Ganze schnell in eine beschissene Richtung entwickeln", meine Knie wurden weich und begannen zu zittern.

Ich musste träumen richtig? Wir machten uns nicht gerade wirklich Gedanken um so eine verfluchte Scheiße, oder? Wie kann ein Mensch all das ertragen? Shawn würde das nicht nochmal durchstehen.

"Du meinst, würden sie rausfinden, dass Benton's Anschuldigungen wahr sind, würden sie wieder anzweifeln ob Shawn in der Jayden Sache unschuldig ist?", sprach ich meine größte Angst aus.
Jack nickte entschuldigend.

"Aber.. aber das geht doch nicht! Niemand kann für die selbe Sache zweimal angeklagt werden. Einmal freigesprochen ist die Sache vom Tisch!", gab ich hysterisch von mir, wobei mir mittlerweile egal war, ob die anderen Jungs uns in der Küche hören konnten.

"Aber Mord verjährt nicht. Wenn Jayden's Eltern Wind davon bekommen und erneut in Revision gehen, können wir nichts machen!", antwortete Jack und ich starrte ihn mit offenem Mund an.

Meine Augen begannen zu brennen und in meiner Brust breitete sich eine elendige Leere aus. Das bedeutete, im schlimmsten Fall.. würden sie mir Shawn wegnehmen.

"Wieso ausgerechnet jetzt? Wieso kommt Chris genau jetzt auf die Idee sowas anzuzetteln? Und überhaupt, woher wisst ihr, dass er sowas vorhat?", fragte ich überfordert und versuchte angestrengt die Tränen weg zu blinzeln.

"Bei Shawn's letztem Fight, hat er gegen Benton gewonnen, jetzt hat er ihm gedroht und ein ausgedrucktes Bild vor die Tür gelegt. Es zeigt deutlich Shawn im Besitz von hochrangingen Waffen", sagte Jack und ich lachte humorlos auf, drehte mich im Kreis.

"Das kann nicht dein verdammter Ernst sein. Wieso sollte ein Mensch die Existenz eines Andern zerstören, nur weil er in einem Fight verloren hat?", entgegnete ich aggressiv.

"Ich weiß es nicht. Benton tickt ganz einfach nicht mehr ganz richtig", murmelte Jack.

"Was du nicht sagst", brummte ich und entfernte mich von ihm, um zurück in die Küche zu gehen.

Shawn und mein Blick trafen sich kurz, doch mein Körper stand zu sehr unter Adrenalin, um irgendwie reagieren zu können.
Am Liebsten wäre ich zu ihm rüber gegangen, hätte ihn geküsst und festgehalten, um ihm zu zeigen, dass Alles gut werden würde.

Stattdessen knurrte ich ein "Weg da!", und schob Connor von dem Stuhl vor dem Laptop, auf dem er saß.

"Was hast du vor?", wollte dieser wissen, doch ich konnte nur ein einfaches "Shh" zurück geben, bevor ich mich der Sicherheit unseres eigenen PC's widmete.

Ich erstellte eine ordentliche Firewall und löste mich aus dem Netzwerk, um im Falle, entdeckt zu werden, trotzdem verschlüsselt zu bleiben.
Danach lud ich mir zwei Programme runter, ohne die ich nicht arbeiten konnte. Natürlich gab es keine Programme, die es einem ermöglichten, einfach in andere Computer zu blicken, weshalb ich die Softwareinfos aufrief und diese insoweit umschrieb, dass es mir möglich war, andere Computersysteme aufzuspüren.

"Wir brauchen einen Anhaltspunkt, irgendetwas, das uns zu seinem Computer leiten könnte. Habt ihr seine Adresse oder sowas?", fragte ich mechanisch nach, denn würde ich meine Emotionen gerade zulassen, wäre es mir unmöglich, konzentriert bei der Sache zu bleiben.

"Nein aber ich hab ne alte Handynummer", sagte Shawn und sprach somit das erste Mal mit mir, seit wir hier waren.
Ich nickte unsicher, wich seinem Blick jedoch aus.

"Könnte funktionieren", murmelte ich und wartete, bis Shawn die Nummer bereit hatte.
Ich ortete also zuerst sein Handy, damit der Zielbereich meiner Suche eingegrenzt wurde.

Schließlich standen mir fünf verschiedene Ports zur Verfügung, die Alle zu Benton gehören konnten, jedoch keinesfalls mussten. Also hackte ich mich vorerst in das Protokoll der verschiedenen Ports, um nach irgendeinem Hinweis zu suchen.
Die ersten zwei ergaben rein gar nichts, doch beim dritten Versuch, wurde mir angezeigt, dass das zugehörige Handy an diesen Computer schon mal angeschlossen wurde.

"Ich glaub ich hab ihn", gab ich konzentriert von mir, wollte mich jedoch nicht zu früh freuen.

Ich öffnete meine veränderte TCP Scan Software und ermittelte die IP Adresse des Zielcomputers, woraufhin mir TCP automatisch das Passwort entschlüsselte. Dies nahm einige Momente in Anspruch, in denen nur ein Zahlenwirrwar auf dem Bildschirm zu sehen war.

Plötzlich blieben die Zahlen stehen und das ausgefüllte Passwortfeld erschien vor mir.

"Jackpot", murmelte ich leicht grinsend und drei Köpfe fuhren zum Bildschirm des Laptops.

"Was heißt das?", wollte Shawn vom Fenster aus wissen.

"Wir sind in seinem PC", anwortete ich schlicht und er nickte nervös.

Es tat so unglaublich weh ihn so zu sehen. Ich konnte mir gut vorstellen, was gerade in ihm los war. Vermutlich brodelten die Erinnerungen an die damaligen Anschuldigungen und Gerichtsverfahren hoch.
Noch dazu fraß ihn vermutlich gerade die Schuld auf, überhaupt illegale Geschäfte getan zu haben.

Und er hatte Angst. Ich wusste, wie Angst aussah und in seinen Augen war sie deutlich zu erkennen.

"Das ist gut, wir suchen einfach, was Shawn belasten könnte und löschen es", gab Connor erfreut von sich.

"Es zu löschen reicht nicht, wir müssen es endgültig vernichten. Noch dazu auf Benton's Handy aber da bin ich gleich automatisch mit drin, der Idiot hat seine Cloud verbunden", antwortete ich und hörte zum ersten Mal selbst, wie nerdy ich klingen konnte, legte ich es darauf an.

Zuerst kümmerte ich mich um besagte Cloud, damit Benton keine Chance mehr hatte, die Dateien wiederherzustellen, danach machte ich mich auf die Suche nach den Dateien, die sich auf Benton's PC befinden mussten.
Das war leichter gesagt als getan, denn sich in einem fremden PC zurecht zu finden, war nicht nur allgemein schwer, sondern vorallem, wenn Jemand genau wusste, dass er wichtige Dateien versteckte.

"Hier, das könnte was sein", murmelte ich und ging auf einen Ordner, als sich unser Laptop plötzlich aufhängte.

Hecktisch begann ich auf den Tasten rum zu hämmern und probierte jegliche Kurzwahlen, um ihn wieder zum Laufen zu bringen, doch es erschien nur ein großer, grinsender Troll auf unserem Bildschirm, bevor dieser schwarz wurde und der Laptop ausging.

"Fuck!", schrie ich wütend und schlug auf die Tastatur ein.

"Was?", fragte Connor aufgebracht.

"Sein Antiviren Programm hat uns rausgeschmissen, verdammte Scheiße!", zischte ich weiter und fuhr mir angestrengt durch die Haare.

Wir waren so verdammt nah dran, wir hätten Alles löschen können und Shawn wäre in Sicherheit. Ich hätte ihm endlich mal etwas zurück geben können, ihm etwas gutes tun können. Aber nein, natürlich lies ich mich von einer einfachen Firewall rausschmeißen.

Scheiße, wie konnte ich so dumm sein? Das hätte ich doch irgendwie verhindern können, ich hatte mich einfach nicht genug angestrengt.

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Final Countdown wie geht es weiter, was passiert? <3 Nur noch ein paar Kapitel to go 🙈

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