~Kapitel 37~

"You ain't my boyfriend
And I ain't your girlfriend
But you don't want me to see nobody else"
~Boyfriend - Ariana Grande~

Wieder vergingen einige Tage, in denen ich Shawn nicht zu Gesicht bekam.
Es war als wäre er nie Zuhause, denn ich hörte kein einziges Geräusch aus seinem Zimmer, das direkt neben meinem lag.

Und dass die Wände nicht sonderlich schallgeschützt waren hatte ich ja bereits rausfinden müssen.
Wo also trieb er sich rum?

Es machte mir tatsächlich mehr zu schaffen, als ich für möglich gehalten hatte.
In der Schule konnte ich dem Unterricht nicht richtig folgen, ich schlief schlecht und immer wieder drehten sich meine Gedanken darum, wie Shawn sich wohl fühlen musste.

Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie sich das anfühlen muss, sowas an den Kopf geknallt zu bekommen.
Er hatte gesehen, was mein Vater mir angetan hatte, er hatte mich da rausgeholt, hatte komplett selbstlos gehandelt, obwohl er immer sprach wie das größte Arschloch auf Erden.
Und ich hatte ihm vorgeworfen, nicht besser zu sein.

Was stimmt eigentlich nicht mit mir? Fuck.

"Alles okay?" fragte Connor, als wir uns einige Tage später auf dem Heimweg von der Schule befanden.
Ich sah kurz zu ihm rüber und nickte dann.

Shawn hatte mich nichtmehr abgeholt. Nur die anderen Jungs, die mich ebenfalls auf Distanz hielten.
Es kam mir beinahe so vor, als wüssten sie nicht mehr, wie sie mit mir umgehen sollten, jetzt wo sie wussten, dass hinter meiner Geschichte mehr steckte, als sie dachten.

Doch auch wenn es mich beschäftigte, war es nicht das Hauptthema in meinem Kopf.

"Du bist schon die ganze Woche so ruhig." merkte er an und ich sah traurig aus dem Fenster.

Zu gern würde ich Connor fragen, ob er wusste wo Shawn sich rumtrieb, doch ich ließ es sein. Ich wollte nicht, dass Connor zwischen die Fronten geriet.

"Ich denke nur nach." versuchte ich mich raus zu reden, woraufhin er mich kurz skeptisch beäugte. Ich atmete laut aus.

"Okay, was hältst du davon, wenn wir uns Zuhause ein paar Filme ansehen und du das Ganze mal für einige Zeit vergisst? Danach kannst du dir den Kopf ja weiter zerbrechen aber ich hab Bock auf einen Film und auf Popcorn." schlug er vor und ich musste unvermeidlich grinsen.
Er war ein guter Freund, das wusste ich mittlerweile.

Was war ihm zugestoßen? Was war sein Grund hier zu sein?
Wie konnte er so ein guter Mensch sein, wenn er doch scheinbar auch durch die Hölle gegangen war?

Ich musste es früher oder später rausfinden. Doch solang ich es nicht übers Herz brachte Connor zu erzählen, dass mein Chef gleichzeitig mein Vater war, konnte ich nicht von ihm erwarten, mir genug zu vertrauen um mir von seiner Vergangenheit zu erzählen.

"Einverstanden." stimmte ich zu und lauschte dem Radio, bis wir Zuhause waren und Alles für unseren Filmmarathon vorbereiteten.

Als wir genug Getränke und Essen bereit gestellt hatten, kuschelten wir uns aufs Sofa und Connor suchte einen Film aus, den wir uns ansahen.
Er war ganz lustig und lenkte mich tatsächlich ein wenig ab.
Natürlich schweiften meine Gedanken immer mal wieder ab, doch im Großen und Ganzen war es eine gute Idee gewesen, mich darauf einzulassen.

Denn sooft, wie ich hier zur Weißglut gebracht wurde oder wegen irgendeiner blöden Sache weinen musste, hatte ich es mir verdient, einen ruhigen Tag mit einem guten Freund zu verbringen.

Nachdem wir zwei Filme gesehen hatten, richtete Connor sich auf und sah mich fragend an.
Ich wartete ab, doch er sagte Nichts, sah mich einfach nur schweigend an und ich lächelte beschämt, weil die Situation unglaublich komisch war.

"Was?" fragte ich schließlich und er schüttelte kurz den Kopf, bevor er den Blick abwendete und mich damit noch mehr verwirrte.

"Nichts, willst du mehr Popcorn?" wollte er wissen und war im Begriff aufzustehen, doch ich zog ihn zurück aufs Sofa und verneinte.

Er nickte nur und machte einen neuen Film an.
Obwohl ich die letzten 3 Stunden gut durchgehalten hatte, spürte ich die Müdigkeit in mir hinauf kriechen, was vermutlich mit daran lag, dass der Film mich nicht so sehr ansprach, wie die Beiden davor.

Und auch wenn ich versucht hatte wach zu bleiben, schweifte ich langsam in einen ruhigen Schlaf ab.

Als ich wieder wach wurde, war mir ziemlich heiß, weshalb ich die Decke von mir strampelte, noch bevor ich die Augen überhaupt geöffnet hatte.
Langsam richtete ich mich auf und erkannte, dass Connor neben mir ebenso eingeschlafen war.
Außerdem waren wir uns ziemlich nah gekommen, denn scheinbar hatte ich seinen Bauch als Kissen benutzt. Peinlich. Zum Glück schlief er noch.

Jemand räusperte sich und ich fuhr erschrocken herum, um zu sehen wie Shawn uns mit skeptischem Blick musterte.

Oh nein, das Alles hier sah viel zu falsch aus. Vermutlich würde er nun wieder ausrasten und mir vorwerfen, ich würde mich an Connor ranmachen, um mir daraus irgendwelche Vorteile zu ziehen.
Dabei ist er mir einfach ein guter Freund.

Hektisch zog ich mein Shirt zurecht, dass beim Schlafen nach oben gerutscht war und meinen kompletten Bauch entblößt hatte.
Die Röte stieg mir auf die Wangen und ich brachte es endlich fertig, mich ordentlich hinzusetzen.

"Ich kann das erklären." murmelte ich nur leise, um Connor nicht aufzuwecken.
Ich wollte es unbedingt vermeiden, dass die Beiden wieder wegen mir streiten mussten.

Shawn zog eine Augenbraue nach oben und verließ das Wohnzimmer dann, woraufhin ich ihm folgte.

"Shawn warte.." bat ich und griff vorsichtig nach seiner Schulter, woraufhin er sofort in meine Richtung wirbelte und mich von oben herab ansah.

"Ich wollte mit dir reden.." begann ich schüchtern und konnte erkennen, wie er genervt die Augen rollte.

Schon klar, Jungs wollen nicht reden, vor allem nicht wenn man sie verletzt hatte und ich war mir ziemlich sicher, dass meine Worte irgendwas in ihm verletzt hatten.
Er griff nach meinen Armen und zog mich daran in die Küche, sodass Connor uns selbst dann nicht hören würde, wenn er von selbst wach werden würde.

"Also?" wollte Shawn wissen und atmete laut aus, legte den Kopf schräg und setzte Alles daran mir zu zeigen, dass er keine Lust hatte mit mir zu sprechen.
Doch das war mir egal, ich musste mich entschuldigen, ob er sie nun annahm oder nicht.

"Es tut mir leid. Du weißt schon.. was ich gesagt habe.." murmelte ich und schämte mich noch mehr für meine Worte, als zuvor.

"Oh du meinst, als du mich mit deinem gewalttätigen Bastard von Chef verglichen hast?" wollte er grinsend wissen, doch man sah ihm an, dass er mich damit nur provozieren wollte.
Er fand es kein bisschen lustig.

Ich fuhr mir nervös durch die langen Haare und suchte die passenden Worte.

"Ja." sagte ich schließlich kleinlaut. "Aber das war ein Fehler, das weiß ich jetzt. Das wusste ich auch neulich schon, ich wollte nur.." ich sprach nicht weiter, biss mir stattdessen auf die Lippe und sah gequält zu Shawn auf.

"Du wolltest was?" harkte er nach.
Kein Hauch von Sarkasmus lag in seiner Stimme, wie sonst. Kein finsteres Grinsen zierte sein markantes Gesicht. Er sah mich einfach nur leer an.

"Ich wollte dir weh tun." gab ich ehrlich zu und wartete auf eine Reaktion seinerseits. Er lachte jedoch nur humorlos auf.

"Aber das tut mir leid. Es war völlig falsch dich mit ihm zu vergleichen, du bist nicht wie er, kein Stück.
Es tut mir so leid, Shawn. Wirklich. Ich war nur so wütend und wollte dir irgendwie das selbe Gefühl geben, das du mir immer gibst.
Es tut weh wie ein Gegenstand behandelt zu werden, weißt du? Es ist nicht so als hätte ich je gelernt, dass ich viel wert wäre, im Gegenteil. Aber trotzdem hab ich diesen Funken Selbstachtung in mir, auch wenn ich nicht ansatzweise weiß, wo er herkommt. Aber ich will ihn sicher nicht verlieren.
Denn wenn ich mich verliere.. was hab ich dann noch?" fragte ich verzweifelt und sah zu ihm auf.

Ich weiß nicht, wieso ich ihm mein Herz ausschüttete, vielleicht erhoffte ich mir, dass er dann nicht mehr sauer war, mich vielleicht sogar verstand.

"Ich will auch nicht, dass du deine Selbstachtung verlierst." antwortete er schlicht und dieses Mal lachte ich humorlos auf, denn das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

"Wieso lachst du, wenn ich das sage?" wollte er ernst wissen und ich zuckte ahnungslos mit den Schultern.

Ich würde ihn nicht wütend machen, kurz nachdem ich mich entschuldigt hatte, ich bin schließlich nicht komplett blöd.

"Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass dich das überhaupt interessiert." gab ich geschlagen von mir und wich seinem Blick aus, sah auf den Boden.
Das nächste Donnerwetter würde in wenigen Sekunden folgen und ich stand komplett schutzlos im Freien.

Seine Schuhe tauchten vor meinen auf dem Boden auf, weshalb ich den Blick wieder anhob und ihn nah an meinem Gesicht erkennen konnte.
Er roch nach einer Mischung von Minze, einem sanften Parfüm und etwas ganz Eigenem.
Ich mochte sein Geruch, er ließ mein Herz schneller schlagen, beschleunigte meine Atmung.

"Weißt du was der erste Schritt ist, ein Gewinner zu werden?" wollte er leise wissen und klang dabei so unglaublich rau und sanft gleichzeitig, dass meine Arme von einer Gänsehaut überzogen wurden.
Ich schüttelte unwissend den Kopf.

Er hob die Hand und legte zwei Finger unter mein Kinn, sodass ich den Blick nicht wieder abwenden konnte und ihm in die Augen sehen musste.

"Zu erkennen, dass du dir nicht Alles gefallen lassen musst." flüsterte er beinahe und ich sah ihm mit leicht geöffnetem Mund dabei zu, wie er sprach.

Seine Lippen sahen weich aus, sanft rosa und wunderschön geschwungen. Wie es sich anfühlen würde ihn zu küssen? Oh Gott, worüber dachte ich hier bitte nach?

"Ich werde dich nicht mehr als Eigentum bezeichnen, okay? Auch wenn das vielleicht nur meine Art ist zu sagen, dass.." begann er und sah mir wie paralysiert in die Augen, doch dann stoppte er seinen Satz und grinste vielsagend.

"Dass?" harkte ich nach und erschrak, wie dünn meine Stimme klang.
Was machte er nur mit mir?

+++
Was denkt ihr, was Shawn sagen wird?

Also die Uni hat angefangen, online natürlich. Absolute Katastrophe. Alles überlastet, die Hälfte hat gefehlt, alles ist scheiße ✌️

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