~Kapitel 63~
"Was zur Hölle war das denn?" wollte Connor aufgebracht wissen und ich konnte beobachten, wie er von Minute zu Minute wütender wurde. Ich konnte nicht antworten, trank nur das Wasser und versuchte meinen Puls zu senken.
"Geht's dir besser?" fragte er, nachdem er einige Male auf und ab gelaufen war und sich wieder zu mir auf das Sofa gesetzt hatte.
Ich nickte nur und versuchte die Tränen zu unterdrücken. Ich weiß nicht einmal ob ich auf Shawn oder mich selbst wütend war.
Natürlich hätte Shawn mich nicht so quälen müssen, doch genau das war von Anfang an seine Bedingung, die ich angenommen hatte. Und nur weil es jetzt mal schwer wurde, rannte ich gleich weg und gab auf? Ich würde nie eine Gewinnerin in dieser Welt werden, denn ich war einfach zu schwach.
"Hey.. wein bitte nicht, wenn sich Jemand schlecht fühlen sollte, dann ja wohl Shawn!" sagte Connor beruhigend und ich spürte, wie er vorsichtig eine Hand an meine Wange legte, um die Tränen weg zu wischen. Ich nickte nur und versuchte mich zu beruhigen.
"Ich hab eine Idee, kannst du aufstehen?" wollte er wissen und ich atmete zwei Mal tief durch, bevor ich vom Sofa aufstand und endlich wieder Kontrolle über meine Beine verspürte.
"Okay, dann zieh dich um, wir gehen einkaufen" schlug er vor und ich zog eine Augenbraue nach oben, unschlüssig darüber, was ich davon halten sollte.
"Was?"
"Siehst du dann" sagte er schulterzuckend und lächelte mich dann warm an.
Ich erwiderte sein Lächeln und drehte mich von ihm weg.
"Ich muss kurz duschen, dann zieh ich mich an" antwortete ich noch, bevor ich vorsichtig die Treppen hinauf lief und duschen ging.
Noch immer fühlte ich mich ein wenig unsicher und wackelig auf den Beinen, doch vor allem nach der Dusche fühlte ich mich wesentlich besser. Ich zog eine Jeans und ein Sweatshirt an, föhnte meine Haare ein bisschen, bevor ich wieder runter ging.
Connor war gerade am Telefonieren, verabschiedete sich jedoch, als ich das Wohnzimmer betrat.
"Du siehst schon viel besser aus!" gab er glücklich von sich und ich lachte kurz.
"Ja und ich stinke nicht mehr" ergänzte ich woraufhin wir Beide lachen mussten.
Er stand auf, nahm sich einen Schlüssel vom Schrank neben der Tür und führte mich nach draußen zu seinem Auto, mit dem er mich schon einige Male zur Schule gefahren hatte. Ich stieg auf der Beifahrerseite ein und schnallte mich ungeduldig.
Obwohl sich die Situation hier geändert hatte, das dachte ich zumindest bis vor einigen Tagen noch, war ich jedes Mal froh, wenn ich aus dem Haus kam und irgendwas unternehme konnte.
Alleine durfte ich das Haus nicht verlassen, doch das wollte ich auch gar nicht.
Erstens war ich mein Leben lang allein und zweitens wurde ich immer paranoider, dass mein Vater doch hinter irgendeiner Ecke lauerte, um mich weiterhin leiden zu lassen.
Ich weiß, dass dieser Gedanke total verschoben ist, doch mit dieser Angst bin ich 17 Jahre lang aufgewachsen, wie sollte es also anders sein?
Nach einer ca. 20 Minuten langen Fahrt kamen wir vor einem großen Gebäude an und stellten das Auto ab.
Als wir gemeinsam auf das Gebäude zuliefen erkannte ich verschiedene Schilder an den Wänden, mit den Namen unterschiedlicher, großer Sportmarken.
Nike, Adidas, Under Armour, New Balance, Puma und viele Weitere.
"Was machen wir hier?" wollte ich aufgeregt wissen.
"Das hier ist so ein Sportartikel Outlet. Wenn das noch was werden soll mit dir und dem Sport, brauchst du wirklich ordentliche Klamotten. Kann sich ja keiner mit ansehen" gab er von sich und ich stieß ihm mit dem Ellbogen gegen den Arm.
Innerlich freute ich mich unglaublich und wollte auf und abspringen, doch für heute hatte ich mich wirklich genug bewegt.
Drinnen angekommen waren die verschiedenen Abteilungen nach den Herstellern sortiert und wir verbrachten mit Sicherheit zwei Stunden damit, mir einige Sportoutfits rauszusuchen und ich befand mich wie in einem Rausch.
Natürlich war ich anfangs skeptisch, weil Connor die Sachen für mich bezahlen wollte, doch nachdem er mir zehn Mal versichert hatte, dass das für ihn kein Problem darstellte und er im Durchschnitt mehr verdiente, als er benötigte, fand ich immer mehr Gefallen daran.
Letztlich hatten wir insgesamt 5 ganze Outfits zusammen gesucht, ein paar Sport BH's und zwei paar gute Trainingsschuhe.
Außerdem eine richtig coole Trainingsjacke.
Seit ich tanze, also eigentlich mein Leben lang wünschte ich mir so einen tollen Einkauf und so qualitative Kleidung für den Sport.
Und Connor hatte mir den Wunsch erfüllt, ohne ihn darum bitten zu müssen.
Mit zwei großen Papiertüten bepackt liefen Connor und ich zum Auto zurück und stellten die Taschen auf den Rücksitz.
Als ich gerade die Beifahrertür öffnen wollte, um mich wieder ins Auto zu setzen, wurde ich am Arm zurück gezogen und an Connors Brust gezogen.
Er legte die Arme um mich, weshalb ich die Umarmung grinsend erwiderte.
"Willst du noch ein Frozen Yoghurt?" fragte er und ich riss die Augen auf. Was gab es schließlich besseres als einen Froyo nach dem Einkaufen? Gar nichts.
"Sehr gerne!" stimmte ich zu und folgte Connor, der mir über den kleinen Einkaufspark zog, bis wir ein Cafe betraten, das eine riesige Theke mit Toppings für den Joghurt hatte.
Ich wurde schon ganz hibbelig bei dem Gedanken an das Essen.
Wir stellten uns an und bestellten uns Beide einen großen Becher mit den verschiedensten Toppings, bevor wir uns an einen der kleinen Tische vor dem Cafe setzten, weil die Sonne draußen noch schien.
Sie würde bald untergehen, deshalb war es umso schöner die letzten Sonnenstrahlen zu genießen.
"Danke nochmal für Alles. Du weißt nicht, wie viel mir das bedeutet, ich konnte nie so shoppen gehen" gab ich zu und aß aus meinem Becher.
"Wie oft muss ich noch sagen, dass es okay ist? Solange du Spaß hattest und glücklich bist, bin ich es auch" antwortete er lächelnd und sah der Sonne entgegen.
"Ja jetzt bin ich es wieder" murmelte ich und beobachtete meinen Löffel, der in meiner Hand lag.
"Was meinst du damit? Du warst die letzten Tage schon so seltsam ruhig. Ich meine du bist allgemein nicht der lauteste, aufgedrehteste Mensch aber die letzten Tage hab ich mich doch öfter mal gefragt, ob du noch lebst" scherzte er und ich musste kurz lachen, bis mir wieder einfiel, weshalb ich so abwesend war.
"Naja es ist so.. kann ich dir was anvertrauen, Connor?" wollte ich wissen.
Eigentlich nicht, weil ich mich versichern wollte, dass ich ihm vertrauen konnte, sondern eher um Zeit zu schinden, um mir zu überlegen wie ich das angehen wollte.
"Du kannst mir alles sagen, Nova. Dafür bin ich doch da" antwortete er lächelnd und mal wieder musste ich mich fragen, wie ich diesen Menschen in meinem Leben verdient hatte.
Er war so vollkommen und perfekt.
"Es geht um Shawn" begann ich unsicher und wartete seine Reaktion ab, doch er aß einfach ganz normal weiter.
"Er war einfach so ein Idiot in den letzten Tagen, ich weiß nicht einmal was ich gemacht habe aber er ist total kalt und distanziert seit Jack's Geburtstag" erzählte ich meinem besten Freund er zog die Augenbrauen verwirrt zusammen.
"Und wo ist da jetzt der Unterschied zu sonst? Shawn ist eben ein Arschloch.
Er ist mein bester Freund aber genauso ist er ein Arschloch, das wissen wir doch" antwortete Connor mir und ich atmete tief durch.
"Naja.. Shawn und ich.. wir haben uns geküsst" gab ich schließlich zu und beobachtete Connor, der nun inne hielt und sich keinen Zentimeter mehr bewegte.
Ich biss mir nervös auf die Lippe. Das hatte ich befürchtet.
Ich weiß doch selbst, wie bescheuert das Alles war.
"Wann?" wollte er wissen.
"Das erste Mal vor zwei Wochen" antwortete ich ehrlich und er drehte den Kopf langsam in meine Richtung.
Eine Weile sah er mir stumm in die Augen, als würde er darauf warten, dass ich ihm eröffnete, nur Spaß gemacht zu haben.
"Das erste Mal? Das heißt es war nicht das einzige Mal?" harkte er nach und ich schüttelte beschämt den Kopf.
"Dieser Idiot" murmelte Connor und schüttelte den Kopf, wie ich es eben getan hatte.
"Wie konnte das passieren?" wollte er weiter wissen und ich zuckte mit den Schultern.
"Ich weiß doch nicht, ich hatte neulich einen Albtraum von dem ich mich nicht erholen konnte und da ist es einfach so passiert, ich weiß doch selbst wie blöd das war.
Aber jetzt ist Alles so komisch und unangenehm. Ich weiß nicht, was ich machen soll" eröffnete ich ihm meine Gefühle.
"Ich werde mit ihm reden" gab er überzeugt von sich und ich riss erschrocken die Augen auf.
Das war vermutlich das Schlimmste was passieren könnte.
+++
Was haltet ihr von Connors Reaktion? Denkt ihr es war gut, dass Nova Connor davon erzählt hat? Und was wir Connor zu Shawn sagen?
I love you ❤️
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