~Kapitel 31~
"Aaliyah es.. das ist so sinnlos, ich glaub es gibt nichts das ich sagen könnte, was nur annähern wieder gut macht, was ich getan habe", begann Shawn und ich konnte hören, wie schwer es ihm fiel das auszusprechen, wie erleichtert er aber auch klang endlich das sagen zu können, was ihn so lange gequält hatte.
"Nein! Ich bin einfach nur erleichtert, dass es dir gut geht. Ich .. wir sind nicht sauer oder enttäuscht, im Gegenteil.
Ich wünschte wir hätten irgendetwas tun können, damit du dich nicht so fühlst, als müsstest du uns verlassen", schluchzte sie nun wieder und ihre dunklen Augen schimmerten riesig groß.
Ich wünschte ich könnte sie einfach so in den Arm nehmen und ihren Schmerz in mich aufsaugen. Diese Familie verdiente alles aber kein Schmerz.
"Dafür konntet ihr doch nichts. Es war einfach mein letzter Ausweg, weißt du? Alles andere hätte uns an einen noch schmerzhafteren Punkt gebracht. Euch zumindest. Und das konnte ich euch noch weniger antun, nicht nach allem was ihr wegen mir durchgemacht habt", entschuldigte sich mein Freund und ich strich ihm immer wieder beruhigend über die Hand, um ihm zu zeigen, dass ich bei jedem seiner Worte und Bewegungen hinter ihm stand, um ihm den Rücken zu stützen.
"Wir? Oh Gott was du durchmachen musstest.. ich dachte wirklich bei alldem was dir da draußen zugestoßen ist, wären wir dein sicherer Hafen gewesen.
Ich wusste nicht, dass er dir all das angetan hat und Mum auch nicht, das schwöre ich dir. Sie hätte etwas unternommen, das hat sie auch getan, als er angefangen hatte mir und ihr weh zu tun. Hätten wir es doch nur früher gemerkt..", weinte Aaliyah und Jordan umarmte seine Freundin, um sie zu trösten.
"Ich will nicht, dass ihr irgendetwas davon auf euch nehmt. Das war alles ganz allein meine Entscheidung und mein Fehler.
Und auf der anderen Seite, ich weiß wie hart das klingen muss, aber ich hab auch viel gelernt und erreicht, vielleicht sollte alles genauso kommen", sagte er und sah gegen Ende in meine Richtung, was mir ein leichtes Lächeln ins Gesicht zauberte.
Plötzlich hörte man, wie sich der Schlüssel in der Haustür herum drehte und die Geschwister verstummten.
Für einen kleinen Moment hatte ich ein Bild von Shawn und seiner Schwester als Kinder im Kopf, die etwas Verbotenes getan hatten und jetzt erstarrten, weil ihre Mutter vom Einkaufen nach Hause kam.
Nur war es leider noch viel ernster.
Die erste Hürde war geschafft, nur wusste ich nicht, wie Shawn's Mutter auf das Treffen reagieren würde, wie sie es verarbeitete und ja ein ganz kleiner Teil in mir machte sich auch Gedanken, ob sie mich als Freundin ihres Sohnes akzeptieren würde.
Aaliyah starrte ihren Bruder kurz an, bevor sie ihm bedeutete sitzen zu bleiben, selbst jedoch aufstand und in den Flur hinaustrat.
Man hörte leise Stimmen und ein lautes, weibliches Lachen. Vermutlich glaubte ihre Mutter ihr nicht, dass Shawn hier war.
Wer würde das schon, nach all den Jahren?
Impulsiv stand Shawn auf und ließ dabei zum ersten Mal seit wir hier waren meine Hand los.
Hilfesuchend sah ich zu Jordan, der das Szenario selbst nur angespannt musterte.
Ganz langsam sah ich eine wunderschöne Frau um die Ecke kommen. Ihre schulterlange Haare hatten blonde Strähnchen und sie wirkte jung und aufgeweckt, obwohl ihr der Schock ins Gesicht geschrieben stand.
Sie starrte ihren Sohn ausdruckslos an, ohne auch nur einmal zu blinzeln. Allerdings wich ihr immer mehr die Farbe aus dem Gesicht, sodass sie recht schnell der Farbe der Wand ähnelte und sie sich am Türrahmen festhielt. Ihr Körper schwankte etwas, weshalb Aaliyah ihre Mutter stützte.
"Mum, wenn ich es dir doch sage.. er ist echt.. geh zu ihm", murmelte Aaliyah und lächelte mit Tränen in den Augen.
Shawn's Mutter ging mit langsamen Schritten auf ihren Sohn zu, dieser ging ihr ebenso langsam entgegen und die Anspannung lag regelrecht in der Luft.
Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, bis Mutter und Sohn sich endlich gegenüber standen.
Sie hob langsam beide Hände und legte sie zaghaft auf die Wangen ihres Sohnes und schloss mit ausdrucksstarker Miene die Augen, als sie ihn berührte und begriff, dass er tatsächlich echt war. Sofort begannen Tränen ihre Augen zu verlassen und sie drückte ihm einen mütterlichen Kuss auf die Wange, bevor sie ihre Arme um meinen Freund legte und sich regelrecht an ihm festkrallte.
Shawn schloss ebenfalls die Arme um seine Mutter und sog sie beinahe in sich hinein, so fest umarmten die Beiden sich.
Das war, was ihm all die Jahre lang gefehlt hatte, eine mütterliche Umarmung, eine Umarmung, die die Welt wieder bunt werden ließ, wenn alles schwarz und weiß ist, eine Umarmung, die einem wieder Kraft gab, wenn man am Boden war, eine Umarmung der Hoffnung.
Eine die ich selbst nie genießen durfte. Umso mehr bedeutete es mir, dass Shawn dieses Gefühl zurück hatte.
Der familiäre Moment war derartig intim, dass ich mich für einen Moment lang schlecht fühlte, anwesend sein zu dürfen, ging es mich doch überhaupt nichts an. Und gleichzeitig fühlte ich mich so unfassbar geehrt, das mit angesehen haben zu dürfen.
Der Blick seiner Mutter traf plötzlich meinen und ich konnte so viel Dankbarkeit und unbedingte Freude in ihren Augen erkennen, dass mir ein Schauer über den Rücken lief. Ganz langsam löste sie sich von ihrem Sohn, ohne den Blick dabei von mir abzuwenden.
"Wer ist das?", flüsterte sie mit heißerer und verschnupfter Stimme, da sich ihre Tränen noch immer nicht beruhigt hatten.
Shawn drehte sich ebenfalls lächelnd in meine Richtung und legte seiner Mutter einen Arm um die Taille, um sie langsam in meine Richtung zu führen.
Mittlerweile waren Jordan und ich ebenfalls aufgestanden, weil mir der Moment zu wichtig vorkam, als dass ich einfach gelangweilt auf dem Sofa sitzen bleiben könnte.
Mein Herz begann wie wild zu pochen und ein Klos bildete sich in meinem Hals. Bitte lieber Gott, wenn mich meine eigene Mutter schon nie akzeptiert hatte, mach bitte, dass zumindest die meines Freundes mit mir einverstanden war.
"Das ist Nova, sie ist.. einfach Alles. Wir sind erst seit einem halben Jahr zusammen aber ich verdanke ihr so viel. Ohne sie hätte ich nie den Mut gehabt, hierher zu kommen", sagte Shawn sanft und sah mir dabei tief in die Augen.
Eine Gänsehaut überzog meine Arme und ich spürte die Tränen, die in meinen Augen standen noch deutlicher als zuvor. Ich lächelte verlegen und machte einen Schritt nach vorne, die Hand bereits ausgestreckt.
"Freut mich wirklich sie kennenzulernen", gab ich schüchtern von mir und hoffte inständig, sie würde mich nicht direkt hassen.
Doch es kam anders als erwartet. Shawn's Mum löste sich hastig von ihrem Sohn, kam auf mich zu und zog mich kurzentschlossen in eine feste Umarmung. Meine erste Reaktion war komplett zu verkrampfen, weil mir derartig viel Wärme und Liebe überflutete, die ich nie zuvor von einer Mutter erfahren hatte.
Doch schon kurze Zeit später genoss ich das Gefühl in vollen Zügen und umarmte die Mutter meines Freundes ebenfalls.
"Ich bin Karen und ich bin dir so unfassbar dankbar, dass du mir meinen Sohn zurückgebracht hast", sagte sie leise und sah mir tief in die Augen.
Ich öffnete den Mund, war jedoch unfähig irgendetwas zu sagen. Ich hatte ihn nicht zurückgebracht, das hatte sie doch nicht mir zu verdanken, oder? Er wäre auch ohne mich hierher gekommen, richtig? Unsicher sah ich zu Shawn, der uns Beide ungläubig musterte.
Karen entfernte sich wieder von mir und griff nach der Hand ihres Sohnes, vermutlich aus Angst, dass er gleich wieder davon laufen könnte.
Jordan räusperte sich, woraufhin sich alle Blicke auf ihn richteten.
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Happy Sunday Meine Lieben ❤️ ich weiß nicht wie es euch geht aber mir ist das alles ein bisschen zu happy hier 😒
Wie geht es weiter?
Und was mich mal interessieren würde, wie feiert ihr Weihnachten dieses Jahr?
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