~Kapitel 82~

„Können wir das heute bitte einfach vergessen? Es tut mir leid, wie ich mich verhalten habe, das hat mich nur Alles so zurückgeworfen", erklärte er und ich nickte sofort. Nichts Anderes wollte ich, als das zu vergessen, was sich zwischen uns abgespielt hatte.

„Natürlich, ich verstehe das jetzt. Es ist Alles gut zwischen uns", antwortete ich leicht lächelnd und er versuchte es vergeblich zu erwidern.

„Dann lass uns schlafen gehen, es ist mitten in der Nacht", sagte er und stand auf, zog mich an seiner Hand mit auf die Beine.

„Aber was ist mit deinem Gesicht passiert?", wollte ich noch wissen, doch er schüttelte nur den Kopf.

„Connor?", harkte ich nach und legte den Kopf schräg.

„Möglicherweise war ich wütend und hab ne dumme Prügelei angezettelt", erzählte er beschämt und wich meinem Blick aus, weshalb ich ihn am liebsten auch noch schlagen wollte, doch so wie er aussah, hatte er wohl genug abbekommen.

„Tu das nicht wieder, ich hab mir Sorgen gemacht", bat ich und er zog mich ohne Vorwarnung in eine erneute Umarmung, die mich zum Lächeln brachte.

„Mach ich nicht, versprochen", antwortete er und ich versuchte ihm Glauben zu schenken.

„Zum Glück hast du Shawn angerufen, wer weiß, was sonst noch Alles passiert wäre", murmelte ich und musterte sein Gesicht erneut.

„Sieh mich nicht so an, du solltest die Anderen mal sehen", verteidigte er sich und ich begann grinsend zu nicken.

„Ganz klar", antwortete ich ironisch, was ihm zumindest ein leichtes Lächeln ins Gesicht zauberte.

Danach gingen wir zusammen nach oben und ich wartete, bis er in seinem Zimmer verschwunden war, bis ich die Treppen hinauf zu Shawn ging, immerhin wusste ich nicht, ob es wirklich okay für Shawn wäre, wenn die Jungs sehen würden, dass ich bei ihm schlafe. Sie würden vermutlich sonst was denken.

„Da bist du ja endlich", murmelte Shawn, der ungeduldig auf dem Bett saß und die Hände ausstreckte. Ich wollte danach greifen, sah jedoch, dass seine Knöchel lila-rot angelaufen und blutig waren.

Nachdem ich kurz gezögert hatte, ergriff ich seine verletzten Hände und ging vor ihm in die Hocke, um mir seine Knöchel anzusehen.

„Fuck", murmelte Shawn und ich sah verwirrt auf, um ihm in die Augen zu sehen. Verwirrt kniff ich die Augenbrauen zusammen.

„Was?", wollte ich wissen und schüttelte leicht den Kopf. Er zog seine Hände aus meinem Griff und legte sie an meinen Kopf. Mit den Daumen strich er vorsichtig über meine Wangen und musterte mein Gesicht.

„Steh bloß vom Boden auf", forderte er und wich augenblicklich meinem Blick aus. Dieser Typ war ein einziges Rätsel.

„Wieso?", harkte ich nach.

„Bitte tu einfach was ich sage, du machst es mir nicht leichter, wenn du vor mir auf dem Boden kniest", forderte er und sah noch immer in die andere Richtung.

„Kannst du mir sagen, wovon du sprichst?", ich war nicht nur verwirrt, ich verstand tatsächlich gar nichts mehr. Was war sein Problem?

„Fuck", wiederholte er nur, bevor er nach meiner Hüfte griff, mich vom Boden aufhob und auf das Bett neben sich setzte. Er schloss kurz die Augen und atmete tief durch.

„Shawn, was-..", begann ich, wurde jedoch von ihm unterbrochen.

„Sshh", bat er und ich hielt einfach die Klappe, wusste immerhin noch immer nicht, was hier überhaupt abging.
Tonlos krabbelte ich rückwärts, bis ich beim Kissen ankam und strampelte meine Beine unter die Decke. Danach drehte ich mich zur Seite und schloss die Augen. Offensichtlich war er nicht daran interessiert mit mir zu sprechen.

„Was wird das jetzt?", ertönte seine Stimme kurz darauf und ich drehte den Kopf genervt über meine Schulter, um ihn anzusehen.

„Sag du es mir", fauchte ich und ließ mich wieder auf das Kissen fallen.

„Du bist viel zu heiß, wenn du einen Aufstand machst", antwortete er und ich hörte sein blödes Grinsen, ohne ihn ansehen zu müssen.

„Und du bist komisch", grummelte ich, hörte kurz darauf sein leises lachen.

„Ist das was Neues?", wollte er wissen und ich konnte mir ein Grinsen nicht mehr verkneifen, was er zum Glück nicht sehen konnte.

„Stimmt, fast vergessen, wie seltsam du sein kannst", merkte ich an und wartete auf eine erneute Antwort, doch sie kam nicht.
Stattdessen griff Shawn nach meiner Hüfte und drehte mich auf den Rücken, war keine Sekunde später über mir und packte meine Handgelenke, um sie neben meinem Kopf auf der Matratze fest zu pinnen. Vor Schreck hatte ich den Atem angehalten, atmete nun jedoch laut aus.

„Du bist ganz schön frech, Angel", grinste Shawn und ich verdrehte die Augen.

Shawn ließ meine linke Hand los und griff sanft nach meinem Kinn, bevor er seine Lippen auf meine senkte und mich küsste.
Währenddessen lockerte er auf den Griff um mein anderes Handgelenk und verschränkte stattdessen unsere Finger miteinander.
Ich lächelte in den Kuss, woraufhin Shawn sich von mir löste und mich ebenfalls lächelnd beobachtete.

„Wenn Jemand komisch ist, dann wohl du", provozierte er weiter und ich sah ihn vorwurfsvoll an.

„Achja?", entgegnete ich und er nickte hektisch.

„Wieso?"

„Naja, du bist wohl der einzige Mensch, der nicht versteht, dass man sich nicht so vor einen Mann knien sollte, wenn man nicht die Absicht hat, ihm einen Blowjob zu geben", sagte er trocken und ich riss erschrocken die Augen auf und lief vermutlich rot an.

„W-Was?", stotterte ich verwirrt.

„Oh Angel", murmelte Shawn und legte sich neben mich, zog mich jedoch an seinen Körper und legte den Kopf auf meiner Schulter ab.
Das hatte er gerade nicht wirklich gesagt, oder? Er dachte doch wohl nicht, ich würde.. oder etwa doch?

„W-Willst.. ähm..Willst du das denn?", fragte ich in die Stille, die sich über uns gelegt hatte.
Nur die kleine Lampe neben Shawn's Bett spendete noch ein bisschen Licht, sonst war es dunkel in seinem Zimmer.

„Dass du ihn mit deinen wunderschönen Lippen umschließt?", hauchte er mir plötzlich rau ins Ohr und eine Gänsehaut breitete sich auf meinem gesamten Körper aus.
Es fühlte sich an, als würde ich unter Strom stehen.

Es faszinierte mich, wie locker er über all diese Dinge sprechen konnte, gleichzeitig machte es mir Angst. Nein, Angst war nicht das richtige Wort dafür, es verunsicherte mich nur.
Wie sollte ich seinen Ansprüchen je gerecht werden können?
Wer oder was bin ich schon, einen Mann wie Shawn glücklich zu machen? Fuck.

„Ja, genau", antwortete ich schließlich und nahm mir fest vor, es zu tun, sollte er das wollen. Ich wusste zwar nicht wie aber irgendwie würde das schon gehen.

„Nein", antwortete er nun und ich sah ihn überrascht an.
„Also doch ja, auf jeden Fall, nichts lieber als das. Aber sicher nicht jetzt und nicht so. Hör endlich auf dir so viele Gedanken darüber zu machen. Alles kommt, wie es kommt", sprach er schnell hinterher, nachdem er mich durch seine Ablehnung erschreckt hatte.

„Solange ich irgendwann komme", lachte er leise an meinem Nacken und ich verdrehte grinsend die Augen.
Er küsste sanft meinen Hals, weshalb ich die Augen schloss und ein wohliges Seufzen ausstieß.

„Unglaublich, dass ich gerade nein zu nem Blowjob gesagt habe, was machst du mit mir?", lachte er erneut und nun musste auch ich lachen.

Er wirkte so erleichtert und glücklich zur Zeit und das machte auch mich glücklich. Nie hatte ich anfangs gedacht, dass ich diesen Typen Jemals ehrlich lachen sehen würde.
Und zu sehen, dass ich scheinbar der Grund dafür war, war unbeschreiblich.

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