~Kapitel 88~
Shawn holte mich am Donnerstag nach der Schule ab und wir gingen zusammen zu Mittag essen, bevor wir nach Hause fuhren.
Ich verbarrikatierte mich in meinem Zimmer, obwohl Shawn mit angeboten hatte, bei ihm zu lernen, doch ich wusste wie das enden würde. Andauernd kämen Kommentare und ich würde mich ablenken lassen, also beschloss ich alleine zu bleiben.
Ich arbeitete ganze 3 Stunden an meinen Hausaufgaben und Zusammenfassungen, mit welchen ich am Besten lernen konnte, bis Shawn mein Zimmer betrat und mir über die Schulter sah.
"Was ist das?", wollte er wissen, bevor er einen sanften Kuss auf meinen Nacken drückte.
"Der Blutkreislauf", antwortete ich schlicht und legte meinen Finger auf den Satz im Biologiebuch, den ich zuletzt gelesen hatte.
"Für mich sieht das aus, wie ein Lebkuchenmännchen", lachte er an meinen Nacken, was mir eine Gänsehaut verabreichte.
Die Härchen in meinem Nacken stellten sich auf und mein Bauch begann zu kribbeln.
Unsicher sah ich auf meine Notizen und lachte leise, als ich verstand, was er meinte.
Natürlich hatte ich auf meiner Zusammenfassung nur einen groben Umriss des menschlichen Körpers gezeichnet mit den dazugehörigen Blutbahnen, anstatt mich mit einem Kunstwerk aufzuhalten.
"Ich muss lernen, du lenkst mich ab", gab ich kichernd von mir.
"Du hast schon so lang gelernt und weißt doch sowieso Alles. Wovor hast du Angst? Du bist so gut in der Schule, du könntest Niemals durchfallen, Angel", redete er auf mich ein und verunsicherte mich damit beinahe noch mehr.
"Es geht aber nicht darum zu bestehen, sondern perfekt zu bestehen, ohne Fehler", erklärte ich und nahm den Finger vom Buch, da ich sowieso von vorne beginnen musste, um den Satz zu verstehen.
"Wieso? Niemand erwartet sowas von dir. Fehler zu machen ist doch normal", merkte Shawn an und ich schüttelte hysterisch den Kopf.
"An den guten Colleges wird man doch nur genommen, wenn man perfekt ist. Die geben sich nicht mit bestanden zufrieden. Ich muss doch was Besonderes sein", widersprach ich aufgebracht.
"Das Thema wieder"
"Huh?"
"Denkst du wirklich, deine Noten sind so wichtig? Ich meine was hast du dir denn für Colleges ausgesucht? Harvard? Die Brown? Yale?", harkte er nach.
"Ich habe Yale vergessen. Natürlich, ich muss mich in Yale bewerben", sprach ich überfordert vor mich hin.
"Baby, jetzt atme mal durch. Du hast noch eine Menge Zeit bis dahin, außerdem bin ich mir sicher, dass die sich weniger für deine Noten interessieren, als du denkst. Ich dachte immer, bei College Bewerbungen geht es um Persönlichkeit und so ein Scheiß?", sprach er weiter und ich atmete tief aus.
"Hab ich aber nicht, also brauch ich die Noten", gab ich resigniert und leise von mir, bevor ich mich abwendete und wieder auf die Notizen starrte. Einen Moment blieb es ruhig, bevor Shawn den Drehstuhl herum wirbelte und mich wütend ansah.
"Wie bitte?", wollte er wissen und ich sah überfordert zu ihm auf.
"Sag das nochmal!", forderte er und ich sah ihn lediglich fragend an.
"Was?"
"Du hast also keine Persönlichkeit? Denkst du wirklich, deine Noten definieren dich?", wollte er wissen und ich zog den Kopf ein.
"Es ist nichts besonders an mir, Shawn. Die Noten und mein Wissen sind Alles was ich habe. Sonst kann ich nichts vorweisen, ich hatte nie Zeit um mich ehrenamtlich zu engagieren oder irgendwelchen Schulclubs beizutreten.
Außerdem habe ich keine besonderen Talente oder sonst was wofür sie sich interessieren könnten. Die Noten und Leistungen sind Alles was ich habe, Alles was mich ausmacht", gab ich schulterzuckend von mir.
Es depremierte mich selbst, dass ich so langweilig war, doch ich hatte mich damit abgefunden.
"Das ist der größte Bullshit, den ich je gehört habe. Du bist soviel mehr als deine Noten und keine Zeit für Schulclubs? Dann sei ehrlich mit ihnen, erzähl was du durchgemacht hast und wie du dich durch all das durchgeboxt hast.
Gute Noten zu haben hebt dich nicht von der Masse ab, gute Noten zu haben trotz der Scheiße die du erlebt hast, das hebt dich ab. Und behaupte nie wieder du wärst nicht besonders Angel, sonst wird das echte Konsequenzen haben.
Du bist das Besonderste, das mir je unter die Augen gekommen ist, hast du mich verstanden?", knurrte er und ich nickte überfordert.
"Trotzdem kann ich nicht ehrlich sein. Sie würden niemals eine ehemalige Stripperin annehmen. Und meinen Vater kann ich auch nicht verraten, er würde einen Weg finden, mich umzubringen", antwortete ich schlicht.
"Nicht, wenn ich ihn zuerst umbringe", trällerte Shawn und ich verdrehte die Augen.
"Du spinnst"
"Mach jetzt die Bücher zu und zieh dich um, wir haben noch ne Trainingseinheit vor uns", gab Shawn von sich, bevor er zur Tür lief.
"Jetzt schon?"
"Schau mal auf die Uhr, ich hab später nen wichtigen Fight, also los", sagte er, bevor er aus dem Raum verschwand.
Ich gab einen gequälten Laut von mir und lies meinen Kopf kurz auf meine Unterlagen fallen, bevor ich meine Schulsache zusammen räumte, mir ein Trainingsoutfit anzog und in den Keller ging, um Shawn nicht warten zu lassen.
Denn auch wenn er nun zu 90% des Tages nett zu mir war, war er noch immer ein absolutes Arschloch, was das Training betraf.
Wir trainierten schließlich mehr als 90 Minuten, jedoch musste ich zugeben, dass wir andauernd aneinander klebten und zu sehr damit beschäftigt waren uns zu küssen, anstatt uns auf die Schlagabfolgen zu konzentrieren. Trotzdem fühlte ich mich danach wie Kaugummi und könnte mir im Leben nicht vorstellen, nach so einer Sporteinheit noch zu einem Fight zu gehen.
Ich ging also duschen und legte mich danach in Shawn's Bett, um in einem Buch zu lesen, während auch er kurz duschen ging, was ziemlich überflüssig war, weil er kurz darauf erneut schwitzen würde.
Danach kam er mit einem Handtuch um die Hüften gewickelt nach oben und mir stieg sofort die Röte in die Wangen beim Anblick seines perfekten Körpers.
Trotzdem schielte ich immer wieder über den Rand meines Buches, um ihn zu beobachten.
Noch immer fielen Regentropfen von seinen Haaren auf seinen Rücken und flossen zwischen seinen Schulterblättern hinunter. Er sah so unglaublich heiß aus, als wäre er einem Modelkatalog entsprungen.
"Du bist eine kleine Spannerin, weißt du das Angel?", fragte er plötzlich mit dem Rücken zu mir gewandt.
"Woher weißt du, dass ich dich ansehe?", wollte ich wissen.
"Ich wollte dich nur aufziehen, aber du hast es gerade selbt zugegeben. Ich weiß ja dass ich unwiderstehlich bin, aber..", er hörte auf zu reden, als ihn eines seiner Kissen an der Schulter traf.
"Du bist ein selbstverliebter Idiot, Shawn Mendes", gab ich lachend von mir und beobachtete seine angespannten Muskeln, als er das Kissen vom Boden aufhob, mit dem ich ihn gerade noch abgeworfen hatte.
Er kam auf das Bett zu, warf das Kissen hin und kniete sich auf die Matraze, lehnte sich über mich und küsste mich sanft.
"Ich weiß aber du liebst mich trotzdem", flüsterte er, bevor er sich endlich etwas anzog und mir damit das Leben leichter machte.
Er verschwand ca. eine Stunde später zu seinem Kampf und lies mich mit den Jungs allein, die heute nichts mehr vorhatten.
Zuerst überlegte ich, den Abend unten zu verbringen, beschloss dann jedoch nochmal zu lernen und früh schlafen zu gehen, um für Morgen wieder fit zu sein.
+++
Was haltet ihr vom Kapitel?
Hey Leute, meine Mum ist schon wieder im Krankenhaus und heute war einfach ein scheiß Tag. Tut mir einen Gefallen und sagt euren Eltern, dass ihr froh seid sie zu haben, ja? Gute Nacht ihr Lieben ❤️
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