~Kapitel 74~
"Manchmal hatte ich Angst, vor allem am Anfang. Aber es war nicht wirklich deine Schuld. Natürlich hast du dich echt oft wie ein Idiot verhalten und hast gefährlich gewirkt, nur schätze ich, dass das Problem diese Ungewissheit war.
Ich meine.. mein Leben lang war ich es nur gewohnt für Alles bestraft zu werden, was ich getan hab.
Und natürlich wusste ich nicht, was du mit mir vorhast.
Du kannst es mir nicht übel nehmen, dass ich nur das Schlechte in Jedem gesehen habe", erzählte ich schließlich und er nickte verstehend.
"Ich hätte mich von Anfang an anders verhalten müssen. Ich war einfach ein Idiot. Du weißt doch hoffentlich, dass ich dich Niemals schlagen würde, oder?", harkte er nach und ich nickte eifrig.
"Ja, das weiß ich jetzt. Nur kannte ich es damals nicht anders und hatte bei jedem falschen Wort Angst, du würdest mich auch bestrafen. Es war die Gewohnheit.
Im Nachhinein weiß ich jetzt auch, dass ich in vielen Situationen übertrieben haben muss. Ich wusste nur einfach nicht, was los ist und ich hatte Angst, ja", antwortete ich ehrlich und biss mir unsicher auf die Lippe.
"Keine Sorge, ich bestrafe dich höchstens auf andere Art und Weise", gab er schmunzelt von sich und sah mir kurz prüfend in die Augen.
"Was meinst du damit?", wollte ich verwirrt wissen.
Seine Augen leuchteten kurz auf und er setzte zu einem Wort an, schüttelte jedoch dann den Kopf grinsend und ließ mich im Ungewissen.
"Lass mich ehrlich zu dir sein. Ich hab keine Ahnung von all dem. Ich hatte nie sowas wie eine Beziehung oder irgendwas, was in die Richtung ging.
Mädchen waren mir ziemlich egal, solange ich bekam, was ich wollte.
Das mit dir ist komplett neu für mich und ich weiß nicht, wie man sowas angeht, aber du bist mir wichtig.
Und ich würde gerne versuchen daran zu arbeiten. Was denkst du?", lenkte er vom Thema ab, doch das neue Thema gefiel mir sowieso besser.
Mein Herz schmolz bei seinen Worten und es war unglaublich süß, auch ihn mal unsicher und unerfahren zu erleben.
"Ich schätze das Wichtigste ist, dass wir zusammen rausfinden was das ist. Ich kenn es auch nicht. Aber ich mag es.
Solange wir ehrlich darüber reden kann doch nichts passieren, oder?", entgegnete ich und versuchte dabei rational zu denken.
So schwer konnte es doch nicht sein, rauszufinden, was das zwischen uns war.
"Ja, ich glaube du hast recht", stimmte er mir lächelnd zu, bevor wir uns erneut lange küssten.
Danach legten wir uns nach hinten ins Gras, hielten Händchen und beobachteten Wolken. Es fühlte sich so unglaublich leicht und einfach an.
Ich hatte das Gefühl endlich tief ein und ausatmen zu können.
Bisher kam mir Alles wie ein Marathon Lauf vor und ich hatte einfach keine Kraft mehr weiter zu laufen.
Doch heute war es, als wäre ich über die Ziellinie gelaufen und könnte mich endlich ausruhen, zu Kräften kommen und durchatmen.
Ich fühlte mich frei. Zum ersten Mal seit ich denken kann lag keine Last auf meinen Schultern.
Ich war so unglaublich frei und es fühlte sich so gut an, dass mir vereinzelt Tränen über die Wange liefen.
"Oh Gott, wehe die scheißen auf uns!", meckerte Shawn als ein Schwarm kleiner Schwalben über uns hinweg flog.
Ich lachte leise und beobachtete, wie die kleinen Vögel, mit den spitzen Flügeln flink umher flogen und sich dann immer weiter entfernten.
"Sie sind so schön", schwärmte ich und setzte mich auf, um die Vögel weiter dabei zu beobachten, wie sie in die Ferne flogen.
Ich wischte erneut eine Träne weg, weshalb Shawn sich ruckartig neben mir aufsetzte.
"Weinst du?", wollte er aufgebracht wissen und ich nickte beschämt.
"Wieso? Was ist los?", fragte er weiter und ich lächelte ihn ehrlich an.
"Ich weiß das klingt verrückt. Aber zum ersten Mal fühle ich mich wirklich frei. Ich kann atmen und muss keine Angst haben.
Es fühlt sich so unglaublich gut an. Ich bin so dankbar gerade, dass ich diesen Moment am liebsten für immer festhalten würde. Es ist so unglaublich.
Dieses Gefühl von Freiheit. Wow", murmelte ich vor mich hin und sah mir fasziniert jedes noch so kleine Detail dieses Ortes und des Moments an, um ja nichts zu vergessen.
"Also ich lass mir für sowas Tattoos stechen", gab er schulterzuckend zurück, bevor er mir eine Träne aus dem Gesicht strich und dann einen Kuss auf meine Wange drückte. Ich lächelte wieder.
"Okay, gut. Wieso eigentlich nicht?", gab ich überzeugt von mir und Shawn beäugte mich erneut verwirrt.
"Was?"
"Ein Tattoo. Du hast absolut recht. Ich lass mir ein Tattoo stechen", gab ich überzeugt von mir und wusste, er würde mich für verrückt erklären.
Doch wann war ich zuletzt verrückt? Wann hatte ich zuletzt etwas gewagt? Etwas naives getan?
Etwas durchgezogen, ohne ewig darüber nachzudenken? Nie.
Und genau dafür wurde es Zeit.
"Ein Tattoo?", harkte er nach und musterte mich, als wäre ich komplett übergeschnappt und vermutlich war ich das auch.
Doch würde ich mich jetzt nicht trauen, würde ich es vermutlich nie.
"Ja! Wieso denn nicht? Du hast vollkommen recht, was erinnert mich mehr an diesen Moment, als ein Andenken, das nie wieder weg geht?
Ich will dieses Gefühl nie wieder vergessen und damit hätte ich etwas, was mich daran erinnert!", versuchte ich ihn von meiner Idee zu überzeugen.
"Ja, also es geht wirklich nie wieder weg, das ist dir bewusst?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue.
"Shawn.. natürlich weiß ich das. Aber wenn ich dieses Andenken habe, dann werde ich nie wieder vergessen, dass es sich lohnt zu kämpfen.
Selbst wenn ich irgendwann wieder in diese Situation komme, weiß ich jetzt wie sich Freiheit anfühlt und dieses Tattoo wird mir Stärke geben", überredete ich ihn weiter, als wäre er meine Mutter.
"Naja.. ja.. aber.. Was willst du dir überhaupt stechen lassen?", entgegnete er und schien noch immer noch nicht sonderlich überzeugt zu sein von meiner Idee und das konnte ich auch verstehen.
Ich musste wie betrunken auf ihn wirken, wie ich ihn plötzlich von einem Tattoo überzeugen wollte, einfach so aus dem Nichts.
"Ähm.. na vielleicht.. Ah ich weiß! Eine kleine Schwalbe!", gab ich begeistert von mir und beobachtete, wie Shawn nun die Augenbrauen zusammen zog.
"Eine Schwalbe? Du willst dir einen Vogel tattoowieren lassen?", harkte er nach und so langsam sanken meine Mundwinkel, denn ich begann zu spüren, dass er meine Idee für bescheuert hielt.
Und auch wenn das nicht so wirkte, war ich ziemlich entschlossen das tun zu wollen. Ich hatte so viel durchgestanden, bis ich zu diesem Punkt kam, also wieso nicht eine kleine Schwalbe als Andenken?
Shawn atmete tief aus, bevor er sein Handy aus der Hosentasche kramte, darauf rumtippte und es sich schließlich ans Ohr hielt. Verwirrt musterte ich ihn.
"Was tust du?", wollte ich wissen, doch er legte sich den Zeigefinger auf den Mund, um mir zu deuten, die Klappe zu halten.
"Hey Trevor, was geht ab?", sprach er ins Handy und ich beobachtete Alles aufmerksam.
"Ja alles gut, danke. Sag mal, hast du schon was vor heute?.. Ich hätte da so ein kleines Tattoo, das gestochen werden soll...Jap.. eine Schwalbe.. ne, nicht für mich.. Das siehst du doch dann.. Sei nicht so neugierig, Alter! ... Ja okay, cool.. Dann bis gleich", sprach Shawn in kurzen Abständen und meine Augen weiteten sich aufgeregt, bis er auflegte.
"Also dann los", sagte er grinsend und stand vom Boden auf, um mir die Hand zu reichen.
Überfordert ließ ich mir beim Aufstehen helfen und begriff erst als ich im Auto saß, dass ich gleich ein Tattoo bekommen würde.
Verrückt.
Dieser Mann brachte die verrücktesten Seiten in mir zum Vorschein. Und ich liebe es.
+++
Glaubt ihr, Nova wird das wirklich durchziehen mit dem Schwalben Tattoo? 🤔
Und was denkt ihr, wie viele Kapitel Sinners noch haben wird? Kam schon lang kein Drama mehr, oder? 🤔
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