~Kapitel 32~
"May this song remind you
That they don't serve breakfast in hell"
~Breakfast - Newsboys~
"Du nervst." gab ich lediglich zurück, konnte meinen Blick trotzdem nicht abwenden.
Es musste ein ganz schön komisches Bild abgegeben haben, wie wir uns hier auf dem Flur gegenüber standen. Er in Jogginghose, ohne Shirt und ich in nichts Weiterem als einem Shirt.
Er kam noch einen Schritt näher, wenn das überhaupt möglich war und lehnte seinen Kopf weiter zu mir. Unsere Gesichter berührten sich beinahe und ich biss mir nervös auf die Unterlippe.
Was hat er vor? Wieso ist er mir so nah? Wird er mich küssen?
Natürlich wird er mich nicht küssen. Ich bin nicht mal sein Typ. Und das will ich auch nicht sein.
Ganz langsam hob er seine rechte Hand, was ich aus dem Augenwinkel erkennen konnte.
Er legte sie federleicht auf meinem Kiefer ab und zog schließlich mit seinem Daumen meine Unterlippe von meinen Zähnen weg, sodass ich mir nicht mehr auf die Lippe biss, sondern ihn mit leicht geöffnetem Mund ansah.
Er fuhr einmal über meine Lippe, bevor er die Hand schelmisch grinsend wieder sinken ließ.
Er hob seinen Kopf wieder an und nahm einen Schritt Abstand.
"Gehen wir was Essen?" fragte er plötzlich ohne Zusammenhang und riss mich damit aus meiner Starre.
Auch ich machte nun einen Schritt nach hinten und sah ihn verwirrt an.
"Was?"
"Naja, Essen? Frühstück?" erklärte er fragend, als wäre ich gerade auf den Kopf gefallen.
Und genauso fühlte ich mich auch um ehrlich zu sein. Als wäre ich auf den Kopf gefallen, irgendwo dagegen gerannt oder ganz einfach nur unglaublich bescheuert.
Was war das denn bitte eben für eine Aktion? Ich schüttelte den Kopf.
"Wieso sollte ich das wollen?" entgegnete ich überfordert, immerhin war es mir neu, dass Shawn mich zum Essen ausführen wollte. Auch wenn es nur ein Frühstück war.
"Damit das Rotkehlchen aus dem Goldkäfig kommt." er zuckte mit den Schultern.
Vielleicht ist es gar keine so schlechte Idee, wenn ich mit ihm frühstücken gehen würde. Möglicherweise könnten wir die Sache von gestern Abend klären und uns irgendwie soweit annähern, dass ein Zusammenleben möglich war.
"Okay, vielleicht solltest du dir was anziehen." bemerkte ich nervös und spürte augenblicklich wie ich rot anlief, als ich wieder auf seinen Oberkörper starrte.
"Oh glaub mir, ich könnte auch ohne Shirt aus dem Haus gehen." gab er arrogant von sich und ich verdrehte erneut die Augen, bevor ich in mein Zimmer ging und die Tür hinter mir zuwarf.
Danach zog ich mich an, kämmte mir die Haare und trat danach wieder in den Flur, wo Shawn schon auf mich wartete.
Und er hatte sich tatsächlich eine schwarze Jeans und ein dunkelblaues Shirt angezogen.
Scheint als wäre heute mein Glückstag.
Er lief die Treppen hinunter und schnappte sich eine Jacke, bevor er das Haus verließ und auf sein Auto zulief.
Bisher war ich ihm schweigend gefolgt, doch nun blieb ich ruckartig stehen und verschränkte die Arme vor der Brust.
Genau, es gab ja einen Grund, weshalb ich sauer war. Er hatte mich gestern beinahe umgebracht.
"Vergiss es." murmelte ich und schüttelte entschlossen mit dem Kopf.
Er drehte sich langsam um und sah mich ungläubig an, als könnte er nicht glauben, dass meine rebellische Phase noch immer anhielt.
"Steig ein." forderte er und lehnte sich mit den Armen auf das Dach, um über das Auto zu mir sehen zu können.
"Nein." antwortete ich entschlossen und hob mein Kinn leicht fordernd.
Er lachte tonlos auf und fuhr sich durch die Haare, bevor er mich wieder musterte.
Wie zuvor an diesem Morgen konnte ich in seinen Augen etwas aufflammen sehen. Mir war bewusst, dass ich das irgendwann Alles zurück bekommen würde und ja, ich fürchtete mich bereits jetzt.
Doch in genau diesem Moment genoss ich es, ihn auf die Palme zu bringen.
Nun verstand ich sein Verhalten beinahe, es machte Spaß seine Mitmenschen zu nerven.
"Na dann fahr doch du." schlug er vor und warf mir plötzlich seinen Autoschlüssel zu, den meine Hand absolut verfehlte und schließlich am Boden landete. Verwirrt hob ich ihn auf und musterte Shawn.
"Als ob das dein Ernst ist." gab ich kleinlauter zurück, als vor wenigen Sekunden.
"Mein Budget reicht für ein neues Auto im Notfall." er zuckte mit den Schultern und lief langsam um das Auto rum. Nervös wippte ich vom Einen auf den anderen Fuß.
"Ich kann nicht fahren." gab ich zu und musterte Shawn, der bereits auf der Beifahrerseite einsteigen wollte.
"Wieso? Hab ich dich jetzt gestern wirklich so verstört?" wollte er lachend wissen und ich verdrehte die Augen.
Du willst gar nicht wissen, auf wie viele verschiedene Arten du mich gestern verstört hast, Mendes.
"Ich hab's nie gelernt. Ich kann kein Auto fahren, okay?" gab ich patzig zurück und warf ihm den Schlüssel wieder zu.
Natürlich fing er ihn mühelos mit einer Hand.
Weil dieser Vollidiot immer bei Allem der Beste sein musste. Wenn es auch nur das Schlüssel-Fangen war.
Doch er warf ihn nur zurück, woraufhin er wieder auf den Boden fiel. Erneut bückte ich mich, um ihn aufzuheben.
"Dann lernst du es eben. Steig ein." forderte er, setzte sich schließlich auf den Beifahrersitz und schloss die Autotür, bevor ich etwas hätte erwidern können.
Zögerlich ging ich um das Auto herum, stieg ein und sah überfordert zu Shawn, dem das dämliche Grinsen nicht aus dem Gesicht zu wischen war. Idiot.
Ich schnallte mich an und versuchte dann mit den Füßen zu den Pedalen zu gelangen, wofür mir letztlich gefühlt ein Meter fehlte.
Mühsam schob ich den Sitz nach vorne.
"Rechts das Gaspedal, links die Kupplung und in der Mitte die Bremse. Drück die Bremse und die Kupplung, dann den Zündschlüssel drehen." erklärte er und ich drückte überfordert auf den Pedalen rum, bis das Auto leicht nach vorne rollte.
"Hilfe!" rief ich panisch, woraufhin Shawn lachte und die Handbremse zog.
"Ich hab doch gesagt Kupplung und Bremse, sonst rollt es." sagte er grinsend und ich würde ihm am Liebsten eins überbraten. Ich tat trotzdem wie mir gesagt und startete schließlich das Auto.
"Und jetzt?" fragte ich genervt.
"Langsam von der Kupplung und gleichzeitig ein bisschen aufs Gas. Keine Sorge, Winnie hat ne Anfahrhilfe. Nur Idioten könnten diesen Wagen abwürgen." erzählte er und ich brach in Gelächter aus.
"Winnie? Das kann doch nicht dein Ernst sein? Wie Winnie Puh?" lachte ich, doch das Auto machte einen Satz nach vorne und ging wieder aus, woraufhin mein Lachen verstummte.
"Korrigiere, nur Idioten und kleine vorlaute Mädchen können dieses Auto abwürgen." meckerte Shawn und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger über den Nasenrücken.
Schockiert sah ich zu ihm rüber und musterte ihn mit offenem Mund.
"Na bitte, dann fahr du doch!" motzte ich, schnallte mich ab und stieg aus dem Wagen.
Er tat es mir gleich und grinste mich provokant an.
"Genau was ich erreichen wollte, du machst es mir auch wirklich zu einfach, Angel." merkte er an, als er wieder auf dem Fahrersitz saß und alles so einstellte, dass er losfahren konnte.
Ich drehte mich provokativ von ihm weg und starrte beleidigt aus dem Fenster, bis wir auf dem Parkplatz eines Diner's hielten und ausstiegen.
+++
Ob sie das Essen einfach mal überstehen können, ohne sich anzuschreien und zu streiten?
Mich hat irgendwas ganz komisches erwischt. Kein Corona, keine Sorge. Mir war die ganze Nacht so unglaublich schlecht und ich hatte Kopfschmerzen. Heute ist es besser, aber immernoch vorhanden und Fieber hab ich auch. Außerdem einen Ausschlag an den Armen und Handgelenken aber das kann soweit ich gelesen habe, eine Nebenwirkung von den Medikamenten sein, mit denen ich mich die ganze Nacht vollgestopft habe. Oh man. So mies gings mir lang nicht 🤦♀️
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