~Kapitel 66~
"Das war davor" gab er nun wieder ruhiger von sich.
"Vor was? Bevor du mich geküsst hast? Bevor du angefangen hast, dieses Spiel mit mir zu spielen?
Ich will nicht mehr spielen, okay? Ich bin so nicht. Ich will nicht dieses Mädchen sein", entgegnete ich und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass es mich verletzte, nur eine Beschäftigung für ihn zu sein.
"Vielleicht solltest du einfach nicht Alles glauben, was Connor von sich gibt", brummte er und drehte sich weg von mir, um auf die Musikanlage zuzugehen.
Er stellte die Musik wieder an, jedoch nicht so laut wie zuvor.
Verblüfft beobachtete ich ihn und versuchte aus seinen Worten schlau zu werden, doch sie ergaben einfach keinen Sinn für mich.
Was Connor gesagt hatte, war das was die ganze Zeit sowieso in meinem Kopf umher geisterte, also würde es wohl die Wahrheit sein, oder?
Hatte es Shawn wirklich so sehr gestört, dass ich in meinem eigenen Bett geschlafen hatte?
Irgendwie war das süß, andererseits ziemlich bescheuert.
"Also gut, 10 Minuten warm up und dann zeige ich dir, wie du Anderen in die Fresse trittst", sagte er laut und ich schreckte zusammen, sah wieder zu ihm rüber.
"Wie bitte?", harkte ich verwirrt nach.
"Dein Training? Ich denke du bist soweit ein paar Schlag-Kombis zu lernen", erklärte er und ein sanftes Lächeln breitete sich in meinem Gesicht aus.
Natürlich schwebte die Sache irgendwie über uns und geklärt war sie auch nicht, doch er würde mich weiter trainieren und vielleicht konnten wir ja irgendwann Freunde werden.
Nachdem ich mich durch das Warmup gequält hatte, stellte Shawn sich hinter mich und ich spürte mein Herz deutlich gegen meine Brust klopfen. Hoffentlich hörte er es nicht.
"Stell dich leicht seitlich hin und dein linker Fuß sollte schräg stehen, damit du die Balance behalten kannst", sagte er und griff plötzlich nach meiner Hüfte, um mich leicht zu verschieben, sodass ich nun schräg stand.
Trotzdem lies er meine Hüfte nicht los, weshalb die Stelle zu kribbeln begann wie verrückt.
"Jetzt versuch einfach mal, seitlich nach oben zu kicken. Du musst dein Bein durchgestreckt lassen und versuch die Kraft aus der Hüfte zu nehmen, nicht aus dem Bein selbst. Je mehr Schwung, desto schmerzhafter der Tritt", erklärte er, hielt mich jedoch weiterhin fest.
Ich folgte seiner Anweisung und kickte in die Luft, weshalb ich Shawn's sanftes Lachen an meinem Nacken spürte.
War das denn nun so schlecht?
"Okay, also erstens, wen willst du denn so weit oben treffen?" fragte er und ich verdrehte die Augen.
"Vielleicht will ich dir ja ins Gesicht treten", gab ich provokant von mir und spürte, wie er meine nackte Haut an der Hüfte fester packte, weshalb eine Art Stromschlag durch meinen Körper fuhr.
Was zur Hölle war das denn?
"Dann solltest du aber versuchen mich mit der Fußfläche zu treffen und nicht mit den Zehenspitzen, wie du es gerade getan hast. Ich meine was bist du? Eine Ballerina?", höhnte er und ich schnaubte hörbar.
"Also.. ja, tatsächlich bin ich das" antwortete ich und versuchte mich nicht auf seine Berührungen an meiner Haut zu konzentrieren, sonder die Fassung zu wahren.
"Ach echt? Deshalb kickst du so weit nach oben. Kommst du noch weiter hoch?", fragte er und man hörte ganz deutlich die Herausforderung in seiner Stimme, weshalb ich lediglich nickte.
"Zeig es mir", flüsterte er an meinem Nacken und ich konnte durch die große Spiegelwand uns gegenüber erkennen, dass er grinste.
Ich atmete tief durch und sammelte Alles, was ich damals im Ballettkurs gelernt hatte, bevor ich wieder mit dem Bein kickte.
Diesmal hielt ich es jedoch auf Höhe und spürte, wie Shawn sanft an meinem Bein entlang fuhr und es mit sanftem Druck immer weiter nach oben drückte, bis mein Bein direkt neben meinem Kopf war und ich ihn über den Spiegel siegessicher ansah.
Das Bild war kurios, wie Shawn, groß, tattoowiert und mit Muskeln bepackt, mich festhielt. In seinen Armen sah ich so zerbrechlich aus, fühlte mich jedoch unbesiegbar.
Ich ließ das Bein wieder sinken und spürte, wie er mich an der Hüfte zu sich drehte.
Er musterte mich immer wieder von oben bis unten, bevor er mich plötzlich an der Hüfte hochhob, als würde ich nichts wiegen.
Er drehte uns und drückte mich mit einem Ruck gegen die Wand, weshalb ich intuitiv die Beine um seine Hüfte schlung und ihn schwer atmend betrachtete.
"Du wirst wieder bei mir schlafen, bitte sag es!", knurrte er und sah mir mit loderndem Blick in die Augen. Mein Bauch zog sich zusammen und ein unbekanntes Gefühl breitete sich in mir aus.
Er legte seine Stirn gegen meine und schloss einen Moment die Augen, als müsste er sich wegen irgendwas zusammen reißen.
"Sag es", hauchte er, doch ich war komplett überfordert und konnte kein Wort rausbringen.
Ich spürte seinen Atem auf meiner Haut und ich wollte nichts mehr, als ihn zu küssen.
Doch das ging nicht, er spielte nur ein Spiel und es war okay, wenn er keine echten Gefühle aufbauen konnte, doch ich glaube, ich hatte schon zu viele Gefühle aufgebaut und ich wollte nicht noch mehr verletzt werden.
"Ich kann nicht", flüsterte ich und sah, wie sein Kiefer sich anspannte, nachdem ich die Worte ausgesprochen hatte.
"Wieso nicht? Bitte, ich brauche dich bei mir, Baby", hauchte er und verteilte sanfte Küsse unter meinem Ohr, über meinen Hals und ich musste mich anstrengen, um nicht zu stöhnen.
Wie gerne ich nachgeben würde, doch das ging nicht.
Ich konnte nicht zulassen, dass er den Rest von mir zerstörte.
Es ist nicht viel von mir übrig geblieben und würde ich es ihm geben, nur weil er gerade daran Spaß fand, weiß ich nicht, ob es hinterher da raus schaffen würde.
Ich durfte mich nicht von ihm benutzen lassen, Connor hatte es gesagt, es war nichts weiter als ein Spiel für ihn.
Und auch wenn mein Körper geradezu danach schrie nachzugeben, spürte ich, wie mein Herz mit jeder seiner Berührungen ein Stückchen mehr brach und sich Trauer in mir ausbreitete.
Ich befürchte ich hatte ihn bereits zu sehr in mein Herz gelassen, denn es tat schon weh.
Keine Ahnung was ich mir dabei gedacht hatte, ob ich wirklich dachte, ich würde ihm etwas bedeuten, er würde sich so in mich verlieben, wie ich es bei ihm tat.
Scheiße, was tat ich hier überhaupt? Das ist Alles falsch und krank!
Ich durfte mich nicht in ihn verlieben. Er.. er.. würde mich nur verletzten. Das hat er doch schon.
Fuck, ich will nicht in ihn verliebt sein, das ist so falsch. Es ist falsch.
"Bitte hör auf", wimmerte ich plötzlich und spürte, wie mir eine Träne über die Wange rollte.
Nicht wegen seiner Küsse, sondern weil ich ihn davon abhalten musste, obwohl ich es so sehr wollte.
Er empfand bei diesen Berührungen nicht das Selbe wie ich.
Ruckartig ließ er von mir ab und nahm einige Schritte Abstand.
Er musterte meine Träne, als wäre sie etwas absolut einzigartiges, dabei heulte ich doch andauernd.
Er öffnete den Mund, wollte etwas sagen, doch er schüttelte nur den Kopf und wendete den Blick ab.
Ich atmete einige Male tief durch und versuchte die Fassung wieder zu finden.
"Tut mir leid aber.. ich kann nicht.. ich kann nicht zulassen, dass ich den Rest der von mir übrig ist.. an dich verliere", stotterte ich überforderte und stürmte fluchtartig aus dem Trainingsraum und hörte kurz darauf, wie etwas zu Bruch ging.
Und so sehr ich auch zurückrennen wollte, sehen wollte ob es ihm gut ging und ihn küssen wollte, so sehr wusste ich auch, dass ich das nicht konnte.
Ich würde ihm nie das Selbe bedeuten, wie er mir und ich musste mich von dem Gedanken verabschieden, dass ausgerechnet ein abgefucktes kleines Mädchen wie ich, die Probleme die tief in ihm verankert waren, lösen könnte.
Ich musste mich von ihm verabschieden.
Zumindest auf diese Weise.
+++
Jaja sieht also so aus, als würden die Beiden getrennte Wege gehen 🤷🏼♀️ wie wird es weitergehen?
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