~Kapitel 30~
"I can't feel my god damn face
Get the way out if I drive too fast"
~What you call that - Chase Atlantic~
Als Shawn an einer Ampel bremsen musste, fiel ich ein Stück nach vorne, da er die Geschwindigkeitsbegrenzung mit Sicherheit über 20Km/h überschritten hatte.
Doch ich würde den Teufel tun und ihn noch wütender machen als ohnehin. Den Strafzettel musste schließlich nicht ich zahlen.
Er sah genervt aus dem Autofenster und verspannte sich augenblicklich noch mehr als zuvor.
Ich folgte seinem Blick und erkannte ein weißes Auto, das direkt links neben uns an der Ampel stand.
Ich verengte angestrengt die Augen, in der Hoffnung ich würde erkennen, wieso er sich so verspannte. Doch da es mittlerweile stockdunkel draußen war, konnte ich nur das Auto sehen.
"Kann nicht wahr sein." murmelte Shawn und legte den Kopf in den Nacken.
Ich hörte, wie das weiße Auto mit dem Motor aufheulte und Shawn sich immer mehr verspannte. Das weiße Auto lies das Fenster runter, woraufhin Shawn das Selbe tat.
"Das ist also die Kleine, für die du aufgegeben hast?" ertönte eine raue Stimme aus dem anderen Auto. Ich drückte mich eingeschüchtert in den Sitz.
"Halt die Fresse, nächstes Mal mach ich dich fertig. Und ich höre nicht auf, bis du nichtmehr aufstehen kannst, Benton." knurrte Shawn bedrohlich und umfasste das Lenkrad fest.
Benton? Der Typ gegen den er verloren hatte?
"Wieso bis zum nächsten Mal warten, hm?" provozierte Benton ihn weiter und lies seinen Motor wieder aufheulen.
Er ließ sein weißes Auto bis zur Markierung rollen und sah fordernd zu Shawn, der daraufhin das Selbe tat. Schockiert musterte ich ihn.
Wieso ließ er sich denn auch von so einem Idioten provozieren?
"Oder traust du dich nicht, Mendes?" hetzte er weiter und Shawn warf mir einen kurzen entschuldigenden Seitenblick zu, bevor er den ersten Gang einlegte und starr auf die rote Ampel blickte.
Schon als die Ampel auf Orange umschaltete, drückte Shawn das Gaspedal durch und wir rasten mit quietschenden Reifen los.
Ich wurde augenblicklich in den Sitz geschleudert und hielt mich erschrocken an der Tür fest.
Er schaltete erst viel später, als es üblich war und brachte das Auto damit in kürzester Zeit auf über 130 km/h und das mitten in der Stadt.
Das weiße Auto holte schnell auf und versuchte uns den Weg abzuschneiden, weshalb Shawn das Lenkrad nach links riss und wir somit die Spur wechselten. Ich knallte gegen die Tür und versuchte mich irgendwie mit Armen und Beinen so abzustützen, dass ich nicht erneut halbwegs durch das Auto geschleudert wurde.
Panik stieg in mir auf und ich sah Shawn an, dass er in einer Art Rausch feststeckte.
"Hör auf damit! Halt sofort an!" platzte es panisch aus mir heraus, doch hingegen meiner Bitte konnte ich erkennen, wie die Tempoanzeige immer weiter anstieg, bis ich kaum noch erkennen konnte, woran wir vorbei fuhren.
Wieder gleichauf mit Benton schaltete Shawn wieder einen Gang runter, um das Auto noch mehr zu beschleunigen, was den Motor unglaublich laut aufheulen lies.
"Bitte hör auf damit! Bitte!" rief ich panisch und kniff verängstigt die Augen zusammen, denn ich konnte uns schon mit einem LKW oder einem Haus kollidieren sehen.
Und nach Allem was ich hinter mir gelassen hatte, war mein Plan ganz sicher nicht, jetzt bei einem Autounfall drauf zu gehen, weil Shawn sein Ego nicht unter Kontrolle hatte.
Das weiße Auto fuhr rechts herum und war im Begriff auf den Highway zu fahren, doch ich war mir sicher, würden wir ihm folgen, würde Shawn uns umbringen.
Auf dem Highway hatte er sicherlich keine Hemmungen dieses verdammte Auto auf über 200 Sachen zu beschleunigen. Er würde uns geradewegs den Hals abfahren.
Kurz hatte ich die Hoffnung er würde einfach geradeaus weiterfahren, denn unser Zuhause war vielleicht noch 5 Minuten von hier entfernt, doch er bog ebenfalls ab.
"Nein! Tu das nicht! Hör sofort auf!" schrie ich hektisch und wollte ihn irgendwie davon abhalten, Benton auf den Highway zu folgen.
Ohne wirklich darüber nachzudenken, dass genau diese Aktion für unseren Tod hätte sorgen können, griff ich gedankenlos in das Lenkrad und riss es nach rechts, während Shawn erschrocken auf die Bremse stieg.
Das Auto drehte sich um 180 Grad und kam mit quietschenden Reifen zum Stehen.
Shawn's Hände waren noch immer um das Lenkrad geschlungen und wir sahen beide schnell atmend nach vorne, bis er langsam seinen Kopf drehte, um in meine Richtung zu sehen.
Unsicher drehte auch ich meinen Kopf und konnte augenblicklich die Wut in seinen Augen erkennen, doch da spürte ich, dass er verdammt nochmal nicht im Recht war und ich diejenige war, die sauer sein sollte.
Und mit diesem Gedanken staute sich eine enorme Wut in mir an, die augenblicklich raus wollte.
"Bist du vollkommen bescheuert?" schrie er mich plötzlich ohne Vorwarnung an, doch diesmal löste es keine Angst in mir aus, sondern nur noch mehr Wut.
"Ich? Ob ich bescheuert bin? Wer hat uns denn gerade mit einem fucking Autorennen beinahe das Leben gekostet? Das waren du und dein instabiles Ego, dass eine Niederlage nicht verkraften kann!
Und das soll meine Schuld sein? Kann es sein, dass da oben nicht sonderlich viel drin ist?" fragte ich ebenso laut und aufgebracht und hob beim letzten Satz sogar die Hand, um mit einer Faust gegen seinen Kopf zu klopfen.
Sofort griff er nach meiner Hand und drückte mir schmerzhaft das sowieso angeschlagene Handgelenk zusammen.
Doch die Angst war noch immer nicht aufzufinden.
"Ist dir bewusst, dass du uns mit dieser Aktion beinahe umgebracht hast? Du kannst mir doch nicht einfach ins Lenkrad greifen, wenn ich so schnell fahre, Man!" schrie er zurück und lies mein Handgelenk endlich wieder los.
"Hörst du mir überhaupt zu? Hab ich dich dazu gezwungen dich von Benton provozieren zu lassen? Das war nicht mutig oder cool, das war einfach nur dumm, Nichts weiter!
Ich habe dich weder darum gebeten mich heute Abend dort hin zu schleppen, das hast du dir selbst zuzuschreiben! Genauso wenig ist es meine Schuld, wenn deine ach so tollen Jungs sich nicht an das halten was du sagst und Cameron mich einfach so alleine lässt.
Wieso hast du dich überhaupt ablenken lassen, hm? Es kann dir doch egal sein, wer mich dumm anmacht und anfasst oder etwa nicht?
Du hast gegen Benton verloren, nicht ich! Also mach mich verdammt nochmal nicht dafür verantwortlich, wenn es nicht meine Schuld ist, Shawn! Ich habe nichts falsches gemacht, das warst ganz allein du!
Hätte ich dich nicht davon abgehalten, wärst du ihm auf den Highway gefolgt und wir wären vermutlich wirklich noch drauf gegangen und glaub mir, ich habe zu viel durchgemacht, um am Ende wegen eines dummen Unfalls zu sterben, hast du mich verstanden?!
Vielleicht ist mein Leben ein elender Scherbenhaufen aber ich lasse mir nicht das, was noch übrig ist von dir kaputt machen!" schrie ich weiter, ohne eine Sekunde einen Gedanken an die Konsequenzen zu verschwenden, die meine Worte haben könnten.
"Ich habe dich nicht einmal darum gebeten, mich aus dem Sinners zu holen, das warst ebenfalls du allein. Also wenn du einen Sündenbock für all die Scheiße der letzten Wochen haben willst, dann nimm doch einfach dich selbst!" zischte ich nun leiser, schnallte mich ab und öffnete die Autotür um endlich aus diesem, gefühlt immer kleiner werdenden Auto raus zu kommen.
Hektisch stieg ich aus und begann durch die Nacht nach Hause zu laufen, doch natürlich kam ich nicht weit.
Shawn riss mich an der Schulter zu sich, sodass wir uns wieder gegenüber standen. Seine blöde Karre stand mitten in der Kreuzung, doch das ignorierte er. Hier fuhren um die Uhrzeit sowieso kaum Autos.
"Fass mich nicht an, verdammt! Hast du eigentlich eine Ahnung, dass man so nicht mit anderen Menschen umgeht? Man zerrt sie nicht durch die Gegend, man zwingt sie nicht bei einem Autorennen dabei zu sein und vor allem behandelt man sie nicht, als wären sie ein Gegenstand, den man besitzen kann.
Geht das nicht in deinen Dickschädel rein?" fragte ich, wich einen Schritt zurück und starrte ihn wütend an.
"Wie kannst du es überhaupt wagen, so mit mir zu reden?" entgegnete er mir wütend, jedoch auch überfordert. Denn er hatte sicher nicht damit gerechnet, dass ich mich diesmal zur Wehr setzen würde.
"Wie kannst du es wagen, mich sowas zu fragen? Du tust so, als wärst du Gott! Dabei übst du deine Macht nur dadurch aus, alle Anderen um dich herum klein zu trampeln.
Denkst du wirklich, das würde dich im Leben irgendwie weiterbringen? Andere wie Scheiße zu behandeln macht dich nicht zu einem gefürchteten Mann, sondern zu einem kleinen Jungen, der zu verängstigt und stolz ist, sein wahres Gesicht zu zeigen!" ich hatte mich dermaßen in Rage geredet, dass ich gar nicht mehr daran dachte wieder aufzuhören.
Es tat verdammt gut, die ganze Wut auf ihn, die sich in den letzten Wochen in mir gestaut hatten endlich raus zu lassen.
Die ganze Zeit war ich zu ängstlich gewesen und vermutlich würde ich es später noch bereuen, doch im Moment fühlte es sich so unglaublich richtig an, Alles raus zu lassen.
"Du hast doch überhaupt keine Ahnung von mir! Du weißt Nichts über mich und die Art, wie ich mit Menschen umgehe!
Denkst du ich zwinge die Jungs dazu bei mir zu bleiben und sich in diesen Fights zu prügeln? Nein, ich habe ihnen damit ein besseres Leben ermöglicht!" verteidigte er sich nun halbherzig, doch es war deutlich zu spüren, dass meine Worte und meine Art ihn aus dem Konzept gebracht hatten.
"Doch, das weiß ich. Connor hat es mir erzählt! Und trotzdem kann ich ihm nicht glauben, dass ausgerechnet du etwas Gutes für einen Menschen getan hast, der nicht du selbst bist!" zischte ich.
"Achja? Und wieso habe ich dich dann frei gekauft, hm? Wieso sollte ich das getan haben, wenn ich doch nie an Andere denke? Was will ich denn mit dir? Denkst du, du hättest irgendeinen Wert für mich?!" entgegnete er laut, woraufhin ich einen Schritt zurück wich.
Für einen kurzen Moment war ich vor den Kopf gestoßen und unfähig Etwas zu antworten, doch das war nicht nötig, denn Shawn schien nicht fertig zu sein.
"Wieso gebe ich einen Haufen Geld aus, um ein Mädchen aus einem Club freizukaufen, die nicht mal ansatzweise mein Typ ist? Habe ich dir in irgendeiner Weise weh getan? Dich zu etwas gezwungen?
Nein, verdammt. Ich habe das einfach nur getan, um dich dort rauszuholen. Ohne verfickte Hintergedanken.
Und dein ganzes Verhalten ist der Dank dafür? Haben die dich dort dumm gevögelt oder was?" ertönte seine Stimme erneut aggressiv, weshalb ich ihn aufgebracht ansah.
Wütend ging ich auf ihn zu und schubste ihn an der Brust zurück, woraufhin er allein aufgrund der Überraschung ein Schritt zurück taumelte.
"Ich bin keine Nutte, verdammt! Sag sowas nie wieder!" schrie ich wieder und drehte mich um, um die Straße weiter entlang zu laufen.
"Wo willst du hin?!" rief er mir hinterher.
Ich drehte mich während des Laufens um und sah, wie er mitten auf der Straße mit ausgebreiteten Armen hinter mir her sah.
"So weit weg von dir, wie es nur möglich ist! Du denkst doch nicht wirklich, dass ich je wieder mit dir in ein Auto steige, oder?" fragte ich rhetorisch und ging weiter.
Er folgte mir nicht, sagte auch nichts mehr, ich hörte nur kurz darauf, wie er erneut mit quietschenden Reifen davon fuhr.
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Kapitel in Überlänge ❤️ was haltet ihr von dem Verhalten der Beiden?
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