~Kapitel 55~
"Okay.. Und dann noch ein bisschen Kakaopulver.." murmelte ich leise vor mich hin, während ich vorsichtig ein bisschen Kakaopulver zu der Masse in der Schüssel gab.
"Und zwei Eier.." murmelte ich weiter, öffnete den Eierkarton und nahm zwei heraus, um sie an der Kante der Schüssel aufzuschlagen. Zur Sicherheit ging ich im Kopf nochmal alle Zutaten durch, um nichts vergessen zu haben. Die Muffins sollten gut werden, das war mir wichtig.
Ich weiß, eigentlich war ich nicht dazu verpflichtet Jack etwas zu schenken, doch Kuchen und Sowas zählt doch nicht wirklich als Geschenk. Trotzdem wollte ich ihm etwas Gutes tun und ihm eine Freude machen.
"Das sollte alles sein, nur noch rühren und in die Formen geben" erzählte ich mir selbst und nahm das Rührgerät in die Hand, das ich zuvor unter Einsatz meines Lebens gesucht hatte.
Mir war so gut wie Alles in diesem Schrank entgegen gekommen, weshalb ich erstmal eine halbe Stunde damit verbracht hatte, den Küchenschrank neu zu sortieren und nicht unbedingt große Töpfe auf kleine zu stellen.
Ich hielt das Rührgerät in die Schüssel, drückte auf den Knopf, doch es tat sich nichts. Ich probierte es erneut, doch wieder nichts.
"Das kann doch wohl nicht wahr sein" gab ich mürrisch von mir und lehnte meine Ellbogen auf die Arbeitsplatte, stütze mein Kinn auf den Händen ab.
"Was machst du da?" ertönte Connor's Stimme und ich richtete mich wieder auf.
Er musterte die Szene in der Küche und begann zu lächeln. Er sah gut aus, das tat er immer. Er trug eine schwarze Jeans und einen grauen Hoodie, mit einer kleinen 13 auf der linken Brust.
"Ich versuche Muffins zu backen für Jacks Geburtstag. Es fühlt sich seltsam an, ihm nichts zu schenken, also wollte ich etwas für ihn backen. Aber das Rührgerät hat den Geist aufgegeben." erzählte ich und zuckte schließlich mit den Schultern.
Ich erwiderte das Lächeln, das er mir schenkte und überlegte nebenbei fieberhaft, ob ich den Teig auch mit einem Schneebesen rühren könnte. Doch die Butter würde widerspenstig sein.
"Mir hat noch nie Jemand Muffins gebacken" merkte Connor theatralisch an und untermauerte seine Worte, in dem er eine Hand auf sein Herz legte und ein gequältes Gesicht zog. Ich lachte kurz auf.
"Da kannte ich dich ja auch noch nicht. Aber zu deinem nächsten Geburtstag backe ich dir auch was" versprach ich grinsend und versuchte nochmal das Rührgerät in Gang zu setzen.
"Das ist so nicht ganz wahr" sagte Connor nun und ich sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an.
"Ach?"
"Ja tatsächlich haben wir uns da schon gekannt. Wenn auch nur flüchtig" erzählte er und ich öffnete überrascht den Mund.
"Ja?" harkte Ich zur Sicherheit nach.
"Ja, wir haben uns an diesem Tag kennengelernt. Wir haben im Sinners in meinen Geburtstag rein gefeiert" klärte er das Rätsel nun auf und ich nickte verstehend.
"Dann war ich wohl dein Geschenk" hab ich ironisch kichernd von mir, weil ich überspielen wollte, was an diesem Abend alles passiert war.
"In der Tat, das bist du" lächelte er ehrlich und nickte.
"Dann ist das wohl auch mein Geburtstag, oder?" platzte Es schneller aus mir heraus, als ich nachdenken konnte. Und obwohl ich es sehr leise gesagt hatte, kam es an.
"Wieso das denn? Ich teile doch nicht meinen Geburtstag mit dir" gab Connor lachend von sich und ich musste erneut breit grinsen. Ich beschloss über meinen Schatten zu springen und ihm zu sagen woran ich dachte, denn er würde nicht nachfragen, wenn ich es nicht wollte.
"Das ist doch der Tag, an dem man zu leben beginnt, oder?" fragte ich lächelnd und senkte meinen Blick auf die Schüssel mit den Zutaten. "Ich weiß, ich habe anfangs nicht den Eindruck gemacht aber erst seit ich hier bei euch bin, habe ich das Gefühl endlich wieder leben zu können" sprach ich weiter, ohne aufzusehen.
"Es ist schön, dass du das so siehst. Das ist alles, was ich dir je klar machen wollte" erwiderte er nun auch ruhig, ohne Witz oder Ironie in seiner Stimme. Ich sah kurz zu ihm auf und nickte lächelnd.
Ich wusste, er würde nicht weiter nachfragen und genau das machte ihn zum perfekten Freund.
"Und wann ist dein echter Geburtstag?" wollte er nach einer kurzen Zeit der Stille wissen.
"Das ist.. Naja.. Ich hab ihn nie wirklich gefeiert" erwiderte ich und spürte, wie mich die Lügen mal wieder verschlungen.
Natürlich hatte ich ihn nicht gefeiert aber nicht, weil ich es nicht wollte. Lange Zeit wusste ich nicht einmal, wann mein Geburtstag war. Erst als ich ca. 10 war, wusste ich es.
Gebracht hatte mir dieses Wissen nichts, denn meinen Eltern war es egal und ich wusste nicht einmal, dass man diesen Tag feierte.
"Sag es mir" forderte Connor liebevoll und ich legte den Kopf skeptisch schief. Ich wusste, dass das keine gute Idee war. Am Ende organisierte er noch irgendwas für mich und das wollte ich nicht. Oder wollte ich es vielleicht doch?
"Er ist am 30.November. Nicht sonderlich überraschend, hm? " antwortete ich schließlich und machte noch dazu eine Anspielung auf meinen Namen.
"Das war doch als Kind bestimmt doof oder?" wollte er nun wissen und ich verzog das Gesicht unwissend. Wieso sollte das 'doof' sein?
"Was meinst du damit?" hinterfragte ich aus Neugier.
"Naja du bekommst Geschenke zum Geburtstag und ein paar Tage später darfst du deine Weihnachtsgeschenke auspacken. Danach musst du wieder ein ganzes Jahr warten. Ist doch schöner, wenn sich das über das Jahr verteilt oder?" erklärte er und ich überlegte einen Moment, was ich antworten sollte.
Neben meinem Geburtstag, hatten wir auch Weihnachten nie gefeiert und Geschenke hatte ich sowieso keine bekommen. Meine Tante hatte mir als ich noch klein war hin und wieder eine Kleinigkeit mitgebracht, doch immer nur heimlich. Mein Stofftier ist eines dieser Geschenke.
Trotzdem war das definitiv nicht, was ich Connor erzählen wollte.
"Ja du hast recht, das war damals wirklich nicht so cool. Aber ist ja fast ein Monat dazwischen" antwortete ich deshalb kurz angebunden und hoffte inständig, dass er mir das Lügen nicht ansah.
Wobei das beinahe unmöglich war, immerhin war ich mittlerweile ein Profi im Lügen.
"30.November also.. Das merke ich mir" gab Connor nun wieder strahlend von sich und ich verdrehte lediglich die Augen.
Tief in meinem Inneren wünschte ich mir, er würde mit mir feiern oder mir vielleicht ein paar Blumen schenken. Doch würde ich mir das anmerken lassen, würde er vielleicht misstrauisch werden. Und das Chaos meiner Familie wollte ich unter allen Umständen vor ihm geheim halten.
"Ich fahre noch kurz in die Stadt, brauchst du irgendwas?" wollte er nun wissen und ich schüttelte direkt den Kopf, doch dann fiel mir doch etwas ein.
"Ein Rührgerät wäre ganz praktisch, sonst wird das nichts mehr mit meinen Muffins" lachte ich und er stieg mit in das Lachen ein.
"Ansonsten rufe ich Shawn an und frage ihn, ob er eines besorgen kann" merkte ich schließlich noch an.
"Damit würdest du dich aber blamieren" lachte Connor sanft und fuhr sich einmal durch die Haare.
"Wieso?" wollte ich wissen.
"Manchmal hilft es schon, wenn man das Kabel in die Steckdose einsteckt" merkte er an und versuchte sich krampfhaft ein Lachen zu verkneifen, während ich entgeistert das Kabel in die Hand nahm und feststellen musste, dass er recht hatte.
"Das kann nicht wahr sein" brummte ich genervt und steckte das Kabel ein, um zu testen, ob das Gerät nun funktionierte. Und natürlich, es lief einwandfrei.
Connor, der noch immer versuchte nicht in einem lauten Lachen zu enden, ging langsam rückwärts und sagte "Naja.. Kann ja jedem mal passieren", bevor er komplett in Gelächter ausbrach.
So ein Idiot. Wobei der eigentliche Idiot ausnahmsweise ich war.
"Hau ab!" rief ich und warf ihm ein Geschirrtuch hinterher, weshalb er aus der Küche verschwand und ich die Muffins zuende backen konnte.
+++
Mir fällt keine Kapitelfrage ein. Was geht so ab? Wie gehts weiter? Wer hat Bock auf die folgenden Kapitel, die mich mega nerven weil sie scheiße sind? :D
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