~Kapitel 62~

Die Tage vergingen schleppend.
In der Schule konnte ich nicht wirklich aufpassen und mich auf das konzentrieren, was wirklich wichtig war und das Alles nur, weil Shawn mir dauerhaft aus dem Weg ging.

Und obwohl er seit Montag beinahe jeden Tag mit mir trainiert hatte, verhielt er sich kühl und distanziert.
Es war absolut nicht so, dass ich mich durch ein paar Küsse sofort in ihn verliebt hatte aber sein Verhalten nagte an meiner Substanz.
Dauerhaft war mein Kopf voll von Fragen, was ich falsch gemacht hatte oder ob es vielleicht an ihm lag.
Beschäftigte ihn etwas? Versuchte er etwas zu verheimlichen? Wollte er mich einfach nicht und ich war nur eine günstige Ablenkung?

Ich war nicht verliebt, doch ich konnte nicht leugnen, dass sich da Gefühle entwickelten, die ich nicht deuten konnte. Und was es auch war, ich dachte es würde ihm genauso gehen. Doch daran zweifelte ich mittlerweile.

Im Training war er hart und unbarmherzig zu mir, er lies mich Liegestütze machen, die ich nicht konnte, lies mich stundenlang gegen seine Hände boxen und grinste diabolisch, wenn ich nach einer Übung atemlos zu Boden sank.
Es wirkte alles, als wollte er mir beweisen, dass das Ganze nichts für mich war.
Es wirkte, als wollte er mich loswerden und daran arbeiten, dass ich selbst aufgab.

Nur leider wusste er nicht, was ich schon durchgestanden hatte. Und auch wenn ich noch sooft das Gefühl hatte, ich würde gleich ohnmächtig werden oder mich übergeben, ich würde nicht aufgeben.
Denn solange ich dieses eine, verdammte Gesicht vor meinem inneren Auge hatte, solange ich meinen Vater sah, wenn ich auf etwas einschlug, solange würde ich weitermachen, bis gar nichts mehr ging.

Es war Mittwoch, Jacks Geburtstag war nun eineinhalb Wochen vorbei und Shawn quälte mich mal wieder zu Tode im Training.

Hingegen seinem Versprechen er würde mir ordentliche Sportkleidung kaufen, wenn ich den Teil mit dem täglichen Joggen überstanden hatte, plagte ich mich noch immer mit Leggins und Shirts durch die Trainingseinheiten.
Doch auch das würde mich nicht davon abhalten weiter zu machen.

Ich will mich endlich nicht mehr so hilflos fühlen.

Natürlich hatte ich nicht vor, wie die Jungs irgendwann in den Ring zu steigen. Ich wurde genug für 3 Leben mit Gewalt konfrontiert, da würde ich den Teufel tun und mich auch noch freiwillig mit anderen Menschen schlagen.
Aber ich möchte das Gefühl haben, dass ich es könnte, wenn es darauf ankommt.

Ich habe keine Angst mehr vor meinem Vater, denn solange ich hier bin und Shawn bei mir ist, sei er im Moment noch so kühl und abweisend, konnte mir nichts passieren.
Und obwohl ich auch keine Angst davor hatte irgendwann zurück zu müssen, schwebt diese hartnäckige Panik in meiner Brust. Und wenn es so weit ist, will ich vorbereitet sein. Ich würde mich nicht mehr kleinmachen lassen, wenn ich wusste, dass ich mich wehren konnte.

Ich wollte sichergehen, dass ich nie wieder diese Art von Schmerz ertragen musste, ohne etwas dagegen tun zu können.

"Und nochmal zehn!" sagte Shawn, während er vor mir auf dem Boden saß.
Ich lag mit dem Rücken auf der Trainingsmatte, die Beine angewinkelt und machte nun schon gefühlte 10 Minuten Sit-Ups.
Jedes Mal, wenn ich aufrecht saß, musste ich in Shawn's Handfläche schlagen.

Mir entwich ein angestrengtes Stöhnen, als mich die Erkenntnis traf, noch immer nicht fertig zu sein mit dieser Übung. Also wiederholte ich das Ganze noch 10 Mal, nur um mir danach anhören zu dürfen, dass das die leichteste Übung heute war.
Danach musste ich je 10 Jumping-Jacks machen, danach 5 Liegestütze und das immer wieder im Wechsel.

"Ich kann nicht mehr" murmelte ich nach 7 Durchgängen, als ich mal wieder aufstand, um die Jumping-Jacks zu machen.

"Ist mir egal, wir sind nicht fertig" gab er ernst von sich, während er nur vor mir stand und mich dabei beobachtete, wie ich mich zu Tode trainierte.

Mein Herz pochte wie wild gegen meine Brust, sodass es schmerzte und meine Lunge brannte, während ich versuchte weiter zu atmen.
Mir lief regelrecht Schweiß durchs Gesicht, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte.

Die Tür des Trainingsraumes öffnete sich und Connor kam mit Jack herein. Die Beiden trugen Sportklamotten, weshalb ich darauf schloss, dass sie nun trainieren wollten.
Das käme mir gerade recht, immerhin machte ich schon über 90 Minuten Sport und die Welt begann sich langsam aber sicher vor mir zu drehen.

"Nicht gucken, weitermachen" sagte er an mich gerichtet und ich machte mit meiner Übung weiter, warf Connor jedoch einen hilfesuchenden Blick zu.

"Meinst du nicht, du übertreibst ein bisschen?" fragte Connor nun an Shawn gerichtet und am liebsten würde ich ein lautes "Ja" durch den Raum brüllen, doch dafür fehlte mir nicht nur der Mut, sondern auch die Luft.

"Sie macht das selbe Training wie ihr damals" antwortete Shawn matt und ich plagte mich mit den Liegestützen ab.

"Aber sie ist ein Mädchen, Man. Sieh sie dir doch mal an!" forderte Connor und die drei Augenpaare lagen auf mir, während ich wieder vom Boden aufstand. Ich bewegte mich nicht, blickte nur zurück.

"Hab ich gesagt du sollst aufhören?" fragte Shawn lediglich, weshalb ich 15 Jumping-Jacks machte.

Nachdem ich sie zuende hatte, blieb ich wieder stehen, atmete hektisch und spürte wie mein Kopf pochte.
Ich stützte kurz meine Hände auf den Knien ab, bevor ich wieder zu Boden sank und mich in die Position für Liegestütze bringen wollte, doch meine Ellbogen knickten weg und ich landete mit einem Schlag am Boden.

Hechelnd drehte ich mich zur Seite und blieb einen Moment einfach nur Liegen. Connor kam schnellen Schrittes auf mich zu und half mir dabei, mich auf der Matte hinzusetzen, bevor er mir seine Wasserflasche in die Hand drückte und mich dazu brachte, einige Schlucke davon zu trinken.

Ich versuchte die Flasche zu schließen, doch meine Hände zitterten zu sehr, weshalb Connor das für mich unternahm.
Noch immer hektisch atmend drehte ich mich um und war im Begriff, meine Übungen weiter zu machen, doch Connor griff nach meinem Arm und hielt mich davon ab.

"Vergiss es, ich seh nicht zu, wie du umkippst. Du hast genug trainiert für heute" sprach Connor, und griff nach meiner Hüfte, um mich an Shawn vorbei zum Ausgang des Trainingsraumes zu bringen, der uns nur wütend beobachtete.

Ich traute mich nur kurz in seine Augen zu sehen, doch es war lang genug um das Feuer zu erkennen, das darin loderte.

"Wenn du jetzt gehst, war es das mit Training. Ich hab es dir gesagt, es war von Anfang an die Bedingung!" rief Shawn mir hinterher und ich blieb wie angewurzelt stehen.

Langsam drehte ich mich in seine Richtung und überdachte das Ganze. Vielleicht hatte Shawn recht, vielleicht war ich noch nicht an meiner Grenze, sondern ich dachte das nur.
Ich musste nur an das denken, was ich erreichen wollte, dann würd es schon klappen.

"Hör nicht darauf" bat mein bester Freund und wollte mich weiter ziehen.

"Connor!" knurrte Shawn bedrohlich.

"Was? Verdammte Scheiße, sieh sie an! Ihr ganzer Körper leuchtet rot, sie schwitzt und zittert. Denkst du das ist gesund? Als wir an diesem Punkt waren, durften wir auch aufhören, also quäl sie nicht nur, um Recht zu behalten!" zischte Connor zurück und ich musterte meine zitternden Arme, die tatsächlich eine dunkelrote Färbung angenommen hatten.

Aber ich konnte das. Ich musste es Shawn beweisen, mir selbst beweisen.
Ich darf nicht mehr so schwach sein, sonst würde ich immer weiter verlieren.

Also änderte ich meine Meinung und ich riss mich von Connor los, um wieder zur Trainingsmatte zurück zu laufen.
Doch augenblicklich wurde mir schwarz vor Augen und ich stürzte erneut zu Boden. Zum Glück verlor ich das Bewusstsein nicht, doch einen Moment hatte mein Körper mich verlassen und ich spürte nichts mehr.

"Nova!" rief Connor erschrocken und kniete sich wieder zu mir, um mir erneut aufzuhelfen.

Er umfasste meine Hüfte nun fester und hob mich auf meine wackeligen Beine. Mir lief eine Träne über die Wange, denn die Enttäuschung über mich selbst wuchs mit jeder Sekunde.
Reuevoll sah ich zu Shawn, der noch immer wie festgewurzelt da stand und uns beobachtete.

"Tut mir leid" hauchte ich heißer in seine Richtung, doch er zeigte keine Reaktion.

Das war's dann wohl. Das Training konnte ich vergessen.

Connor führte mich aus dem Raum und als ich bei der Tür noch einmal den Kopf zu Shawn drehte, steckte er sich bereits Kopfhörer ins Ohr und ging auf den Boxsack zu.
Ich schloss kurz die Augen und lies mich von Connor führen, bis er mich im Wohnzimmer auf das Sofa setzte und mir wieder die Wasserflasche in die Hand drückte.

+++
Was sagt ihr zu Shawn's plötzlichem Sinneswandel und dazu, wie er Nova beim Training behandelt? Was passiert als Nächstes?

Ich melde mich mal wieder bei euch, Leute ❤️
Ich bekomme vermehrt Anfragen nach einer Lesenacht und so sehr ich die auch selbst liebe, es bedeutet ziemlich viel Arbeit.
Ich hab jetzt am Wochenende relativ viel vorgeschrieben, um weiter so durch 2 Wochen zu kommen, in denen ich alle 2 Tage uploaden kann, würde ich aber eine Lesenacht machen, wäre ich wieder bei Null und hätte dann wieder den Inneren Druck abliefern zu müssen, obwohl das zeitlich leider nicht drin ist.
Ich hab echt viel mit der Uni zutun, meine Prüfungen sind schon in 5 Wochen und in einem Fach habe ich bisher gar nichts verstanden 🤦🏼‍♀️ das bedeutet, ich habe in der Regel meine 7-8 Stunden Uni am Tag, dann noch mindestens 60 Minuten Sport und dazu kommt dann einmal die Woche noch die Arbeit, bei der es momentan sowieso alles Andere als gut läuft.
Ich versuche schon wirklich jede freie Minute an Sinners zu arbeiten und ich hab tatsächlich noch Großes vor mit dieser Geschichte aber ich bin leider auch nur ein Mensch 😒 und das tut mir wirklich leid, ich sag das nicht nur so.
Ich hoffe ihr könnt das verstehen und ihr wisst, wie dankbar ich für jeden Leser bin ❤️ ich dachte früher immer, je mehr Autoren auf Wattpad wachsen, desto weniger interessieren oder freuen sie sich über jeden einzelnen Leser, aber lasst euch sagen, so ist das ganz und gar nicht.
Ich bin euch sehr dankbar ❤️

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top