~Kapitel 90~

Nova stolperte hinter mir die Treppen hinauf, weshalb ich mich erneut fragen musste, wie viel sie getrunken hatte und wie zum Teufel sie auf die Idee gekommen ist.

Kurzerhand drehte ich mich um, packte sie an der Hüfte und warf sie über meine Schulter, was sie nur zum kichern brachte. Obwohl es waghalsig war, sie so die Treppen hinauf zu tragen, schien es mir trotzdem noch sicherer, als sie in ihrem Zustand laufen zu lassen.

Oben angekommen setzte ich sie wieder auf ihre Füße und blickte sie schweigend an. Sie lächelte, bevor sie sich zu mir lehnte und mich küssen wollte. Ich wich einen Schritt zurück.

"Was soll das Alles?", fragte ich stattdessen, auch wenn ich sie viel lieber geküsst hätte.

Normalerweise wäre mir sowas scheißegal gewesen, ich hätte mir eben eine neue Beschäftigtung gesucht, doch Nova war so anders. Und das jagte mir eine Scheißangst ein.
Das gerade war doch wieder einmal das perfekte Beispiel. Wäre ich nicht so verdammt verrückt nach diesem Mädchen, würde sich meine Brust nicht auf diese unangenehme Weise zusammenziehen, wenn ich an das Bild von ihr und Connor zurückdachte.

"Ich hab dich vermisst", sagte sie aus großen Augen und ich musste mich heftig zusammenreißen, nicht über sie herzufallen.
Gleichzeitig wollte ich sie anschreien und sie fragen, wieso sie mit meinem Herzen spielte, obwohl sie die erste ist, die es sehen darf.

"So sah das aber nicht aus. Was zum Teufel hast du auf Connor's Schoß zu suchen? Und überhaupt, seit wann trinkst du Alkohol? Du musst doch zur Schule.
Heute Mittag noch, verbannst du mich aus deinem Zimmer, um lernen zu können und jetzt betrinkst du dich mitten in der Nacht? Ich versteh das nicht", warf ich ihr vor und beobachtete, wie ihr Grinsen immer mehr verschwand. So langsam schien sie zu kapieren, dass die Aktion scheiße war.

"Ich..", begann sie überfordert und sah sich im Raum um, als wäre sie gerade aus einer Trance erwacht. Ich konnte die Zahnräder quasi durch ihren Schädel rattern sehen.

"Es tut mir leid", brachte sie schließlich erschrocken hervor. Verzweifelt fuhr ich mir mit der Hand übers Gesicht.

"Ich will doch gar nicht hören, dass es dir leidtut, ich will nur wissen, was die Scheiße soll.
Wie kommst du dazu, dich mit den Jungs zu betrinken? Du hättest doch gleich wissen sollen, dass das eine blöde Idee ist. Sie sind Idioten und definitiv trinkfester als du", meckerte ich weiter und fühlte mich einen Moment wie ein Babysitter, der eine Moralpredigt hielt.

"Ich hatte einen Albtraum", gab sie schließlich leise zu und senkte den Blick auf den Boden.
Meine Wut verschwand mit einem Mal und verkroch sich in die hinterste Ecke meines Körpers.
Ja, ich war noch sauer, doch sie Sorge um mein Baby trat weit in den Vordergrund.

"Was ist passiert?", wollte ich wissen. Sie schüttelte nur den Kopf und biss sich auf die Lippe.
Wenn sie nicht darüber sprechen wollte, konnte es nur zwei Gründe geben. Entweder wollte sie mich nicht verletzen oder sie schämte sich.

"Angel, sieh mich an verdammt. Spiel heute nicht mehr mit mir! Was hast du geträumt?", forderte ich erneut, nun strenger, trotzdem ruhig.

"Mein Vater, er.. er hat gesagt, dass ich es nicht verdiene hier bei euch zu sein. Er sagt, ich verdiene deine Liebe nicht. Weil.. na weil man mich nicht lieben kann.
Er sagte am Ende .. am Ende wirst es du sein, oder ich. Aber ich.. ich lass nicht zu, dass du es bist. Ich lasse nicht zu, dass er dir weh tut", sprach sie schließlich unsicher.
Bei ihren Worten stellten sich mir die Haare auf.

"Ich kann auf mich aufpassen, Angel. Außerdem gibt es da kein oder, verstehst du?
Am Ende sind es wir, am Ende sind es du und ich. Es war nur ein Traum, natürlich verdienst du meine Liebe, du verdienst alles denkbar Gute auf dieser Welt.
Aber das bedeutet nicht.. ich meine, deine Sorgen in Alkohol zu ertränken hilft dir dabei nicht. Ich verurteile dich nicht, ich hab das Selbe getan. Aber genau deshalb will ich dich vor den Fehlern bewahren, die ich gemacht habe. Verstehst du das?", redete ich auf sie ein und sie nickte traurig.
Ich wollte sie nicht traurig sehen, ganz bestimmt nicht, doch es musste ausgesprochen werden.

"Es tut mir leid, es kommt nicht wieder vor. Wirklich, es tut mir so leid, Shawn. Ich mach das nie wieder aber bitte lass mich nicht allein", bat sie panisch und ich schloss einen Moment die Augen, um die Schmerzen zu ertragen, die ihre Worte in meiner Brust hervorriefen. Ich zog sie an meinen Körper und umarmte sie fest.

"Werde ich nicht, ich bin nicht sauer. Es ist Alles gut", beruhigte ich sie und sog ihren Geruch ein.
Wir hatten uns nur ein paar Stunden nicht gesehen und schon fühlte ich mich, als wäre ich auf einer Art Entzug gewesen.

"Danke", hauchte sie leise.

"Aber wenn ich nochmal sehe, wie du auf irgendeinem anderen Kerl sitzt, dann schwöre ich dir Nova, die Hölle bricht aus", knurrte ich schließlich, als dieses beschissene Bild wieder vor meinem inneren Auge auftauchte.

Ich schob sie ein Stück von mir weg, um ihr in die Augen sehen zu können, bevor ich eine ihrer Haarsträhnen zwischen die Finger nahm.

"Jeder Millimeter, vom Haaransatz bis zu den Zehen, das Alles ist nur meins, okay? Du bist mein Mädchen, du bist Alles was ich habe und will.
Also tu mir das nie wieder an, ja? Ich kann dich nicht mit einem Anderen sehen. Du kannst nicht mein Herz rausreißen und darauf rumtrampeln, verstanden? Du bist zu wertvoll, um dich zu teilen. Versprichst du es mir?", gab ich weiter knurrend von mir.

"Ich verspreche es", antwortete sie und starrte mich mit leicht geöffnetem Mund an. Eine andere Antwort hätte ich nichtmal akeptiert, trotzdem war es schön, dass sie mir nicht mehr wiedersprach.

Diese ganze Eigentumssache.. Nova war nie ein Gegenstand für mich, ich wollte sie nicht besitzen. Ich wollte nur sicherstellen, dass mir nie wieder Jemand nehmen könnte, was zum Kostbarsten in meinem Leben geworden ist.

"Ich liebe dich", flüsterte sie und stellte sich erneut auf die Zehenspitzen.
Dieses Mal kam ich ihr entgegen und küsste sie sanft, löste mich jedoch direkt wieder.

Jedes Mal wenn ich sie auch nur berührte, fuhren krasse Stromschläge durch meinen Körper und ich würde ihr am liebsten sämtliche Kleider vom Leib reißen und sie durch die komplette Bude ficken.
Doch dazu war sie viel zu wertvoll. Eines Tages würde ich mit ihr Liebe machen. Denn das ist, was sie verdient. Liebe.

"Ich liebe dich", antwortete ich also und schob die schmutzigen Gedanken beiseite. Zumindest für den Moment.

"Es tut mir so leid", hauchte sie und vergrub ihr Gesicht in meiner Halsbeuge. Sanft schob ich sie zum Bett und brachte sie so dazu, sich wieder hinzulegen. Ich küsste ihre Stirn und streichelte ihr über die Wange.

"Ich bin nochmal kurz duschen, versuch zu schlafen", bat ich und sie nickte beschämt.

Im Gegensatz zu dem, wie sich Andere verhielten, wenn sie zum ersten Mal betrunken waren, hatte sie sich eigentlich süß verhalten, wenn ich nicht an die Sache mit Connor dachte.
Trotzdem würde ich ein Auge darauf behalten, denn das Letzte was ich zulassen würde, ist dass sie ihre Gedanken auf die selbe Weise betäubte, wie ich.

#Nova's Sicht

Seit dem Alkoholvorfall waren einige Tage vergangen, ich befand mich mitten in der Prüfungsphase für dieses Schuljahr und hatte den Kopf gestrichen voll mit allen möglichen Informationen zu sämtlichen Schulfächern. Es fühlte sich beinahe so an, als würde er bald platzen.

Shawn hatte uns noch eine saftige Ansprache gehalten, als ich wieder nüchtern war. Wir standen im Wohnzimmer und er ist dauernd auf und abgelaufen, wie ein Vater, der seinen 4 Kindern eine Standpauke hielt.
So kleinlaut hatte ich Cameron noch nie gesehen, er hatte sich sogar bei mir entschuldigt. Dabei war ich ausnahmsweise nicht mal sauer auf ihn.

Natürlich war das Alles eine ganz blöde Idee und ich hätte nie auf seinen Versuch, mich zum Trinken zu bringen, anspringen dürfen. Doch für einen kurzen Moment fühlte ich mich an diesem Abend mit Cam verbunden, als könnte er den Schmerz in meinen Augen erkennen und ich seinen.

"Novaaaa!", bläkte Jack plötzlich durchs Haus und ich schreckte von meinem Schreibtisch hoch.

Vielleicht sollte ich so langsam mal eine Pause machen, das war schon das dritte Mal, dass ich mit dem Kopf auf der Tischplatte lag und vor mich hin träumte.

"Ja?", entgegnete ich, bekam jedoch keine Antwort. Leise fluchend stand ich auf, verließ mein Zimmer und hüpfte die Treppen runter.

"Novaaaa!", brüllte Jack mir nun mitten ins Gesicht, weshalb ich zurück schreckte. Als er mich sah, verstummte er endlich.

"Ah da bist du ja", gab er nervös von sich. Er ging einfach in die Küche, ohne mich weiter zu beachten, weshalb ich ihm folgte.

"Du hast doch gesagt, du kannst Computer hacken, richtig?", wollte er wissen und ich kniff die Augenbrauen zusammen. Was hatte er jetzt wieder vor?

In der Küche angekommen, traf mich eine absurde Szene. Connor und Cameron saßen vor einem Laptop, Jack sah den Beiden nun über die Schulter und Shawn blickte nervös aus dem Fenster.
Seine ganze Haltung wirkte unglaublich angespannt und eine tiefe Sorgenfalte bildete sich auf seiner Stirn.

Unsicher sah ich mich im Raum um, bis Jack vor meinem Gesicht schnippte. Obwohl er mich damit aus meinen Gedanken gerissen hat, fuhr mein Blick nochmal zu Shawn, der mich nicht einmal wahrzunehmen schien.

Was war hier los?

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Was denkt ihr, ist da los? Irgendwelche Vermutungen?

Und es gibt heute einen kleinen Shoutout. Cam-ThangThang-Vi hat eine neue Story angefangen, schaut da unbedingt vorbei, ich glaube das wird sehr cool ❤️

Habt einen schönen Sonntag und denkt daran, dass ich euch liebe ❤️

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