~Kapitel 75~

Nervös tippte ich mit den Fingern auf meinem Oberschenkel herum, während ich aus dem Fenster des Autos sah und die vorbeirauschenden Bäume beobachtete.

"Alles okay?", wollte Shawn schmunzelnd wissen und ich nickte lediglich, während ich mir auf die Lippe bis.

Das tat ich viel zu oft, ich weiß. Doch auch wenn ich mir absolut sicher bin, dieses Symbol meiner Freiheit haben zu wollen, machte es mir doch ein bisschen Angst, dass da gleich mit einer Nadel in meinen Arm gestochen werden soll.

Andererseits hatte ich tatsächlich schon ganz andere Arten von Schmerz ertragen müssen, da würde mich das doch nicht so umhauen, oder?

"Wird das weh tun?", fragte ich trotzdem in der Hoffnung, Shawn würde mir sagen es wäre halb so wild.
Er lachte kurz auf und sah schnell zu mir, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte.

"Ich denke fast, du fragst den Falschen", gab er ironisch von sich und ich verdrehte die Augen.

"Wieso? Du hast so viele davon, du wirst mir wohl sagen können, ob es weh tut", entgegnete ich und rutschte aufgeregt auf dem Sitz hin und her.

"Du könntest mal auf mir so rum rutschen", merkte er an und schmunzelte wieder, diesmal jedoch ohne den Blick von der Straße abzuwenden. Empört musterte ich ihn.

Übel nehmen konnte ich es ihm trotzdem nicht. Immerhin hatte er mir vorhin ausführlich erklärt, dass er mich nicht stressen würde, was Intimes zwischen uns anging.
Da konnten mir die paar Sprüche nichts anhaben. Außerdem schmunzelte er dabei so süß.

"Es wird weh tun, was soll ich sonst sagen? Trevor hämmert dir Tinte mit einer Nadel unter die Haut. Eine Massage wird es nicht aber dein kleines Vögelchen wirst du schon durchhalten", beantwortete er schließlich meine Frage, als er merkte, dass ich auf seine Bemerkung nicht eingehen würde.

"Aber auf einer Schmerzskala?", harkte ich weiter nach und Shawn lehnte genervt den Kopf gegen seine Lehne.

"Schmerzskala? Willst du mich jetzt verarschen? Das ist halt eine andere Art von Schmerz, ich kann es dir nicht erklären aber glaub mir, das wird schon gehen. Nur keine Angst", antwortete er.

"Ich hab keine Angst", protestierte ich. Eigentlich hatte ich auch keine Angst, es war nur die Ungewissheit, die mich verunsicherte.
Aber schlimmer als mit einem Gürtel geschlagen zu werden, würde es schon nicht werden.

Und hoffentlich würde ich nicht wieder in einen Zustand verfallen, in dem ich Shawn meine Geheimnisse anvertraute, ohne es zu wollen.
Es hatte mich sehr überrascht, dass er bereits wusste, dass mein Chef gleichzeitig mein Vater war.
Ich war mir nicht wirklich sicher, wie ich darauf reagieren sollte, doch ruhig zu bleiben schien mir am Vernünftigsten.
Immerhin hatte Shawn in erster Linie an mich gedacht und seinen "Test" wie sehr ich ihm vertraute war nur ein zusätzlicher Vorteil. Hoffentlich.

Eigentlich konnte ich mir selbst dafür danken, ihm davon erzählt zu haben, sonst hätte er mich nicht daraus geholt. Und ich konnte es ihm nicht einmal übel nehmen.
Wieso sollte er auch ein wildfremdes Mädchen kaufen, wenn er dachte ich hätte mich selbst in diese verzwickte Lage gebracht?

"Wie viel hab ich gekostet?", schoss es plötzlich aus mir heraus und Shawn's Kopf drehte sich ruckartig in meine Richtung. Seine Miene war versteinert und musterte mich skeptisch.

"Wieso ist das wichtig?", entgegnete er.

"Ich will wissen, wie viel ich ihm wert war", antwortete ich ehrlich, denn es interessierte mich wirklich wie viel er für mich wollte.

"Das würde dich nur verletzen, Angel", meinte Shawn, doch damit wollte ich mich einfach nicht zufrieden geben.

"Sag es mir. Bitte, Shawn", versuchte ich es erneut, doch er schüttelte nur streng den Kopf.

"Ich hab ein Recht zu wissen, wie viel Geld ich wert bin!", patzte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Glaub mir, du willst es nicht wirklich wissen. Es würde dir weh tun und wir wissen Beide, dass du wesentlich mehr wert bist. Kein Geld der Welt reicht aus, um den selben Wert zu haben, wie du", brummte er und obwohl seine Worte zuckersüß waren, regten sie mich in diesem Moment auf.

"Shawn, ich will es wirklich wissen! Sag es mir, ich werde nicht verletzt sein, versprochen", sagte ich, obwohl ich sowas natürlich nicht wirklich versprechen könnte.
Ein paar hundert Dollar werden schon drin gewesen sein, oder?
Oder wollte er mich wirklich so sehr loswerden, dass er mich für beinahe Nichts hergegeben hatte? Wahrscheinlich wollte er mich deshalb zurück.
Wenn er mich wirklich für weniger Geld verkauft hatte, als er mit mir eingenommen hatte, war ich vielleicht wirklich enttäuscht.
Auch wenn ich meinen Wert definitiv nicht in Geld messen sollte.

"Na schön. Fünfhundert", knurrte Shawn und ich konnte von der Seite erkennen, wie sein Kiefer sich anspannte.

"Fünfhundert Dollar? Und das zahlst du einfach so für ein fremdes Mädchen? Wie viel verdienst du denn bei deinen Kämpfen?", gab ich verblüfft von mir, woraufhin er sein Gesicht mit zusammengezogenen Augenbrauen zu mir rüber sah.
Er musterte mich ungläubig und blinzelte ein paar Mal.

"Fünfhunderttausend Dollar, Angel", verbesserte er und die Luft wich aus meiner Lunge. Erschrocken atmete ich wieder ein und starrte den jungen Mann neben mir an.

"Fünfhunderttausend Dollar? Du hast eine halbe Millionen Dollar für mich gezahlt?!", stieß ich laut und erschrocken aus.

"Ich wusste, es würde dich verletzen", gab er augenverdrehend von sich und fuhr auf einen Parkplatz vor einem kleinen Laden, bevor er den Motor abstellte und über die Mittelkonsole nach meiner Hand griff.
Noch immer war ich unfähig Etwas zu sagen.

"Dein Wert lässt sich nicht mit Geld bestimmen, das musst du verstehen. Dein Vater ist ein Bastard, in jeglicher Hinsicht. Und Ahnung von Geschäften hat er auch nicht", versuchte er mich zu beruhigen, obwohl meine Erschrockenheit in die genau entgegengesetzte Richtung ging.

"Eine halbe Millionen", wisperte ich ungläubig.
Das kann nicht wahr sein. Das ist eine verdammt unreale Summe, niemals hatte Shawn einfach so aus dem Nichts dermaßen viel Geld für mich ausgegeben.

"Das kann nicht dein Ernst sein. Wie konntest du so viel Geld für mich ausgeben? Das bin ich nicht wert, Shawn. Das hättest du nicht tun dürfen.
Wie soll ich das je wieder gut machen, huh? Das kann ich dir nie wieder zurück zahlen. Nie komme ich an so viel Geld. Oh Gott", murmelte ich mehr zu mir, als zu ihm.
Doch aufgrund der ruhigen Umgebung konnte er meine Worte trotzdem verstehen.

"Du kannst verdammt viel Scheiße reden, weißt du das eigentlich? Erstens ist eine halbe Millionen überhaupt Nichts, wir reden hier schließlich nicht von einem Auto oder einem Haus, sondern von einem Menschen.
Zweitens ist das vielleicht viel Geld, aber kein so großer Einschnitt in meine Finanzen, wie du vielleicht denkst. Denn fünfhundert Dollar habe ich bei einem Fight schon verdient, wenn ich den Ring nur berühre.
Und du wirst mir keinen Cent davon zurückbezahlen, haben wir uns verstanden? Ich diskutiere nicht mit dir darüber, da kannst du sagen was du willst. Alles klar?", gab er halbwegs genervt, andererseits auch sanft von sich, was eine verblüffend attraktive Mischung war.

"Aber..-", begann ich, wurde jedoch von nach Pfefferminz schmeckenden Lippen aufgehalten.
Zum wiederholten Male heute, küsste er mich und ich verlor jegliches Zeitgefühl, bis wir uns wieder voneinander lösten.
Verträumt sah ich ihm in die Augen und hatte beinahe wieder vergessen, was ich sagen wollte.

"Sollen wir rein gehen? Ich meine es ernst, wir werden nie wieder über diese Sache diskutieren, ja? Streich das aus deinem Kopf und konzentriere dich auf das, was jetzt ist. Du bekommst jetzt dein kleines Mädchen-Tattoo und dann haken wir deine Vergangenheit ab und sehen in die Zukunft. Einverstanden?", fragte Shawn sanft und fuhr mir mit dem Daumen einige Male über die Unterlippe.

"Einverstanden", antwortete ich ruhig und lächelte ihn sanft an, was er erwiderte.
Trotzdem würde ich ewig in seiner Schuld stehen und auch wenn ich es ihm nicht sagen würde, musste ich das irgendwie wieder gut machen.

Danach stieg er aus und ich folgte ihm, spürte wie die Nervosität wieder anstieg. Er lief zu mir herüber und griff nach meiner Hand, um sie miteinander zu verschränken.
Diese kleine Geste löste so viel Freude in mir aus, dass ich mir ein Quietschen verkneifen musste, denn Shawn hätte es gehasst.

Wir gingen auf den kleinen Laden mit den Glasfronten zu und eine kleine Glocke über der Tür verriet, dass wir den Laden betreten hatten.

+++
Was denkt ihr über den Geldbetrag und darüber, dass Nova wissen wollte wie viel sie gekostet hat? Denkt ihr, das hat irgendwas verändert zwischen den Beiden? Und wie wird Nova das wieder gutmachen wollen?

Danke fürs Erinnern BackfischxLx ☺️

Uuuuund ist hier irgendjemand Melanie Martinez Fan oder hört zumindest ihre Musik? 🙈🙃

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