~Kapitel 27~

"Ginger hair when she's home
She's gonna know how it feels to be alone"
~Ginger Hair - David Hopkins~

Etwas später hatte ich mir eine schwarze Jeans und einen weißen Strickpulli angezogen, bevor ich wieder nach unten ins Wohnzimmer ging und mich auf den Rand des Sofas setzte.
Die Jungs unterhielten sich durcheinander, sie trugen alle schwarz, wie in einem dieser Klischee-Filme.

"Gut, los geht's. Nova, du fährst mit mir!" sprach Shawn und verließ zuerst den Raum, danach das Haus um auf sein schwarzes Auto zuzugehen.
Hilfesuchend sah ich zu Connor, der mir lediglich zulächelte, danach stieg ich zu Shawn ins Auto, schnallte mich an und sah aus dem Fenster.

"Es gibt ein paar Regeln." begann er nach einigen Minuten Fahrt ein Gespräch. Ich nickte verstehend und sah zu ihm rüber.

"Erstens, du wirst mit Niemandem sprechen, den du nicht kennst. Zweitens, unsere Kämpfe sind nacheinander das bedeutet, es wird immer Jemand von uns in deiner unmittelbaren Nähe sein, ich hab wirklich kein Bock darauf mich heute außerhalb des Rings mit Irgendjemandem anzulegen, okay?" wieder nickte ich nur stumm und sah ihn weiterhin an.

"Versuch am Besten nicht wirklich zuzusehen. Du weißt, dass ich eigentlich gar nicht will, dass du dabei bist aber es ging jetzt nicht anders. Das ist wirklich kein guter Platz für dich also versuch einfach nicht aufzufallen und naja.. tu das, was du immer tust." er zuckte mit den Schultern und ich sah ihn fragend von der Seite an.

"Was..was tu ich denn immer?" harkte ich nach.

"Genau das. Du bist schüchtern, zurückhaltend und total unauffällig. Von deinen Haaren abgesehen." merkte er an und ich zog die Augenbrauen zusammen.

"Na für die kann ich doch wohl nichts." verteidigte ich mich halbherzig und strich mir die orange, roten Haare hinters Ohr.

"Die sind nicht gefärbt?" wollte er verwundert wissen.

"Nein?"

"Gut."

"Gut?" Himmel, dieser Typ brachte mich noch zum Verzweifeln.
Seine ganze Art ist so.. arghh.. einfach undurchschaubar und.. ach keine Ahnung.

"Ich mag die Farbe." gab er schlicht von sich und ich spürte augenblicklich, wie mir die Röte auf die blassen Wangen stieg.
War das etwa sowas wie ein Kompliment? Unmöglich, Shawn würde mir nie ein Kompliment machen.

Nachdem ich nicht wusste, was ich darauf antworten sollte, schwiegen wir den Rest der Fahrt, bis Shawn zwischen zig anderen Autos auf einen großen Parkplatz fuhr und sein Auto abstellte.
Wir stiegen aus, er nahm eine Trainingstasche vom Rücksitz, schulterte Diese und ging dann auf eine große Lagerhalle zu.

Mit jedem Schritt spürte ich mehr Unsicherheit und Unbehagen in mir aufsteigen. Zögerlich sah ich mich um. Einige Autos sahen unglaublich teuer aus.
Die Mädchen die hier rumliefen, könnten genauso gut im Sinners arbeiten, bei deren Kleidungsstil. Die Röcke waren kurz und die Ausschnitte tief.
Sie sahen alle so unglaublich perfekt aus und ich kam mir einfach nur fehl am Platz vor, mit dem Outfit und meiner Ausstrahlung im Allgemeinen.

"Alles okay?" wollte Shawn wissen.
Er wartete auf mich, da er mal wieder viel schneller gelaufen war, als ich es je könnte.
Außerdem war ich dermaßen von meinem Umfeld abgelenkt und eingeschüchtert, dass mein Tempo vermutlich noch langsamer geworden war.
Ich sah kurz zu ihm auf, nickte dann jedoch. Er lief weiter, diesmal versuchte ich jedoch Schritt zu halten.
Keine Frage was das für ein Ausmaß haben würde, würde ich Shawn hier verlieren und mich alleine zurecht finden müssen.

"Es wird gleich ziemlich laut da drin, also bleib einfach direkt bei mir, ja?" sagte er warnend und wieder nickte ich nur.

Er öffnete die Tür zur Lagerhalle und sofort tönten mir laute Stimmen, gemischt mit Rockmusik und das Klirren von Flaschen entgegen.
Es war heiß hier drin und die Luft wurde mit jedem Schritt, den wir gingen noch dünner.
Es roch nach Schweiß, Alkohol und Zigarettenqualm, es roch wie im Sinners. Und genau das beschleunigte meinen Herzschlag und lies meine Hände zittern.

Es ist Alles gut, sie werden auf dich aufpassen, du bist nicht allein und nicht in der Bar deines Vaters. Das ist Geschichte, es liegt hinter dir.

Wir durchquerten die Menschenmasse entspannter als gedacht, denn die meisten gingen direkt zur Seite, als sie Shawn sahen.
Es wirkte auf mich, als hätte er sich hier tatsächlich schon einen Namen gemacht.
Die Leute hier wollten offensichtlich keine Probleme mit ihm bekommen. Mitten in der Masse fuhr mein Blick zu dem großen Boxring links von uns, in dem sich zwei Männer gegenseitig verprügelten.

Es war ein unmenschlicher Anblick, denn obwohl ich absolut keine Ahnung von diesem Sport hatte, schienen mir viele Schläge und Angriffe nicht sonderlich fair.
Ich wurde leicht geschubst, weshalb ich den Blick wieder nach vorne wendete und Shawn einige Schritte entfernt sah.
Panisch quetschte ich mich durch die Menge, bis ich wieder bei ihm war und intuitiv nach seinem Arm griff, aus Angst ihn zwischen all den Fremden hier, doch noch zu verlieren.

Er sah kurz zu mir, entspannte seinen Arm dann wieder und umschloss dazu noch meine Hand mit seiner. Sanfte Stromschläge durchzuckten meinen Arm und Alles begann zu prickeln.
Eine enorme Wärme ging von seiner Hand aus und ich lief vermutlich erneut rot an, was man aufgrund des gedämmten Lichtes in der Halle kaum erkennen dürfte.

Endlich am anderen Ende, somit hinter dem Ring angekommen gab es zwei Gänge, die aus dem enormen Raum führten.
Aus einem der Beiden kam Connor, der eine weite Boxerhose in rot trug und eine schwarze Sweater-Jacke.

Mit leidendem Blick kam er auf uns zu und stellte sich neben mich, woraufhin Shawn meine Hand direkt wieder los lies.
Ich musste ein leises Quengeln unterdrücken, denn er nahm mir die Wärme, an die ich mich gerade gewöhnt hatte.
Und obwohl es unglaublich heiß und stickig war, fühlte sich Etwas in mir plötzlich wieder kalt an.
Doch das schien nur Einbildung zu sein, richtig?

"Hör zu, Connor ist als Erstes dran. Er wartet hier mit dir, bis ich mich umgezogen habe.
Während Connor's Fight bleibe ich bei dir und danach wird Cameron auf dich aufpassen, bis ich fertig bin. Keine Alleingänge, verstanden?" rief Shawn mir über die Lautstärke hinweg zu, lehnte sich dabei ein Stück zu mir.

Ich nickte verstehend und beobachtete, wie der große Lockenkopf durch den selben Gang verschwand, aus dem Connor gerade gekommen war.

"Das ist der letzte Ort, an den ich dich gesteckt hätte." gab ich plötzlich von mir, war jedoch nicht sicher, ob Connor mir überhaupt bei all den Rufen und der Musik gehört hatte.

"Das kann ich nur zurück geben. Und es passt mir auch ehrlich gesagt überhaupt nicht, dass du hier bist. Ich hätte den Kampf absagen sollen, um mit dir Zuhause zu bleiben." gab er mürrisch von sich und ich legte den Kopf schief.

"Du hast gesagt, das heute ist wichtig für dich. Also ist es genau das, was wir tun sollten." antwortete ich ehrlich und versuchte ihm somit sein offensichtlich schlechtes Gewissen auszureden. Ich würde mich schon zurecht finden.
Außerdem war ich nicht allein hier.

"Das sagst du so leicht. Sieh dich doch mal um, diese ganzen Arschlöcher versuchen dich doch schon mit ihren Blicken auszuziehen." knurrte er und ich sah mich verwirrt um, konnte tatsächlich einige Männer erkennen, die mich halblächelnd ansahen.

Doch definitiv kein freundliches "Lass uns Mal nen' Kaffee trinken gehen"-Lächeln. Eher das Lächeln, das ich bei der Arbeit beinahe täglich ertragen musste.
Ich senkte den Blick.

"Wieso? Hier laufen doch genug perfekte Frauen rum, wieso dann ich? Ich falle doch überhaupt nicht auf." gab ich verwirrt von mir.

"Ist dir noch nie aufgefallen, dass Männer immerdas wollen, was sie nicht haben können?
Die ganzen anderen Tussen hier sindvöllig leicht zu haben. Da bleibt doch kein.. Spaß.
Du bist interessant, weil du anders bist, Nova." sagte er einerseits verbittert, andererseits sanft.

Ich versuchte mir ein Lächeln aufzuzwängen, doch vermutlich sah es mehr nach einer verzerrten Fratze aus.

+++
Wie werden die Kämpfe ausgehen? Und wie geht es weiter?

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