~Kapitel 48~
Er hatte versprochen es nicht mehr zu sagen.
Sein Blick striff meinen und er schien zu begreifen, was er da von sich geben wollte, weshalb er den Kopf in den Nacken legte und tief durchatmete, bevor er seinen Freund wieder ansah.
"Ich wollte mit ihr trainieren. Aber ihr ward nicht da. Ich dachte, es ist vielleicht etwas passiert. Aber scheinbar habt ihr euch ja blenden amüsiert. Ich rate dir nur.." sprach er ruhig, ging jedoch auf Connor zu und zog ihn schließlich an seinem Shirt zu sich ran, bevor er weitersprach. "..mir das nächste Mal vorher Bescheid zu sagen." beendete er den Satz zischend, bevor er ihn losließ und in die Richtung der Treppen lief.
"Wir können morgen trainieren." rief ich ihm hektisch hinterher.
Wow, wie verzweifelt bin ich denn bitte?
Er blieb stehen, drehte sich jedoch nicht zu mir um, was mir einen kleinen Stich ins Herz versetzte.
"Mal sehen. Die Pläne machst nicht du." brummte er und lief weiter, ging die Treppen hinauf und lies uns allein zurück.
"Was war das denn? Ich dachte die ganze Zeit, du hättest ihm gesagt, dass wir etwas zusammen unternehmen." suchte ich das Gespräch und Connor wirkte plötzlich nervöser als zuvor. Was ist denn jetzt wieder los?
"Er hat dich nicht so zu behandeln. Ich dachte eben, es wäre nicht nötig ihn zu fragen." antwortete er kurz angebunden und ich zog eine Augenbraue in die Höhe.
"Er hat sich Sorgen gemacht"
War ich gerade wirklich dabei, Shawn für sein bescheuertes Eigentums-Gehabe in Schutz zu nehmen?
"Nova wach auf, er hat sich doch keine Sorgen gemacht. Er ist einfach nur glücklich, wenn er Alles und Jeden kontrollieren kann." zischte er genervt und ich wich einen Schritt zurück, erschrocken über seine grobe Art.
Das war ich von ihm nicht gewohnt.
"Was hat sich geändert? Vor ein paar Wochen wolltest du mich noch davon überzeugen, dass er ein guter Mensch ist und jetzt.." gab ich verwirrt zurück.
"Es.." begann er, atmete dann jedoch tief durch und schwieg eine Weile.
"Du hast recht. Vielleicht war das einfach dumm. Ich wollte nur, dass er begreift, dass er nicht über dich bestimmen darf." beendete er den Satz schließlich wieder ruhig und lächelte schließlich.
"Das ist lieb von dir, danke. Aber ich glaube es wird schon von allein besser." lächelte ich ehrlich zurück und zuckte mit den Schultern.
"Ja, du hast recht. Tut mir leid."
"Muss es nicht. Ich finde es süß. Ich bin wirklich ganz schön müde und geh jetzt schlafen. Aber nochmal vielen Dank für den wunderschönen Tag, Connor." bedankte ich mich zum gefühlt hundertsten Mal heute und trotzdem fühlt es sich an, als hätte ich es nicht oft genug gesagt.
"Kein Problem." grinste er und ich entschloss kurzerhand ihn zu umarmen.
Nachdem wir uns wieder voneinander gelöst hatten, ging ich direkt in mein Zimmer und legte mich schlafen.
Es musste ziemlich spät in der Nacht gewesen sein, als ich durch lautes Gepolter wach wurde, denn es war stockdunkel draußen und in meinem Zimmer.
Verwirrt setzte ich mich auf und versuchte nicht direkt in Panik auszubrechen, weil ich ein paar Geräusche gehört hatte.
Immerhin lebte ich in einem Haus mit 4 Jungs, da war es eher beunruhigend, wenn man keine Geräusche hört. Ein Blick auf die digitale Uhr neben meinem Bett verriet mir, dass es kurz nach 2 Uhr in der Nacht war.
"Ach fuck.. Verdammte Scheiße" stöhnte Jemand aggressiv und ich wusste nicht, ob es letztlich meine Neugier oder meine Sorge war, die mich dazu brachte aufzustehen und in den Flur zu schleichen.
Auch im Flur war es dunkel, jedoch sah ich wie eine dunkle Gestalt auf mich zulief, also schaltete ich kurzerhand das Licht an und erkannte einen entstellten Shawn vor mir.
Erschrocken machte ich einen Satz zurück und hielt mir eine Hand vor den Mund.
Seine Augenbraue blutete und sein schönes Gesicht war überseht von blauen und lila Flecken.
"Was ist passiert?" wollte ich sofort wissen, obwohl ich genau wusste, dass ich nicht in der Position war, ihn so auszufragen.
Er sah wirklich schlimm aus und ich musste mich zusammen reisen, nicht zu ihm zu rennen und ihm die Verletzungen zu verarzten. Damit kannte ich mich schließlich bestens aus.
"Ich hab einen Fight verloren. Mal wieder." brummte er wütend und spannte den Kiefer an.
Er fuhr sich durch die Haare, stöhnte jedoch schmerzhaft bei der Bewegung.
Wie er wohl unter der Kleidung aussehen würde? Sah sein Oberkörper nur halb so schlimm aus, wie sein Gesicht?
Er schien wirklich Schmerzen zu haben. Seine Hände waren blutig verkrustet und dreckig.
Was war das denn bitte für ein unmenschlicher Kampf? Ich weiß, dass sie nicht sonderlich viele Regeln hatten, doch so wie ich Shawn einschätzte, konnte er eine Menge Schläge einstecken, bis er so aussah.
Wieso hatte sein Gegner denn nicht aufgehört?
"Tut mir leid. Kann ich dir irgendwie helfen?" wollte ich wissen.
Die Situation fühlte sich surreal an, trotzdem wollte ich dass er wusste, ich würde ihm helfen, wenn er irgendwas brauchte.
Ich wusste bereits, dass er es nicht annehmen würde, doch das war mir egal.
Er legte langsam den Kopf in den Nacken und schnaubte genervt.
"Wenn du mir nicht zufällig einen blasen willst, nicht wirklich." zischte er, wich meinem Blick aus, bevor er sich umdrehte und die Treppen hinunter joggte.
"W-was?" murmelte Ich vor mich hin und schüttelte verwirrt den Kopf.
"Was hast du vor?" rief ich ihm hinterher, doch er reagierte nicht. Durch die Stille, die im Haus herrschte hörte ich, wie er noch weitere Treppen hinunter lief und eine unangenehme Vermutung kroch in mir herauf.
Vorsorglich lief ich ins Bad, holte den Erste-Hilfe-Kasten, der in dieser skurrilen WG immer einsatzbereit war und folgte Shawn die Treppen hinunter.
Wie befürchtet brannte im Flur des Kellers das Licht, weshalb ich ebenfalls nach unten lief und den Trainingsraum betrat.
Wie ein wildgewordenes Tier schlug Shawn auf den Boxsack ein, der von der Decke hing.
Eilig ging ich zu ihm hinüber und berührte ihn vorsichtig an der Schulter.
"Fass mich nicht an, verdammt!" schrie er beinahe und schlug weiter wie ein Irrer.
Mein Blick fuhr zu seinen Händen, die nun wieder aufgeplatzt waren und beobachtete das Blut, das über seine Knöchel lief.
"Du musst aufhören, du tust dir weh." bat ich, jedoch auch mit etwas gehobener Stimme.
Ich wollte ihn nicht anschreien, offensichtlich ging es ihm nicht gut. Trotzdem konnte ich nicht zulassen, dass er sich selbst noch mehr zerstörte.
"Ist mir scheiß egal. Verschwinde einfach!" zischte er und schlug weiter, ohne den Blick auch nur eine Sekunde von dem Boxsack abzuwenden.
Sein Gesicht war einerseits aggressiv, andererseits schmerzverzerrt, wie ich von dem Spiegel uns gegenüber erkennen konnte. Er musste damit aufhören.
"Shawn bitte, hör auf und lass mich dir helfen." bat ich und griff nach seinem Arm, doch er entriss ihn mir ruckartig und drehte sich schnell in meine Richtung.
Schwer atmend sah er mich einfach nur von oben herab an und vermutlich sollte ich Angst haben.
Seine ganze Erscheinung war einschüchternd.
Dieser riesige Mann, mit den Tattoos, den definierten Muskeln und den dunklen Augen. Alles sollte abschreckend auf mich wirken, doch das Gegenteil war der Fall.
Er zog mich regelrecht an. Die Gefahr war mir egal.
Mutig ging ich einen Schritt auf ihn zu, doch er wich hektisch atmend zurück und sah seine blutenden Hände an.
"Was fällt dir ein? Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen, huh?" patzte er mich laut an, doch ich hielt seinem Blick stand, versuchte meine Unsicherheiten zu verstecken.
+++
Wie wird es weitergehen?
Wird Nova wirklich weg gehen? Oder wird Shawn ausrasten?
Und wieso verliert er momentan alle Fights?
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