~Kapitel 2~
"You just gotta keep on breathing
Even when your lungs have run out of air"
~Keep On - Sasha Sloan~
Meine Hände zitterten. Sie zitterten aus Angst vor dem, was mich erwarten würde.
Wenn Dad rausfand dass ich meine Arbeit unterbrochen hatte, und das war so sicher wie das Amen in der Kirche, würde die Hölle über mir einbrechen.
In meiner Zeit hier hatte ich es mir nur einmal erlaubt einen "Auftritt" abzubrechen und das war als ich unglaublich erkältet war.
Trotzdem hatte er kein Verständnis gehabt und ich musste bitter dafür bezahlen.
Was sollte jetzt meine Ausrede sein? Oh Gott, er wird mich umbringen.
Ich stand von dem Stuhl auf, auf dem ich bisher saß, sah immer wieder auf die Uhr und ging auf und ab.
Die Bar schloss um 3 Uhr. Bis dahin hatte ich Zeit mir zu überlegen was ich sagen könnte.
Es würde nichts bringen. Es würde so oder so unangenehm werden.
Doch eine schlechte Ausrede würde mich noch immer besser aussehen lassen, als Keine.
2:52 Uhr.
Ich bekam Angst. Regelrechte Panik vor dem, was bevorstand. Er würde die Bar zusperren und danach sofort herkommen.
Ich hatte mir längst anständige Kleidung über gezogen und die schwarze Perücke vom Kopf gerissen. Endlich erkannte ich das Mädchen im Spiegel wieder.
Ich mochte sie zwar nicht sonderlich, aber ich kannte sie.
Die Minuten vergingen einerseits schleppend und andererseits viel zu schnell.
Meine Angst staute sich schmerzhaft in meiner Brust und als ich endlich die schweren Schritte meines Vaters hörte, war ich gleichzeitig erleichtert und kurz davor umzukippen.
Es würde gleich vorbei sein.
Er würde nicht lange mit mir diskutieren und meine Sichtweise hören wollen.
Er wollte eine Entschuldigung und dass ich mich danach meiner Strafe unterzog.
Das klingt hart aber so war ich aufgewachsen, es war der normale Alltag.
So behandelte er Jeden.
Mich, meine Mutter, seine Mitarbeiter.
Natürlich erlaubte er sich nicht bei Jedem so viel wie bei mir.
Ich war schließlich sein Eigentum, ich hatte ihm mein Leben und meine Existenz zu verdanken.
Dass ich nicht lache.
Ich weiß dass Hass ein mächtiges Wort ist. Man sollte Niemanden hassen.
Man sagt, man könne seine Familie nicht abgrundtief hassen. Immerhin könnten sie von heute auf morgen plötzlich weg sein.
Doch soll ich einmal ehrlich sein? Mir könnte nichts Besseres passieren, als diesen Menschen nie wieder sehen zu müssen.
Ich hasse ihn. Ohne wenn und aber. Ich verdiene es nicht, einen so egoistischen Vater zu haben.
Niemand verdient so einen Menschen in seinem Leben.
Die schwere Tür öffnete sich und hingegen meiner Erwartung, er würde auf mich zustürmen, trat mein Vater langsam ins Zimmer.
Er schwieg, sah mich lediglich abwertend an und ich wartete mal wieder auf das, was kommen würde.
"Ich musste gerade noch eine Gruppe Jungs rausschmeißen, die einfach nicht gehen wollten." sagte er ruhig und ging im Zimmer auf und ab.
"Sie waren interessiert an dir, glaube ich. Sie haben gefragt wo du abgeblieben bist.
Und weißt du, das habe ich mich dann auch gefragt." sprach er ruhig weiter, doch das war nur der Schein. Gleich würde er explodieren, ich kannte ihn doch.
"Es tut mir leid, ich.. Ich.." stotterte ich nervös.
"Du - Was? Was entschuldigt dein Verhalten?!" brüllte er nun mit einem Mal und ich machte erschrocken einen Satz nach hinten.
"Es tut mir leid." wiederholte Ich mich und sah ihm ängstlich ins Gesicht.
Wie ein Reh, das einen Jäger entdeckt hatte. Ich war direkt in seiner Schussbahn und könnte nie schnell genug weglaufen.
Ich war ihm ausgeliefert.
Heute, in diesem Moment und für immer.
"Das sagtest du bereits aber weißt du was? Das entschuldigt rein gar nichts! Du bist eine Schande für meinen Ruf, November!" schrie er wütend, holte aus und traf mit der flachen Hand meine Wange.
Mein Kopf flog zur Seite und ich hielt mir sofort die pochende Stelle, traute mich nicht mehr Irgendwas zu sagen.
"Es tut mir wirklich leid." hauchte ich, obwohl ich wusste dass es Nichts bringen würde.
"Du hast Glück, dass du morgen wieder auf die Bühne musst du kleines Miststück, sonst würde ich dich nicht einfach laufen lassen." zischte er mit erhobenem Finger und packte mich schließlich grob am Arm, um mich den Gang entlang zu zerren.
Auf dem Weg kamen wir an Jolina's Zimmer vorbei, deren Tür offen stand.
Sie war dabei sich abzuschminken, sah mich erschrocken und verwirrt an.
Unsere Blicke trafen sich jedoch nur ganz kurz, denn Dad zog mich weiter zum Hinterausgang.
Ich nahm es Jo nicht übel, dass sie mir nicht hinterher kam und versuchte mir zu helfen. Ich konnte es schließlich verstehen, an ihrer Stelle würde ich mich auch nicht trauen mich einzumischen.
Als wir an der schweren Stahltür ankamen, die Dad öffnete, schlug mir direkt die kalte Nachtluft entgegen.
"Und jetzt mach dass du nach Hause kommst und kümmere dich um deine Mutter, hast du mich verstanden?" brummte er genervt, doch ich konnte Nichts sagen, war zu paralysiert von der Situation und der Kälte.
"Ob du mich verstanden hast?!" schrie er und schüttelte mich regelrecht durch.
Ich nickte hektisch.
"Ja. Ja ich hab verstanden." antwortete ich schließlich.
Mein Dad sah mir kurz in die Augen, doch ich wendete den Blick schnell ab.
Er stieß mich stark von sich, sodass ich das Gleichgewicht verlor und mein Kopf Bekanntschaft mit dem Eck der großen, silbernen Mülltonne machte.
Stöhnend fiel ich auf den Boden. Ich landete auf dem Bauch, spürte den kalten, harten Betonboden unter mir. Er war nass und dreckig.
Ich kugelte mich zur Seite und versuchte mich aufzurichten, hielt mir jedoch stattdessen den Kopf, da dieser unheimlich pochte.
"Hey, ist Alles okay bei dir?" ertönte eine Stimme vor mir, woraufhin ich erschrocken den Kopf anhob.
Ich sah in zwei grün - blaue Augen.
"Äh.." stotterte ich und musterte den Jungen, der vor mir auf dem Boden kniete.
"Fuck, deine Stirn blutet. Warte.. Hier." er zog eine Packung Taschentücher aus seiner Hosentasche und hielt mir eines entgegen.
Ich reagierte jedoch nicht, starrte ihn nur an. Vermutlich stimmte in meinem Kopf nun noch mehr nicht, als vorher.
"Okay.. Ich mach das." murmelte er und näherte sich langsam meinem Gesicht, bis er mit dem Taschentuch sanft das Blut von meinem Kopf abtupfte. Dabei beobachtete ich ihn ganz genau.
"Komm schon Connor, ich will ins Bett!" hörte ich eine entfernte Stimme laut rufen.
Der Junge vor mir drehte seinen Kopf weg und rief, dass er gleich wieder da sei. Dann sah er mir wieder ins Gesicht und lächelte.
"Ich bin übrigens Connor. Das war ja ziemlich heftig gerade.. Dieser Typ.." Connor, wie er sich vorgestellt hatte, wurde unterbrochen durch eine andere männliche Stimme.
"Kannst du jetzt bitte deinen Arsch herbewegen und.. Na sieh mal einer an. Du siehst ja ganz anders aus.. So.. angezogen." lachte die Stimme provokant.
Mein Blick fuhr von schwarzen Boots über eine schwarze Jeans, ein schwarzes Shirt mit Lederjacke hin zu einem braunen Lockenkopf.
Mein Blick fuhr genau zu seinen dunklen, glänzenden Augen.
Die Augen, die mich heute die Laune meines Vaters gekostet hatte.
Die braunen Augen des Typen von vorhin.
Na große Klasse.
+++
Nova hat also einen großen, braunhaarigen Lockenkopf vor sich stehen. Wer das wohl ist? 🤷🏼♀️
Bin für heute endlich fertig mit Lernen, werde jetzt noch Sport machen und dann nur noch Serien schauen 😅 Wünsche euch noch ein schönes Wochenende 💕
Love, T.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top