~Kapitel 52~

Er zog mich langsam vom Bett hoch und verließ mit mir mein Zimmer. Mit zittrigen Beinen folgte ich ihm durch den Flur, bis wir bei einer Tür ankamen und er stehen blieb, um tief durchzuatmen.

Er öffnete die Tür und hinter ihr tauchten Treppen nach oben auf.
Er ging vor, hielt jedoch meine Hand und zog mich mit sich die Treppen hinauf.

Oben angekommen, befanden wir uns auf einem Dachboden, doch es stand ein riesiges Bett in dem einen Eck. Es war eingerichtet, wie ein Schlafzimmer.

"Das ist mein Zimmer." eröffnete er mir und ich sah verwirrt zu ihm auf.

"Ich dachte es wäre das, neben meinem." gab ich zu.
Immerhin hatte ich ihn dort mit dem einen Mädchen gehört. Laut und deutlich.

"Nein es ist nur so ein Zimmer, wenn.. naja.. wenn ich Jemanden mitbringe. Hier kommt Niemand hoch. Es ist zu privat. Das hat wirklich nicht jede Schlampe etwas anzugehen." murmelte er beinahe zu sich selbst, doch ich hörte es und mein Herz begann schnell zu klopfen.

Dieses Mal jedoch auf eine sehr schöne Art und Weise. Er war der Meinung, sein Zimmer würde mich etwas angehen. Er hatte mich hierher gebracht, obwohl es sein ganz eigener Rückzugsort ist.

"Wieso darf ich dann hierher?" wollte ich trotzdem wissen, in der Hoffnung er würde etwas Süßes sagen. Doch er zog mich ohne ein Wort zu dem großen Bett.

"Leg dich hin." forderte er und ich sah leicht erschrocken zu ihm.
Er lächelte mich sanft an, weshalb ich nicht glaube, dass er seine Worte böse gemeint hatte oder irgendwelche Hintergrundgedanken dabei hatte.

"Wieso?" wollte ich trotzdem wissen, doch er verdrehte nur die Augen.

"Vertrau mir einfach." bat er und weil ich ihm vertraute, immerhin konnte er nichts dafür, wie sich sein Ebenbild in meinem Traum verhalten hatte, legte ich mich auf das große Bett, kuschelte mich auf das Kissen und sah dann wieder zu ihm.
Er kam ebenfalls auf das Bett geklettert und legte sich neben mich.

"Sieh nach oben." hauchte er und sah selbst an die Decke.
Doch als auch ich meinen Blick zur Decke wenden wollte, begriff ich, dass über dem Bett keine Decke, sondern ein Dachfenster war, das noch breiter war als sein Bett und sich über die komplette Höhe erstreckte.

Es ließ es so scheinen, als würde man direkt unter dem Sternenhimmel im Bett liegen.

"Wow.." flüsterte ich und beobachtete die ganzen, hell leuchtenden Sterne, die sich über dem Nachthimmel erstreckten.

"Ich wusste, das würde dich beruhigen. Sind die Schmerzen noch da?" wollte er wissen und erst mit dieser Frage wurde mir bewusst, dass er recht hatte. Ich hatte mich beruhigt, weinte nichtmehr, konnte atmen und verspürte keinerlei Schmerzen mehr.

"Nein, sie sind verschwunden." antwortete ich leise, wendete meinen Blick jedoch nicht vom Nachthimmel ab.

"Wusste ich es doch." sagte er und ich hörte sein Schmunzeln, weshalb auch ich leicht lächeln musste.

"Das da oben ist der große Wagen, siehst du ihn?" wollte er wissen und streckte seinen Arm aus, um mir das Sternbild zeigen zu können. Ich erkannte es tatsächlich und musste noch mehr Lächeln.

"Du schläfst also unter dem großen Wagen? Das ist so cool." schwärmte ich.

"Ich schlafe hier eigentlich nur selten." antwortete er jedoch und ich zog die Augenbrauen zusammen. Logisch, er war bestimmt oft über Nacht bei irgendwelchen Mädchen.

"Das ist schade, das ist wunderschön hier."

"Ich weiß. Ich meine damit auch eigentlich nur, dass ich mehr die Sterne beobachte, als zu schlafen. Ich schlafe .. ziemlich wenig." erzählte er ruhig und ich traute mich nicht zu ihm zu sehen.
Er öffnete sich und ich hatte Angst, er würde sich sofort wieder verschließen, wenn er meinen besorgten Blick sah.

"Wieso nicht?"

"Ich weiß es nicht. Ich kann einfach nicht. Ich liege einfach wach. So gut wie jede Nacht. Keine Ahnung.." murmelte er und mein Herz brach. Er klang so traurig.

"Das tut mir leid." antwortete ich und sah aus dem Augenwinkel, wie er nickte.

"Ja mir auch.." murmelte er. "Aber immerhin kann ich schöne Dinge ansehen. Oder kleine Mädchen aus ihren Albträumen retten."

Ich drehte meinen Kopf kurz zu ihm und sah sein typisches Grinsen, weshalb auch ich wieder kurz lächeln musste.
Ich widmete mich wieder den Sternen und beobachtete, wie sie am Himmel funkelten.
Plötzlich erstreckte sich ein Lichtschweif am Himmel und ich riss erschrocken die Augen auf.

"Eine Sternschnuppe! Da war wirklich eine Sternschnuppe!" rief ich und zeigte auf die Stelle, an der gerade noch die Sternschnuppe war. Ein breites Lächeln erschien in meinem Gesicht und mein Herz klopfte aufgeregt.

"Los, du musst dir etwas wünschen!" antwortete Shawn.

Ich wünsche mir, dass Shawn endlich sehen kann, dass er kein schlechter Mensch ist. Dass er beginnt sich selbst zu lieben und glücklich wird.

Wo kam das denn jetzt her? Es ploppte einfach so in meinem Kopf auf, ohne dass ich darüber nachdenken konnte.

"Hast du?" fragte er und ich nickte paralysiert.

Plötzlich legte sich seine rechte Hand an meine linke Wange und er drehte meinen Kopf sanft in meine Richtung.
Wir sahen uns einen Moment in die Augen, bevor er sich leicht aufrichtete, sich zu mir lehnte und seine Lippen ganz sanft auf meinen ablegte.
Er entfernte sich wieder ein bisschen, jedoch war sein Gesicht noch immer direkt vor meinem und seine Hand an meiner Wange. Mit offenem Mund starrte ich in seine Augen.

"Ich mir auch." hauchte er heißer, bevor er sich wieder zu mir hinunter lehnte und meine Lippen küsste. Dieses Mal etwas länger.
Er begann sanft seine Lippen langsam auf meinen zu bewegen und mein Herz schlug hektisch gegen meine Brust.
In mir entstand eine Explosion, obwohl ich absolut überfordert war. Ich versuchte vorsichtig meine Lippen zu seinen zu bewegen und er lächelte plötzlich während des Kusses.
Er nahm wieder Abstand und sah auf mich hinunter.

"Äh.. äh.. ich.. h-hast du gewusst, dass.. ehm.. die meisten Sterne sind bereits verglüht, weil.. äh.. das Licht so lange zur Erde braucht.. und.. ja.. cool oder?" stotterte ich und lief vermutlich hochrot an, doch in Shawn's Gesicht bildete sich ein breites Lächeln.

"Halt einfach die Klappe." lachte er leise und legte seine Lippen wieder lächelnd auf meine, küsste mich nun ein bisschen fester.
Alles in mir kribbelte und ich traute mich, meine rechte Hand an seinen Hals zu legen, während er mich vorsichtig küsste.

Er löste sich wieder, küsste sanft meine Wange, meinen Kieferknochen, bevor er mir nochmal einen kurzen Kuss auf den Mund gab und sich wieder neben mir auf das Kissen fallen ließ, diesmal jedoch mit dem Gesicht zu mir.
Ich drehte mich zu ihm und sah ihn abwartend an.

Das war der absolut beste erste Kuss, den ich mir hätte vorstellen können, mein Herz brennt, meine Haut kribbelte und in meinem Bauch tobte ein ganzer Zoo umher.
Der Kuss war schöner, als ich ihn mir je erträumt hatte. Er bedeutete die Welt für mich. Allein aufgrund dieser Gefühle könnte ich sofort wieder weinen.

"Du solltest versuchen weiter zu schlafen, Angel." hauchte Shawn sanft und strich mir lächelnd über die Wange.
Ich wollte nicht schlafen, wollte ihn am liebsten die ganze Nacht lang küssen.

"Und du?" wollte ich wissen.

"Hab doch etwas Schönes zum ansehen." gab er lächelnd von sich und sah mir tief in die Augen. "Glaub mir, du solltest weiterschlafen."

"Damit du morgen wieder behaupten kannst, nichts wäre gewesen?" wollte ich leise wissen.

"Ich verspreche, ich bin noch hier, wenn du aufwachst." antwortete er und mit dem sicheren Wissen, er würde mich nicht wieder allein lassen, schlief ich schließlich doch wieder ein.

+++
Wir haben einen ersten Kuss 🙊 Wie hat es euch gefallen?
Denkt ihr, Shawn wird wirklich noch da sein, wenn sie wieder aufwacht? Wird er sich endlich öffnen?
Und wieso schläft Shawn nicht viel?

Leute passend zu diesem Kapitel.. Meine zweite Geschichte "Mute" hat 100K reads erreicht und "Sinners" schon 10K..bei "I know what you did last summer" geht es auf die 200K zu. Das ist wirklich krass, ich danke euch sehr dafür ❤️❤️

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