~Kapitel 34~

"It's almost like I've gotten so used to resentment
That every annoying little thing you say has lost its effect"
~Worst of Me - Julia Michaels~

Wie sooft am Freitag saß ich in meinem Zimmer und war mit einem Buch für die Schule beschäftigt.
Ich war nie schlecht gewesen in der Schule, immerhin war ein guter Abschluss schon immer mein Ziel gewesen, um von hier weg zu kommen.
Doch in den letzten Wochen wurde ich noch besser, was vermutlich daran lag, dass ich mich endlich vollständig darauf konzentrieren konnte und ich mehr Schlaf bekam.

Mein Blick fiel immer wieder aus dem Fenster und ich rang innerlich mit mir, Shawn zu fragen ob ich mit Connor spazieren gehen durfte, denn das Wetter war unglaublich schön und ich vermisste die Sonne.
Ich könnte mich auch mit meinen Schulsachen in den Garten setzen und mich dort etwas sonnen. Dagegen dürfte er wohl nichts einzuwenden haben.

Trotzdem sollte ich vorher Jemandem Bescheid sagen, nicht dass Shawn am Ende dachte ich hätte versucht abzuhauen.
Den neu gewonnen Frieden wollte ich nur ungern auf's Spiel setzen.

Entschlossen klemmte ich mir mein Buch unter den Arm, stand von meinem Bett auf und hüpfte die Treppen hinunter in der Hoffnung, unten Jemanden zu finden.

Ich durchquerte das Wohnzimmer, bis ich die Jungs draußen im Garten erkannte.
Zögerlich zog ich die große Glastür auf und trat auf die Terrasse hinaus. Sie waren nur zu dritt. Connor, Cameron und Jack.

Für den Hauch einer Sekunde setzte mein Herz aus, denn es schien, als würden sie sich prügeln, doch dann fiel mir auf, dass sie nur zu trainieren schienen. Schlimm genug, dass sie sich zu Trainingszwecken gegenseitig schlugen, doch da sie immer wieder laut loslachten, beschloss ich ihnen keine Moralpredigt abzuhalten.

Außerdem könnten von ihnen ebenso bewertende Worte über mich und meinen Job kommen, also sagte ich nichts.

Im Gegenteil, ruhig setzte ich mich auf einen der Stühle die hier rumstanden, streckte kurz meinen Kopf Richtung Sonne, bevor ich mich wieder auf mein Biologiebuch konzentrierte.
Immer mal wieder beobachtete ich die Jungs über den Rand meines Buches hinweg und schnell wurde mir klar, dass das was sie da taten wesentlich interessanter war als das, was auf den Seiten meines Buches stand.

"Hey Nova!" rief Connor und hob seine Hand, um mir zu winken.
Ertappt schob ich das Buch wieder nach oben, um damit mein Gesicht zu verstecken in der Hoffnung, sie würden mich dann nicht mehr sehen.
Vorsichtig lugte ich wieder über das Buch und sah sie in meine Richtung laufen.
Als mein Blick den von Cameron traf, senkte ich den Blick. Langsam legte ich mein Buch auf den Tisch neben mir und sah zu den Jungs hinauf.

"Was machst du da?" fragte Connor und nickte zu meinem Buch.
Ich biss mir kurz auf die Lippe, was mich wieder an die Situation zwischen Shawn und mir letzte Woche im Flur erinnerte.
Sofort ließ ich meine Unterlippe los und versuchte mich an einem sanften Lächeln.

"Naja ich lerne für die Schule." antwortete ich schlicht und spürte, dass mir die Situation unangenehm wurde.

"Ist doch langweilig." murmelte Cameron, weshalb ich genervt eine Augenbraue hob.

Noch immer zeichnete sich ein blauer Fleck unter seinem linken Auge ab, denn er hatte bei seinem Kampf letzte Woche ordentlich Etwas abbekommen.
Und natürlich war ich absolut gegen Gewalt, vermutlich mehr als jeder Andere in diesem Land, doch nach all dem Stress, den ich wegen Cameron letzten Freitag hatte, war es doch nur fair, dass er den Kampf verloren hatte.

Ein Schmunzeln schlich sich in mein Gesicht und meine Wut verflog langsam.
Er hatte seine Strafe schon bekommen und mir würde es nichts bringen, mich mit ihm schlecht zu stellen.
Wir mussten wohl miteinander auskommen und wenn ich schaffen konnte, mit Shawn auszukommen, war Cameron doch ein Kinderspiel.

Trotzdem erkannte ich, wie Jack Cameron mit dem Ellbogen in die Seite stieß und er von den beiden Jungs auffordernd angestarrt wurde.

"Ist ja gut, tut mir leid, okay? Dann ist es eben vorbildlich und nicht langweilig." korrigierte Cameron sich und verdrehte schließlich die Augen.
Wenigstens gab es eine Sache, die wir gemeinsam hatten. Wenn es auch nur das Augenrollen war.

"Das doch nicht, du Vollidiot." mischte Connor sich ein und ich sah überfordert, jedoch gleichzeitig belustigt zwischen den Jungs hin und her.

"Achso.. ja okay, es tut mir leid, dass ich dich letzte Woche alleine stehen gelassen habe. War blöd von mir, wird nicht wieder vorkommen." ratterte Cameron runter und kratzte sich verlegen am Nacken. Entschuldigungen schienen wohl nicht so seine Stärke zu sein.
Es sah fast süß aus, wie schüchtern er in diesem Moment war.

"Natürlich wird es das nicht. Shawn vertraut dir sowas bestimmt nicht nochmal an." lachte Jack laut los und schubste Cameron leicht, welcher daraufhin die Augenbrauen zusammen zog und seinen Freund wütend anstarrte.

"Ich bin ja auch kein Babysitter." verteidigte sich Cameron, woraufhin ich mich begann zu fragen, ob er den Sinn von Entschuldigungen noch nicht so ganz verstanden hatte.

"Du tust es schon wieder." merkte Connor an und lachte leise.

"Was?" fragte Cam unwissend und sah verwirrt durch die Gegend, streckte fragend die Arme aus.

"Ein Arschloch sein." beantwortete Jack wieder lachend, woraufhin Cameron ihn dieses Mal schubste und versuchte ihm mit der Faust ins Gesicht zu schlagen.
Jack wich geschickt aus und führte Cameron solang an der Nase herum, bis er im Gras lag.

Ich konnte ein Lachen nicht länger verkneifen.
Mag sein, dass die Situation zu ernst ist, um zu lachen. Immerhin verdienen sie ihr Geld mit illegalen Kämpfen und ich bin eine gekaufte Stripperin.

Doch im Moment schienen sie einfach nur junge Männer zu sein, die sich gegenseitig neckten.
Und das war irgendwie angenehm mit anzusehen, es wirkte unbeschwert und dieses Gefühl kannte ich nicht gut.

"Das sieht so schwer aus. Da muss doch jede einzelne Bewegung perfekt sein, oder?" fragte ich interessiert an Connor gerichtet, der bis gerade auch zu Cam und Jack gesehen hatte.
Er dachte einen Moment nach, bevor er die Arme verschränkte und nickte.

"Ist es, aber es ist nicht unmöglich. Beim Tanzen muss doch auch jede Bewegung perfekt sein, oder nicht?" entgegnete er fragend und ich sah ihn einen Moment erschrocken an.
Als hätte er erst jetzt begriffen, was er da gesagt hatte, entglitten ihm die Gesichtszüge und er riss die Augen auf.

"Es tut mir leid, so war das nicht gemeint, ich wollte dich nicht daran erinnern." plapperte er schnell darauf los, ich musste jedoch lächeln.

"Connor.." begann ich, doch er versuchte sich weiterhin rauszureden.

"Es war so dumm von mir.."

"Connor!" sagte ich dieses Mal lauter und lächelte ihn schief an. Er sah mich abwartend an.
"Das Tanzen ist keine schlechte Erinnerung für mich. Ich liebe es zu tanzen. Nur nicht unbedingt an einer Stange für fremde Männer." gab ich zu und lächelte ihn ehrlich an.
Es war das erste Mal, dass ich so locker darüber sprechen konnte.

Immerhin müsste man denken, dass allein der Gedanke ans Tanzen mich innerlich zerstören müsste.
Doch im Gegenteil, ich liebe Musik, ich liebe es zu tanzen.

Ich vermisste das Tanzen und damit meine ich nicht das Strippen, sondern das tanzen durch mein Zimmer, wenn ich gerade mal nichts zu tun hatte, wenn ich mir die Kopfhörer in die Ohren gesteckt hatte und einfach darauf los getanzt hatte.

Ohne darauf zu achten besonders anzüglich und lasziv zu sein, sondern mich so zu bewegen, wie es die Musik mir vorgab.

"Das hätte ich ehrlich nicht gedacht." gab er zu und setzte sich neben mir auf einen Stuhl, sah mich an als würde er mehr hören wollen.

+++
Findet ihr es komisch, dass Nova das Tanzen eigentlich liebt?
Ich hab mir mal wieder weh getan und jetzt kann ich mich nicht mehr bewegen. Und das nervt mich. Es tut weh und ich kann kein Sport machen 😭🤦‍♀️

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