Um ehrlich zu sein hasste ich Shawn in diesem Moment ein klein wenig, denn er wusste, wie groß die Sorgen waren, die ich mir machte. Was war also so schwer daran, mir eine klitzekleine Auskunft darüber zu geben, was vor sich ging?
Natürlich müsste irgendwas Schlimmes passiert sein, sonst hätte er gesagt, dass Alles gut sei. Hat er aber nicht. Doch selbst mir zu sagen, dass es ein Problem gab war besser, als mich einfach ohne ein Wort hier zurück zu lassen.

„Bleib einfach hier", hatte er gesagt. Wie stellte er sich das vor? Dass ich mich entspannt zurück lehnte und weiter schlief? Definitiv nicht. Wie sollte das funktionieren?

Also stand ich auf und begab mich in die Küche, setzte mir einen Tee auf und hüpfte dann auf die Arbeitsfläche, um mich darauf zu setzen. Danach begann das Warten und mir ist selten etwas so schwer gefallen, wie diese beschissene Warterei. Und trotzdem war es, so bescheuert die Umstände auch sein möchten schön, Jemanden zu haben, um den ich mich sorgen kann, der sich ebenso um mich sorgen würde, wäre die Situation andersrum.

Als ich endlich hörte, wie sich die Haustür öffnete, stellte ich die Teetasse weg, sprang von der Ablage und rannte in den Flur, um Shawn zu erkennen, der sich die Jacke auszog und einen angespannten Gesichtsausdruck hatte. Unsicher sah ich an ihm vorbei und spürte, wie mir ein riesiger Stein vom Herzen fiel, als ich Connor entdeckte.

Shawn sah einen Moment zwischen meinem besten Freund und mir hin und her, bevor er Connor an der Schulter an sich vorbei und in meine Richtung schob. Einen Moment blieb ich erschrocken stehen, als ich realisierte, wie zugerichtet sein Gesicht war.
Egal was zwischen uns gewesen ist, ich konnte mich nicht mehr zurückhalten und ging schnellen Schrittes auf ihn zu, um ihn in meine Arme zu schließen. Und glücklicherweise schob er mich nicht wieder von sich, sondern legte ebenfalls die Arme um mich. Ich lehnte mich ein Stück zurück und nahm sein Gesicht vorsichtig zwischen meine Hände, um mir seine Verletzungen anzusehen.

„Was ist passiert? Ich hab mir Sorgen gemacht! Was stellst du nur an?", begann ich sofort aufgebracht und musterte jeden Millimeter seines Gesichts.

„Nicht so wild", murmelte er beschämt und wich meinem Blick aus.

„Kannst du mir bitte sagen, was das Alles sollte? Und was passiert ist?", forderte ich, denn auch wenn ich froh war, ihn zu sehen und wieder zu haben, war die andere Seite in mir wütend, dass es überhaupt so weit kommen konnte.

„Äh.. ich geh mal", merkte Shawn an, dem die Situation wahrscheinlich schon wieder zu emotional war. Wer sollte es ihm übel nehmen, schließlich war er in letzter Zeit schon viel zu oft mit Emotionen konfrontiert worden. Irgendwann wurde es einem schlecht gelaunten großen Jungen wie ihm auch zu viel.

Bei dem Gedanken daran, welche Seite ich an ihm kennenlernen durfte musste ich beinahe grinsen, doch das wäre unpassend.

„Los, wir kümmern uns darum", sagte ich, nahm Connor bei der Hand und zog ihn mit mir in die Küche, in der ich ihm Etwas zu kühlen aus dem Gefrierfach nahm und ihm reichte. Er kühlte sich sofort das Auge, das bereits leicht zugeschwollen war und lila unterlief.

„Es tut mir leid, wie ich mich verhalten habe", begann Connor und ich verkniff mir ihn darauf hinzuweisen, dass dies auch nötig war. Immerhin verstand ich sein Problem noch immer nicht.

„Sag mir doch einfach, was dein Problem ist", bat ich und trat einen Schritt auf ihn zu, weshalb er einen zurück ging, um den selben Abstand zwischen uns zu wahren, was auch immer der Sinn dahinter mal wieder war.

„Es stimmt, das Tattoo war ein Problem für mich", gab er genervt zu und ich schüttelte verwirrt den Kopf.

„Wieso?"

„Weil ich nicht will, dass du immer daran erinnert wirst, wenn ihr nicht mehr zusammen seid", erzählte Connor schulterzuckend und ich zog die Augenbrauen zusammen.

„Wir sind doch aber gar nicht zusammen. Außerdem glaube ich nicht, dass uns Etwas trennen könnte", gab ich von mir, ohne weiter darüber nachzudenken.

Kurz wunderte ich mich darüber, ohne große Überlegungen sagen zu können, dass mich nichts von Shawn trennen könnte. Doch je länger ich darüber nachdachte, desto sicherer war ich mir bei dieser Aussage.

„Der Tod?", harkte Connor kühl nach und ich schreckte beinahe zurück. Woher kam das denn jetzt?

„Wie bitte?"

„Es ist doch so, selbst wenn ihr euch nicht von selbst trennen würdet, weiß man doch nie was passieren kann, oder? Was ist, wenn einem von euch Beiden etwas passiert? Willst du wirklich durch sowas für immer an diese Schmerzen erinnert werden?", entgegnete er nun beinahe aggressiv und meine Verwirrung wuchs immer mehr.

„Connor bitte, ich versteh kein Wort", gab ich müde und etwas erschöpft von mir. Der ganze Tag war ein einziges Auf und Ab zwischen uns. Heute Morgen noch hatte ich ihm gedankt, mich dazu gebracht zu haben, Shawn eine Chance zu geben und nun hatte es so geendet.

„Ich hab mir ein Tattoo mit meiner Schwester stechen lassen, kurz darauf hatte sie einen tödlichen Unfall. Seitdem zeigt mir dieses scheiß Tattoo nur, dass ich tot sein sollte, statt ihr", erzählte er und mir entwichen sämtliche Gesichtszüge.

„Was?", hauchte ich überfordert.

„Können wir uns irgendwo hinsetzen?", fragte er. Ich nickte überfordert und folgte ihm in den Garten, wo wir uns auf die Treppen der Terrasse setzten.

„Okay also, was ist passiert?", fragte ich nachdem wir uns eine Weile nur angeschwiegen hatte. Connor rieb nervös die Handflächen aneinander und sah sich im Garten um, anstatt mir zu antworten, doch ich wollte ihn nicht drängen. Er sollte einfach anfangen zu erzählen, wenn er bereit dazu war.

„Wir waren damals zusammen mit Freunden unterwegs und eigentlich hatten wir ausgemacht, dass ich nach Hause fahre. Aber wie sooft damals, war es mir wichtiger mich zu betrinken, als mich an das zu halten, was wir abgemacht hatten. Also war sie schließlich gezwungen nach Hause zu fahren. Kurz vor unserem Zuhause hat uns Jemand die Vorfahrt genommen und es gab einen Unfall. Sie wurde eingeklemmt und starb vor Ort an inneren Blutungen. Neben mir.
Die Feuerwehr war schon da und dabei das Auto aufzubrechen aber zu spät, sie ist neben mir gestorben. Das ist mein Grund hier zu sein, weißt du? Ich konnte meinen Eltern nicht mehr in die Augen sehen und mit der Schuld nicht umgehen, also bin ich abgehauen.
Und Shawn hat mich gefunden", erzählte er monoton und trotzdem konnte ich spüren, wie schwer es ihm fiel darüber zu sprechen.

Und mit einem Mal tat mir unser blöder Streit so leid. Ich weiß, er hätte mich nicht so angehen müssen, wenn er doch wusste, dass ich es nicht nachvollziehen konnte. Doch mittlerweile verstand ich, wieso er so wütend war.
Er kannte mich, wusste wie empfindlich ich war, er wollte mich nur schützen. Und ich war so egoistisch und habe nur daran gedacht, es könnte an Shawn und mir liegen, dabei war sein Problem wesentlich tiefergreifender.

„Connor, es tut-..", begann ich, doch er unterbrach mich kopfschüttelnd.

„Bitte nicht", bat er und schloss die Augen. Ich biss mir auf die Lippe und spürte mein schmerzendes Herz. Das musste unglaublich schrecklich für ihn sein. Wortlos griff ich nach seiner Hand, verschränkte unsere Finger ineinander und versuchte ihm so irgendwie zu zeigen, dass er mein Mitgefühl hatte.

Eine ganze Weile saßen wir einfach nur so da und ich wusste nicht, was ich tun oder sagen sollte. Doch nichts zu tun kam mir am Vernünftigsten vor. Ich glaubte, er wollte gar nichts hören.
Ich konnte nur hoffen, dass es ihm zumindest ein klein wenig half, dass ich da war.

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Könnt ihr jetzt verstehen, dass Connor so sauer geworden ist oder findet ihr es noch immer unangebracht, wie er sich verhalten hat?

Also meine Prüfungen sind ja jetzt alle vorbei, hab sogar von einer schon das Ergebnis und das war sehr gut, musste aber die letzten Tage viel arbeiten. Das bedeutet ich stehe bei Sinners gerade bei Null. Ich gebe mir jetzt Mühe fleißig zu schreiben, gönne mir aber auch ein bisschen Urlaub, das versteht ihr ja sicher, wie ich euch kenne <3 Und ich hab mir jetzt endlich ein neues Ladekabel für mein Laptop bestellt, damit ich dann auch flexibler bin, wann und wo ich schreibe  und dann nicht bei 30 Grad vor meinem PC sitzen muss(: