62 - Eine andere Lösung

"Okay das reicht." sagte Shawn motiviert und stürmte aus dem Raum.

Ich sah ihm verwirrt hinterher, sowie seine Familie und ich stand ebenfalls auf, um meinem Freund zu folgen.

Ich musste leicht rennen um den großen Schritten von Shawn folgen zu können, doch als ich bei ihm ankam, griff ich nach seinem Arm und drehte ihn zu mir.

"Was hast du vor?" fragte ich leicht aus der Puste.

"Ein paar 7.Klässlern in den Arsch treten." zischte er und wollte weiter laufen, doch ich hielt ihn erneut auf.

"Das kann nicht dein Ernst sein.." lachte ich humorlos auf und Shawn beobachtete mich skeptisch.

"Mein absoluter Ernst."

"Das kannst du nicht tun, das sind Kinder. Und selbst wenn nicht, musst du nicht immer Alles mit Gewalt lösen!" warf ich ihm vor, obwohl mir im selben Moment klar wurde, dass ich das nicht hätte sagen sollen.

Er kämpft genug gegen den inneren Drang an, seine Wut rauszulassen, da sollte ich nicht noch drauf rum hacken.

"Ist mir scheiß egal, niemand bringt meine Schwester ins Krankenhaus und bleibt ungestraft." sagte er und ging wieder weiter, doch ich ging ein paar schnelle Schritte und stellte mich vor ihn.

"Hör auf Shawn, wir finden eine andere Lösung." startete ich einen neuen Versuch, doch zu meiner Überraschung, hielt es ihn nicht auf und er stieß mich zur Seite, sodass ich gegen die Wand prallte.

Nicht stark, es tat nicht weh, ich war nur einfach ziemlich erschrocken.

"Geh einfach aus dem Weg." nuschelte er und wieder ging er weiter.

Ich rannte hinterher und riss ihn an seinem Arm zu mir, denn anders hätte ich ihn nicht zum Stehen bringen können.

"Nein verdammt, du hast gesagt du willst nicht der Kerl sein, vor dem ich Angst haben muss. Dann sei es um Himmels Willen auch nicht und beruhig dich endlich!" meine Stimme war mittlerweile gehoben, weil er ernsthaft kleine 7.Klässler verprügeln wollte.

Er muss runter kommen.

"Du hast doch keine Ahnung wie das ist!" warf er mir vor und ich lachte kurz ironisch auf.

"Natürlich weiß ich wie es ist, einen inneren Drang danach zu haben, Etwas zu tun was nicht gut ist. Ich weiß es, okay Shawn?
Aber das bedeutet nicht, dass ich dich jetzt diesen Fehler machen lasse, verstanden?
Wir haben gesagt wir helfen uns gegenseitig und genau das tue ich jetzt, auch wenn du mich dafür hasst!" zischte ich sauer.

Ich hatte mich in Rage geredet. Mein Kopf glühlte und mein Puls ging viel schneller als sonst.

"Ist Alles in Ordnung? Brauchen sie Hilfe?" fragte mich ein Krankenpfleger, der sich zwischen Shawn und mich stellte.

Das riss mich wieder aus meiner Wut und mir wurde bewusst, dass wir die ganze Zeit nicht allein waren, sondern umzingelt von anderen Besuchern des Krankenhauses.

"Was..nein." antwortete ich wieder in einer normalen Lautstärke.

Ich sah über den Mann hinweg in Shawn's Augen und auch er schien sich wieder etwas beruhigt zu haben.

"Es ist Alles gut." antwortete ich ruhig und der Mann ließ uns wieder allein.

Wir schwiegen uns einige Minuten an, bevor wir schweigend die Treppen hinunter liefen und das Krankenhaus verließen. Wir mussten uns nicht absprechen um zu wissen, dass uns frische Luft gut tun würde.

"Es tut mir leid." sagte Shawn schließlich, als wir unter einem Baum im Freien standen. Ich atmete laut aus.

"Nein sag das nicht, es war eine blöde Situation. Ich hätte dir nicht so viel vorwerfen sollen." gab ich zu und Shawn schloss die Lücke zwischen uns und umarmte mich fest.

Beruhigt legte ich meinen Kopf auf seiner Brust ab und nahm seine Nähe auf.

"Ich muss langsam nach Hause. Versprich mir, dass du keine Dummheiten machst." bat ich ihn, als ich mich von ihm löste.

"Soll ich dich nach Hause bringen?" fragte er doch ich schüttelte sofort den Kopf.

"Nein, bleib bei deiner Schwester. Glaub mir, sie braucht dich auch wenn sie es nicht zugibt. Versuch sie zu verstehen.." sagte ich geknickt und er nickte zustimmend.

"Bis morgen."

Ich lehnte mich zu ihm und küsste ihn kurz auf den Mund, bevor ich mich auf den Nachhauseweg machte.

~~~

"Wo warst du?" fragte mein Dad direkt als ich nach Hause kam.

Ich zog meine Jacke und meine Schuhe aus, stellte meine Tasche ab und ging an ihm vorbei ins Wohnzimmer. Dort setzte ich mich und wartete auf meinen Vater.

"Ich hab dir doch erzählt, dass ich mich mit Freunden treffe." sagte ich zögernd und sah ihm sofort an, dass er mir nicht glaubte.

"Ihr wolltet ins Cafe. 6 Stunden?" fragte er skeptisch und ich wich seinem Blick aus.

"Naja, dann war ich noch bei Shawn und.."direkt wurde ich unterbrochen, was mir eigentlich von Anfang an klar war.

"Ich habe dir doch gesagt, dass ich das nicht möchte." nörgelte mein Dad.

"Und ich hab dir gesagt, dass ich mich davon abhalten lasse. Er ist mir wichtig, Dad.
Außerdem mussten wir seine Schwester ins Krankenhaus bringen.
Der Tag hat genug bereit gehalten, da wäre ich dir echt dankbar, wenn du es einfach dabei belässt und mir morgen deinen Vortrag hältst." sagte ich flehend und zog meine Beine an mich ran.

"Oh.. geht es ihr gut?" fragte er plötzlich wie ausgewechselt und ich nickte nur.

"Bitte gib ihm eine Chance. Shawn ist ein guter Kerl, er ist nicht Mason. Lern ihn kennen, ich mag ihn wirklich sehr." startete ich einen letzten Versuch, der in meinen Gedanken schon abgestempelt war, doch mein Vater atmete tief durch und stimmte schließlich zu.

"Na schön, aber es wird kein leichtes Spiel für ihn."

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Als ich am nächsten Morgen bei der Schule ankam, lief Jack gerade vom Parkplatz in meine Richtung, also blieb ich stehen und wartete auf ihn.

"Guten Morgen, Sonnenschein." sagte er grinsend und ich sah ihn verstört an. Ich bin wohl alles Andere als ein Sonnenschein.

"Also.. du und Mendes, hm?" fragte er und wackelte mit seinen Augenbrauen, weshalb ich leise begann zu lachen und verstört den Kopf schüttelte.

"Du und Destiny, hm?" fragte ich gekontert und er sah plötzlich durch die Gegend ohne mir zu antworten.

"Oh schau, Shawn und Cameron, lass uns zu ihnen gehen." schlug er plötzlich enthusiastisch vor um meiner Frage aus dem Weg zu gehen.
Cam und Shawn sahen alles Andere als ausgeschlafen aus, was ich bei Shawn verstehen konnte.

"Hey Bro, wie gehts deiner Schwester?" fragte Jack direkt ernst und Shawn zuckte mit den Schultern.

"Ganz gut, Cam und ich waren über Nacht im Krankenhaus, weil ich sie nicht allein lassen wollte." erzählte er, was auch aufdeckt, wieso Cam so müde scheint.

"Freunde sind eben Geschenke" murmelte Cameron müde und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. Ich lächelte leicht.

Die Klingel leutete und wir begaben uns auf den Weg in das Schulhaus, als ich nach Shawn's Hand griff und er mir einen Kuss auf die Wange gab.

"Ihr seid so cute." quietschte Lox, die plötzlich hinter uns aufgetaucht ist und ich spürte förmlich wie ich rot wurde.

Sie lief an uns vorbei und verschwand so schnell wieder, wie sie gekommen war.

"Ich wollte dich noch was fragen, ich versteh auch wenn es gerade unpassend ist, also fühl dich nicht verpflichtet zuzusagen.. ja?" begann ich nervös und hörte kurz darauf Shawn sanft lachen.

"Was gibt's?" fragte er und blieb stehen.

"Mein Dad hat sich endlich beruhigt und würde dich gerne kennenlernen.
Wir könnten zusammen Essen gehen oder du kommst vorbei. Ich dachte an Freitag.
Aber wenn es Aaliyah bis dahin nicht besser geht, musst du natürlich nicht kommen. Du musst auch so nicht kommen, wenn du nicht willst, das würde ich verstehen und.." plötzlich wurde ich durch einen sanften Kuss auf meine Lippen unterbrochen und als wir uns wieder lösten grinste ich schüchtern.

"Ich werde da sein, Prinzessin."

++++

Da hat sich wohl ein Streit angebahnt zwischen den Beiden. Wenn ich ehrlich sein soll, wollte ich die Krankenhausszene viel krasser schreiben, aber dann dachte ich nein.. beruhig dich.. Shawn möchte ein besserer Mensch werden, dann lässt du ihn gefälligst auch :D Und ja.. so rede ich mit mir..

Was denkt ihr, wie wird das Treffen mit ihrem Vater ablaufen?

Das Wochenende war so anstrengend omg.. und in 3 Wochen muss ich ja schon wieder nach Stuttgart.. mal bisschen chillen wäre nice :D

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