~Kapitel 6~

"When the lights fade out
All the sinners crawl"
~Demons - Imagine Dragons~

Der gestrige Tag verlief alles Andere als gut.
Mein Leben verlief für gewöhnlich nie gut, doch gestern hatte es mein Schicksal mal wieder unglaublich übertrieben.

Ich hatte verschlafen, somit keine Zeit mehr das Frühstück zu machen und am Abend hatte sich tatsächlich noch so ein alter Sack bei meinem Dad beschwert, nur weil ich mich nicht von ihm anfassen lassen wollte.

Der Sack zischte schließlich mit den Worten "Dich bekomme ich schon noch" ab, während mein Dad mir lediglich ein "Du wirst noch sehen, was Du davon hast." an den Kopf geworfen hatte.

Dabei war es doch mein gutes Recht mich zu währen. Dad ließ es nie zu, dass die Männer uns anfassten.
Damit konnte man schließlich extra Geld machen.

Doch bei mir war das natürlich wieder etwas Anderes. Schließlich bin ich Nichts wert.
Ihm nicht, Mum nicht, Nicht mal mir selbst.

Von diesem reichen Sack wollte ich mich trotzdem nicht anfassen lassen, egal wie wenig ich wert war. Schließlich ging es immernoch um meinen Körper.

Dass das Ganze nicht sonderlich gut ausgegangen war, brauchte ich wohl nicht extra zu betonen, oder?
Ein schöner dunkelblauer Bluterguss zierte meinen Kiefer und ich hatte nicht einmal die Geduld ihn abdecken zu wollen.
Geschweigedenn war ich schmerzresistent genug, denn es pochte ohne Ende.

Irgendwann würde er mich in den Tod treiben.
Den Gedanken irgendwann von ihm loszukommen hatte ich beinahe ganz verdrängt. Selbst volljährig zu werden würde mir nicht weiterhelfen.
Ich hatte Nichts ohne ihn und er würde Wege finden es zu zerstören, hätte ich nur eine kleine Chance da draußen.

Gedankenverloren knallte ich mit meinem Einkaufswagen gegen einen Anderen. Ich schreckte auf und sah in den Wagen mir gegenüber.
3 Kisten Bier und einige Flaschen härteren Alkohol.

"Was machst du denn hier?" ertönte die Stimme des Wagenbesitzers und ich hob meinen Blick, um das Gesicht von Connor zu erkennen.

War er zu meinem Schutzengel geworden?

"Oh hey, ich bin am Einkaufen, wie du. Naja.. Nicht wirklich wie du aber.. Sieht nach einer Party aus." stotterte ich nervös und ignorierte die Tatsache, dass sein Einkauf viel interessanter aussah als meiner, über dem quer eine riesen Packung Toilettenpapier lag.

"Ja, könnte man so sagen. Und du.. Machst den Familieneinkauf?" harkte er nun nach und ich Begriff wie cringy dieses Gespräch war.

Vor ein paar Tagen noch hatte ich ihm mein Herz ausgeschüttet am Telefon und jetzt wusste ich Nicht mal, ob ich ihn umarmen sollte zur Begrüßung.
Überfordert klammerte ich mich am Griff des Einkaufswagen fest und nickte leicht lächelnd.

"Ja meine Mum.. Sie macht das sonst. Aber sie ist.. Erkältet und deshalb hab ich gedacht ich mache das für sie." log ich wie gedruckt, denn solange ich denken kann, blieb diese Arbeit schon an mir hängen.

"Das ist aber nett von dir. Wenn du möchtest, komm doch gerne heute Abend vorbei zur Party.
Es werden nicht viele da sein. Ich kann dich abholen." schlug er vor und wieder lächelte ich, denn Connor schien der einzige Mensch auf diesem Planeten zu sein, der meine Anwesenheit nicht abstoßend fand.

"Danke für die Einladung aber ich muss arbeiten. Tut mir leid." wank ich ab.

Es war die Wahrheit, ich musste arbeiten. Doch vermutlich hätte ich ihm auch sonst abgesagt.
Ich brauchte mich doch gar nicht wundern so verdammt allein zu sein. Da schien einmal Jemand nett zu mir zu sein und ich war mir sicher, ihn von mir fern zu halten.
Eigentlich war ich selbst schuld an meiner Situation.

"Nova?" fragte er und ich wurde zum zweiten Mal heute aus meinen Gedanken gerissen.

"Hm?" Ich hob den Blick wieder an und sah, dass er näher gekommen war. Ich wich einen Schritt zurück und musterte ihn überfordert.

"Ich hab gefragt, ob das wieder dein Chef war." wiederholte er scheinbar und zeigte leicht auf mein Kiefer.

Panisch wich ich seinem Blick aus und überlegte angestrengt, wie ich der Situation aus dem Weg gehen konnte.

Und dann tat ich das wohl Dümmste, was mir einfallen konnte.

"Ich muss los, tut mir leid!" schnell zog ich an dem Wagen und verschwand so schnell wie möglich aus dem Gang mit den Getränken und steuerte die Kasse an, um den Laden verlassen zu können.

Zuhause angekommen verräumte ich die Einkäufe, von denen ich natürlich noch Einiges vergessen hatte, weil dieser Tag mich einfach hasste.

Aber ich konnte es nicht riskieren, Connor nochmal über den Weg zu laufen. Es war schon peinlich genug, dass er wusste wo ich arbeitete und wusste dass mein Chef mich andauernd schlug.

Er musste nicht auch noch wissen, dass mein Chef mein Vater ist.

Und ich hasse es. Ich hasse es so sehr, dass ich mein Vater in solch schlechtes Licht rücken muss, denn die Väter da draußen sind unglaublich tolle Menschen.
Meiner schien nur ein Griff ins Klo gewesen zu sein.
Wobei vielleicht war ich selbst das eigentliche Problem.

"Ich habe Hunger." und mal wieder wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.
Vielleicht dachte ich nur zu viel nach. Und wieder war das Problem ich.

"Mum ich muss gleich los zur Arbeit." argumentierte ich und sah sie entschuldigend an.

"Ich habe Nudeln mitgebracht, die kannst du doch essen und dazu.." ich hörte auf zu reden, als ich sie dabei beobachtete, wie sie die Küche einfach wieder verließ und mich stehen ließ, als wäre ich gar nicht da.

"Okay.." murmelte ich und versuchte das Brennen in meinem Herzen zu unterdrücken.

Natürlich wünschte ich mir Liebe. Ich wünschte sie mir mehr als die Freiheit, denn würden sie mich Lieben, wäre ich nicht so versessen darauf von ihnen los zu kommen.

Ich räumte die restlichen Lebensmittel in die Schränke und machte danach im Wohnzimmer sauber, ebenso das obere Badezimmer und packte danach meine Sachen zusammen, die ich für die Arbeit brauchte.

Schließlich machte ich mich auf den Weg und lief zum "Sinners", der Bar meines Vaters. Ich konnte gar nicht in Worte fassen wie sehr ich diesen Ort verabscheute.

Der Abend verlief relativ ruhig. Der alte Sack von gestern war auch wieder da, behielt dieses Mal jedoch zum Glück seine Hände bei sich.

Er grinste mich nur andauernd schelmisch an und jedes Mal drehte sich mir der Magen um.

Gegen halb 12 gab Dad mir von der Bar aus ein Zeichen hinter die Bühne zu verschwinden und ich erhoffte mir meine verdiente Pause.
Doch Dad tauchte vor mir auf und packte mich am Oberarm, um mich den Gang entlang zu ziehen.

"Was ist los?" wollte ich panisch wissen, denn dieses Mal hatte ich ganz sicher Nichts falsch gemacht.

"Theodor ist nochmal auf mich zugekommen. Er hat mir ein unschlagbares Angebot gemacht. Ich hatte zwar gehofft noch mehr dafür zu bekommen aber sind wir mal ehrlich, dein Wert sinkt.
Je älter du wirst, desto mehr verlieren sie ihr Interesse an deiner Jungfräulichkeit." erzählte er emotionslos.

Ich blieb augenblicklich stehen, doch Dad riss mich mit einem Ruck weiter.

"Was?!" stieß Ich panisch aus und wollte ihn davon abhalten mich mitzuzuziehen.

"Er hat mir ne Menge Geld dafür gegeben mit dir in die Kiste zu dürfen also rate ich dir, dich nicht quer zu stellen. Denn sonst verspreche ich dir die Hölle, November." spuckte er die Worte in meine Richtung und mein Mund stand offen.

Tränen stiegen in meine Augen und ich sah dem Mann, der behauptete mein Vater zu sein entgegen.

Nie zuvor war ich so enttäuscht.
Nie zuvor hatte ich so viel Angst.
Nie zuvor wünschte ich mir so sehr einfach tot zu sein.

"Dad.. Bitte.. Tu das nicht." wimmerte ich panisch und sah ihm flehend in die Augen.

"Nenn mich nicht so."

Mit diesen Worten schob er mich in einen Raum und schloss die Tür hinter mir.
Zittrig drehte ich mich von der Tür weg und erblickte Theodor auf einem Bett sitzen.

Theodor. Der alte Sack von gestern.

++++
Drama. I told you. Es wird Drama geben. Wie wird es weiter gehen?
Ich war gestern Shoppen dafür muss ich heute ein Ärzte Marathon mitmachen. Freue mich echt auf heute Abend, Glas Wein, ein gutes Buch, einfach ein bisschen entspannen.
Love, T.

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