~Kapitel 16~

"My whole life, I've felt like a burden
I think too much, and I hate it
I'm so used to being in the wrong
I'm tired of caring"
~Silence - Khalid~

Wir verließen das Sinners umgehend durch den Hinterausgang. Ich hatte Dad nicht mehr gesehen, hatte keine Zeit mich von Jolina zu verabschieden oder meine Tasche zu holen.
Er hatte mich einfach mitgenommen.
Nicht aus der Bar gezerrt und in sein Auto gesperrt, ich war ihm gefolgt. Nicht weil ich es wollte, sondern weil ich wusste, dass ich gar keine andere Wahl hatte.

Entweder Shawn hätte durchgegriffen und mich dazu gebracht ihm zu folgen oder ich wäre ihm entkommen und hätte den Zorn meines Vaters spüren dürfen.
Beides ist nicht optimal, doch da die Erinnerungen an die letzte Auseinandersetzung noch frisch waren, entschied ich mich Dad nicht sauer zu machen.

Wir schwiegen uns an während der Fahrt. Hätte ich mich überhaupt getraut zu sprechen, hätte ich nicht gewusst über was.
Zum Glück nahm die Fahrt nicht so viel Zeit ein.
Was bedeutete zum Glück, immerhin wusste ich nicht einmal, was auf mich zukommen würde.

Ich hielt das Alles hier noch immer für einen riesigen Scherz. Ich mein.. Als ob Shawn einen Haufen Geld aufgebracht hätte, um mich zu kaufen. Das klang einfach zu abgedreht.

Das Auto hielt vor einem Haus, welches mir noch bekannt war aus meiner Erinnerung vor einer Woche.
Ich hatte gedacht dieses Haus nie wieder zu sehen.

Ich atmete tief durch, bevor ich die Beifahrertür öffnete und zögerlich aus dem Wagen stieg.
Vielleicht hätte die Fahrt doch länger sein sollen. Die Panik überkam mich wieder.

Was sollte das Alles bedeuten?

"Komm mit!" forderte Shawn und lief voraus, würdigte mich keines Blickes, als wäre es ihn egal wenn ich auf der Stelle wegrennen würde.
Vermutlich wusste er, dass er mich einholen würde. Oder das mein Vater mich dazu kriegen würde, auf Shawn zu hören.

Wie ist das überhaupt möglich? Vor einigen Tagen noch hatte er mir geholfen wegen dem, was mein Vater mir angetan hatte und jetzt unterstützte er diese ganze Scheiße auch noch? Fuck!
Wie sollte ich hier nur rauskommen?

Langsam folgte ich ihm und wir betraten das Haus. Es war viel größer, jetzt wo es leer war und keine Party darin stattfand.

"Wir dachten schon, du kommst gar nicht mehr nach Hause!" hörte ich eine männliche Stimme lachen, konnte jedoch noch Niemanden entdecken.
Shawn griff nach meinem Handgelenk und zog mich in ein großes, offenes Wohnzimmer in dem ein großes Sofa stand.
4 Jungs saßen darauf, ihr Blick auf ein Fußballspiel im Fernseher gerichtet.

"Was hast du denn dabei?" fragte einer der Typen plötzlich und mustertete mich, weshalb ich mich direkt versuchte, hinter Shawn zu verstecken, wenn er mir auch kein Schutz bieten würde.
Ich hatte noch immer meine Arbeitskleidung an, die nicht sonderlich viel Haut bedeckte.

"Seit wann bringst du deine.." begann eine Stimme, doch sein Kopf drehte sich zu uns und Connors Blick trat auf meinen.

"Heilige Scheiße.. Nova?!" stieß er aus und sprang aufgeregt vom Sofa auf, um auf uns zuzugehen.
Er wollte mich umarmen, doch ich wich zurück.

Wie sollte ich ihm noch vertrauen? Er hatte mit der ganzen Sache hier zutun. Das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen.
Konnte ich mich so getäuscht haben in Connor?

"Seit wann teilt ihr eure Weiber?" fragte ein anderer Junge spöttisch und trank aus seiner Bierflasche.
In welchem verdammten Klischee war ich hier bitte gelandet?

"Das ist.. Äh.." begann Shawn und sah mich fragend an, woraufhin ich ihn vorwurfsvoll ansah.

"Nova.." murmelte ich beschämt.

"Das ist Nova, sie wohnt ab jetzt hier und wird nicht alleine aus dem Haus gehen. Fragen?" beendete Er gelangweilt seinen Satz und die Jungs sahen ihn plötzlich doch interessierter an.

"Ja ich hätte tatsächlich ein paar.." begann einer der Jungs, doch Shawn unterbrach ihn, mit einem einfachen "Mir egal" und verließ den Raum.

Unbeholfen und noch immer vor Angst zitternd, stand ich im Türrahmen des Wohnzimmers, wartete auf das, was als nächstes geschehen würde.
Obwohl ich ihn gerade genauso wenig sehen wollte, wie sonst jemanden, sah ich hilfesuchend zu Connor.

"Ich bring dich ins Gästezimmer." sprach er überfordert und ging voraus durch das große Haus.
Es kam mir letzte Woche wirklich viel kleiner vor.

Oben angekommen erschien das mir bekannte Gästezimmer hinter einer Tür.
Ich sah mich um, versuchte mich zu beruhigen, ruhig zu atmen, doch ich scheiterte kläglich.

Ich begann zu heulen, wie an so vielen Tagen zuvor, doch diesmal war ich nicht alleine. Und das machte es noch viel schlimmer.
Hilflos drehte ich mich um meine eigene Achse, während ich aufschluchzte.

Hier sollte ich also wohnen? Wie eine Mitbewohnerin? Wohl eher wie eine Gefangene. Mehr war ich doch nicht. Ich war nur eine verdammte Stripperin, die von ihrem Vater verkauft wurde, weil die Prostitution nicht geklappt hat.

Scheiße ist mein Leben jämmerlich.

"Hey, ich weiß.." begann Connor und kam auf mich zu, doch ich wich zurück und hob meine Hände an.

"Fass mich nicht an. Bleib weg von mir!" forderte ich weinend.
Er blieb stehen, hob abwertend die Hände und musterte mich mitleidig.

"Du weißt, ich würde dir nie etwas tun." sprach er ruhig, doch ich lachte ironisch auf.

In mir staunten sich so unglaublich viele Emotionen.
Ich hatte Angst, regelrechte Panik, gleichzeitig war ich unglaublich traurig, doch gleichermaßen wütend. Auf Connor, auf Shawn, meinen Dad und mein Leben im Allgemeinen.

"Das weiß ich nicht! Was soll das hier Alles? Er taucht dort auf und kauft mich? Er hat mich gekauft. Als wäre ich nur ein fucking Gegenstand. Verdammt, mehr bin ich doch auch nicht! Ich will hier raus.
Ich will nicht mal nach Hause, ich will einfach weg von hier. Das ist Alles ist die größte Scheiße! Ich bin mehr als ein Gegenstand! Wann lernt ihr das Alle endlich? Was soll ich hier? Was wollt ihr von mir? Bin ich eure persönliche Nutte? Bin ich euer kleines Spielzeug? Woher hat er überhaupt das ganze Geld? Muss ich jetzt bei jedem Satz um mein Leben bangen? Das ertrage ich nicht mehr Connor, ich ertrage es nicht mehr! Ich hab doch nichts Böses getan. Wieso tut ihr mir das an?" flennte ich wie ein kleines Baby.

Ich verschluckte mich einige Male an meinen Schluchzern, hatte Schwierigkeiten überhaupt Luft in meine Lungen zu pressen.
Mein Körper pochte, meine Augen brannten und mein Kopf drohte zu explodieren.

"Nova, du kennst mich. Ich bin kein anderer Mensch, als letzte Woche. Erinnerst du dich nicht daran, dass wir dir geholfen haben? Ich weiß nicht, was Shawn sich dabei gedacht hat, ich wusste davon Nichts, das musst du mir glauben.." sprach er flehend und wollte wieder auf mich zugehen, doch selbst wenn mein Verstand sagte, dass Connor mir nichts tun würde, konnte ich diesen gerade nicht einsetzen.
Mein Zustand grenzte an einer Panikattacke und ich flüchtete mich ins Eck des Zimmer.

"Bitte Fass mich nicht an. Bleib weg von mir. Bitte!" wimmerte ich und wich seinem Blick aus.

"Okay. Ich bleibe hier drüben stehen, ja? Aber hör mir zu. Ich weiß nicht, wieso das hier gerade passiert ist, ich bin genauso überrascht wie du.
Aber Eines weiß ich sicher. Dir kann hier Nichts passieren, hörst du? Niemand wird dir Etwas tun. Shawn nicht, die Jungs nicht und schon gar nicht Ich. Du bist hier sicher." versicherte er mir und ich drückte mich trotzdessen weiter in das Eck des Zimmers.
Ich wollte einfach nur allein sein. Stumm sahen wir uns an, nur mein Weinen erfüllte den Raum.

"Wir wollen dir Nichts tun." wiederholte er und ich nickte langsam, um ihm zu verstehen zu geben, dass ich versuchte ihm zu glauben.

"Okay. Dann.. Solltest du dich vielleicht hinlegen, um runter zu kommen. Es ist ziemlich spät. Das Badezimmer ist gegenüber und in der Kommode sind ein paar große Shirts. Kann ich dich alleine lassen oder soll ich hier bleiben?" fragte er und ich versuchte die Informationen zu verarbeiten.
Das hier war keine fucking Jugendherberge.

"Nein bitte geh.." murmelte ich. Er sah einen Moment enttäuscht aus, nickte jedoch verstehend.

"Okay, wenn du dich damit sicherer fühlst, kannst du deine Zimmertür abschließen. Aber du bist keine Gefangene hier, bewege dich frei im Haus, ja?" er sah mich abwartend an, bekam jedoch keine Antwort, sodass er die Tür öffnete und aus dem Zimmer trat.

"Schlaf gut." sagte er noch bevor er die Tür hinter sich schloss und ich aus dem Eck auf die Tür zusprang, um sie hinter Connor direkt abzuschließen.

+++
Was sagt ihr zu dieser Wendung?

Tut mir leid dass das Kapitel erst jetzt kommt, meine Laune ist die letzten Tage einfach auf dem Tiefpunkt.
Wie sollte es auch anders sein? Dieser fucking Virus macht gerade Alles kaputt, was ich für dieses Jahr geplant hab.
Und damit meine ich nicht nur Konzerte, sondern auch ne Hausarbeit die ich nicht fertig schreiben kann, mein 6 Wochen Praktikum, das ich jetzt im Sommer von vorne anfangen muss, weil mir die drei Wochen die schon habe nicht angerechnet werden, wenn die Kanzlei am Montag nicht mehr aufmachen darf, Geld verdiene ich auch keins weil das Restaurant an dem ich arbeite zu 90 Prozent ab Montag auch dicht macht. Ich bin so wütend und traurig. Ich habe gerade wirklich keine Lust mehr auf dieses Leben auch wenn das dramatisch klingt. Aber was ist das aucg für ein Leben, wenn du den ganzen Tag nur zuhause sitzen darfst und dir die neueste scheiße der Medien anhören musst.. Einfach traurig. Aber wisst ihr was? Das war abzusehen. Die Natur währt sich eben gegen das, was wir mit ihr machen..

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