~Kapitel 41~

"Crying eyes can dry and
Hurt can turn to joy, just takes a little time
Baby I won't let him hurt you
That's my word"
~ I wont let him hurt you - Joe ~

"Er wird mich holen. Er.. Er.. Fuck.." schluchzte ich und zitterte am ganzen Körper.
Bevor ich realisierte, was hier geschah, wurde ich in zwei starke Arme geschlossen und an eine harte Brust gezogen.
Ich vergrub mein Gesicht in der Halsbeuge und atmete den Geruch von Shawn ein.

"Er wird dich nicht holen. Das lasse ich nicht zu." murmelte er und strich mir mit einer Hand über meinen Hinterkopf.

"Du weißt nicht, wozu er fähig ist." schluchzte ich und krallte mich an ihm fest, als ginge es um mein Leben.

"Nein Angel, du weißt nicht, wozu ich fähig bin. Und solange ich hier bin, wird er sich nicht einmal trauen, dich nur anzusehen. Ich lasse nicht zu, dass er dir weh tut." sprach er fest und hielt mich fest, um mich vor dem Fallen zu bewahren.

"Jetzt beruhig dich bitte, es war nur ein Traum, er kann dir nichts tun." flüsterte er, dachte jedoch gar nicht daran mich loszulassen.
Im Gegenteil, er ließ sich sanft auf die Seite fallen und zog mich dabei mit sich. Noch immer hatte er die Arme um mich geschlungen, umarmte mich während er neben mir lag.

"Ich bin ja hier.. shh.." flüsterte er immer wieder und wie auch immer das passieren konnte, schlief ich schließlich wieder ein.

Als ich am nächsten Morgen wach wurde, fühlte ich mich ungewohnt ausgeruht.
Langsam öffnete ich die Augen und spürte die Sonnenstrahlen in meinem Gesicht.
Mit einem Lächeln setzte ich mich auf, sah neugierig neben mich, fand jedoch nur ein leeres Bett neben mir. Doch wenn ich ehrlich bin, wusste ich das schon, bevor ich die Augen geöffnet hatte.

Das heute Nacht war eine absolute Ausnahmesituation und hatte überhaupt Nichts zu bedeuten.
Er blieb bei mir, weil er sich dazu verpflichtet gefühlt hatte und ich mich nicht beruhigen wollte.
Vermutlich ist er abgehauen, als er gemerkt hat, dass ich wieder schlafe.
Und selbst das, war so viel mehr, als ich je von ihm erwartet hätte.

Vor einigen Wochen hätte ich gelacht, hätte mir Jemand gesagt, dass er der Grund sein würde, weshalb ich mich beruhige anstatt der Auslöser für meine Tränen zu sein.

Man konnte über Shawn sagen und denken was man wollte, doch mir hatte er gestern genug bewiesen, dass er ein guter Mensch war und dafür musste ich ihm schleunigst danken. Auch wenn ich nicht neben ihm aufgewacht bin.

An diesem Morgen fiel mir Alles viel leichter.
Obwohl mir der Schock des Albtraumes letzte Nacht noch in den Knochen saß, verspürte ich nicht die übliche Angst.

Denn aus unerklärlichen Gründen schenkte ich seinen Worten Glauben und vertraute darauf, dass Dad mich nicht zurück holen konnte.
Vermutlich ist da sowieso nur meine Vorstellung mit mir durchgegangen.
Solange ich nicht mehr deren Last bin und er ordentlich Geld bekommen hat, wird es Dad egal sein, wo ich bin.
Außerdem weiß ich gar nicht, ob er mich gestern gesehen hat.

Ich zog mich an, putzte meine Zähne und machte mir eine Kleinigkeit zu Essen, bevor ich ins Wohnzimmer lief, in dem Jack und Cameron sich irgendwas im Fernsehen ansahen.

"Ist es okay, wenn ich mich dazu setze?" wollte ich wissen und die Beiden sahen mich einen Moment lang stumm an, was mich verunsicherte, doch dann nickten sie beinahe synchron und ich setzte mich dazu, um meine Cornflakes zu essen.

Wir sprachen nicht viel, denn es gab nichts zu sagen. Und getraut mich für gestern zu entschuldigen, hatte ich mich auch nicht, wenn ich es ihnen auch schuldig war.

"Ähm.. wisst ihr vielleicht.. wo Shawn ist?" fragte ich irgendwann beiläufig und wurde kurz darauf skeptisch gemustert.

Schnell rührte ich in meiner Schüssel umher, um mir nichts anmerken zu lassen, doch Beide lachten plötzlich, was mich beunruhigte.

"Er ist im Trainingsraum im Keller. Du folgst einfach der lauten Musik." merkte Jack schließlich an, woraufhin ich mich bedankte, die leere Schüssel in die Spülmaschine stellte und dann über die Treppe in den Keller gelang.

Bereits jetzt hörte ich die wirklich laute Musik, woraufhin ich ihr folgte und vor einer Tür zum Stehen kam.
Was ist wenn er mich nicht sehen will?
Wenn er nicht beim Training gestört werden will?
Wir werden es nicht wissen, wenn ich es nicht rausfinde.

Also drückte ich zögerlich die Klinke hinunter und zum Vorschein kam ein großer Trainingsraum mit verschiedenen Geräten, viel freier Fläche, einigen Boxsäcken und einer Wand, bestehend aus einem Spiegel.
Unsicher lief ich in den Raum, musterte direkt Shawn, der mit dem Rücken mir zugewandt auf einen Boxsack einschlug, als hinge sein Leben davon ab.
Er trug nur eine kurze Sporthose, sein Oberkörper war nackt und die Muskeln an seinem Rücken lieferten mir ein atemberaubendes Schauspiel unter seinen Tattoos, während ihm ein bisschen Schweiß zwischen den Schulterblättern hinab rann.

"Fertig mit starren?" ertönte plötzlich seine Stimme und riss mich aus der Starre.
Über den Spiegel vor ihm musterte er mich nun und ich lief augenblicklich rot an.

"Tut mir leid." gab ich von mir, doch meine Stimme kam im Gegensatz zu seiner, nicht gegen die laute Musik an. Er drehte sich nun zu mir und kam in meine Richtung, um die Musik der Anlage leiser zu stellen.

Meine Nervosität stieg mit jeder Sekunde in der er mich abwartend ansah.
Er schüttelte lachend den Kopf und wendete sich dann wieder ab, um weiterhin auf den Boxsack einzuschlagen.

"Okay, also.. ähm.. ich wollte.." begann ich schüchtern und ging in seine Richtung, um sicher zu stellen, dass er mich hören konnte.
Ich stellte mich auf die andere Seite des Boxsacks und beobachtete ihn ein bisschen.

"Ich höre?"

"Naja ich wollte mich bedanken." gab ich von mir und biss mir auf die Lippe.

"Wofür?" wollte er wissen, zwischen zwei gezielten Schlägen.

Wow, das muss sicher weh tun. Was sage ich da, ich weiß schließlich wie sich diese Schläge anfühlen.

"Gestern." antwortete ich und sah, wie er kurz lächelte.

"Kein Ding." antwortete er neutral und schlug weiter.

"Doch, vor allem letzte Nacht.. " vervollständigte ich mein Bedanken und er hielt inne, fuhr sich mit den getapeten Händen durch die Haare.
Ich gab mein Bestes, ihm weder auf die Bauchmuskeln, noch auf die Oberarme zu starren.

Doch Kunst sollte man betrachten dürfen.

"Letzte Nacht?" wollte er wissen und zog unwissend eine Augenbraue nach oben. Na super, er war bereit es abzustreiten.

"Naja.. dass du da warst.." half ich ihm auf die Sprünge und tippte nervös hin und her.

Er hielt plötzlich den schaukelnden Boxsack fest, woraufhin ich erschrocken aufsah und wir uns in die Augen starrten. Er hatte sein übliches Grinsen im Gesicht, was durch die verschwitzten Strähnen in seiner Stirn noch sexier aussahen, als sonst.

"Ich hab keine Ahnungwovon du sprichst." gab er schließlich zurück und ich sah ihn entgeistertan.

Dass er damit vielleicht nicht angeben würde, war mirbewusst. Doch es absichtlich abzustreiten, wenn ich mich bedanken wollte, wardumm und unreif.

Verdammt, ich hätte es wissen müssen.

+++
Vielleicht hat sie es sich ja wirklich nur eingebildet? Wie wird das Gespräch weiter verlaufen?💞

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