~Kapitel 65~

*Nova's Sicht*

Am nächsten Morgen hatte Cameron mich zur Schule gefahren. Wir hatten nicht mehr miteinander gesprochen, seit er mir im Club den blöden Spruch an den Kopf geworfen hatte und ich bin mir auch gar nicht so sicher, ob er sich überhaupt noch daran erinnerte.

Andererseits würde es ansonsten normal mit reden.
Denn auch wenn wir keine besten Freunde mehr werden würden, hatten wir uns eigentlich miteinander abgefunden und in den letzten Wochen normal miteinander gesprochen.
Also schien er sich wohl doch zu erinnern und war vielleicht sauer auf mich. Doch das war mir herzlich egal, denn was ich gesagt hatte, hatte er verdient. Ich würde mich von ihm nicht mehr so von oben herab behandeln lassen.

Trotzdem verabschiedete ich mich normal von ihm, obwohl ich keine Antwort bekam. Dann eben nicht.

Ich machte mich auf den Weg zu meinem Klassenzimmer und wurde wie die letzten Tage andauernd mit tötenden Blicken empfangen.
Einige der Leute, die an Jack's Geburtstag wegen Shawn nicht in den Club gekommen waren, gingen mit mir in die verschiedensten Kurse, doch auch das versuchte ich auszublenden.

Ich hatte das Gefühl mein ganzes Leben war auf einem so verschobenen Level am Arsch, dass so "Kleinigkeiten" wie blöde Mitschüler schon gar nicht mehr interessierten.
Immerhin würde es mich nur wundern, wäre es anders.
Aber genau das ist doch, was man von meinem Leben erwartete, richtig?

Wie immer versuchte ich im Unterricht aufzupassen und Alles mitzuschreiben, was mir wichtig vorkam.
Schon bald standen die letzten Prüfungen für dieses Schuljahr an und darauf wollte ich gut vorbereitet sein, schließlich hatte ich nur noch nächstes Jahr um das Ganze auszugleichen.

Danach war die High School zu Ende und es freute mich, machte mir auf der anderen Seite aber auch unglaubliche Angst.
Vor allem wie ich Shawn von Allem überzeugen konnte.
Im nächsten Schuljahr sollte ich mich an meine College Bewerbungen machen, wenn nicht schon in den Sommerferien und ich will gar nicht erst wissen, wie er darauf reagieren würde.

Wobei seinem Verhalten der nächsten Tage zu urteilen wird es ihm recht egal sein, ob ich irgendwo hin verschwinden würde.

Nach dem Unterricht holte Connor mich ab, worüber ich wirklich froh war.

Zum Einen war ich nervös wegen Shawn, wie er reagieren würde, wenn ich Zuhause einfach in Sportklamotten im Trainingsraum auftauchen und ihn bitten würde, mich weiter zu trainieren.
Außerdem hatte ich wie sooft in letzter Zeit das ungute Gefühl beobachtet zu werden und das machte mich noch verrückt.

Connor ist die perfekte Gesellschaft, wenn man sich so fühlte, denn er schaffte es immer irgendwie mich besser fühlen zu lassen.

Zuhause angekommen und nachdem ich mit Connor noch zehnmal den "Plan" durchgegangen bin, ging ich in mein Zimmer und setzte mich an meine Hausaufgaben, wiederholte danach nochmal, was ich heute Alles gelernt hatte, bevor ich den Schrank öffnete und mir mein Lieblings Outfit von gestern heraus nahm.

Zugegeben, es kostete mich Einiges an Überwindung mich gleich so zu zeigen, doch ich wollte es Shawn unbedingt beweisen.
Also zog ich die schwarze Sporthose mit den Cut-Out's an, einen Sport BH und darüber das bauchfreie, ebenso schwarze Sporttop.
Meine Haare band ich zu einem hohen Zopf zusammen und zu guter Letzt zog ich die neuen, rosafarbenen Sportschuhe an.

Nachdem ich mich nochmal gesammelt und tief durchgeatmet hatte machte ich mich auf den Weg in den Keller.

Laute Musik kam mir entgegen, sobald ich die Tür zur Kellertreppe geöffnet hatte.
Mit klopfendem Herzen hüpfte ich die Treppen hinunter und bereitete mich innerlich auf einen Weltkrieg vor, bevor ich die Tür zum Trainingsraum öffnete und Shawn sah, der auf einer Hantelbank lag und Gewichte stemmte.

Einen kurzen Augenblick erlaubte ich mir ihn einfach nur zu beobachten, bevor ich die Musik ausstellte, mir tonlos eine Trainingsmatte aus dem Eck nahm, sie auf dem Boden ausbreitete und begann mich zu dehnen.
Dass ich als Tänzerin mit den Dehnübungen kein sonderlich großes Problem hatte, sollte keine Überraschung sein.

Aus dem Augenwinkel konnte ich beobachten, wie Shawn sich verwirrt aufsetzte und stumm beobachtete, was sich vor ihm abspielte.

Ich musste mir beinahe ein Grinsen verkneifen, aufgrund seines Gesichtsausdruckes.
Doch ich verkniff es mir zum Glück. Ich beobachtete weiter unauffällig, wie er sich mit einem Handtuch übers Gesicht strich, während er auf mich zulief.

Okay, du kannst das. Nur keine Panik, es wird Alles gut werden, er wird nachgeben.
Ich richtete mich auf und stellte mich auf die Matte, sah zu ihm auf.

"Was tust du da?" wollte er wissen und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Es ist 16 Uhr, wir trainieren immer um 16 Uhr" antwortete ich, als wäre gestern überhaupt nichts vorgefallen. Er zog die Augenbrauen zusammen.

"Hast du nicht gehört, was ich gestern gesagt habe?" fragte er belustigt und ich verschränkte auch die Arme vor der Brust, weshalb er mich eine Weile musterte.

"Doch aber ich will weiter machen. Ich kann das, ich bin sicher" antwortete ich standhaft und biss hinterher die Zähne zusammen.

"Was hast du überhaupt an?" harkte er nach und für mich war das ein gutes Zeichen.
Immerhin hatte er nicht sofort nein gesagt.

"Die hat mir Connor gestern gekauft. Er meinte es wäre ein guter erster Schritt, um besser trainieren zu können" antwortete ich schlicht.

"Hat er das, ja?" fragte Shawn sarkastisch und grinst kurz.

"Was ist überhaupt dein Problem?" fragte ich und breitete verzweifelt die Arme aus.
Das war zwar nicht der Plan, doch ich musste es ihn einfach fragen.

"Mein Problem? Wieso sollte ich ein Problem haben?" War das jetzt sein verdammter Ernst? Oder wollte er mich auf den Arm nehmen?

"Ja, seit zwei Wochen verhältst du dich total seltsam und ich weiß nicht, was ich gemacht habe!
Wieso quälst du mich so im Training und gehst mir sonst aus dem Weg? Was ist passiert?" wollte ich wissen und mein Herz schlug mir bis zum Hals, denn auch wenn ich keine Angst vor ihm hatte, hatte ich sehr wohl Angst vor seiner Reaktion und dass es Alles noch schlimmer machen könnte.

Immerhin wusste ich jetzt, dass er nur mit mir gespielt hatte und mich nicht aus den selben Beweggründen geküsst hatte, wie ich es mir wünschte.
Trotzdem wäre es angenehmer, wenn wir uns normal verhalten könnten, sonst würde doch Alles wieder so werden, wie es ganz am Anfang war, als ich hierhergekommen war. Und das wollte ich definitiv vermeiden.

"Du bist nicht da gewesen" knurrte er und ich kniff verwirrt die Augen zusammen.

"Wovon bitte sprichst du?"

"Die Nacht nach Jack's Geburtstag. Du hast in deinem Bett geschlafen und nicht bei mir" sagte er und ich wusste nicht, ob ich ihm eine knallen wollte oder in Gelächter ausbrechen wollte.
Beides schien keine gute Idee zu sein, doch das war doch wirklich ein bescheuerter Grund.

"Und das ist ein Grund mich so zu behandeln? Du warst komplett betrunken!" verteidigte ich mich, auch wenn ich das eigentlich nicht tun müsste.

"Dachtest du, ich hätte mich nicht unter Kontrolle und würde dir was antun?" harkte er nach und mein Mund öffnete sich unweigerlich.

Dachte er das wirklich?
Hatte er mich deshalb so behandelt? Weil er dachte, ich würde so über ihn denken?

"Was? Natürlich nicht. Das würde ich niemals denken. Ich hab gar nicht daran gedacht, okay?
Bei dir weiß man nie, was du willst, weil du einfach nicht mit mir darüber redest. Hätte ich gewusst, dass du das so willst, hätte ich bei dir geschlafen. Aber ich dachte einfach, du wärst lieber allein. Das ist doch jetzt sowieso egal!" antwortete ich leicht genervt.

Was interessiert es ihn überhaupt? Ich bin doch nur sein Spiel.

"Wenn du gewusst hättest, dass ich es so will? Du redest schon wieder so!" knurrte er und ich zweifelte langsam wirklich an meinem Verstand, weil ich schon wieder nicht wusste, worüber er sprach.

"Wie rede ich denn?"

"Als müsstest du immer das tun, was ich von dir verlange! Als wäre ich dein verdammter Chef!" gab er nun mit gehobener Stimme zurück.

"Bist du das denn nicht? Ist es nicht das, was du mir die ganze Zeit klarmachen wolltest? Dass du das Sagen hast und ich dein Eigentum bin?" attackierte ich zurück.

Er wich einen Schritt nach hinten und musterte mich einen Augenblick.

+++
Was denkt ihr über Shawn's Grund Nova so behandelt zu haben? Und ist sie zu weit gegangen? Wie wird das Gespräch zwischen den Beiden ausgehen?

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