~Kapitel 12~

"I'm a natural disaster
But even after all that I do
It's you who's gonna be the death of me"
~Dear Society - Madison Beer~

"Ich.." begann ich unsicher, als ich meinen Eltern in die Augen sah. Sie standen mir im Flur gegenüber.
Ich hätte sie verstanden, hätten sie sich Sorgen gemacht, doch das hatten sie nicht. Es konnte ihnen doch egal sein, wo ich war.

"Ich war im Krankenhaus." log ich, doch mir fiel keine bessere Ausrede ein. Meine Eltern wussten, dass ich keine Freunde hatte, bei denen ich untergekommen sein konnte.

"Im Krankenhaus? Bist du völlig wahnsinnig geworden?!" brüllte Dad direkt und ich schreckte einen Schritt zurück, woraufhin mein Rücken an die Tür stieß und mir die Tränen in die Augen stiegen.

"Ich wusste nicht, was ich machen sollte!" verteidigte Ich mich, obwohl ich wusste wie dumm es war. Ich durfte mich nicht verteidigen. Ich musste mich entschuldigen, oder schweigen.

"Ich hab dir gesagt du sollst nach Hause gehen! Was ist daran so schwer zu verstehen?! Hast du irgendjemandem Etwas erzählt?" wollte er wissen und plötzlich wurde mir klar, wieso er wissen wollte, wo ich war. Er hatte lediglich Angst, er würde auffliegen.
Wie konnte ich nur eine Sekunde denken, er hätte an etwas Anderes als sich selbst gedacht?

"Nein! Natürlich habe ich das nicht." Lüge. Naja, indirekte Lüge. Immerhin hatte ich nicht die komplette Wahrheit erzählt, sondern nur einen Teil davon.

Dad schüttelte verachtend den Kopf. Ich senkte den Blick und wünschte mir nichts sehnlicher, als zurück bei Connor zu sein. Ich wünschte, ich könnte ihm die Wahrheit erzählen und er würde mir helfen von hier abzuhauen.
Doch es war nichts weiter als Wunschdenken. Denn manche Umstände lassen sich nur schwer ändern. Man wird in ein bestimmtes Umfeld geboren, ob man es nun will oder nicht. Und damit muss man leben.

"Es war ein Fehler dich zu behalten. Du hast doch absolut keinen Wert für uns. Ich erwarte dich am Freitag pünktlich bei der Arbeit und schau, dass man deinen Rücken nicht sieht. Verstanden? Bis dahin will ich dich nicht mehr unter die Augen kriegen." brummte er und mein Mund öffnete sich schockiert.
Wie sollte ich in diesem Zustand arbeiten? Ich konnte doch nicht einmal ordentlich laufen.

"Aber Dad, ich.." noch bevor ich den Satz beenden konnte, traf mich eine Ohrfeige und ich verstummte.

"Ich will Nichts hören! Verschwinde in dein Zimmer, November!" schrie er mir mitten ins Gesicht und ich spürte die Panik nur so an meinem Bein hochklettern. Reiß dich zusammen. Nicht vor ihnen. Biete ihnen nicht noch mehr Angriffsfläche.

Ich nickte und rannte danach die Treppen nach oben, um endlich von ihm weg zu kommen. Ich stürmte in mein Zimmer, verschloss die Tür hinter mir und ließ mich erschöpft auf meine Knie fallen. Sanft fuhr ich mit den Fingerspitzen über den Holzboden und versuchte mich zu beruhigen.

Sollte es nicht irgendwann nachlassen? Ich wünschte mir kalt zu sein. Ich wünschte mir, dass mich das Alles nicht mehr interessierte, nicht mehr traf.
Doch das war nunmal einfach nicht ich. Meine Eltern konnten mir noch so oft sagen, dass sie mich hassen und ich ein Fehler war, in mir lebte immer die Hoffnung, sie würden doch noch anfangen mich zu lieben.

Das war naiv und dumm. Doch so war ich eben.
Ich träumte lieber davon, dass Alles gut werden würde. Vermutlich hinderte mich das daran meine Gefühle zu verlieren. Es wurde Vieles einfacher machen. Vielleicht hätte ich keine Angst mehr die Sache hier zu beenden. Doch gleichzeitig wollte ich mir nicht die Chance nehmen, doch irgendwann glücklich zu sein.

Fuck, wieso war ich nur so ein Fehler auf dieser Welt? Nur eine Person. Eine einzige Person und ich würde meine Denkweise ändern. Ein Mensch der sich ehrlich für mich interessierte, auf den ich mich verlassen konnte, ein Mensch der mich wirklich mochte.

Mein Handy vibrierte in meiner Hosentasche und ich zog es hervor um eine neue Nachricht zu lesen.

"Wie haben deine Eltern reagiert? Geht's dir gut?" stand in ihr.

Connor. Er hatte mir geholfen.
Shawn hatte mir auch geholfen. Das hätte ich nie gedacht. Er war absolut nicht der Typ Mensch, der Anderen half. Zumindest keiner so unbedeutenden Person wie mir. Aber vielleicht hatte ich mich auch getäuscht in ihm. Es war doch möglich, dass er bei unserer ersten Begegnung einfach einen schlechten Tag gehabt hat.

Aber seine ganze Ausstrahlung. Er sprühte nur so vor Gefahr und machte mir Angst. Vielleicht hatte er ähnliches durchleben müssen wie ich, vielleicht war er einfach nur ein Arschloch. Ich würde es wohl nie erfahren.

Die nächsten Tage vergingen schleppend und gleichzeitig viel zu schnell. Ich hatte Angst vor Freitag. Ich hatte eigentlich ständig Angst vor Allem. Aber bei dem Gedanken an die Arbeit, zog sich Alles in mir zusammen.

Den Alltag zu meisten trotz den Schmerzen war eine andere heikle Geschichte. Ich hatte mich tatsächlich nach dem Duschen getraut meinen Rücken in einem Spiegel anzusehen und mir wurde allein bei dem Anblick schlecht.
Egal wie lange ich warten würde, mein Rücken würde nie wieder aussehen wie zuvor. Er würde auf Ewig entstellt und vernarbt aussehen.

Was ist, wenn mein Körper irgendwann überall so aussehen würde? Was ist, wenn ich zu hässlich war um weiter im Sinners zu tanzen? Was würde Dad dann mit mir anstellen? Würde es leichter werden, würde es schlimmer werden?

Der Freitag war gekommen und ich hatte heute besonders große Schwierigkeiten mich aus dem Bett zu quälen. Doch die Arbeit wartete auf mich.
Damit meinte ich vorerst das Essen für meine Eltern vorzubereiten und mich einer unangenehmen Dusche zu unterziehen. Danach machte ich mich auf den Weg in die Schule und versuchte irgendwie aufzupassen.
Es war die reinste Tortur in der Schule zu sitzen, immerhin konnte ich mich keine zwei Sekunden irgendwo anlehnen, denn obwohl mein Rücken Fortschritte machte, brannte es noch immer wie die Hölle, wenn er irgendwas berührte.
Selbst einen Pulli zu tragen wurde zur Qual.

Mein Leben ist scheiße. Durfte ich das einfach Mal kurz anmerken? Ich hab verdammt nochmal kein Bock mehr auf den Mist.

Ich stützte mein Gesicht auf der Handfläche ab und versuchte krampfhaft die Augen offen zu halten, während meine Lehrerin etwas über dreidimensionale Koordinatensystem erzählte. Obwohl sich das für mich Alles ohne groß zu überlegen erschloss, wollte ich trotzdem aufpassen. Leider ging der Plan mächtig in die Hose und ich schlief mitten im Unterricht auf dem Tisch ein.

"November?" ertönte die sanfte Stimme meiner Lehrerin und ich riss erschrocken den Kopf nach oben.
Fuck fuck fuck, was hatte sie gefragt, was.. Ich sah mich um und bemerkte, dass das Klassenzimmer bereits leer war.

Mrs.Johnson musterte mich skeptisch.

"Tut mir leid." gab ich direkt von mir. Würde sie wütend werden und meine Eltern anrufen,.. ich wäre geliefert.

"Ist Alles in Ordnung bei dir? Es ist nicht das erste Mal, dass du im Unterricht eingeschlafen bist." harkte sie freundlich nach und setzte sich auf einen der Tische eine Reihe vor mir.

"Ja. Alles ist gut." antwortete ich unehrlich. Doch was sollte ich sonst tun, die Wahrheit sagen?

"Bist du dir sicher? Hast du vielleicht Zuhause irgendwelche Probleme oder mit deinen Mitschülern?" wollte sie wissen und ich schüttelte energisch den Kopf.

"Hör mal, ich will dir wirklich helfen aber dazu musst du mir sagen, was los ist. Wieso bist du so müde?" sie schien wirklich nicht locker zu lassen. Zum Glück war ich ein Naturtalent im Lügen.

"Ich habe einfach nur schlecht geschlafen." antwortete ich nervös. Soviel zum Thema gut im Lügen.

"Bist du dir sicher? Wir könnten bestimmt einen Weg finden.."

"Ich..äh..I-ich muss jetzt wirklich nach Hause." stotterte ich, stand ruckartig auf, griff nach meiner Tasche und verließ das Klassenzimmer.

+++
Was sagt ihr dazu, dass sie immer wegläuft, wenn ihr Jemand derartige Fragen stellt? Wie wird die Arbeit verlaufen?

Meine liebe kleine (sie ist wirklich klein) @Eda_333 hat heute Geburtstag und scheint keinen so tollen Tag zu haben. Also schenkt ihr ein bisschen Liebe <3 Ich hab dich lieb, Pooda <3 Hab trotzdem einen schönen Tag, ich wäre gerne bei dir <3

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